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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Weihnachten vor Paris

der jede seinen Gegner belastende Auskunft ritterlich verweigerte, sondern durch den
Kutscher des Gefährts, das der Mühlenführer der Schindelmühle trotz des Ver¬
botes der "Frau" zur Heimschnffung der Marmelade hatte anspannen lassen. Der
berichtende und sofort mit einer kleinen Stärkung versehene Kutscher war offenbar
weder auf der Seite der "Frau," die er ungescheut als eine "gemeine Lusche" be¬
zeichnete, noch auf der Seite des Neffe", obgleich an und für sich -- wir erinnern
nur an Sir John -- "etwas und sogar starke Versoffenheit" bekanntlich kein die
Popularität im Keime zerstörendes Gift ist. Wenn mau ihm glauben durfte, dachte
auch das übrige Mühleupersonal wie er. Es war keiner, der sich nicht darüber,
das; "der kleene Kerl das große Vieh schließlich ordentlich zu Brei verhauen hatte,"
el" Loch i" die Hose gefreut hätte: eine etwas kostspielige, aber --- wenn anders
der Ausdruck bei dieser Sprachwcndung "um Platze" ist -- überaus herzliche Be¬
thätigung freudigen Mitgefühls. Bei dieser Wendung des Berichts war der lange
Paul wie Judas Jschariot aus dem Kreise der mit gespannter Aufmerksamkeit
Lauschende" getreten und in die Einsamkeit entwichen. Dem Neffe", so berichtete
der Kutscher, war das eine Auge wie ein "ErdäppeMvß" geschwollen und "das
Maul wie ein Spüllappe" geworden." Ein sehr deutliches Bild hat uns die letzt-
gcdnchte bildliche Bezeichnung nicht gegeben, aber der dadurch oder vielleicht noch
durch weitere Verletzungen erteilte Denkzettel mußte doch "nicht ganz ohne" gewesen
sein, denn es war nach dem Doktor geschickt worden, was der in einer Hauerei
verwundete bekanntlich nur ii" äußersten Notfall n"d ebenso ungern thut, wie sich
ein geschlagner Feldherr bei Nacht und Nebel voni Gefechtsfeld zurückzieht. Auch
über das "schiveiueiuäßige" Betragen des Freiers dem "Fräulein" gegenüber ver¬
meldete der Kutscher einiges, das weder zu Gunsten dessen sprach, der sich damit
einer junge" Dame migcuehm zu machen geglaubt hatte, noch zu Gunsten deren,
die das ihrer Obhut anvertraute junge Mädchen vor dergleichen hätte schützen sollen.

Paul war übrigens gar nicht zu Marmelade gehauen, obgleich er niemand
hätte weismachen können, daß er nicht aus der Schlacht komme. Bei ihm war
nicht das Auge, sondern die Nase vcrschwollen wie ein "Erdüppellloß," und das
eine Auge war nicht blau, sondern schwarz. Aber das war alles rein äußerlich.
Das Gerüst war heil. Er dampfte, von g"de" Wünschen begleitet, mit einem Brief
der Frau Hahn an ihren Mann u"d einer Autwort Berthas für Eugen in der
Tasche "och mit dem Nachtzuge ab und fand bei seiner Ankunft in "Stadt Ham¬
burg" nicht bloß seinen Prinzipal, sondern anch Herminens Vater, de" Schiudel-
müller vor, die zwar zu Bett gegangen waren, aber dem Nachtporticr Weisung
gegeben hatte", ihn bei seiner Ankunft sofort zu ihnen zu bringen. Fron Hab"
hatte ihrem Ma"" scho" abends depeschiert: "Paul Nachtzug war Schindelmühle,"
eine Nachricht, die zwar de" Vater Hab" ganz beruhigt, dafür aber den Vater
Lehman" um so mehr intrigiert hatte. Was ronnte in seiner Abwesenheit Paul
auf der Schindelmühle so Eiliges zu thun gehabt haben, daß er die Abfahrt, oben¬
drein eine so wichtige Abfahrt, versäumt hatte? Daß seine Frau Paul nicht mochte,
wußte er. Wenn dieser also wegen Hermine etwas gewollt hätte -- was ihm ja
"icht ganz unerwartet und vielleicht auch nicht ganz unerwünscht gekommen wäre --,
so würde er sich doch tausendmal eher an ihn als an Herminens Stiefmutter ge¬
wandt haben, und Heimlichkeiten mit Hermine hatten es auch nicht sei" können,
das bewies, von dem unbedingten Vertrauen, das er in die beiden hatte, gar nicht
zu reden, schon das Telegramm der Frau Hahn, die offenbar von der Ansicht aus¬
ging, der Umstand, daß Paul auf der Schindelmühle gewesen sei, erkläre zur Ge¬
nüge sein Ausbleibe" beim Abgang des Zugs.

(Schluß folgt)




Weihnachten vor Paris

der jede seinen Gegner belastende Auskunft ritterlich verweigerte, sondern durch den
Kutscher des Gefährts, das der Mühlenführer der Schindelmühle trotz des Ver¬
botes der „Frau" zur Heimschnffung der Marmelade hatte anspannen lassen. Der
berichtende und sofort mit einer kleinen Stärkung versehene Kutscher war offenbar
weder auf der Seite der „Frau," die er ungescheut als eine „gemeine Lusche" be¬
zeichnete, noch auf der Seite des Neffe», obgleich an und für sich — wir erinnern
nur an Sir John — „etwas und sogar starke Versoffenheit" bekanntlich kein die
Popularität im Keime zerstörendes Gift ist. Wenn mau ihm glauben durfte, dachte
auch das übrige Mühleupersonal wie er. Es war keiner, der sich nicht darüber,
das; „der kleene Kerl das große Vieh schließlich ordentlich zu Brei verhauen hatte,"
el» Loch i» die Hose gefreut hätte: eine etwas kostspielige, aber -— wenn anders
der Ausdruck bei dieser Sprachwcndung „um Platze" ist — überaus herzliche Be¬
thätigung freudigen Mitgefühls. Bei dieser Wendung des Berichts war der lange
Paul wie Judas Jschariot aus dem Kreise der mit gespannter Aufmerksamkeit
Lauschende» getreten und in die Einsamkeit entwichen. Dem Neffe», so berichtete
der Kutscher, war das eine Auge wie ein „ErdäppeMvß" geschwollen und „das
Maul wie ein Spüllappe» geworden." Ein sehr deutliches Bild hat uns die letzt-
gcdnchte bildliche Bezeichnung nicht gegeben, aber der dadurch oder vielleicht noch
durch weitere Verletzungen erteilte Denkzettel mußte doch „nicht ganz ohne" gewesen
sein, denn es war nach dem Doktor geschickt worden, was der in einer Hauerei
verwundete bekanntlich nur ii» äußersten Notfall n»d ebenso ungern thut, wie sich
ein geschlagner Feldherr bei Nacht und Nebel voni Gefechtsfeld zurückzieht. Auch
über das „schiveiueiuäßige" Betragen des Freiers dem „Fräulein" gegenüber ver¬
meldete der Kutscher einiges, das weder zu Gunsten dessen sprach, der sich damit
einer junge» Dame migcuehm zu machen geglaubt hatte, noch zu Gunsten deren,
die das ihrer Obhut anvertraute junge Mädchen vor dergleichen hätte schützen sollen.

Paul war übrigens gar nicht zu Marmelade gehauen, obgleich er niemand
hätte weismachen können, daß er nicht aus der Schlacht komme. Bei ihm war
nicht das Auge, sondern die Nase vcrschwollen wie ein „Erdüppellloß," und das
eine Auge war nicht blau, sondern schwarz. Aber das war alles rein äußerlich.
Das Gerüst war heil. Er dampfte, von g»de» Wünschen begleitet, mit einem Brief
der Frau Hahn an ihren Mann u»d einer Autwort Berthas für Eugen in der
Tasche »och mit dem Nachtzuge ab und fand bei seiner Ankunft in „Stadt Ham¬
burg" nicht bloß seinen Prinzipal, sondern anch Herminens Vater, de» Schiudel-
müller vor, die zwar zu Bett gegangen waren, aber dem Nachtporticr Weisung
gegeben hatte», ihn bei seiner Ankunft sofort zu ihnen zu bringen. Fron Hab»
hatte ihrem Ma»» scho» abends depeschiert: „Paul Nachtzug war Schindelmühle,"
eine Nachricht, die zwar de» Vater Hab» ganz beruhigt, dafür aber den Vater
Lehman» um so mehr intrigiert hatte. Was ronnte in seiner Abwesenheit Paul
auf der Schindelmühle so Eiliges zu thun gehabt haben, daß er die Abfahrt, oben¬
drein eine so wichtige Abfahrt, versäumt hatte? Daß seine Frau Paul nicht mochte,
wußte er. Wenn dieser also wegen Hermine etwas gewollt hätte — was ihm ja
"icht ganz unerwartet und vielleicht auch nicht ganz unerwünscht gekommen wäre —,
so würde er sich doch tausendmal eher an ihn als an Herminens Stiefmutter ge¬
wandt haben, und Heimlichkeiten mit Hermine hatten es auch nicht sei» können,
das bewies, von dem unbedingten Vertrauen, das er in die beiden hatte, gar nicht
zu reden, schon das Telegramm der Frau Hahn, die offenbar von der Ansicht aus¬
ging, der Umstand, daß Paul auf der Schindelmühle gewesen sei, erkläre zur Ge¬
nüge sein Ausbleibe» beim Abgang des Zugs.

(Schluß folgt)




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[0627] Weihnachten vor Paris der jede seinen Gegner belastende Auskunft ritterlich verweigerte, sondern durch den Kutscher des Gefährts, das der Mühlenführer der Schindelmühle trotz des Ver¬ botes der „Frau" zur Heimschnffung der Marmelade hatte anspannen lassen. Der berichtende und sofort mit einer kleinen Stärkung versehene Kutscher war offenbar weder auf der Seite der „Frau," die er ungescheut als eine „gemeine Lusche" be¬ zeichnete, noch auf der Seite des Neffe», obgleich an und für sich — wir erinnern nur an Sir John — „etwas und sogar starke Versoffenheit" bekanntlich kein die Popularität im Keime zerstörendes Gift ist. Wenn mau ihm glauben durfte, dachte auch das übrige Mühleupersonal wie er. Es war keiner, der sich nicht darüber, das; „der kleene Kerl das große Vieh schließlich ordentlich zu Brei verhauen hatte," el» Loch i» die Hose gefreut hätte: eine etwas kostspielige, aber -— wenn anders der Ausdruck bei dieser Sprachwcndung „um Platze" ist — überaus herzliche Be¬ thätigung freudigen Mitgefühls. Bei dieser Wendung des Berichts war der lange Paul wie Judas Jschariot aus dem Kreise der mit gespannter Aufmerksamkeit Lauschende» getreten und in die Einsamkeit entwichen. Dem Neffe», so berichtete der Kutscher, war das eine Auge wie ein „ErdäppeMvß" geschwollen und „das Maul wie ein Spüllappe» geworden." Ein sehr deutliches Bild hat uns die letzt- gcdnchte bildliche Bezeichnung nicht gegeben, aber der dadurch oder vielleicht noch durch weitere Verletzungen erteilte Denkzettel mußte doch „nicht ganz ohne" gewesen sein, denn es war nach dem Doktor geschickt worden, was der in einer Hauerei verwundete bekanntlich nur ii» äußersten Notfall n»d ebenso ungern thut, wie sich ein geschlagner Feldherr bei Nacht und Nebel voni Gefechtsfeld zurückzieht. Auch über das „schiveiueiuäßige" Betragen des Freiers dem „Fräulein" gegenüber ver¬ meldete der Kutscher einiges, das weder zu Gunsten dessen sprach, der sich damit einer junge» Dame migcuehm zu machen geglaubt hatte, noch zu Gunsten deren, die das ihrer Obhut anvertraute junge Mädchen vor dergleichen hätte schützen sollen. Paul war übrigens gar nicht zu Marmelade gehauen, obgleich er niemand hätte weismachen können, daß er nicht aus der Schlacht komme. Bei ihm war nicht das Auge, sondern die Nase vcrschwollen wie ein „Erdüppellloß," und das eine Auge war nicht blau, sondern schwarz. Aber das war alles rein äußerlich. Das Gerüst war heil. Er dampfte, von g»de» Wünschen begleitet, mit einem Brief der Frau Hahn an ihren Mann u»d einer Autwort Berthas für Eugen in der Tasche »och mit dem Nachtzuge ab und fand bei seiner Ankunft in „Stadt Ham¬ burg" nicht bloß seinen Prinzipal, sondern anch Herminens Vater, de» Schiudel- müller vor, die zwar zu Bett gegangen waren, aber dem Nachtporticr Weisung gegeben hatte», ihn bei seiner Ankunft sofort zu ihnen zu bringen. Fron Hab» hatte ihrem Ma»» scho» abends depeschiert: „Paul Nachtzug war Schindelmühle," eine Nachricht, die zwar de» Vater Hab» ganz beruhigt, dafür aber den Vater Lehman» um so mehr intrigiert hatte. Was ronnte in seiner Abwesenheit Paul auf der Schindelmühle so Eiliges zu thun gehabt haben, daß er die Abfahrt, oben¬ drein eine so wichtige Abfahrt, versäumt hatte? Daß seine Frau Paul nicht mochte, wußte er. Wenn dieser also wegen Hermine etwas gewollt hätte — was ihm ja "icht ganz unerwartet und vielleicht auch nicht ganz unerwünscht gekommen wäre —, so würde er sich doch tausendmal eher an ihn als an Herminens Stiefmutter ge¬ wandt haben, und Heimlichkeiten mit Hermine hatten es auch nicht sei» können, das bewies, von dem unbedingten Vertrauen, das er in die beiden hatte, gar nicht zu reden, schon das Telegramm der Frau Hahn, die offenbar von der Ansicht aus¬ ging, der Umstand, daß Paul auf der Schindelmühle gewesen sei, erkläre zur Ge¬ nüge sein Ausbleibe» beim Abgang des Zugs. (Schluß folgt)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/627>, abgerufen am 28.07.2024.