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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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nicht recht war, und was die andern nicht thaten, das hätte er schon an sich nicht
thun mögen, auch wenn er sich um die Strafe hätte herumschlängeln können. Nur
das Allereinzigste sollte ihm der liebe Gott zu Liebe thun und ihm begreiflich
machen, wie er sich heute mit seinem wiedererlangten Karl vor dem Lichterbanm,
den sie unten zurecht machten, über die Geburt des kleinen Heilands freuen und
dann gleich mit dem allernächsten Gedanken, der ihm durch den Sinn ging, ein
Gelingen dessen wünschen solle, was er etwas allgemein "das Bombardement"
nannte. Es war ihm zu Mute, als wenn er sich beinahe über Karl und den
Lichterbanm nicht freuen könnte, weil ihm die andern "drinne" zu leid thaten.
Oder war es vielleicht ein Mißgriff, wenn man zuviel überlegen, zuviel fassen, für
zuviel verantwortlich sein wollte? Sein Vater war immer für sich Zeit nehmen,
stille sein und sich zusammenhuscheln gewesen. Mir ist es immer, hatte er ihm
manchmal gesagt, als wenn mir der liebe Gott gesagt hätte: Karl -- sein Enkel
hieß nach ihm --, sei ja artig, spiele recht schön und bleibe hübsch im Garten.

War das nicht wieder eine Anschauung, die von einem Irrtum ausging, weil
sie sich Gott zu menschlich vorstellte? Wenn er in die einsame, sternenhelle Nacht
hinaustrat und die kühlere, reinere Nachtluft einatmend sich bewußt wurde, daß
jenseits des sich vor seinen Augen ergehenden Sternenheeres seit Jahrtausenden
und Jahrtausenden andre noch fernere Sterne die ihnen von demselben Meister
vorgeschriebnen Bahnen wandelten, da kam es ihm freilich vor, als wenn er etwas
von dem zu ahnen anfinge, was Unendlichkeit sei.

Aber das war ja nnr ein Vorgeschmack, und das Lebensrätsel löste ihm auch
der gestirnte Himmel nicht. Jede Erklärung, bei der auch uur ein Eskimo oder
Znlukaffer, als beim Start benachteiligt, zu kurz kam, war für ihn keine Erklärung.
Wenn Gott ein Paradies hatte, so mußte jeder bei seiner Geburt ein Billet dazu
in der Hosentasche haben, denn wo blieb sonst die Gerechtigkeit? Aber freilich,
wie viele waren zu ihren Vätern versammelt worden, die nie eine Hose angehabt
und nie Rosinenäpfelkuchen gekostet hatten! Und dann war der eklige Kerl, an den
er schon um des lieben Gottes und des Ärgers willen, den er diesem verursachen
mußte, gar nicht gern dachte, der Teufel. Den hätte er, wenn er der liebe Gott
gewesen wäre, tüchtig beim Schwänze gepackt und ihm lieber 's Genick gebrochen
als nichts. Hatte Gott mit dem Teufel nicht aufräumen wolle"? Gekonnt mußte
ers doch haben, da er allmächtig war? Erklärt wurde durch das Vorhandensein
des Teufels viel, eigentlich alles, das war wahr, aber hübsch, daß er dn war,
war es deswegen immer noch nicht. Am Ende war sich zusammenhuscheln doch
noch das einzig Wahre für einen Manu wie ihn. Sich an dem freuen, was er
hatte, Gott dafür recht dankbar sein, seinen Nebenmenschen ihre Last ein wenig ab¬
nehmen, wo ers konnte, ohne Karl zu benachteiligen, und sich mit dem begnügen,
was ihm der liebe Gott vou sich zu wissen gethan hatte. Wenn das, was er er¬
fahren hatte, nicht das Richtige war, so war er, Vater Hahn, doch eigentlich nicht
daran schuld. Er wäre ja ebenso bereit gewesen, das Bessere für wahr zu halten,
wenn es ihm gesagt worden wäre. Ja, er wollte sich zusammeuhuschelu und sich
ans Nächste halten, Gott von Herzen dafür dankbar sein, daß er ihm seineu Karl
wiedergegeben hatte, und heute abend seinem und dem lieben Gott seinen? Sohne
zu Ehren "richtigen" Stollen essen, "richtigen" Roten trinken und fidel sein. Und
seine Frau sollte den französischen Gefangnen in Drehsen für fünfzig Thaler warme
Sachen schicken, denn sein Kvnfirmativnsspruch war gewesen: Liebe Kindlein, liebet
euch untereinander, und zu den lieben Kindlein gehörten die Engländer, Russen
und Franzosen auch, das hatte ihnen auf Anfrage der Herr Pfarrer ausdrücklich
versichert.

Als ihn die mit den Paketen von Claye zurückkehrende Rasselbande ans einem
behaglichen Schläfchen weckte, in das er aus dem friedlichen Reiche seiner lebens-
philvsophischen Betrachtungen hinübergedämmert war, war es noch ein wenig dunkler


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nicht recht war, und was die andern nicht thaten, das hätte er schon an sich nicht
thun mögen, auch wenn er sich um die Strafe hätte herumschlängeln können. Nur
das Allereinzigste sollte ihm der liebe Gott zu Liebe thun und ihm begreiflich
machen, wie er sich heute mit seinem wiedererlangten Karl vor dem Lichterbanm,
den sie unten zurecht machten, über die Geburt des kleinen Heilands freuen und
dann gleich mit dem allernächsten Gedanken, der ihm durch den Sinn ging, ein
Gelingen dessen wünschen solle, was er etwas allgemein „das Bombardement"
nannte. Es war ihm zu Mute, als wenn er sich beinahe über Karl und den
Lichterbanm nicht freuen könnte, weil ihm die andern „drinne" zu leid thaten.
Oder war es vielleicht ein Mißgriff, wenn man zuviel überlegen, zuviel fassen, für
zuviel verantwortlich sein wollte? Sein Vater war immer für sich Zeit nehmen,
stille sein und sich zusammenhuscheln gewesen. Mir ist es immer, hatte er ihm
manchmal gesagt, als wenn mir der liebe Gott gesagt hätte: Karl — sein Enkel
hieß nach ihm —, sei ja artig, spiele recht schön und bleibe hübsch im Garten.

War das nicht wieder eine Anschauung, die von einem Irrtum ausging, weil
sie sich Gott zu menschlich vorstellte? Wenn er in die einsame, sternenhelle Nacht
hinaustrat und die kühlere, reinere Nachtluft einatmend sich bewußt wurde, daß
jenseits des sich vor seinen Augen ergehenden Sternenheeres seit Jahrtausenden
und Jahrtausenden andre noch fernere Sterne die ihnen von demselben Meister
vorgeschriebnen Bahnen wandelten, da kam es ihm freilich vor, als wenn er etwas
von dem zu ahnen anfinge, was Unendlichkeit sei.

Aber das war ja nnr ein Vorgeschmack, und das Lebensrätsel löste ihm auch
der gestirnte Himmel nicht. Jede Erklärung, bei der auch uur ein Eskimo oder
Znlukaffer, als beim Start benachteiligt, zu kurz kam, war für ihn keine Erklärung.
Wenn Gott ein Paradies hatte, so mußte jeder bei seiner Geburt ein Billet dazu
in der Hosentasche haben, denn wo blieb sonst die Gerechtigkeit? Aber freilich,
wie viele waren zu ihren Vätern versammelt worden, die nie eine Hose angehabt
und nie Rosinenäpfelkuchen gekostet hatten! Und dann war der eklige Kerl, an den
er schon um des lieben Gottes und des Ärgers willen, den er diesem verursachen
mußte, gar nicht gern dachte, der Teufel. Den hätte er, wenn er der liebe Gott
gewesen wäre, tüchtig beim Schwänze gepackt und ihm lieber 's Genick gebrochen
als nichts. Hatte Gott mit dem Teufel nicht aufräumen wolle»? Gekonnt mußte
ers doch haben, da er allmächtig war? Erklärt wurde durch das Vorhandensein
des Teufels viel, eigentlich alles, das war wahr, aber hübsch, daß er dn war,
war es deswegen immer noch nicht. Am Ende war sich zusammenhuscheln doch
noch das einzig Wahre für einen Manu wie ihn. Sich an dem freuen, was er
hatte, Gott dafür recht dankbar sein, seinen Nebenmenschen ihre Last ein wenig ab¬
nehmen, wo ers konnte, ohne Karl zu benachteiligen, und sich mit dem begnügen,
was ihm der liebe Gott vou sich zu wissen gethan hatte. Wenn das, was er er¬
fahren hatte, nicht das Richtige war, so war er, Vater Hahn, doch eigentlich nicht
daran schuld. Er wäre ja ebenso bereit gewesen, das Bessere für wahr zu halten,
wenn es ihm gesagt worden wäre. Ja, er wollte sich zusammeuhuschelu und sich
ans Nächste halten, Gott von Herzen dafür dankbar sein, daß er ihm seineu Karl
wiedergegeben hatte, und heute abend seinem und dem lieben Gott seinen? Sohne
zu Ehren „richtigen" Stollen essen, „richtigen" Roten trinken und fidel sein. Und
seine Frau sollte den französischen Gefangnen in Drehsen für fünfzig Thaler warme
Sachen schicken, denn sein Kvnfirmativnsspruch war gewesen: Liebe Kindlein, liebet
euch untereinander, und zu den lieben Kindlein gehörten die Engländer, Russen
und Franzosen auch, das hatte ihnen auf Anfrage der Herr Pfarrer ausdrücklich
versichert.

Als ihn die mit den Paketen von Claye zurückkehrende Rasselbande ans einem
behaglichen Schläfchen weckte, in das er aus dem friedlichen Reiche seiner lebens-
philvsophischen Betrachtungen hinübergedämmert war, war es noch ein wenig dunkler


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[0682] !l)aihttclchtcn vor j)ans nicht recht war, und was die andern nicht thaten, das hätte er schon an sich nicht thun mögen, auch wenn er sich um die Strafe hätte herumschlängeln können. Nur das Allereinzigste sollte ihm der liebe Gott zu Liebe thun und ihm begreiflich machen, wie er sich heute mit seinem wiedererlangten Karl vor dem Lichterbanm, den sie unten zurecht machten, über die Geburt des kleinen Heilands freuen und dann gleich mit dem allernächsten Gedanken, der ihm durch den Sinn ging, ein Gelingen dessen wünschen solle, was er etwas allgemein „das Bombardement" nannte. Es war ihm zu Mute, als wenn er sich beinahe über Karl und den Lichterbanm nicht freuen könnte, weil ihm die andern „drinne" zu leid thaten. Oder war es vielleicht ein Mißgriff, wenn man zuviel überlegen, zuviel fassen, für zuviel verantwortlich sein wollte? Sein Vater war immer für sich Zeit nehmen, stille sein und sich zusammenhuscheln gewesen. Mir ist es immer, hatte er ihm manchmal gesagt, als wenn mir der liebe Gott gesagt hätte: Karl — sein Enkel hieß nach ihm —, sei ja artig, spiele recht schön und bleibe hübsch im Garten. War das nicht wieder eine Anschauung, die von einem Irrtum ausging, weil sie sich Gott zu menschlich vorstellte? Wenn er in die einsame, sternenhelle Nacht hinaustrat und die kühlere, reinere Nachtluft einatmend sich bewußt wurde, daß jenseits des sich vor seinen Augen ergehenden Sternenheeres seit Jahrtausenden und Jahrtausenden andre noch fernere Sterne die ihnen von demselben Meister vorgeschriebnen Bahnen wandelten, da kam es ihm freilich vor, als wenn er etwas von dem zu ahnen anfinge, was Unendlichkeit sei. Aber das war ja nnr ein Vorgeschmack, und das Lebensrätsel löste ihm auch der gestirnte Himmel nicht. Jede Erklärung, bei der auch uur ein Eskimo oder Znlukaffer, als beim Start benachteiligt, zu kurz kam, war für ihn keine Erklärung. Wenn Gott ein Paradies hatte, so mußte jeder bei seiner Geburt ein Billet dazu in der Hosentasche haben, denn wo blieb sonst die Gerechtigkeit? Aber freilich, wie viele waren zu ihren Vätern versammelt worden, die nie eine Hose angehabt und nie Rosinenäpfelkuchen gekostet hatten! Und dann war der eklige Kerl, an den er schon um des lieben Gottes und des Ärgers willen, den er diesem verursachen mußte, gar nicht gern dachte, der Teufel. Den hätte er, wenn er der liebe Gott gewesen wäre, tüchtig beim Schwänze gepackt und ihm lieber 's Genick gebrochen als nichts. Hatte Gott mit dem Teufel nicht aufräumen wolle»? Gekonnt mußte ers doch haben, da er allmächtig war? Erklärt wurde durch das Vorhandensein des Teufels viel, eigentlich alles, das war wahr, aber hübsch, daß er dn war, war es deswegen immer noch nicht. Am Ende war sich zusammenhuscheln doch noch das einzig Wahre für einen Manu wie ihn. Sich an dem freuen, was er hatte, Gott dafür recht dankbar sein, seinen Nebenmenschen ihre Last ein wenig ab¬ nehmen, wo ers konnte, ohne Karl zu benachteiligen, und sich mit dem begnügen, was ihm der liebe Gott vou sich zu wissen gethan hatte. Wenn das, was er er¬ fahren hatte, nicht das Richtige war, so war er, Vater Hahn, doch eigentlich nicht daran schuld. Er wäre ja ebenso bereit gewesen, das Bessere für wahr zu halten, wenn es ihm gesagt worden wäre. Ja, er wollte sich zusammeuhuschelu und sich ans Nächste halten, Gott von Herzen dafür dankbar sein, daß er ihm seineu Karl wiedergegeben hatte, und heute abend seinem und dem lieben Gott seinen? Sohne zu Ehren „richtigen" Stollen essen, „richtigen" Roten trinken und fidel sein. Und seine Frau sollte den französischen Gefangnen in Drehsen für fünfzig Thaler warme Sachen schicken, denn sein Kvnfirmativnsspruch war gewesen: Liebe Kindlein, liebet euch untereinander, und zu den lieben Kindlein gehörten die Engländer, Russen und Franzosen auch, das hatte ihnen auf Anfrage der Herr Pfarrer ausdrücklich versichert. Als ihn die mit den Paketen von Claye zurückkehrende Rasselbande ans einem behaglichen Schläfchen weckte, in das er aus dem friedlichen Reiche seiner lebens- philvsophischen Betrachtungen hinübergedämmert war, war es noch ein wenig dunkler

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/682>, abgerufen am 01.09.2024.