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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmnller und sein Freund

selten, besonders wenn Besuch da war, wurde "die olle Pfeifsache losgelassen,"
und es wurde so gethan, als wenn das der gewöhnliche Lauf des Tages sei. Die
Möbel waren nach englischem Stil gebaut und sahen aus, als wenn sie aus dein
Laude der Zahnstocher importiert waren, der Ofen war beseitigt und durch einen
Kamin ersetzt worden, was im Winter zur Folge hatte, daß immer nur die eine
Daseinshälfte erwärmt werden konnte, und daß sich in der andern Rheumatismus
und andre schöne Dinge festsetzten. Besonders groß aber war die gnädige Frau
in der Kunst, etwaige Mängel zu verdecken und mit Surrogaten große Wirkung
zu erzielen. Wer sie in ihrem "traurigen Ruhme" rin ihrem seidnen Kleide -- etwas
andres trug sie überhaupt nicht, wenn auch dreiviertel Baumwolle in der Seide
steckte -- und ihrer schmalen aristokratischen Nase vor ihrem Kamin fitzen sah,
wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß die anspruchsvolle altertümliche Uhr auf
dem Gesims uur "och eine unvollständige Sammlung von Rädern enthielt, und daß
die indischen und chinesischen Schaustücke billige Nachahmungen waren. Ein Lawu-
tennisplatz durfte natürlich nicht fehlen, wo natürlich uur englisch gezahlt wurde,
und wenn Dort auf Urlaub zu Hause war und einen Kameraden mitgebracht hatte,
so mußte Klapphorn Livree anlegen, die Zähne zeigen und ein blödsinniges Gesicht
machen, was ihm nicht übel gelang. Im übrigen beschränkte sich die wirtschaftliche
Thätigkeit der gnädigen Frau darauf, die Lage der Dinge mit der Lorgnette zu
betrachten, endlose Überlegungen anzustellen und alles, Personen, Sachen und Ver¬
hältnisse traurig zu finden, sofern es nicht eine deutliche Beziehung auf England hatte.

Die gnädige Frau desund sich also in ihrem "traurigen Ruhme." Ju der
Hand hielt sie einen Brief, den ihr eben Auguste auf einem neusilbernen Präsentier¬
brette gebracht hatte. Im Fenster saß Fräulein Alice und malte Blumen mo¬
dernen Stils, bei denen es bekanntlich nötig ist, das Blatt aus eiuer gewissen Ent¬
fernung und unter einem gewissen Gesichtswinkel zu betrachten, um zu erkennen,
was es eigentlich sein solle. Fräulein Ellen, ein Backfisch von sechzehn Jahren, lag
auf einem Triumphstuhl, die Hände hinter dem Kopfe, die Beine ausgestreckt, und
spielte den Naturburschen.

Mama hielt also den Brief in der Hand. Sie kannte die Aufschrift, sie kannte
auch den Inhalt. Der Brief war von Uvrk. York hatte wieder nicht mit seinem
Zuschüsse gereicht, Jork machte viele Umstände und Witze, York brachte viele Gründe
vor und verwandte viele Schmeichelworte, das Ende war: Ich brauche Geld. Mama
hatte die Augen geu Himmel geschlagen, den Brief zierlich eröffnet und mit der
Miene der duldenden Tugend gelesen.

York braucht Geld, sagte sie.

Dort ist ein Lump, erwiderte Ellen.

Aber Ellen -- und wie sitzt du wieder da? -- wie kannst du Jork, einen
Offizier und Edelmann, einen Lump nennen!

Wer mehr ausgiebt, als er hat, ist ein Lump, sagte Elle".

Es ist dein Bruder, Ellen, sagte Allee mit sanfter Stimme, und deiner Mutter
Liebling, sei nicht lieblos.

Jawohl! und an Pa denkt keiner von euch. Ist es nicht lieblos, ihn zu
quälen, daß er immer wieder Geld schaffen soll? Er war neulich schou ganz ärger¬
lich und hat furchtbar über die Halsabschneider von Juden geschimpft.

Während dessen war Mama, den Brief in der Hand schwingend, ein paarmal
das Zimmer auf und ab gegangen; nun schwenkte sie ab und schwebte hinaus,
um den Herrn Gemahl dn zu suchen, wo er sicher zu finden war, im Hausgarten.

Der Herr Oberstleutnant pflanzte mit Hilfe von Klapphorn eine neue Art
Rübe, die als Futterrübe besondre Vorzüge haben sollte.

Dies ist nämlich, sagte er, die große Eckendorfer Walzeurübe.

Walzenrübe, wiederholte Klapphorn.

Etwas ganz ausnehmend ausgezeichnetes. Alle andern Runkeln sind Dreck
dagegen.


Doktor Duttmnller und sein Freund

selten, besonders wenn Besuch da war, wurde „die olle Pfeifsache losgelassen,"
und es wurde so gethan, als wenn das der gewöhnliche Lauf des Tages sei. Die
Möbel waren nach englischem Stil gebaut und sahen aus, als wenn sie aus dein
Laude der Zahnstocher importiert waren, der Ofen war beseitigt und durch einen
Kamin ersetzt worden, was im Winter zur Folge hatte, daß immer nur die eine
Daseinshälfte erwärmt werden konnte, und daß sich in der andern Rheumatismus
und andre schöne Dinge festsetzten. Besonders groß aber war die gnädige Frau
in der Kunst, etwaige Mängel zu verdecken und mit Surrogaten große Wirkung
zu erzielen. Wer sie in ihrem „traurigen Ruhme" rin ihrem seidnen Kleide — etwas
andres trug sie überhaupt nicht, wenn auch dreiviertel Baumwolle in der Seide
steckte — und ihrer schmalen aristokratischen Nase vor ihrem Kamin fitzen sah,
wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß die anspruchsvolle altertümliche Uhr auf
dem Gesims uur »och eine unvollständige Sammlung von Rädern enthielt, und daß
die indischen und chinesischen Schaustücke billige Nachahmungen waren. Ein Lawu-
tennisplatz durfte natürlich nicht fehlen, wo natürlich uur englisch gezahlt wurde,
und wenn Dort auf Urlaub zu Hause war und einen Kameraden mitgebracht hatte,
so mußte Klapphorn Livree anlegen, die Zähne zeigen und ein blödsinniges Gesicht
machen, was ihm nicht übel gelang. Im übrigen beschränkte sich die wirtschaftliche
Thätigkeit der gnädigen Frau darauf, die Lage der Dinge mit der Lorgnette zu
betrachten, endlose Überlegungen anzustellen und alles, Personen, Sachen und Ver¬
hältnisse traurig zu finden, sofern es nicht eine deutliche Beziehung auf England hatte.

Die gnädige Frau desund sich also in ihrem „traurigen Ruhme." Ju der
Hand hielt sie einen Brief, den ihr eben Auguste auf einem neusilbernen Präsentier¬
brette gebracht hatte. Im Fenster saß Fräulein Alice und malte Blumen mo¬
dernen Stils, bei denen es bekanntlich nötig ist, das Blatt aus eiuer gewissen Ent¬
fernung und unter einem gewissen Gesichtswinkel zu betrachten, um zu erkennen,
was es eigentlich sein solle. Fräulein Ellen, ein Backfisch von sechzehn Jahren, lag
auf einem Triumphstuhl, die Hände hinter dem Kopfe, die Beine ausgestreckt, und
spielte den Naturburschen.

Mama hielt also den Brief in der Hand. Sie kannte die Aufschrift, sie kannte
auch den Inhalt. Der Brief war von Uvrk. York hatte wieder nicht mit seinem
Zuschüsse gereicht, Jork machte viele Umstände und Witze, York brachte viele Gründe
vor und verwandte viele Schmeichelworte, das Ende war: Ich brauche Geld. Mama
hatte die Augen geu Himmel geschlagen, den Brief zierlich eröffnet und mit der
Miene der duldenden Tugend gelesen.

York braucht Geld, sagte sie.

Dort ist ein Lump, erwiderte Ellen.

Aber Ellen — und wie sitzt du wieder da? — wie kannst du Jork, einen
Offizier und Edelmann, einen Lump nennen!

Wer mehr ausgiebt, als er hat, ist ein Lump, sagte Elle».

Es ist dein Bruder, Ellen, sagte Allee mit sanfter Stimme, und deiner Mutter
Liebling, sei nicht lieblos.

Jawohl! und an Pa denkt keiner von euch. Ist es nicht lieblos, ihn zu
quälen, daß er immer wieder Geld schaffen soll? Er war neulich schou ganz ärger¬
lich und hat furchtbar über die Halsabschneider von Juden geschimpft.

Während dessen war Mama, den Brief in der Hand schwingend, ein paarmal
das Zimmer auf und ab gegangen; nun schwenkte sie ab und schwebte hinaus,
um den Herrn Gemahl dn zu suchen, wo er sicher zu finden war, im Hausgarten.

Der Herr Oberstleutnant pflanzte mit Hilfe von Klapphorn eine neue Art
Rübe, die als Futterrübe besondre Vorzüge haben sollte.

Dies ist nämlich, sagte er, die große Eckendorfer Walzeurübe.

Walzenrübe, wiederholte Klapphorn.

Etwas ganz ausnehmend ausgezeichnetes. Alle andern Runkeln sind Dreck
dagegen.


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[0224] Doktor Duttmnller und sein Freund selten, besonders wenn Besuch da war, wurde „die olle Pfeifsache losgelassen," und es wurde so gethan, als wenn das der gewöhnliche Lauf des Tages sei. Die Möbel waren nach englischem Stil gebaut und sahen aus, als wenn sie aus dein Laude der Zahnstocher importiert waren, der Ofen war beseitigt und durch einen Kamin ersetzt worden, was im Winter zur Folge hatte, daß immer nur die eine Daseinshälfte erwärmt werden konnte, und daß sich in der andern Rheumatismus und andre schöne Dinge festsetzten. Besonders groß aber war die gnädige Frau in der Kunst, etwaige Mängel zu verdecken und mit Surrogaten große Wirkung zu erzielen. Wer sie in ihrem „traurigen Ruhme" rin ihrem seidnen Kleide — etwas andres trug sie überhaupt nicht, wenn auch dreiviertel Baumwolle in der Seide steckte — und ihrer schmalen aristokratischen Nase vor ihrem Kamin fitzen sah, wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß die anspruchsvolle altertümliche Uhr auf dem Gesims uur »och eine unvollständige Sammlung von Rädern enthielt, und daß die indischen und chinesischen Schaustücke billige Nachahmungen waren. Ein Lawu- tennisplatz durfte natürlich nicht fehlen, wo natürlich uur englisch gezahlt wurde, und wenn Dort auf Urlaub zu Hause war und einen Kameraden mitgebracht hatte, so mußte Klapphorn Livree anlegen, die Zähne zeigen und ein blödsinniges Gesicht machen, was ihm nicht übel gelang. Im übrigen beschränkte sich die wirtschaftliche Thätigkeit der gnädigen Frau darauf, die Lage der Dinge mit der Lorgnette zu betrachten, endlose Überlegungen anzustellen und alles, Personen, Sachen und Ver¬ hältnisse traurig zu finden, sofern es nicht eine deutliche Beziehung auf England hatte. Die gnädige Frau desund sich also in ihrem „traurigen Ruhme." Ju der Hand hielt sie einen Brief, den ihr eben Auguste auf einem neusilbernen Präsentier¬ brette gebracht hatte. Im Fenster saß Fräulein Alice und malte Blumen mo¬ dernen Stils, bei denen es bekanntlich nötig ist, das Blatt aus eiuer gewissen Ent¬ fernung und unter einem gewissen Gesichtswinkel zu betrachten, um zu erkennen, was es eigentlich sein solle. Fräulein Ellen, ein Backfisch von sechzehn Jahren, lag auf einem Triumphstuhl, die Hände hinter dem Kopfe, die Beine ausgestreckt, und spielte den Naturburschen. Mama hielt also den Brief in der Hand. Sie kannte die Aufschrift, sie kannte auch den Inhalt. Der Brief war von Uvrk. York hatte wieder nicht mit seinem Zuschüsse gereicht, Jork machte viele Umstände und Witze, York brachte viele Gründe vor und verwandte viele Schmeichelworte, das Ende war: Ich brauche Geld. Mama hatte die Augen geu Himmel geschlagen, den Brief zierlich eröffnet und mit der Miene der duldenden Tugend gelesen. York braucht Geld, sagte sie. Dort ist ein Lump, erwiderte Ellen. Aber Ellen — und wie sitzt du wieder da? — wie kannst du Jork, einen Offizier und Edelmann, einen Lump nennen! Wer mehr ausgiebt, als er hat, ist ein Lump, sagte Elle». Es ist dein Bruder, Ellen, sagte Allee mit sanfter Stimme, und deiner Mutter Liebling, sei nicht lieblos. Jawohl! und an Pa denkt keiner von euch. Ist es nicht lieblos, ihn zu quälen, daß er immer wieder Geld schaffen soll? Er war neulich schou ganz ärger¬ lich und hat furchtbar über die Halsabschneider von Juden geschimpft. Während dessen war Mama, den Brief in der Hand schwingend, ein paarmal das Zimmer auf und ab gegangen; nun schwenkte sie ab und schwebte hinaus, um den Herrn Gemahl dn zu suchen, wo er sicher zu finden war, im Hausgarten. Der Herr Oberstleutnant pflanzte mit Hilfe von Klapphorn eine neue Art Rübe, die als Futterrübe besondre Vorzüge haben sollte. Dies ist nämlich, sagte er, die große Eckendorfer Walzeurübe. Walzenrübe, wiederholte Klapphorn. Etwas ganz ausnehmend ausgezeichnetes. Alle andern Runkeln sind Dreck dagegen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/224>, abgerufen am 21.10.2024.