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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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einer Droschke erster Gilde, den Brief der braven Henne Wort für Wort entziffernd
und den Arm des ihnen dabei leuchtenden Hausknechts wie den eines Musikpult-
leuchters von Zeit zu Zeit bequemer zurechtrückend. Paul stand neben dem Bett,
unbeweglich; er wurde gebraucht, wie man sich eines Plans mit eingezeichneten
Gefechtsmvmenteu bedient, wenn man einen Schlachtbericht studiert. Wenn es im
Brief hieß, die Nase ist ihm schon jetzt verschwollcn wie eine Kartoffel, so sahen
die beiden verständnisvoll vom Briefe ans, konsultierten das Gesicht und über¬
zeugten sich mit Befriedigung davon, daß die Briefstellerin noch in bescheidner Weise
hinter der Wahrheit zurückgeblieben war, ja daß sich ihre Vermutung, die An¬
schwellung werde noch zunehmen, bestätigte.

Frau Hahns Brief, der ja nnr für ihren Gatten bestimmt war, enthielt eine
getreue Wiedergabe dessen, was der Kutscher von der Handlungsweise des Drachen
und dessen Neffen gesagt hatte, und wenn dazwischen eigne Sentenzen der Henne
mit eingelaufen waren, so entsprachen sie ihren Gefühlen für die ihrer Über¬
zeugung nach unwürdige Nachfolgerin einer Frau, die ihre vertraute Freundin ge¬
wesen und als solche schon c-o inso unersetzlich war. Der Gevatter, schrieb sie,
ist eben zu gut; tüchtig der Gevatter Schindelmnller hatte den Leuchtarm wieder
etwas zurechtrichten müssen, um lesen zu können -- ach so, tüchtig durchdrescheu
sollte er sie, wenn er zurückkommt. . .

Sie hat natürlich nicht gewußt, meine Frau, daß wirs zusammen lesen würden,
sagte Vater Hahn gutmütig. -- Natürlich nicht, räumte der Schindelmüller ein,
dem "natürlich" bisher noch kein so gran in grau gemaltes Bild seines ehelichen
Glucks zu Gesicht gekommen war. -- Deine Frau hat Recht, Gustav, sagte er, als
sie mit dem Briefe fertig waren und sich der Hausknecht mit Paul entfernt hatte,
tüchtige Dresche muß sie besehen, und wenn der Junge (er meinte Paul, nicht den
langen und auch nicht den kleinen) nur lumpige zwei Jahre älter wäre als mei
Mädel... -- Das wird er nu freilich so bald nicht wern . . . aber zngedroschcn
hat er doch wie er Alter... -- Das is ooch wahr, so einen kann man schon ehr
me Frau anvertraun; bei so einen kommts aufs Alter nich so an.

Am andern Morgen kehrte der Schindelmüller heim, um, wie er sich seinem
Gevatter gegenüber am Schlüsse ihrer Unterhaltung geäußert hatte, andre Saiten
aufzuziehn, während Vater Hahn und Paul ihre Fahrt nach Westen antraten.
Anfangs war auf der Bahn, außer aus den Gesprächen der Fahrgäste, vom Kriege
nicht viel zu spüren gewesen: wäre man nicht Zügen mit heimwärts evakuierten
deutschen Verwundeten und andern mit französischen Kriegsgefangnen begegnet, und
Wären an den Stationen nicht Extrablätter feilgeboten worden, die sich täglich
bessernde Nachrichten von der Loire und Somme brachten, so hätte man sich so
ziemlich unter gewohnten Verhältnissen befunden. Als mau aber bei Mainz den
Fluß passiert hatte, den sie nach ihrer Lesart gehabt haben, und den sie nach
unsrer mit Gottes und unsrer guten Fauste Hilfe nicht abermals haben sollen, ging
die Sache bald aus einer andern Tonart. Man war über Saarbrücken und Metz
in die Regionen vorgedrungen, wo es schon Herden ganz junger und ganz alter
Franzosen gab -- an der Mittelsorte fehlte es ein wenig wo die Etappen¬
greise ihren nicht immer milden Szepter schwangen, und wo die Waggons nicht
mehr, wie weiter ostwärts, zum darin fahren, sondern dazu bestimmt schienen, ans
dem Flecke zu halten und auf etwas nie oder doch erstaunlich spät Geschehendes zu
warten. Ein Beweis dafür, daß man dem Kriegsschauplatz näher gerückt war, und
eine durchaus normale Folge der Thatsache, daß auf den Zugängen zu der zwischen
Frouard und Chälvns s. M. mit dem Gesamtverkehr ans Dentschland belasteten
Linie selbstverständlich alles andre hinter den Erfordernissen der Mannschafts-.
Mnnitions-, Equipierungs- und Proviauttransporte zurückstehn mußte.

Herr Hahn war zu seiner Verwundrung, so oft er sich mit einer Anfrage an
einen Schaffner, einen Eisenbahnbeamten oder einen Mann der Etappentrnppen


einer Droschke erster Gilde, den Brief der braven Henne Wort für Wort entziffernd
und den Arm des ihnen dabei leuchtenden Hausknechts wie den eines Musikpult-
leuchters von Zeit zu Zeit bequemer zurechtrückend. Paul stand neben dem Bett,
unbeweglich; er wurde gebraucht, wie man sich eines Plans mit eingezeichneten
Gefechtsmvmenteu bedient, wenn man einen Schlachtbericht studiert. Wenn es im
Brief hieß, die Nase ist ihm schon jetzt verschwollcn wie eine Kartoffel, so sahen
die beiden verständnisvoll vom Briefe ans, konsultierten das Gesicht und über¬
zeugten sich mit Befriedigung davon, daß die Briefstellerin noch in bescheidner Weise
hinter der Wahrheit zurückgeblieben war, ja daß sich ihre Vermutung, die An¬
schwellung werde noch zunehmen, bestätigte.

Frau Hahns Brief, der ja nnr für ihren Gatten bestimmt war, enthielt eine
getreue Wiedergabe dessen, was der Kutscher von der Handlungsweise des Drachen
und dessen Neffen gesagt hatte, und wenn dazwischen eigne Sentenzen der Henne
mit eingelaufen waren, so entsprachen sie ihren Gefühlen für die ihrer Über¬
zeugung nach unwürdige Nachfolgerin einer Frau, die ihre vertraute Freundin ge¬
wesen und als solche schon c-o inso unersetzlich war. Der Gevatter, schrieb sie,
ist eben zu gut; tüchtig der Gevatter Schindelmnller hatte den Leuchtarm wieder
etwas zurechtrichten müssen, um lesen zu können — ach so, tüchtig durchdrescheu
sollte er sie, wenn er zurückkommt. . .

Sie hat natürlich nicht gewußt, meine Frau, daß wirs zusammen lesen würden,
sagte Vater Hahn gutmütig. — Natürlich nicht, räumte der Schindelmüller ein,
dem „natürlich" bisher noch kein so gran in grau gemaltes Bild seines ehelichen
Glucks zu Gesicht gekommen war. — Deine Frau hat Recht, Gustav, sagte er, als
sie mit dem Briefe fertig waren und sich der Hausknecht mit Paul entfernt hatte,
tüchtige Dresche muß sie besehen, und wenn der Junge (er meinte Paul, nicht den
langen und auch nicht den kleinen) nur lumpige zwei Jahre älter wäre als mei
Mädel... — Das wird er nu freilich so bald nicht wern . . . aber zngedroschcn
hat er doch wie er Alter... — Das is ooch wahr, so einen kann man schon ehr
me Frau anvertraun; bei so einen kommts aufs Alter nich so an.

Am andern Morgen kehrte der Schindelmüller heim, um, wie er sich seinem
Gevatter gegenüber am Schlüsse ihrer Unterhaltung geäußert hatte, andre Saiten
aufzuziehn, während Vater Hahn und Paul ihre Fahrt nach Westen antraten.
Anfangs war auf der Bahn, außer aus den Gesprächen der Fahrgäste, vom Kriege
nicht viel zu spüren gewesen: wäre man nicht Zügen mit heimwärts evakuierten
deutschen Verwundeten und andern mit französischen Kriegsgefangnen begegnet, und
Wären an den Stationen nicht Extrablätter feilgeboten worden, die sich täglich
bessernde Nachrichten von der Loire und Somme brachten, so hätte man sich so
ziemlich unter gewohnten Verhältnissen befunden. Als mau aber bei Mainz den
Fluß passiert hatte, den sie nach ihrer Lesart gehabt haben, und den sie nach
unsrer mit Gottes und unsrer guten Fauste Hilfe nicht abermals haben sollen, ging
die Sache bald aus einer andern Tonart. Man war über Saarbrücken und Metz
in die Regionen vorgedrungen, wo es schon Herden ganz junger und ganz alter
Franzosen gab — an der Mittelsorte fehlte es ein wenig wo die Etappen¬
greise ihren nicht immer milden Szepter schwangen, und wo die Waggons nicht
mehr, wie weiter ostwärts, zum darin fahren, sondern dazu bestimmt schienen, ans
dem Flecke zu halten und auf etwas nie oder doch erstaunlich spät Geschehendes zu
warten. Ein Beweis dafür, daß man dem Kriegsschauplatz näher gerückt war, und
eine durchaus normale Folge der Thatsache, daß auf den Zugängen zu der zwischen
Frouard und Chälvns s. M. mit dem Gesamtverkehr ans Dentschland belasteten
Linie selbstverständlich alles andre hinter den Erfordernissen der Mannschafts-.
Mnnitions-, Equipierungs- und Proviauttransporte zurückstehn mußte.

Herr Hahn war zu seiner Verwundrung, so oft er sich mit einer Anfrage an
einen Schaffner, einen Eisenbahnbeamten oder einen Mann der Etappentrnppen


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[0671] einer Droschke erster Gilde, den Brief der braven Henne Wort für Wort entziffernd und den Arm des ihnen dabei leuchtenden Hausknechts wie den eines Musikpult- leuchters von Zeit zu Zeit bequemer zurechtrückend. Paul stand neben dem Bett, unbeweglich; er wurde gebraucht, wie man sich eines Plans mit eingezeichneten Gefechtsmvmenteu bedient, wenn man einen Schlachtbericht studiert. Wenn es im Brief hieß, die Nase ist ihm schon jetzt verschwollcn wie eine Kartoffel, so sahen die beiden verständnisvoll vom Briefe ans, konsultierten das Gesicht und über¬ zeugten sich mit Befriedigung davon, daß die Briefstellerin noch in bescheidner Weise hinter der Wahrheit zurückgeblieben war, ja daß sich ihre Vermutung, die An¬ schwellung werde noch zunehmen, bestätigte. Frau Hahns Brief, der ja nnr für ihren Gatten bestimmt war, enthielt eine getreue Wiedergabe dessen, was der Kutscher von der Handlungsweise des Drachen und dessen Neffen gesagt hatte, und wenn dazwischen eigne Sentenzen der Henne mit eingelaufen waren, so entsprachen sie ihren Gefühlen für die ihrer Über¬ zeugung nach unwürdige Nachfolgerin einer Frau, die ihre vertraute Freundin ge¬ wesen und als solche schon c-o inso unersetzlich war. Der Gevatter, schrieb sie, ist eben zu gut; tüchtig der Gevatter Schindelmnller hatte den Leuchtarm wieder etwas zurechtrichten müssen, um lesen zu können — ach so, tüchtig durchdrescheu sollte er sie, wenn er zurückkommt. . . Sie hat natürlich nicht gewußt, meine Frau, daß wirs zusammen lesen würden, sagte Vater Hahn gutmütig. — Natürlich nicht, räumte der Schindelmüller ein, dem „natürlich" bisher noch kein so gran in grau gemaltes Bild seines ehelichen Glucks zu Gesicht gekommen war. — Deine Frau hat Recht, Gustav, sagte er, als sie mit dem Briefe fertig waren und sich der Hausknecht mit Paul entfernt hatte, tüchtige Dresche muß sie besehen, und wenn der Junge (er meinte Paul, nicht den langen und auch nicht den kleinen) nur lumpige zwei Jahre älter wäre als mei Mädel... — Das wird er nu freilich so bald nicht wern . . . aber zngedroschcn hat er doch wie er Alter... — Das is ooch wahr, so einen kann man schon ehr me Frau anvertraun; bei so einen kommts aufs Alter nich so an. Am andern Morgen kehrte der Schindelmüller heim, um, wie er sich seinem Gevatter gegenüber am Schlüsse ihrer Unterhaltung geäußert hatte, andre Saiten aufzuziehn, während Vater Hahn und Paul ihre Fahrt nach Westen antraten. Anfangs war auf der Bahn, außer aus den Gesprächen der Fahrgäste, vom Kriege nicht viel zu spüren gewesen: wäre man nicht Zügen mit heimwärts evakuierten deutschen Verwundeten und andern mit französischen Kriegsgefangnen begegnet, und Wären an den Stationen nicht Extrablätter feilgeboten worden, die sich täglich bessernde Nachrichten von der Loire und Somme brachten, so hätte man sich so ziemlich unter gewohnten Verhältnissen befunden. Als mau aber bei Mainz den Fluß passiert hatte, den sie nach ihrer Lesart gehabt haben, und den sie nach unsrer mit Gottes und unsrer guten Fauste Hilfe nicht abermals haben sollen, ging die Sache bald aus einer andern Tonart. Man war über Saarbrücken und Metz in die Regionen vorgedrungen, wo es schon Herden ganz junger und ganz alter Franzosen gab — an der Mittelsorte fehlte es ein wenig wo die Etappen¬ greise ihren nicht immer milden Szepter schwangen, und wo die Waggons nicht mehr, wie weiter ostwärts, zum darin fahren, sondern dazu bestimmt schienen, ans dem Flecke zu halten und auf etwas nie oder doch erstaunlich spät Geschehendes zu warten. Ein Beweis dafür, daß man dem Kriegsschauplatz näher gerückt war, und eine durchaus normale Folge der Thatsache, daß auf den Zugängen zu der zwischen Frouard und Chälvns s. M. mit dem Gesamtverkehr ans Dentschland belasteten Linie selbstverständlich alles andre hinter den Erfordernissen der Mannschafts-. Mnnitions-, Equipierungs- und Proviauttransporte zurückstehn mußte. Herr Hahn war zu seiner Verwundrung, so oft er sich mit einer Anfrage an einen Schaffner, einen Eisenbahnbeamten oder einen Mann der Etappentrnppen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/671>, abgerufen am 01.09.2024.