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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Julius hatte kurzgeschnittnes Haar und trug wie Gottlieb eine Schirmmütze
von dunkelblauem Tuch mit silbernem 8. I.. (Sächsische Liebesgaben), auch sonst
war er günz wie dieser gekleidet, und auf der Fahrt bis Mainz hatten die jungen
Mädchen, mit denen Gottlieb und Julius im Coupe zusammengekommen waren,
gar nichts bemerkt, sondern sich im Gegenteil allemal an Julius und nicht an
Gottlieb gewandt, wenn sie die Zeit hatten wissen wollen, nach der sie bekanntlich
von zwei jungen Burschen immer den fragen, der ihnen am besten gefällt. Von
Mainz aus hatte es keine jungen Mädchen mehr im Coupe" gegeben, und das
nach der Zeit fragen hatte aufgehört, aber der Kuckuck weiß, wo die Lnudwehr-
leute auf deu Etappen, die alten Etappenhasen, das Auge für dergleichen her hatten:
Bemerkungen über die kleinen Füße und Hände, und was sonst an Julius auf¬
fallen konnte, waren doch ab und zu halblaut gemacht worden. Und allemal
-- das war doch wirklich zum aus der Haut fahren --, wenn sie konstatiert
hatten, es müsse "e Mädel" sein, hatte es dann im Flüstertöne und mit behag¬
lichem Schmunzeln geheißen: Wahrscheinlich dem Dicken seine. Zum größten Pech
war gerade er es, der die größten Tantalusqualen litt, und zu dem Julius das
größte Vertraue" gefaßt hatte.

Dem Vater Hahn, der von der Lvmmatzscher Flamme seines Sohnes nichts
wußte, war Julius anfänglich zwar nicht verdächtig, aber in verschwvmmner Weise
bekannt vorgekommen. Er hatte Rosa vor fünf bis sechs Jahren in Lommatzsch
gesehen, wie sie noch kurze Kleider und lange Zöpfe trug. Im Laufe des Ge¬
sprächs kam im Coupe auch darauf die Rede, daß Julius aus Lommatzsch war,
und Vater Hahn fragte ihn nach seinen Verwandten, die Julius "ganz gut kannte
und noch vor ein paar Tagen gesehen hatte." Bei dieser Frage war man bei
dem Punkte angekommen, wo die Teilnehmer an dem bekannten Spiel rufen: Es
brennt! Und als da Vater Hahn nichts gemerkt hatte, so war damit jede spätere
Gefahr der Entdeckung vorüber gewesen, denn Julius war nun eine bekannte
Größe für ihn geworden, ein sehr umgänglicher und netter junger Mann, wie er
sich gleich einen ins Geschäft gewünscht hätte. Der "kleine Paul," der dumme
Schlingel, dem er doch vorige Weihnachten eine silberne Uhr geschenkt hatte, war
nicht halb so umsichtig, zuvorkommend und gefällig als der Julius: ob der je, wie
eben Julius, auf deu Gedanken gekommen wäre, an der Stativnsplumpe die Gläser
zu waschen, aus denen man Crassoer Roten getrunken hatte! Rauchen und sich rmn-
releln, ja das konnte das junge Pack: wenn man dagegen den Julius ansah, der
sich nicht gleich mit beiden Beinen von einer Sitzbank zur andern ausstrecken
mußte und nicht einmal eine ihm cmgebotne Cigarre hatte rauchen "vollen! Wir
müssen das zugeben: der kleine Paul war allerdings eine Range. Aber wenn er
wie Julius den Stift hätte heiraten wollen, hätte er sich sicher mehr zusammen¬
genommen, das darf man doch auch nicht außer Betracht lassen.

Unser Paul, der mit der grüngelben und blaugrünen Palette im Gesicht, hatte
nach den ersten zehn Minuten gewußt, woran er war, und so wäre es jedem nicht
gerade auf den Kopf gefnllnen gegangen, der in seiner Lage gewesen wäre. Denn
er war natürlich, wie in jedem andern Falle, der sich in der Art im Hahnscheu
Hause zutrug, auch Karls Vertrauter in Bezug auf die Lvmmatzscher "Pussade"
gewesen und hatte es mehr als einmal mit erlebt, daß dieser die Photographie des
gegenwärtigen Julius, aber mit schönem langen Haar und einem Bolerojäckchen
-- damals in Lommatzsch dem Neusten -- angeschmachtet und geküßt hatte. Das
von Karl angebetete Bild war viel zu hübsch gewesen, als daß er, Paul, es trotz
Herminen so leicht hätte vergessen oder Julius für jemand anders als dessen
Original hätte halten können. Wenn man also wußte, was er wußte, brauchte
man das Gras nicht wachsen zu hören, damit man sich unter den gegebnen Um¬
ständen die Fahrt der jungen Dame nach "Leber Galang" zusammenreimen und
auf den von Gottlieb wie ein rohes El behandelten Kameraden einen Vers macheu


Julius hatte kurzgeschnittnes Haar und trug wie Gottlieb eine Schirmmütze
von dunkelblauem Tuch mit silbernem 8. I.. (Sächsische Liebesgaben), auch sonst
war er günz wie dieser gekleidet, und auf der Fahrt bis Mainz hatten die jungen
Mädchen, mit denen Gottlieb und Julius im Coupe zusammengekommen waren,
gar nichts bemerkt, sondern sich im Gegenteil allemal an Julius und nicht an
Gottlieb gewandt, wenn sie die Zeit hatten wissen wollen, nach der sie bekanntlich
von zwei jungen Burschen immer den fragen, der ihnen am besten gefällt. Von
Mainz aus hatte es keine jungen Mädchen mehr im Coupe" gegeben, und das
nach der Zeit fragen hatte aufgehört, aber der Kuckuck weiß, wo die Lnudwehr-
leute auf deu Etappen, die alten Etappenhasen, das Auge für dergleichen her hatten:
Bemerkungen über die kleinen Füße und Hände, und was sonst an Julius auf¬
fallen konnte, waren doch ab und zu halblaut gemacht worden. Und allemal
— das war doch wirklich zum aus der Haut fahren —, wenn sie konstatiert
hatten, es müsse „e Mädel" sein, hatte es dann im Flüstertöne und mit behag¬
lichem Schmunzeln geheißen: Wahrscheinlich dem Dicken seine. Zum größten Pech
war gerade er es, der die größten Tantalusqualen litt, und zu dem Julius das
größte Vertraue» gefaßt hatte.

Dem Vater Hahn, der von der Lvmmatzscher Flamme seines Sohnes nichts
wußte, war Julius anfänglich zwar nicht verdächtig, aber in verschwvmmner Weise
bekannt vorgekommen. Er hatte Rosa vor fünf bis sechs Jahren in Lommatzsch
gesehen, wie sie noch kurze Kleider und lange Zöpfe trug. Im Laufe des Ge¬
sprächs kam im Coupe auch darauf die Rede, daß Julius aus Lommatzsch war,
und Vater Hahn fragte ihn nach seinen Verwandten, die Julius „ganz gut kannte
und noch vor ein paar Tagen gesehen hatte." Bei dieser Frage war man bei
dem Punkte angekommen, wo die Teilnehmer an dem bekannten Spiel rufen: Es
brennt! Und als da Vater Hahn nichts gemerkt hatte, so war damit jede spätere
Gefahr der Entdeckung vorüber gewesen, denn Julius war nun eine bekannte
Größe für ihn geworden, ein sehr umgänglicher und netter junger Mann, wie er
sich gleich einen ins Geschäft gewünscht hätte. Der „kleine Paul," der dumme
Schlingel, dem er doch vorige Weihnachten eine silberne Uhr geschenkt hatte, war
nicht halb so umsichtig, zuvorkommend und gefällig als der Julius: ob der je, wie
eben Julius, auf deu Gedanken gekommen wäre, an der Stativnsplumpe die Gläser
zu waschen, aus denen man Crassoer Roten getrunken hatte! Rauchen und sich rmn-
releln, ja das konnte das junge Pack: wenn man dagegen den Julius ansah, der
sich nicht gleich mit beiden Beinen von einer Sitzbank zur andern ausstrecken
mußte und nicht einmal eine ihm cmgebotne Cigarre hatte rauchen »vollen! Wir
müssen das zugeben: der kleine Paul war allerdings eine Range. Aber wenn er
wie Julius den Stift hätte heiraten wollen, hätte er sich sicher mehr zusammen¬
genommen, das darf man doch auch nicht außer Betracht lassen.

Unser Paul, der mit der grüngelben und blaugrünen Palette im Gesicht, hatte
nach den ersten zehn Minuten gewußt, woran er war, und so wäre es jedem nicht
gerade auf den Kopf gefnllnen gegangen, der in seiner Lage gewesen wäre. Denn
er war natürlich, wie in jedem andern Falle, der sich in der Art im Hahnscheu
Hause zutrug, auch Karls Vertrauter in Bezug auf die Lvmmatzscher „Pussade"
gewesen und hatte es mehr als einmal mit erlebt, daß dieser die Photographie des
gegenwärtigen Julius, aber mit schönem langen Haar und einem Bolerojäckchen
— damals in Lommatzsch dem Neusten — angeschmachtet und geküßt hatte. Das
von Karl angebetete Bild war viel zu hübsch gewesen, als daß er, Paul, es trotz
Herminen so leicht hätte vergessen oder Julius für jemand anders als dessen
Original hätte halten können. Wenn man also wußte, was er wußte, brauchte
man das Gras nicht wachsen zu hören, damit man sich unter den gegebnen Um¬
ständen die Fahrt der jungen Dame nach „Leber Galang" zusammenreimen und
auf den von Gottlieb wie ein rohes El behandelten Kameraden einen Vers macheu


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[0674] Julius hatte kurzgeschnittnes Haar und trug wie Gottlieb eine Schirmmütze von dunkelblauem Tuch mit silbernem 8. I.. (Sächsische Liebesgaben), auch sonst war er günz wie dieser gekleidet, und auf der Fahrt bis Mainz hatten die jungen Mädchen, mit denen Gottlieb und Julius im Coupe zusammengekommen waren, gar nichts bemerkt, sondern sich im Gegenteil allemal an Julius und nicht an Gottlieb gewandt, wenn sie die Zeit hatten wissen wollen, nach der sie bekanntlich von zwei jungen Burschen immer den fragen, der ihnen am besten gefällt. Von Mainz aus hatte es keine jungen Mädchen mehr im Coupe" gegeben, und das nach der Zeit fragen hatte aufgehört, aber der Kuckuck weiß, wo die Lnudwehr- leute auf deu Etappen, die alten Etappenhasen, das Auge für dergleichen her hatten: Bemerkungen über die kleinen Füße und Hände, und was sonst an Julius auf¬ fallen konnte, waren doch ab und zu halblaut gemacht worden. Und allemal — das war doch wirklich zum aus der Haut fahren —, wenn sie konstatiert hatten, es müsse „e Mädel" sein, hatte es dann im Flüstertöne und mit behag¬ lichem Schmunzeln geheißen: Wahrscheinlich dem Dicken seine. Zum größten Pech war gerade er es, der die größten Tantalusqualen litt, und zu dem Julius das größte Vertraue» gefaßt hatte. Dem Vater Hahn, der von der Lvmmatzscher Flamme seines Sohnes nichts wußte, war Julius anfänglich zwar nicht verdächtig, aber in verschwvmmner Weise bekannt vorgekommen. Er hatte Rosa vor fünf bis sechs Jahren in Lommatzsch gesehen, wie sie noch kurze Kleider und lange Zöpfe trug. Im Laufe des Ge¬ sprächs kam im Coupe auch darauf die Rede, daß Julius aus Lommatzsch war, und Vater Hahn fragte ihn nach seinen Verwandten, die Julius „ganz gut kannte und noch vor ein paar Tagen gesehen hatte." Bei dieser Frage war man bei dem Punkte angekommen, wo die Teilnehmer an dem bekannten Spiel rufen: Es brennt! Und als da Vater Hahn nichts gemerkt hatte, so war damit jede spätere Gefahr der Entdeckung vorüber gewesen, denn Julius war nun eine bekannte Größe für ihn geworden, ein sehr umgänglicher und netter junger Mann, wie er sich gleich einen ins Geschäft gewünscht hätte. Der „kleine Paul," der dumme Schlingel, dem er doch vorige Weihnachten eine silberne Uhr geschenkt hatte, war nicht halb so umsichtig, zuvorkommend und gefällig als der Julius: ob der je, wie eben Julius, auf deu Gedanken gekommen wäre, an der Stativnsplumpe die Gläser zu waschen, aus denen man Crassoer Roten getrunken hatte! Rauchen und sich rmn- releln, ja das konnte das junge Pack: wenn man dagegen den Julius ansah, der sich nicht gleich mit beiden Beinen von einer Sitzbank zur andern ausstrecken mußte und nicht einmal eine ihm cmgebotne Cigarre hatte rauchen »vollen! Wir müssen das zugeben: der kleine Paul war allerdings eine Range. Aber wenn er wie Julius den Stift hätte heiraten wollen, hätte er sich sicher mehr zusammen¬ genommen, das darf man doch auch nicht außer Betracht lassen. Unser Paul, der mit der grüngelben und blaugrünen Palette im Gesicht, hatte nach den ersten zehn Minuten gewußt, woran er war, und so wäre es jedem nicht gerade auf den Kopf gefnllnen gegangen, der in seiner Lage gewesen wäre. Denn er war natürlich, wie in jedem andern Falle, der sich in der Art im Hahnscheu Hause zutrug, auch Karls Vertrauter in Bezug auf die Lvmmatzscher „Pussade" gewesen und hatte es mehr als einmal mit erlebt, daß dieser die Photographie des gegenwärtigen Julius, aber mit schönem langen Haar und einem Bolerojäckchen — damals in Lommatzsch dem Neusten — angeschmachtet und geküßt hatte. Das von Karl angebetete Bild war viel zu hübsch gewesen, als daß er, Paul, es trotz Herminen so leicht hätte vergessen oder Julius für jemand anders als dessen Original hätte halten können. Wenn man also wußte, was er wußte, brauchte man das Gras nicht wachsen zu hören, damit man sich unter den gegebnen Um¬ ständen die Fahrt der jungen Dame nach „Leber Galang" zusammenreimen und auf den von Gottlieb wie ein rohes El behandelten Kameraden einen Vers macheu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/674>, abgerufen am 01.09.2024.