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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Auf der Alm

Dilettantenwinkel vorbeikam, regte sich schon Leben in dein Hause, und als sie dann
die Straße am Berg hinauf ging, umflutete sie Heller Sonnenschein. Dus Steigen
ermüdete sie gar nicht; ihre Glieder waren wie gestählt, "ut sie jubelte laut auf,
als sie aus dem Walde heraustrat, und der See funkelnd im Licht vor ihr lag, das
alte liebe Mühlsturzhorn mit seiner einzigen krummen Linie drüben im Morgen¬
licht leuchtend ragte, und der Hochkalter noch dunkel und ernst zur Linken zum Wasser
herabstieg, das beide in seiner klaren Flut spiegelte. Einen Augenblick setzte sie
sich auf die Bank am Ende des Sees und weidete sich an dem herrlichen Bilde.
Dann eilte sie weiter. Als sie den See hinter sich hatte, überlegte sie einen
Augenblick, ob sie in dem alten Gasthof auf eine Tasse Kaffee warten sollte, aber
sie fühlte eigentlich noch kein Bedürfnis, holte ihr Brot aus der Tasche, knabberte
es und schritt kräftig weiter durch dus ebne Thal und seinen Tannenwald. Dann
kam der Aufstieg zu dein Htrschbichl hinauf. Jetzt mußte sie doch langsamer gehn,
die Wärme machte sich auch schon fühlbar. Und je weiter sie kam, desto mehr
war das der Fall. Sie mußte sich endlich einmal hinsetzen an einer schattigen Stelle
und ein wenig ausruhn. Und wie sie dasaß und den Kopf in die Hand stützte,
mußte sie daran denken, was die unten wohl machten und zu ihrem Davonlaufen
gesagt hätten. Ach, der Vater wußte ja, daß ihr nichts passieren konnte, und würde
Mama Müller schon beruhigen. Und er? Ein wenig zuckte es um ihre Mund¬
winkel. Ach er war wohl längst über die Reichcuhaller Straße nach Lofer. Vielleicht
schon lauge, ehe die ander" aufgestanden waren. Er hatte es wahrscheinlich ebenso
gemacht wie sie. Und jetzt wanderte er drüben hinter den Bergen einsam die heiße
Straße, geradeso wie sie hier. Und wie dachte er wohl an sie? Auch so zornig
wie sie an ihn? Ach nein, sie war ja gar nicht mehr zornig; wie gut hätten sie
jetzt zusammen hier hinaufsteigen können, fröhlich und guter Dinge, es wäre herrlich
gewesen -- wieder zuckte es bedenklich um ihren Mund. Wenn er nur nicht so
gräßlich hochmütig und gewaltthätig wäre! Und ihre Miene zog sich schon wieder
Irans. Plötzlich fuhr sie zusammen. Die Straße herab knirschte und knarrte ein
Wagen. Sie trat tiefer in den Schatten zurück und wartete. Wie lange mochte
sie hier in Gedanken gesessen haben? Sie hatte nicht acht darauf gegeben. Die
Sonne war schon hoch heraufgestiegen, und die Straße glänzte weiß in ihrem
blendenden Schein. Endlich kam der Wagen vorbei. Es waren Holzstämme, die
ans zwei Paar Räder geladen waren. Der Fuhrmann, ein junger Bursch, ging
pfeifend neben den Pferden her und schwenkte glcichgilttg die Peitsche in der Hand,
sein Pfeifen manchmal mit einen: Zuruf an die Pferde unterbrechend. Als er mit
seiner Last vorüber und um die Wegbicgnng verschwunden war, trat sie wieder
vor und ans die Straße hinaus. Es ging auch wieder besser vorwärts als vorhin,
trotz der Hitze, mir fing sie an, gewaltigen Appetit zu verspüren. Das Mühlstnrz-
horn hatte sich allmählich in Scene groteske Kette aufgelöst, und die Felsen schim¬
merten silbern im Vormittagslicht auf sie herab. Endlich lagen die Hirschbichlhäuser
vor ihr. Nun waren sie bald erreicht -- sie war doch froh, als sie in das kühle
Wirtshaus kam und sich hinter den Tisch setzen konnte. Ein Kaffee war bald ge¬
macht und schmeckte zu hartem Weißbrot und weichen Eiern mit frischer Butter
prächtig. Lauge Rast brauchte sie nicht, als sie sich gestärkt hatte. Jetzt ging es
hinauf'zur Alm! Die Grenzjäger waren ans dem Zollhaus herausgetreten, als
sie vorübereilte, grüßten galant und strichen sich die Schnurrbnrte, während sie ihr
nachschauten.

Es hatte sich ein kühlender Wind aufgemacht, der die Vormittagshitzc weniger
empfindlich machte, als sie den Wald hinter sich hatte und die Matten hinanstieg;
der Schirm war aber doch angenehm. Was würde das Traudel für Augen
machen! Der Gedanke gab ihr Flügel, und sie spürte es kaum, daß sie bergan


Auf der Alm

Dilettantenwinkel vorbeikam, regte sich schon Leben in dein Hause, und als sie dann
die Straße am Berg hinauf ging, umflutete sie Heller Sonnenschein. Dus Steigen
ermüdete sie gar nicht; ihre Glieder waren wie gestählt, »ut sie jubelte laut auf,
als sie aus dem Walde heraustrat, und der See funkelnd im Licht vor ihr lag, das
alte liebe Mühlsturzhorn mit seiner einzigen krummen Linie drüben im Morgen¬
licht leuchtend ragte, und der Hochkalter noch dunkel und ernst zur Linken zum Wasser
herabstieg, das beide in seiner klaren Flut spiegelte. Einen Augenblick setzte sie
sich auf die Bank am Ende des Sees und weidete sich an dem herrlichen Bilde.
Dann eilte sie weiter. Als sie den See hinter sich hatte, überlegte sie einen
Augenblick, ob sie in dem alten Gasthof auf eine Tasse Kaffee warten sollte, aber
sie fühlte eigentlich noch kein Bedürfnis, holte ihr Brot aus der Tasche, knabberte
es und schritt kräftig weiter durch dus ebne Thal und seinen Tannenwald. Dann
kam der Aufstieg zu dein Htrschbichl hinauf. Jetzt mußte sie doch langsamer gehn,
die Wärme machte sich auch schon fühlbar. Und je weiter sie kam, desto mehr
war das der Fall. Sie mußte sich endlich einmal hinsetzen an einer schattigen Stelle
und ein wenig ausruhn. Und wie sie dasaß und den Kopf in die Hand stützte,
mußte sie daran denken, was die unten wohl machten und zu ihrem Davonlaufen
gesagt hätten. Ach, der Vater wußte ja, daß ihr nichts passieren konnte, und würde
Mama Müller schon beruhigen. Und er? Ein wenig zuckte es um ihre Mund¬
winkel. Ach er war wohl längst über die Reichcuhaller Straße nach Lofer. Vielleicht
schon lauge, ehe die ander» aufgestanden waren. Er hatte es wahrscheinlich ebenso
gemacht wie sie. Und jetzt wanderte er drüben hinter den Bergen einsam die heiße
Straße, geradeso wie sie hier. Und wie dachte er wohl an sie? Auch so zornig
wie sie an ihn? Ach nein, sie war ja gar nicht mehr zornig; wie gut hätten sie
jetzt zusammen hier hinaufsteigen können, fröhlich und guter Dinge, es wäre herrlich
gewesen — wieder zuckte es bedenklich um ihren Mund. Wenn er nur nicht so
gräßlich hochmütig und gewaltthätig wäre! Und ihre Miene zog sich schon wieder
Irans. Plötzlich fuhr sie zusammen. Die Straße herab knirschte und knarrte ein
Wagen. Sie trat tiefer in den Schatten zurück und wartete. Wie lange mochte
sie hier in Gedanken gesessen haben? Sie hatte nicht acht darauf gegeben. Die
Sonne war schon hoch heraufgestiegen, und die Straße glänzte weiß in ihrem
blendenden Schein. Endlich kam der Wagen vorbei. Es waren Holzstämme, die
ans zwei Paar Räder geladen waren. Der Fuhrmann, ein junger Bursch, ging
pfeifend neben den Pferden her und schwenkte glcichgilttg die Peitsche in der Hand,
sein Pfeifen manchmal mit einen: Zuruf an die Pferde unterbrechend. Als er mit
seiner Last vorüber und um die Wegbicgnng verschwunden war, trat sie wieder
vor und ans die Straße hinaus. Es ging auch wieder besser vorwärts als vorhin,
trotz der Hitze, mir fing sie an, gewaltigen Appetit zu verspüren. Das Mühlstnrz-
horn hatte sich allmählich in Scene groteske Kette aufgelöst, und die Felsen schim¬
merten silbern im Vormittagslicht auf sie herab. Endlich lagen die Hirschbichlhäuser
vor ihr. Nun waren sie bald erreicht — sie war doch froh, als sie in das kühle
Wirtshaus kam und sich hinter den Tisch setzen konnte. Ein Kaffee war bald ge¬
macht und schmeckte zu hartem Weißbrot und weichen Eiern mit frischer Butter
prächtig. Lauge Rast brauchte sie nicht, als sie sich gestärkt hatte. Jetzt ging es
hinauf'zur Alm! Die Grenzjäger waren ans dem Zollhaus herausgetreten, als
sie vorübereilte, grüßten galant und strichen sich die Schnurrbnrte, während sie ihr
nachschauten.

Es hatte sich ein kühlender Wind aufgemacht, der die Vormittagshitzc weniger
empfindlich machte, als sie den Wald hinter sich hatte und die Matten hinanstieg;
der Schirm war aber doch angenehm. Was würde das Traudel für Augen
machen! Der Gedanke gab ihr Flügel, und sie spürte es kaum, daß sie bergan


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[0099] Auf der Alm Dilettantenwinkel vorbeikam, regte sich schon Leben in dein Hause, und als sie dann die Straße am Berg hinauf ging, umflutete sie Heller Sonnenschein. Dus Steigen ermüdete sie gar nicht; ihre Glieder waren wie gestählt, »ut sie jubelte laut auf, als sie aus dem Walde heraustrat, und der See funkelnd im Licht vor ihr lag, das alte liebe Mühlsturzhorn mit seiner einzigen krummen Linie drüben im Morgen¬ licht leuchtend ragte, und der Hochkalter noch dunkel und ernst zur Linken zum Wasser herabstieg, das beide in seiner klaren Flut spiegelte. Einen Augenblick setzte sie sich auf die Bank am Ende des Sees und weidete sich an dem herrlichen Bilde. Dann eilte sie weiter. Als sie den See hinter sich hatte, überlegte sie einen Augenblick, ob sie in dem alten Gasthof auf eine Tasse Kaffee warten sollte, aber sie fühlte eigentlich noch kein Bedürfnis, holte ihr Brot aus der Tasche, knabberte es und schritt kräftig weiter durch dus ebne Thal und seinen Tannenwald. Dann kam der Aufstieg zu dein Htrschbichl hinauf. Jetzt mußte sie doch langsamer gehn, die Wärme machte sich auch schon fühlbar. Und je weiter sie kam, desto mehr war das der Fall. Sie mußte sich endlich einmal hinsetzen an einer schattigen Stelle und ein wenig ausruhn. Und wie sie dasaß und den Kopf in die Hand stützte, mußte sie daran denken, was die unten wohl machten und zu ihrem Davonlaufen gesagt hätten. Ach, der Vater wußte ja, daß ihr nichts passieren konnte, und würde Mama Müller schon beruhigen. Und er? Ein wenig zuckte es um ihre Mund¬ winkel. Ach er war wohl längst über die Reichcuhaller Straße nach Lofer. Vielleicht schon lauge, ehe die ander» aufgestanden waren. Er hatte es wahrscheinlich ebenso gemacht wie sie. Und jetzt wanderte er drüben hinter den Bergen einsam die heiße Straße, geradeso wie sie hier. Und wie dachte er wohl an sie? Auch so zornig wie sie an ihn? Ach nein, sie war ja gar nicht mehr zornig; wie gut hätten sie jetzt zusammen hier hinaufsteigen können, fröhlich und guter Dinge, es wäre herrlich gewesen — wieder zuckte es bedenklich um ihren Mund. Wenn er nur nicht so gräßlich hochmütig und gewaltthätig wäre! Und ihre Miene zog sich schon wieder Irans. Plötzlich fuhr sie zusammen. Die Straße herab knirschte und knarrte ein Wagen. Sie trat tiefer in den Schatten zurück und wartete. Wie lange mochte sie hier in Gedanken gesessen haben? Sie hatte nicht acht darauf gegeben. Die Sonne war schon hoch heraufgestiegen, und die Straße glänzte weiß in ihrem blendenden Schein. Endlich kam der Wagen vorbei. Es waren Holzstämme, die ans zwei Paar Räder geladen waren. Der Fuhrmann, ein junger Bursch, ging pfeifend neben den Pferden her und schwenkte glcichgilttg die Peitsche in der Hand, sein Pfeifen manchmal mit einen: Zuruf an die Pferde unterbrechend. Als er mit seiner Last vorüber und um die Wegbicgnng verschwunden war, trat sie wieder vor und ans die Straße hinaus. Es ging auch wieder besser vorwärts als vorhin, trotz der Hitze, mir fing sie an, gewaltigen Appetit zu verspüren. Das Mühlstnrz- horn hatte sich allmählich in Scene groteske Kette aufgelöst, und die Felsen schim¬ merten silbern im Vormittagslicht auf sie herab. Endlich lagen die Hirschbichlhäuser vor ihr. Nun waren sie bald erreicht — sie war doch froh, als sie in das kühle Wirtshaus kam und sich hinter den Tisch setzen konnte. Ein Kaffee war bald ge¬ macht und schmeckte zu hartem Weißbrot und weichen Eiern mit frischer Butter prächtig. Lauge Rast brauchte sie nicht, als sie sich gestärkt hatte. Jetzt ging es hinauf'zur Alm! Die Grenzjäger waren ans dem Zollhaus herausgetreten, als sie vorübereilte, grüßten galant und strichen sich die Schnurrbnrte, während sie ihr nachschauten. Es hatte sich ein kühlender Wind aufgemacht, der die Vormittagshitzc weniger empfindlich machte, als sie den Wald hinter sich hatte und die Matten hinanstieg; der Schirm war aber doch angenehm. Was würde das Traudel für Augen machen! Der Gedanke gab ihr Flügel, und sie spürte es kaum, daß sie bergan

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/99>, abgerufen am 28.07.2024.