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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Verzweiflungsausbrüche aller Welt kundgewordne" Entsetzen erfahren hatte, das;
Karl Huhn, ihr Karl, ihr Alles seit dem zweiten des Monats "vermißt" wurde,

Eugen Zeisig war kein Fahrtenmacher, aber -- damit soll dein schwarzen
Kragen*) und den blutigen Jungen nichts Unrühmliches nachgesagt werden -- in
seiner doppelten Eigenschaft als Schütze und Fleischer stand ihm etwas nette und
gewinnende "Dammichkeit" sehr gut. Wie ihn diese Dnmmichkeit, dank der er aus
Marschen ein besonders ausdauernder, im Gefecht ein überaus brauchbarer Soldat
war, leider -- ein Zufall hat uns das in "Stadt Hamburg" verraten -- veranlaßt
hatte, in einer delikaten Angelegenheit mindestens etwas voreilig und unüberlegt
zu Werke zu gehn, so hatte sie ihn auch verführt, Fräulein Rosas fühlendem
Herzen weniger schonende Rechnung zu tragen als denen des Hahnschcn Eltern¬
paars. Von der Ansicht ausgehend, daß Helden besonders feurig und innig geliebt
werden, hatte er in seinem Briefe an Rosa die Schilderung von Karls Anteil
am Gefecht und von seinen weitern Schicksalen etwas sensationell gefärbt. Er
schrieb zwar, es heiße, er sei gefangen, aber statt für diese Nachricht mit rechter
Überzeugung einzutreten und daran beruhigende Erwägungen zu knüpfen, wie er
es in seinem Briefe um Vater Huhn gethan hatte, war er bemüht gewesen, die
Gefahr, die Karl gelaufen war und noch lief, in den Vordergrund zu stellen.

Frau Patzschmann, die anfänglich nur gewußt hatte, daß Karl Hahn, der
Verwandte in Lommatzsch hatte, ein paar mal mit andern jungen Leuten ge¬
kommen war, um Rosa abzuholen, hatte freilich beim Ausmarsch der Truppen und
seitdem Lunte gerochen, aber so ernst, wie es war, hatte sie sich das Ding doch
nicht vorgestellt. Rosa hatte sofort, ähnlich wie Vater Hahn, erklärt, daß sie "hin"
müsse, und kein Zureden, auch das ihres Vormunds und des Diakonus nicht, die
man zu Hilfe gerufen hatte, war imstande gewesen, sie davon abzubringen. Herr
von Kattowitz, Gottliebs Ritter, hatte die Sache mit seiner Frau und seinen
Freunden besprochen, und man war zu der Ansicht gekommen, daß mit Rücksicht
auf Gottliebs allseitig anerkannte Zuverlässigkeit die hauptsächlichsten Bedenken gegen
eine Reise der jungen Dame em er-rvssti wegfielen. Da Frau Pntzschmnnn und
der Vormund einverstanden seien, so "volle man sein Möglichstes thun, jede Fahrnis
von dem jungen Mädchen abzuhalten und es sobald als möglich wieder heim¬
zubringen.

Kattowitz war zwar von den vier Rittern der einzige verheiratete, aber sehr
verständige Manuel waren seine drei Begleiter auch, zwar knapp über das Alter
hinaus, wo junge Leute wie Zündschwamm nicht anders als in Tombakdosen auf¬
bewahrt werden sollten, aber vollkommen dazu angethan, zu versteh", worum es
sich handelte, und die Sache mit tadellosem Takte zu handhaben. Die erste Be¬
gegnung ans dem Riesner Bahnhof war zwar schrecklich gewesen, weil Julius wirklich
zu reizend ausgesehen hatte, und Broirad, ein Dicker, hatte ernstlich gebeten, man
solle ihm das nicht zumuten, aber sein Protest war unbeachtet geblieben, und dank
namentlich der überaus umsichtigen und feinfühlenden Weise, in der Gottlieb jeden
Anstoß fernzuhalten und aus jeder Schwierigkeit den richtigen Ausweg zu finden
gewußt hatte, war alles - - das viele und lange Warten natürlich abgerechnet -
ganz gut gegangen.



>') EineZ der Abzeichen des Schützen- (Füsilier-) Regiments 108 und der beide" Jäger¬
bataillone 12 und 13, die alle drei aus den frühern Formationen der sächsischen Schütze",
später Jäger, hervorgegangen sind, ist der schwarze Kragen, der für sie kurzweg als Kollektiv-
bezeichnung gilt; man laßt den schwarzen Kragen leben und kann ihn gewöhnlich nicht ver
gessen. Da die Uniform überhaupt düster ist, und ein Trupp Schützen oder Jäger schon
auf geringe Entfernung schwarz erscheint, so bezeichnet das Volk diese Truppen, die ihm sehr
ans Herz gewachsen sind, als die Schwarzen, die schwarzen Teufel. Der alte Schützengeist,
von dein etwas später die Rede sein wird, ist - ^ wir brauchen das kaum zu erwähnen der
traditionelle KorpSgeist, der die drei .Korps "och immer in engster Kaiuerndschast vereinigt und
ihnen jede Tugend, unmerklich aber die der FideliM zur Pflicht macht.
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Verzweiflungsausbrüche aller Welt kundgewordne» Entsetzen erfahren hatte, das;
Karl Huhn, ihr Karl, ihr Alles seit dem zweiten des Monats „vermißt" wurde,

Eugen Zeisig war kein Fahrtenmacher, aber — damit soll dein schwarzen
Kragen*) und den blutigen Jungen nichts Unrühmliches nachgesagt werden — in
seiner doppelten Eigenschaft als Schütze und Fleischer stand ihm etwas nette und
gewinnende „Dammichkeit" sehr gut. Wie ihn diese Dnmmichkeit, dank der er aus
Marschen ein besonders ausdauernder, im Gefecht ein überaus brauchbarer Soldat
war, leider — ein Zufall hat uns das in „Stadt Hamburg" verraten — veranlaßt
hatte, in einer delikaten Angelegenheit mindestens etwas voreilig und unüberlegt
zu Werke zu gehn, so hatte sie ihn auch verführt, Fräulein Rosas fühlendem
Herzen weniger schonende Rechnung zu tragen als denen des Hahnschcn Eltern¬
paars. Von der Ansicht ausgehend, daß Helden besonders feurig und innig geliebt
werden, hatte er in seinem Briefe an Rosa die Schilderung von Karls Anteil
am Gefecht und von seinen weitern Schicksalen etwas sensationell gefärbt. Er
schrieb zwar, es heiße, er sei gefangen, aber statt für diese Nachricht mit rechter
Überzeugung einzutreten und daran beruhigende Erwägungen zu knüpfen, wie er
es in seinem Briefe um Vater Huhn gethan hatte, war er bemüht gewesen, die
Gefahr, die Karl gelaufen war und noch lief, in den Vordergrund zu stellen.

Frau Patzschmann, die anfänglich nur gewußt hatte, daß Karl Hahn, der
Verwandte in Lommatzsch hatte, ein paar mal mit andern jungen Leuten ge¬
kommen war, um Rosa abzuholen, hatte freilich beim Ausmarsch der Truppen und
seitdem Lunte gerochen, aber so ernst, wie es war, hatte sie sich das Ding doch
nicht vorgestellt. Rosa hatte sofort, ähnlich wie Vater Hahn, erklärt, daß sie „hin"
müsse, und kein Zureden, auch das ihres Vormunds und des Diakonus nicht, die
man zu Hilfe gerufen hatte, war imstande gewesen, sie davon abzubringen. Herr
von Kattowitz, Gottliebs Ritter, hatte die Sache mit seiner Frau und seinen
Freunden besprochen, und man war zu der Ansicht gekommen, daß mit Rücksicht
auf Gottliebs allseitig anerkannte Zuverlässigkeit die hauptsächlichsten Bedenken gegen
eine Reise der jungen Dame em er-rvssti wegfielen. Da Frau Pntzschmnnn und
der Vormund einverstanden seien, so »volle man sein Möglichstes thun, jede Fahrnis
von dem jungen Mädchen abzuhalten und es sobald als möglich wieder heim¬
zubringen.

Kattowitz war zwar von den vier Rittern der einzige verheiratete, aber sehr
verständige Manuel waren seine drei Begleiter auch, zwar knapp über das Alter
hinaus, wo junge Leute wie Zündschwamm nicht anders als in Tombakdosen auf¬
bewahrt werden sollten, aber vollkommen dazu angethan, zu versteh», worum es
sich handelte, und die Sache mit tadellosem Takte zu handhaben. Die erste Be¬
gegnung ans dem Riesner Bahnhof war zwar schrecklich gewesen, weil Julius wirklich
zu reizend ausgesehen hatte, und Broirad, ein Dicker, hatte ernstlich gebeten, man
solle ihm das nicht zumuten, aber sein Protest war unbeachtet geblieben, und dank
namentlich der überaus umsichtigen und feinfühlenden Weise, in der Gottlieb jeden
Anstoß fernzuhalten und aus jeder Schwierigkeit den richtigen Ausweg zu finden
gewußt hatte, war alles - - das viele und lange Warten natürlich abgerechnet -
ganz gut gegangen.



>') EineZ der Abzeichen des Schützen- (Füsilier-) Regiments 108 und der beide» Jäger¬
bataillone 12 und 13, die alle drei aus den frühern Formationen der sächsischen Schütze»,
später Jäger, hervorgegangen sind, ist der schwarze Kragen, der für sie kurzweg als Kollektiv-
bezeichnung gilt; man laßt den schwarzen Kragen leben und kann ihn gewöhnlich nicht ver
gessen. Da die Uniform überhaupt düster ist, und ein Trupp Schützen oder Jäger schon
auf geringe Entfernung schwarz erscheint, so bezeichnet das Volk diese Truppen, die ihm sehr
ans Herz gewachsen sind, als die Schwarzen, die schwarzen Teufel. Der alte Schützengeist,
von dein etwas später die Rede sein wird, ist - ^ wir brauchen das kaum zu erwähnen der
traditionelle KorpSgeist, der die drei .Korps »och immer in engster Kaiuerndschast vereinigt und
ihnen jede Tugend, unmerklich aber die der FideliM zur Pflicht macht.
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[0673] lDeihuachteu vor Paris Verzweiflungsausbrüche aller Welt kundgewordne» Entsetzen erfahren hatte, das; Karl Huhn, ihr Karl, ihr Alles seit dem zweiten des Monats „vermißt" wurde, Eugen Zeisig war kein Fahrtenmacher, aber — damit soll dein schwarzen Kragen*) und den blutigen Jungen nichts Unrühmliches nachgesagt werden — in seiner doppelten Eigenschaft als Schütze und Fleischer stand ihm etwas nette und gewinnende „Dammichkeit" sehr gut. Wie ihn diese Dnmmichkeit, dank der er aus Marschen ein besonders ausdauernder, im Gefecht ein überaus brauchbarer Soldat war, leider — ein Zufall hat uns das in „Stadt Hamburg" verraten — veranlaßt hatte, in einer delikaten Angelegenheit mindestens etwas voreilig und unüberlegt zu Werke zu gehn, so hatte sie ihn auch verführt, Fräulein Rosas fühlendem Herzen weniger schonende Rechnung zu tragen als denen des Hahnschcn Eltern¬ paars. Von der Ansicht ausgehend, daß Helden besonders feurig und innig geliebt werden, hatte er in seinem Briefe an Rosa die Schilderung von Karls Anteil am Gefecht und von seinen weitern Schicksalen etwas sensationell gefärbt. Er schrieb zwar, es heiße, er sei gefangen, aber statt für diese Nachricht mit rechter Überzeugung einzutreten und daran beruhigende Erwägungen zu knüpfen, wie er es in seinem Briefe um Vater Huhn gethan hatte, war er bemüht gewesen, die Gefahr, die Karl gelaufen war und noch lief, in den Vordergrund zu stellen. Frau Patzschmann, die anfänglich nur gewußt hatte, daß Karl Hahn, der Verwandte in Lommatzsch hatte, ein paar mal mit andern jungen Leuten ge¬ kommen war, um Rosa abzuholen, hatte freilich beim Ausmarsch der Truppen und seitdem Lunte gerochen, aber so ernst, wie es war, hatte sie sich das Ding doch nicht vorgestellt. Rosa hatte sofort, ähnlich wie Vater Hahn, erklärt, daß sie „hin" müsse, und kein Zureden, auch das ihres Vormunds und des Diakonus nicht, die man zu Hilfe gerufen hatte, war imstande gewesen, sie davon abzubringen. Herr von Kattowitz, Gottliebs Ritter, hatte die Sache mit seiner Frau und seinen Freunden besprochen, und man war zu der Ansicht gekommen, daß mit Rücksicht auf Gottliebs allseitig anerkannte Zuverlässigkeit die hauptsächlichsten Bedenken gegen eine Reise der jungen Dame em er-rvssti wegfielen. Da Frau Pntzschmnnn und der Vormund einverstanden seien, so »volle man sein Möglichstes thun, jede Fahrnis von dem jungen Mädchen abzuhalten und es sobald als möglich wieder heim¬ zubringen. Kattowitz war zwar von den vier Rittern der einzige verheiratete, aber sehr verständige Manuel waren seine drei Begleiter auch, zwar knapp über das Alter hinaus, wo junge Leute wie Zündschwamm nicht anders als in Tombakdosen auf¬ bewahrt werden sollten, aber vollkommen dazu angethan, zu versteh», worum es sich handelte, und die Sache mit tadellosem Takte zu handhaben. Die erste Be¬ gegnung ans dem Riesner Bahnhof war zwar schrecklich gewesen, weil Julius wirklich zu reizend ausgesehen hatte, und Broirad, ein Dicker, hatte ernstlich gebeten, man solle ihm das nicht zumuten, aber sein Protest war unbeachtet geblieben, und dank namentlich der überaus umsichtigen und feinfühlenden Weise, in der Gottlieb jeden Anstoß fernzuhalten und aus jeder Schwierigkeit den richtigen Ausweg zu finden gewußt hatte, war alles - - das viele und lange Warten natürlich abgerechnet - ganz gut gegangen. >') EineZ der Abzeichen des Schützen- (Füsilier-) Regiments 108 und der beide» Jäger¬ bataillone 12 und 13, die alle drei aus den frühern Formationen der sächsischen Schütze», später Jäger, hervorgegangen sind, ist der schwarze Kragen, der für sie kurzweg als Kollektiv- bezeichnung gilt; man laßt den schwarzen Kragen leben und kann ihn gewöhnlich nicht ver gessen. Da die Uniform überhaupt düster ist, und ein Trupp Schützen oder Jäger schon auf geringe Entfernung schwarz erscheint, so bezeichnet das Volk diese Truppen, die ihm sehr ans Herz gewachsen sind, als die Schwarzen, die schwarzen Teufel. Der alte Schützengeist, von dein etwas später die Rede sein wird, ist - ^ wir brauchen das kaum zu erwähnen der traditionelle KorpSgeist, der die drei .Korps »och immer in engster Kaiuerndschast vereinigt und ihnen jede Tugend, unmerklich aber die der FideliM zur Pflicht macht. Grenzboten IV 190> 84

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/673>, abgerufen am 01.09.2024.