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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Verstand hatte und mit Kubikmetern und was dazu gehört rechnen konnte. Mit
seinen Straßenbauten hat er sich die Mittel verdient, ja, bei Gott! Und solche
Beispiele giebt es viele. Wenn die Leute von der ganzen Gelehrsamkeit nicht einen
Pfifferling verstehn, dann können sie zum Dreschflegelschwingeu und Spatenstechen
ja allenfalls gut sein, aber sie bleiben sicher und gewiß ihr Leben lang Mistfinken,
die in das erste beste Loch fallen, und es bleibt ganz dem Zufall überlassen, was
aus ihnen wird. Das ist meine Meinung! schloß er, indem er seine braunen
Augen rundum über die Versammlung hingleiten ließ. -- Allgemeines Schweigen. --
Wie müßte denn eigentlich so etwas gemacht werden? fragte schließlich einer. --
Ein paar von uns müßten natürlich die Sache in die Hand nehmen, antwortete
Sören. -- Nun, dann wollen wir es ihn doch versuchen lassen! sagte der Maurer
Jens. Und Jens Berg könnte mitthun, er hat ja die meisten Kinder! fügte
ein andrer hinzu und zündete sich ein Streichholz an. -- Ja, das ist wohl das
Schlauste! entschied Jens Bak gähnend.

Ans diese Weise also waren Sören Brander und Jens Berg zum Ausschuß
in der Schulfrage erwählt worden. Es dauerte auch gar nicht lange, daß die
Sache dem Genieinderat vorgelegt wurde. Dieser verhielt sich jedoch sehr vornehm
und konnte sich jedenfalls nicht näher auf die Sache einlassen, ehe eine schriftliche
Eingabe von den Bewohnern vorlag. Ihr da drüben auf der Düne tragt doch
wenig genng zu den Gemeindeabgaben bei, so große Forderungen zu stellen, hatte
der Vorsteher in etwas vorwurfsvollem Ton gesagt, während er mit geschäfts¬
mäßiger Miene in dem Protokoll blätterte. Und vom allgemeinen Gelächter begleitet
hatte Jens Nörgaard bemerkt, daß Sören wohl König auf der Düne werden wolle.

Es wurde Abend, und es wurde Mitternacht, und uoch immer saßen die beiden
Ausschußmitglieder in der abgelegnen Dünenhütte und grübelten. Sie starrten auf
das vor ihnen liegende weiße Papier, bis ihnen ihr eignes Gehirn wie ein un¬
beschriebnes Blatt Papier vorkam. Aber gegen Morgen hatten sie doch nach
mehreren vergeblichen Versuchen die schwierigen Worte und Buchstabe" zusammen¬
gebracht, die dazu bestimmt waren, in Reih und Glied die feindlichen Schanzen
einzunehmen. Dieses mühselig verfaßte Aktenstück kam jedoch nach längerer Zeit
mit dem Bemerken zurück, daß man wegen mangelhafter Begründung keine
Rücksicht darauf nehmen könne. Und obgleich eine solche beigefügt gewesen war,
schlug der Gemeinderat den Antrag doch bestimmt ab. Aber als Sören dann in
eiuer neuen allgemeinen Sitzung Bericht erstattete, herrschte in dieser Versammlung
vou schweigenden Männern nur eine Meinung über das weitere Schicksal der
Schnlfrnge. Man merkte an dem energischen Funkeln der Angen, an der stillen,
aber unüberwindlichen Hartnäckigkeit, die sich in den Falten um den Mund kund¬
gab, daß die Schulfrage damit nicht abgethan war. Sie fühlten nämlich instinkt¬
mäßig, daß derselbe Widerstand, den sie vom täglichen Kampfe uns Dasein her so
gut kannten, sie auch hier zurückhalten wolle, er, der wie ein böser Kobold immer
gerade da im Wege stand, wo sie vorwärts wollten. Und gerade weil sie in ihrer
angebornen Kraft deu Trieb hatte", sich mit dem Rücken gegen zu stemmen, war
es eine natürliche Folge, daß die Schulfrage bis aufs äußerste durchgeführt werden
sollte. Jetzt, wo sie einmal mit angegriffen hatten, hatte keiner im Sinn, wieder
loszulassen, ebensowenig wie es einem von ihnen eingefallen wäre, von Pflug oder
Spaten wegzulaufen, womit sie den Dünenboden urbar machten. Sobald also der
Vorschlag ausgesprochen wurde, sich direkt an den Pfarrer zu wenden, fand er anch
allgemeinen Beifall. ^




Das Pfarrhaus lag vier Meilen weit drinnen im Lande; deshalb stellte sich Jens
Berg am festgesetzten Tage zu guter Zeit bei Sören Brander ein, und zwar in
seinem schönsten Sonntagstaat: dick mit Fett eiugeschmierten Schaftstiefeln, deren
Oberleder voll Risse und Sprünge war, grauen Beinkleidern und einem Friesrock,


Verstand hatte und mit Kubikmetern und was dazu gehört rechnen konnte. Mit
seinen Straßenbauten hat er sich die Mittel verdient, ja, bei Gott! Und solche
Beispiele giebt es viele. Wenn die Leute von der ganzen Gelehrsamkeit nicht einen
Pfifferling verstehn, dann können sie zum Dreschflegelschwingeu und Spatenstechen
ja allenfalls gut sein, aber sie bleiben sicher und gewiß ihr Leben lang Mistfinken,
die in das erste beste Loch fallen, und es bleibt ganz dem Zufall überlassen, was
aus ihnen wird. Das ist meine Meinung! schloß er, indem er seine braunen
Augen rundum über die Versammlung hingleiten ließ. — Allgemeines Schweigen. —
Wie müßte denn eigentlich so etwas gemacht werden? fragte schließlich einer. —
Ein paar von uns müßten natürlich die Sache in die Hand nehmen, antwortete
Sören. — Nun, dann wollen wir es ihn doch versuchen lassen! sagte der Maurer
Jens. Und Jens Berg könnte mitthun, er hat ja die meisten Kinder! fügte
ein andrer hinzu und zündete sich ein Streichholz an. — Ja, das ist wohl das
Schlauste! entschied Jens Bak gähnend.

Ans diese Weise also waren Sören Brander und Jens Berg zum Ausschuß
in der Schulfrage erwählt worden. Es dauerte auch gar nicht lange, daß die
Sache dem Genieinderat vorgelegt wurde. Dieser verhielt sich jedoch sehr vornehm
und konnte sich jedenfalls nicht näher auf die Sache einlassen, ehe eine schriftliche
Eingabe von den Bewohnern vorlag. Ihr da drüben auf der Düne tragt doch
wenig genng zu den Gemeindeabgaben bei, so große Forderungen zu stellen, hatte
der Vorsteher in etwas vorwurfsvollem Ton gesagt, während er mit geschäfts¬
mäßiger Miene in dem Protokoll blätterte. Und vom allgemeinen Gelächter begleitet
hatte Jens Nörgaard bemerkt, daß Sören wohl König auf der Düne werden wolle.

Es wurde Abend, und es wurde Mitternacht, und uoch immer saßen die beiden
Ausschußmitglieder in der abgelegnen Dünenhütte und grübelten. Sie starrten auf
das vor ihnen liegende weiße Papier, bis ihnen ihr eignes Gehirn wie ein un¬
beschriebnes Blatt Papier vorkam. Aber gegen Morgen hatten sie doch nach
mehreren vergeblichen Versuchen die schwierigen Worte und Buchstabe» zusammen¬
gebracht, die dazu bestimmt waren, in Reih und Glied die feindlichen Schanzen
einzunehmen. Dieses mühselig verfaßte Aktenstück kam jedoch nach längerer Zeit
mit dem Bemerken zurück, daß man wegen mangelhafter Begründung keine
Rücksicht darauf nehmen könne. Und obgleich eine solche beigefügt gewesen war,
schlug der Gemeinderat den Antrag doch bestimmt ab. Aber als Sören dann in
eiuer neuen allgemeinen Sitzung Bericht erstattete, herrschte in dieser Versammlung
vou schweigenden Männern nur eine Meinung über das weitere Schicksal der
Schnlfrnge. Man merkte an dem energischen Funkeln der Angen, an der stillen,
aber unüberwindlichen Hartnäckigkeit, die sich in den Falten um den Mund kund¬
gab, daß die Schulfrage damit nicht abgethan war. Sie fühlten nämlich instinkt¬
mäßig, daß derselbe Widerstand, den sie vom täglichen Kampfe uns Dasein her so
gut kannten, sie auch hier zurückhalten wolle, er, der wie ein böser Kobold immer
gerade da im Wege stand, wo sie vorwärts wollten. Und gerade weil sie in ihrer
angebornen Kraft deu Trieb hatte», sich mit dem Rücken gegen zu stemmen, war
es eine natürliche Folge, daß die Schulfrage bis aufs äußerste durchgeführt werden
sollte. Jetzt, wo sie einmal mit angegriffen hatten, hatte keiner im Sinn, wieder
loszulassen, ebensowenig wie es einem von ihnen eingefallen wäre, von Pflug oder
Spaten wegzulaufen, womit sie den Dünenboden urbar machten. Sobald also der
Vorschlag ausgesprochen wurde, sich direkt an den Pfarrer zu wenden, fand er anch
allgemeinen Beifall. ^




Das Pfarrhaus lag vier Meilen weit drinnen im Lande; deshalb stellte sich Jens
Berg am festgesetzten Tage zu guter Zeit bei Sören Brander ein, und zwar in
seinem schönsten Sonntagstaat: dick mit Fett eiugeschmierten Schaftstiefeln, deren
Oberleder voll Risse und Sprünge war, grauen Beinkleidern und einem Friesrock,


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[0612] Verstand hatte und mit Kubikmetern und was dazu gehört rechnen konnte. Mit seinen Straßenbauten hat er sich die Mittel verdient, ja, bei Gott! Und solche Beispiele giebt es viele. Wenn die Leute von der ganzen Gelehrsamkeit nicht einen Pfifferling verstehn, dann können sie zum Dreschflegelschwingeu und Spatenstechen ja allenfalls gut sein, aber sie bleiben sicher und gewiß ihr Leben lang Mistfinken, die in das erste beste Loch fallen, und es bleibt ganz dem Zufall überlassen, was aus ihnen wird. Das ist meine Meinung! schloß er, indem er seine braunen Augen rundum über die Versammlung hingleiten ließ. — Allgemeines Schweigen. — Wie müßte denn eigentlich so etwas gemacht werden? fragte schließlich einer. — Ein paar von uns müßten natürlich die Sache in die Hand nehmen, antwortete Sören. — Nun, dann wollen wir es ihn doch versuchen lassen! sagte der Maurer Jens. Und Jens Berg könnte mitthun, er hat ja die meisten Kinder! fügte ein andrer hinzu und zündete sich ein Streichholz an. — Ja, das ist wohl das Schlauste! entschied Jens Bak gähnend. Ans diese Weise also waren Sören Brander und Jens Berg zum Ausschuß in der Schulfrage erwählt worden. Es dauerte auch gar nicht lange, daß die Sache dem Genieinderat vorgelegt wurde. Dieser verhielt sich jedoch sehr vornehm und konnte sich jedenfalls nicht näher auf die Sache einlassen, ehe eine schriftliche Eingabe von den Bewohnern vorlag. Ihr da drüben auf der Düne tragt doch wenig genng zu den Gemeindeabgaben bei, so große Forderungen zu stellen, hatte der Vorsteher in etwas vorwurfsvollem Ton gesagt, während er mit geschäfts¬ mäßiger Miene in dem Protokoll blätterte. Und vom allgemeinen Gelächter begleitet hatte Jens Nörgaard bemerkt, daß Sören wohl König auf der Düne werden wolle. Es wurde Abend, und es wurde Mitternacht, und uoch immer saßen die beiden Ausschußmitglieder in der abgelegnen Dünenhütte und grübelten. Sie starrten auf das vor ihnen liegende weiße Papier, bis ihnen ihr eignes Gehirn wie ein un¬ beschriebnes Blatt Papier vorkam. Aber gegen Morgen hatten sie doch nach mehreren vergeblichen Versuchen die schwierigen Worte und Buchstabe» zusammen¬ gebracht, die dazu bestimmt waren, in Reih und Glied die feindlichen Schanzen einzunehmen. Dieses mühselig verfaßte Aktenstück kam jedoch nach längerer Zeit mit dem Bemerken zurück, daß man wegen mangelhafter Begründung keine Rücksicht darauf nehmen könne. Und obgleich eine solche beigefügt gewesen war, schlug der Gemeinderat den Antrag doch bestimmt ab. Aber als Sören dann in eiuer neuen allgemeinen Sitzung Bericht erstattete, herrschte in dieser Versammlung vou schweigenden Männern nur eine Meinung über das weitere Schicksal der Schnlfrnge. Man merkte an dem energischen Funkeln der Angen, an der stillen, aber unüberwindlichen Hartnäckigkeit, die sich in den Falten um den Mund kund¬ gab, daß die Schulfrage damit nicht abgethan war. Sie fühlten nämlich instinkt¬ mäßig, daß derselbe Widerstand, den sie vom täglichen Kampfe uns Dasein her so gut kannten, sie auch hier zurückhalten wolle, er, der wie ein böser Kobold immer gerade da im Wege stand, wo sie vorwärts wollten. Und gerade weil sie in ihrer angebornen Kraft deu Trieb hatte», sich mit dem Rücken gegen zu stemmen, war es eine natürliche Folge, daß die Schulfrage bis aufs äußerste durchgeführt werden sollte. Jetzt, wo sie einmal mit angegriffen hatten, hatte keiner im Sinn, wieder loszulassen, ebensowenig wie es einem von ihnen eingefallen wäre, von Pflug oder Spaten wegzulaufen, womit sie den Dünenboden urbar machten. Sobald also der Vorschlag ausgesprochen wurde, sich direkt an den Pfarrer zu wenden, fand er anch allgemeinen Beifall. ^ Das Pfarrhaus lag vier Meilen weit drinnen im Lande; deshalb stellte sich Jens Berg am festgesetzten Tage zu guter Zeit bei Sören Brander ein, und zwar in seinem schönsten Sonntagstaat: dick mit Fett eiugeschmierten Schaftstiefeln, deren Oberleder voll Risse und Sprünge war, grauen Beinkleidern und einem Friesrock,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/612>, abgerufen am 28.07.2024.