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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Ivcihuachten vor Paris

geworden, aber beim Scheine der Juliussens Antlitz beleuchtenden Herdglut sub er,
daß auch dieser eingeschlummert war wie er, Rosas Gedanken vorm Einschlafen
waren weniger allgemeiner Natur gewesen als die seinen, deshalb hatte auch "der
holde Knabe im lockigen Haar," den sie dann im Traume gesehen hatte, keinen
Heiligenschein uns Haupt, sondern ein Schützenkäppi mit zurückgebnndnem Roß-
haarbnsch auf dem Kopfe gehabt. Also auch für sie hatte sich das geheimnisvolle
Bild, die Frage über die Bestimmung der Menschheit, nicht weiter entschleiert, als
soweit dabei Karl und der Lommatzscher Herr Diakonus in priesterlichem Gewand
in Frage kamen, Sie war, als sie erwachte, ganz wie Vater Hahn bereit, sich
znsammenznhuscheln und sich, unbekümmert um den gestirnten Himmel, an die nächst¬
liegenden Freuden zu halten. Vielleicht war das das Wahre; oder muß mau an¬
nehmen, daß es nur für die einen das Wahre ist, und daß die andern, wenn sie
ihrer Bestimmung gerecht werden sollen, sich wie Ikarus auf künstlich bereiteten
Flügeln zur Sonue erheben nud das vermessene Wagnis mit unvermeidlichen Sturze
büßen müssen?

Wieviel Beschernngeu und Lichterbaume es an diesem Abend in der Niesen-
spelunte gegeben haben mag, wissen wir nicht. Die Offiziere hatten ihren Baum,
vor dem mancher gut gemeinte Versuch mißglückte, sich den Anschein zu geben, als
habe man derer, die seit dem 2. Dezember nun für immer fehlten, anch nur für
einen Augenblick vergessen können; die übrigen Chargen hatten ihre Bäume, und
in jeder Stube, die einen Kamin hatte, hatte sich, wer zusammenlag, zu einen:
Baume zvsammengethan. Die Zimmerleute, die ein sogenanntes Krenz mit einem
Loche in der Mitte herzustellen verstanden, in das man den Baum steckte, damit
er ordentlich gerade stand, waren sehr beschäftigt, und es gab aus der Heimat ge¬
sandten Wachsstock zu Lichterchen die Hülle und die Fülle,

Die Stube, wo Zeisig und Bartel befederten, war nicht groß, und man war
so zahlreich, daß man sich schließlich, um den Raum auszunutzen, und weil es an
Stühlen fehlte, auch auf die Bettkauten setze" mußte, aber und das war eine
Hauptsache -- sie hatte einen Kamin, der gut brannte und nicht rauchte.

Als alle beisammen waren, sagte Zeisig: Na, da wollen wir erhebt emal singen.
Diese Art sich auszudrücken war ein Versuch, nicht gerührt zu erscheinen, der nnr
halb glückte, von dem wir aber gern einräumen, daß er sich ihn in seiner doppelten
Eigenschaft als Dammich nud Fleischer wohl schuldig war. Es wurde denn auch
gesungen, und zwar viel schöner, als man es nach dem, was die jungen Herren
sonst zu leisten für gut fanden, hätte erwarten köunen; dann wurde Platz genommen
und, wie Vater Hahn sich ausdrückte, "jubiliert," Da er Rosa für einen jungen
Mann hielt, den man nur für ein Fräulein ausgab, und der also, was das Ge¬
spräch anlangte, einen Puff vertragen konnte, so mußten ein paar mal "sehr gute"
Witze, die er machte, überhört werden, was die sechs jungen Fleischer mit einer
Sicherheit und Eleganz ausführten, die thuen sogar Ehre gemacht hätte, wenn sie
jahrelang bei einer unverheirateten, im Punkte des Dekorums hypersensitiven
Prinzessin Kammerherren gewesen wären,

Zeisig bekam in einem längern geflüsterten g, parto vom Prinzipal der Kuchen¬
stube den ihm gebührenden Schuß, der jedoch durch die Versicherung gemildert
wurde, daß sich der gute Vater Hahn der Sache annehmen und sie, ohne die gött¬
liche Henne ins Vertrauen zu ziehn, in die rechten Wege leiten wolle. Die Ab¬
sicht der Verehelichung hatte Zeisig, wie er sagte, immer "vorgeschwebt," es hatte
nnr eine chronologische Verschiebung stattgefunden, die er aufrichtig bedauerte, und
die er ehebnldigst nach Kräften wieder auszugleichen willens war.

Als Vater Hahn eben das zwanzigste Klagelied über Pauls, Paulinens, wie
er sagte, Verschwinde" angestimmt hatte, wurde er herausgerufen nud kam nach
einiger Zeit mit Paul wieder zum Vorschein, Dieser hatte, seitdem sich Vater
Hahn heute vormittag von ihm getrennt hatte, viel erlebt, weil er mit unerinüd-


Ivcihuachten vor Paris

geworden, aber beim Scheine der Juliussens Antlitz beleuchtenden Herdglut sub er,
daß auch dieser eingeschlummert war wie er, Rosas Gedanken vorm Einschlafen
waren weniger allgemeiner Natur gewesen als die seinen, deshalb hatte auch „der
holde Knabe im lockigen Haar," den sie dann im Traume gesehen hatte, keinen
Heiligenschein uns Haupt, sondern ein Schützenkäppi mit zurückgebnndnem Roß-
haarbnsch auf dem Kopfe gehabt. Also auch für sie hatte sich das geheimnisvolle
Bild, die Frage über die Bestimmung der Menschheit, nicht weiter entschleiert, als
soweit dabei Karl und der Lommatzscher Herr Diakonus in priesterlichem Gewand
in Frage kamen, Sie war, als sie erwachte, ganz wie Vater Hahn bereit, sich
znsammenznhuscheln und sich, unbekümmert um den gestirnten Himmel, an die nächst¬
liegenden Freuden zu halten. Vielleicht war das das Wahre; oder muß mau an¬
nehmen, daß es nur für die einen das Wahre ist, und daß die andern, wenn sie
ihrer Bestimmung gerecht werden sollen, sich wie Ikarus auf künstlich bereiteten
Flügeln zur Sonue erheben nud das vermessene Wagnis mit unvermeidlichen Sturze
büßen müssen?

Wieviel Beschernngeu und Lichterbaume es an diesem Abend in der Niesen-
spelunte gegeben haben mag, wissen wir nicht. Die Offiziere hatten ihren Baum,
vor dem mancher gut gemeinte Versuch mißglückte, sich den Anschein zu geben, als
habe man derer, die seit dem 2. Dezember nun für immer fehlten, anch nur für
einen Augenblick vergessen können; die übrigen Chargen hatten ihre Bäume, und
in jeder Stube, die einen Kamin hatte, hatte sich, wer zusammenlag, zu einen:
Baume zvsammengethan. Die Zimmerleute, die ein sogenanntes Krenz mit einem
Loche in der Mitte herzustellen verstanden, in das man den Baum steckte, damit
er ordentlich gerade stand, waren sehr beschäftigt, und es gab aus der Heimat ge¬
sandten Wachsstock zu Lichterchen die Hülle und die Fülle,

Die Stube, wo Zeisig und Bartel befederten, war nicht groß, und man war
so zahlreich, daß man sich schließlich, um den Raum auszunutzen, und weil es an
Stühlen fehlte, auch auf die Bettkauten setze» mußte, aber und das war eine
Hauptsache — sie hatte einen Kamin, der gut brannte und nicht rauchte.

Als alle beisammen waren, sagte Zeisig: Na, da wollen wir erhebt emal singen.
Diese Art sich auszudrücken war ein Versuch, nicht gerührt zu erscheinen, der nnr
halb glückte, von dem wir aber gern einräumen, daß er sich ihn in seiner doppelten
Eigenschaft als Dammich nud Fleischer wohl schuldig war. Es wurde denn auch
gesungen, und zwar viel schöner, als man es nach dem, was die jungen Herren
sonst zu leisten für gut fanden, hätte erwarten köunen; dann wurde Platz genommen
und, wie Vater Hahn sich ausdrückte, „jubiliert," Da er Rosa für einen jungen
Mann hielt, den man nur für ein Fräulein ausgab, und der also, was das Ge¬
spräch anlangte, einen Puff vertragen konnte, so mußten ein paar mal „sehr gute"
Witze, die er machte, überhört werden, was die sechs jungen Fleischer mit einer
Sicherheit und Eleganz ausführten, die thuen sogar Ehre gemacht hätte, wenn sie
jahrelang bei einer unverheirateten, im Punkte des Dekorums hypersensitiven
Prinzessin Kammerherren gewesen wären,

Zeisig bekam in einem längern geflüsterten g, parto vom Prinzipal der Kuchen¬
stube den ihm gebührenden Schuß, der jedoch durch die Versicherung gemildert
wurde, daß sich der gute Vater Hahn der Sache annehmen und sie, ohne die gött¬
liche Henne ins Vertrauen zu ziehn, in die rechten Wege leiten wolle. Die Ab¬
sicht der Verehelichung hatte Zeisig, wie er sagte, immer „vorgeschwebt," es hatte
nnr eine chronologische Verschiebung stattgefunden, die er aufrichtig bedauerte, und
die er ehebnldigst nach Kräften wieder auszugleichen willens war.

Als Vater Hahn eben das zwanzigste Klagelied über Pauls, Paulinens, wie
er sagte, Verschwinde» angestimmt hatte, wurde er herausgerufen nud kam nach
einiger Zeit mit Paul wieder zum Vorschein, Dieser hatte, seitdem sich Vater
Hahn heute vormittag von ihm getrennt hatte, viel erlebt, weil er mit unerinüd-


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[0683] Ivcihuachten vor Paris geworden, aber beim Scheine der Juliussens Antlitz beleuchtenden Herdglut sub er, daß auch dieser eingeschlummert war wie er, Rosas Gedanken vorm Einschlafen waren weniger allgemeiner Natur gewesen als die seinen, deshalb hatte auch „der holde Knabe im lockigen Haar," den sie dann im Traume gesehen hatte, keinen Heiligenschein uns Haupt, sondern ein Schützenkäppi mit zurückgebnndnem Roß- haarbnsch auf dem Kopfe gehabt. Also auch für sie hatte sich das geheimnisvolle Bild, die Frage über die Bestimmung der Menschheit, nicht weiter entschleiert, als soweit dabei Karl und der Lommatzscher Herr Diakonus in priesterlichem Gewand in Frage kamen, Sie war, als sie erwachte, ganz wie Vater Hahn bereit, sich znsammenznhuscheln und sich, unbekümmert um den gestirnten Himmel, an die nächst¬ liegenden Freuden zu halten. Vielleicht war das das Wahre; oder muß mau an¬ nehmen, daß es nur für die einen das Wahre ist, und daß die andern, wenn sie ihrer Bestimmung gerecht werden sollen, sich wie Ikarus auf künstlich bereiteten Flügeln zur Sonue erheben nud das vermessene Wagnis mit unvermeidlichen Sturze büßen müssen? Wieviel Beschernngeu und Lichterbaume es an diesem Abend in der Niesen- spelunte gegeben haben mag, wissen wir nicht. Die Offiziere hatten ihren Baum, vor dem mancher gut gemeinte Versuch mißglückte, sich den Anschein zu geben, als habe man derer, die seit dem 2. Dezember nun für immer fehlten, anch nur für einen Augenblick vergessen können; die übrigen Chargen hatten ihre Bäume, und in jeder Stube, die einen Kamin hatte, hatte sich, wer zusammenlag, zu einen: Baume zvsammengethan. Die Zimmerleute, die ein sogenanntes Krenz mit einem Loche in der Mitte herzustellen verstanden, in das man den Baum steckte, damit er ordentlich gerade stand, waren sehr beschäftigt, und es gab aus der Heimat ge¬ sandten Wachsstock zu Lichterchen die Hülle und die Fülle, Die Stube, wo Zeisig und Bartel befederten, war nicht groß, und man war so zahlreich, daß man sich schließlich, um den Raum auszunutzen, und weil es an Stühlen fehlte, auch auf die Bettkauten setze» mußte, aber und das war eine Hauptsache — sie hatte einen Kamin, der gut brannte und nicht rauchte. Als alle beisammen waren, sagte Zeisig: Na, da wollen wir erhebt emal singen. Diese Art sich auszudrücken war ein Versuch, nicht gerührt zu erscheinen, der nnr halb glückte, von dem wir aber gern einräumen, daß er sich ihn in seiner doppelten Eigenschaft als Dammich nud Fleischer wohl schuldig war. Es wurde denn auch gesungen, und zwar viel schöner, als man es nach dem, was die jungen Herren sonst zu leisten für gut fanden, hätte erwarten köunen; dann wurde Platz genommen und, wie Vater Hahn sich ausdrückte, „jubiliert," Da er Rosa für einen jungen Mann hielt, den man nur für ein Fräulein ausgab, und der also, was das Ge¬ spräch anlangte, einen Puff vertragen konnte, so mußten ein paar mal „sehr gute" Witze, die er machte, überhört werden, was die sechs jungen Fleischer mit einer Sicherheit und Eleganz ausführten, die thuen sogar Ehre gemacht hätte, wenn sie jahrelang bei einer unverheirateten, im Punkte des Dekorums hypersensitiven Prinzessin Kammerherren gewesen wären, Zeisig bekam in einem längern geflüsterten g, parto vom Prinzipal der Kuchen¬ stube den ihm gebührenden Schuß, der jedoch durch die Versicherung gemildert wurde, daß sich der gute Vater Hahn der Sache annehmen und sie, ohne die gött¬ liche Henne ins Vertrauen zu ziehn, in die rechten Wege leiten wolle. Die Ab¬ sicht der Verehelichung hatte Zeisig, wie er sagte, immer „vorgeschwebt," es hatte nnr eine chronologische Verschiebung stattgefunden, die er aufrichtig bedauerte, und die er ehebnldigst nach Kräften wieder auszugleichen willens war. Als Vater Hahn eben das zwanzigste Klagelied über Pauls, Paulinens, wie er sagte, Verschwinde» angestimmt hatte, wurde er herausgerufen nud kam nach einiger Zeit mit Paul wieder zum Vorschein, Dieser hatte, seitdem sich Vater Hahn heute vormittag von ihm getrennt hatte, viel erlebt, weil er mit unerinüd-

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/683>, abgerufen am 01.09.2024.