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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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lieben, opferwilligen Eifer der ihm vor der Nase weggefahrnen fahrenden Habe
seines Prinzipals nachgejagt und diese ihm immer um einen Etappenbruchteil
vorausgewesen war, wie bei der Schmetterlingsjagd der Kohlweißling dem Schul¬
jungen. Er hatte sich dreimal verirrt und war zweimal eingebrochen, einmal in
eine Schneegrube, das andre mal in einen "nicht fest genug" zugefrornen Graben.
Von Le Vere Galant, wohin sie ihn schließlich "gewiesen" hatten, nachdem er auch
in Claye -- sehr begreiflicherweise -- das Gepäck nicht angetroffen hatte, hatte
man ihn mit einer Ordonnanz, einem Gefreiten des Regiments, der anch mit
heraufgekommen war, herübergeschickt, und hier war er nun, ein reizender, braver
Bengel, gestikulierend, schwitzend, glühend, strahlend, aber als Fräulein Pauline für
jeden andern als für einen Vater, der Recht hat, schlechterdings unmöglich. Gesetzt,
es wäre einer der Anwesenden verrannt genug gewesen, dieses kostbare Exemplar
eines wie ein junger Jagdhund dem eignen guten Willen erliegenden Jünglings
für ein verkleidetes Mädchen, für die Freundin vou Rosa Hahn zu halten, was
hätte er von einer jungen Dame denken sollen, die sich zwar mit ihrer Freundin
Sie, dafür aber mit Karl und den beiden Fleischern Zeisig und Bartel Du nannte
und bei der Geschichte von der Kaffeemühle, die Zeisig zum besten gab, vor Ent¬
zücken in ein wahres Wonnegeheul ausbrach? An und für sich war ja die Ge¬
schichte, das wird uus jeder, der sie keimt, zugeben, durchaus harmlos und "sehr
gut," aber sie zu würdigen oder auch nur zu verstehn setzte Bekanntsein auf einem
Gebiete voraus, dessen grundsätzliche Reservierung zu der Errungenschaft der Klassiker¬
ausgaben für höhere Töchter geführt hat. Karl hatte sich denn auch während
dieser Episode mit seiner Rosa in eine überaus sachliche Diskussion über Vieh¬
fütterung mit Schlempe geflüchtet und hatte es so auch den fünf andern erfahrnen
Kammerherren, von denen der eine die Sache mit erlebt hatte, möglich gemacht,
ihren Anteil am Spaße ungestört zu genießen und zu bethätigen.

Der Gefreite, der dem Vater Hahn als möglicher Zwangswerber nicht ganz
geheuer war, brachte ihm von Le Vere Galant einen Brief mit, den Frau Hahn
per Feldpost gesandt und dem Generalkommando ans Herz gelegt hatte. Herrn
Bäckermeister G. Hahn aus Meißen, zu Händen Sr. Köninglichen. . . Gott sei
Dank! rief Vater Hahn erfreut, da wird er doch gesehen haben, daß wir in Meißen
wissen, was sich gehört.

In diesem Briefe, dessen Anfang Vater Hahn den ihm zunächst sitzenden
vorlas, hoffte Frau Hahn, ihr Manu werde guten Erfolg haben und nicht zu
wagehalsig sein; sie warnte ihn vor den Franktireurs, empfahl Paul, das Anziehn
der warmen Unterbeinkleider nicht zu unterlassen - hörscht'es, Paul . . . me? - ,
klagte über den langen Paul, der sich "wieder" in einen warmen Pflaumenkuchen
gesetzt habe, und berichtete, Bertha sei zu einer erkrankten Tante gereist, die ihrer
Pflege dringend benötigt gewesen sei -- ohal --, sie habe aber an ihrer
Statt eine Cousine eingestellt, die ein sehr nettes Mädchen und ganz nach ihrem
Geschmack sei. - Natürlich spindeldürr -- und 's reene Panzerschiff. Da die
zweite Hälfte des Kommentars nicht vom Vater Hahn, sondern vom lockern Zeisig
stammte, so bekam dieser etwas zu hören, das wie ein gutmütiger und nicht ganz
unverdienter Vorwurf klang. Vergangnen Sonnabend waren Schiudelmüllers alle
drei dagewesen, hatten Quarkkuchen gegessen und zwei Flaschen Roten getrunken
und ließen grüßen. "Der alte Satan" - - das stellt unsern bescheidnen Drachen
doch sehr in den Schatten -- war wie ein Ohrwürmchen gewesen, und Hermine
ließ ihrem Paul - ihrer Pauline -- sagen, sie könne ihm -- ihr nie dankbar
genug sein, denn nach dem Ausspruche des Arztes habe sie dem krummbeinigen
Goliath ein Paar falsche Rippen im Leibe zerschlagen. Ein Prachtmädel, die
Pauline. -- Am Sonntag war dann Elisens Schwägerin, die Pcchschmnnnen aus
Lommatzsch "rübergekommen" mit ihrem "Gescherre" und hatte . . . Hier brach
Vater Hahn, der nicht Lommatzsch, sondern Lnmtzsch ausgesprochen hatte, ab und


lieben, opferwilligen Eifer der ihm vor der Nase weggefahrnen fahrenden Habe
seines Prinzipals nachgejagt und diese ihm immer um einen Etappenbruchteil
vorausgewesen war, wie bei der Schmetterlingsjagd der Kohlweißling dem Schul¬
jungen. Er hatte sich dreimal verirrt und war zweimal eingebrochen, einmal in
eine Schneegrube, das andre mal in einen „nicht fest genug" zugefrornen Graben.
Von Le Vere Galant, wohin sie ihn schließlich „gewiesen" hatten, nachdem er auch
in Claye — sehr begreiflicherweise — das Gepäck nicht angetroffen hatte, hatte
man ihn mit einer Ordonnanz, einem Gefreiten des Regiments, der anch mit
heraufgekommen war, herübergeschickt, und hier war er nun, ein reizender, braver
Bengel, gestikulierend, schwitzend, glühend, strahlend, aber als Fräulein Pauline für
jeden andern als für einen Vater, der Recht hat, schlechterdings unmöglich. Gesetzt,
es wäre einer der Anwesenden verrannt genug gewesen, dieses kostbare Exemplar
eines wie ein junger Jagdhund dem eignen guten Willen erliegenden Jünglings
für ein verkleidetes Mädchen, für die Freundin vou Rosa Hahn zu halten, was
hätte er von einer jungen Dame denken sollen, die sich zwar mit ihrer Freundin
Sie, dafür aber mit Karl und den beiden Fleischern Zeisig und Bartel Du nannte
und bei der Geschichte von der Kaffeemühle, die Zeisig zum besten gab, vor Ent¬
zücken in ein wahres Wonnegeheul ausbrach? An und für sich war ja die Ge¬
schichte, das wird uus jeder, der sie keimt, zugeben, durchaus harmlos und „sehr
gut," aber sie zu würdigen oder auch nur zu verstehn setzte Bekanntsein auf einem
Gebiete voraus, dessen grundsätzliche Reservierung zu der Errungenschaft der Klassiker¬
ausgaben für höhere Töchter geführt hat. Karl hatte sich denn auch während
dieser Episode mit seiner Rosa in eine überaus sachliche Diskussion über Vieh¬
fütterung mit Schlempe geflüchtet und hatte es so auch den fünf andern erfahrnen
Kammerherren, von denen der eine die Sache mit erlebt hatte, möglich gemacht,
ihren Anteil am Spaße ungestört zu genießen und zu bethätigen.

Der Gefreite, der dem Vater Hahn als möglicher Zwangswerber nicht ganz
geheuer war, brachte ihm von Le Vere Galant einen Brief mit, den Frau Hahn
per Feldpost gesandt und dem Generalkommando ans Herz gelegt hatte. Herrn
Bäckermeister G. Hahn aus Meißen, zu Händen Sr. Köninglichen. . . Gott sei
Dank! rief Vater Hahn erfreut, da wird er doch gesehen haben, daß wir in Meißen
wissen, was sich gehört.

In diesem Briefe, dessen Anfang Vater Hahn den ihm zunächst sitzenden
vorlas, hoffte Frau Hahn, ihr Manu werde guten Erfolg haben und nicht zu
wagehalsig sein; sie warnte ihn vor den Franktireurs, empfahl Paul, das Anziehn
der warmen Unterbeinkleider nicht zu unterlassen - hörscht'es, Paul . . . me? - ,
klagte über den langen Paul, der sich „wieder" in einen warmen Pflaumenkuchen
gesetzt habe, und berichtete, Bertha sei zu einer erkrankten Tante gereist, die ihrer
Pflege dringend benötigt gewesen sei — ohal —, sie habe aber an ihrer
Statt eine Cousine eingestellt, die ein sehr nettes Mädchen und ganz nach ihrem
Geschmack sei. - Natürlich spindeldürr — und 's reene Panzerschiff. Da die
zweite Hälfte des Kommentars nicht vom Vater Hahn, sondern vom lockern Zeisig
stammte, so bekam dieser etwas zu hören, das wie ein gutmütiger und nicht ganz
unverdienter Vorwurf klang. Vergangnen Sonnabend waren Schiudelmüllers alle
drei dagewesen, hatten Quarkkuchen gegessen und zwei Flaschen Roten getrunken
und ließen grüßen. „Der alte Satan" - - das stellt unsern bescheidnen Drachen
doch sehr in den Schatten — war wie ein Ohrwürmchen gewesen, und Hermine
ließ ihrem Paul - ihrer Pauline — sagen, sie könne ihm — ihr nie dankbar
genug sein, denn nach dem Ausspruche des Arztes habe sie dem krummbeinigen
Goliath ein Paar falsche Rippen im Leibe zerschlagen. Ein Prachtmädel, die
Pauline. — Am Sonntag war dann Elisens Schwägerin, die Pcchschmnnnen aus
Lommatzsch „rübergekommen" mit ihrem „Gescherre" und hatte . . . Hier brach
Vater Hahn, der nicht Lommatzsch, sondern Lnmtzsch ausgesprochen hatte, ab und


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[0684] lieben, opferwilligen Eifer der ihm vor der Nase weggefahrnen fahrenden Habe seines Prinzipals nachgejagt und diese ihm immer um einen Etappenbruchteil vorausgewesen war, wie bei der Schmetterlingsjagd der Kohlweißling dem Schul¬ jungen. Er hatte sich dreimal verirrt und war zweimal eingebrochen, einmal in eine Schneegrube, das andre mal in einen „nicht fest genug" zugefrornen Graben. Von Le Vere Galant, wohin sie ihn schließlich „gewiesen" hatten, nachdem er auch in Claye — sehr begreiflicherweise — das Gepäck nicht angetroffen hatte, hatte man ihn mit einer Ordonnanz, einem Gefreiten des Regiments, der anch mit heraufgekommen war, herübergeschickt, und hier war er nun, ein reizender, braver Bengel, gestikulierend, schwitzend, glühend, strahlend, aber als Fräulein Pauline für jeden andern als für einen Vater, der Recht hat, schlechterdings unmöglich. Gesetzt, es wäre einer der Anwesenden verrannt genug gewesen, dieses kostbare Exemplar eines wie ein junger Jagdhund dem eignen guten Willen erliegenden Jünglings für ein verkleidetes Mädchen, für die Freundin vou Rosa Hahn zu halten, was hätte er von einer jungen Dame denken sollen, die sich zwar mit ihrer Freundin Sie, dafür aber mit Karl und den beiden Fleischern Zeisig und Bartel Du nannte und bei der Geschichte von der Kaffeemühle, die Zeisig zum besten gab, vor Ent¬ zücken in ein wahres Wonnegeheul ausbrach? An und für sich war ja die Ge¬ schichte, das wird uus jeder, der sie keimt, zugeben, durchaus harmlos und „sehr gut," aber sie zu würdigen oder auch nur zu verstehn setzte Bekanntsein auf einem Gebiete voraus, dessen grundsätzliche Reservierung zu der Errungenschaft der Klassiker¬ ausgaben für höhere Töchter geführt hat. Karl hatte sich denn auch während dieser Episode mit seiner Rosa in eine überaus sachliche Diskussion über Vieh¬ fütterung mit Schlempe geflüchtet und hatte es so auch den fünf andern erfahrnen Kammerherren, von denen der eine die Sache mit erlebt hatte, möglich gemacht, ihren Anteil am Spaße ungestört zu genießen und zu bethätigen. Der Gefreite, der dem Vater Hahn als möglicher Zwangswerber nicht ganz geheuer war, brachte ihm von Le Vere Galant einen Brief mit, den Frau Hahn per Feldpost gesandt und dem Generalkommando ans Herz gelegt hatte. Herrn Bäckermeister G. Hahn aus Meißen, zu Händen Sr. Köninglichen. . . Gott sei Dank! rief Vater Hahn erfreut, da wird er doch gesehen haben, daß wir in Meißen wissen, was sich gehört. In diesem Briefe, dessen Anfang Vater Hahn den ihm zunächst sitzenden vorlas, hoffte Frau Hahn, ihr Manu werde guten Erfolg haben und nicht zu wagehalsig sein; sie warnte ihn vor den Franktireurs, empfahl Paul, das Anziehn der warmen Unterbeinkleider nicht zu unterlassen - hörscht'es, Paul . . . me? - , klagte über den langen Paul, der sich „wieder" in einen warmen Pflaumenkuchen gesetzt habe, und berichtete, Bertha sei zu einer erkrankten Tante gereist, die ihrer Pflege dringend benötigt gewesen sei — ohal —, sie habe aber an ihrer Statt eine Cousine eingestellt, die ein sehr nettes Mädchen und ganz nach ihrem Geschmack sei. - Natürlich spindeldürr — und 's reene Panzerschiff. Da die zweite Hälfte des Kommentars nicht vom Vater Hahn, sondern vom lockern Zeisig stammte, so bekam dieser etwas zu hören, das wie ein gutmütiger und nicht ganz unverdienter Vorwurf klang. Vergangnen Sonnabend waren Schiudelmüllers alle drei dagewesen, hatten Quarkkuchen gegessen und zwei Flaschen Roten getrunken und ließen grüßen. „Der alte Satan" - - das stellt unsern bescheidnen Drachen doch sehr in den Schatten — war wie ein Ohrwürmchen gewesen, und Hermine ließ ihrem Paul - ihrer Pauline — sagen, sie könne ihm — ihr nie dankbar genug sein, denn nach dem Ausspruche des Arztes habe sie dem krummbeinigen Goliath ein Paar falsche Rippen im Leibe zerschlagen. Ein Prachtmädel, die Pauline. — Am Sonntag war dann Elisens Schwägerin, die Pcchschmnnnen aus Lommatzsch „rübergekommen" mit ihrem „Gescherre" und hatte . . . Hier brach Vater Hahn, der nicht Lommatzsch, sondern Lnmtzsch ausgesprochen hatte, ab und

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/684>, abgerufen am 01.09.2024.