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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Eines Abends wanderten in der Dämmrung mehrere Männer langsam über
die Dünen. Im Zwielichte konnte man nur die Umrisse der Gestalten unter-
scheiden, Sie kamen von verschiednen Seiten, und vor Sören Branders Haus
liefen ihre Fußspuren zusammen, Spreu hatte nämlich zu einer wichtigen Beratung
eingeladen, wie das Sitte war, wenn es sich um eine Frage handelte, die das
allgemeine Wohl betraf. Die bedächtigen Männer ließen sich in der kleinen Stube
nieder, wo sie gerade Platz fanden, und bald war diese mit Tabaksrauch erfüllt,
was aber die Versammlung nicht zu bedrücken schien, deren wcttergebrännte,
bärtige Gesichter in friedlicher Lanne leuchteten, während scherzhafte Worte ge¬
wechselt wurden.

Dann räusperte Sören sich und begann: Ich habe gedacht, ob wir nicht deu
Gemeinderat dazu bewegen konnten, uus hier auf der Düne eine Schule zu bauen.
Es giebt ja jetzt eine ganze Anzahl Kinder hier, und der Weg nach der Stadt ist
gar so weit. -- Niemand gab eine Antwort darauf. Die Männer dampften ans
ihren Pfeifen, hoben langsam die Augenlider und schielten einander an. - Eine
Schule! sagte endlich eiuer; dann herrschte aufs neue vollständiges Schweigen. -
Wieder nach einer Weile fragte einer seinen Nachbar: Hast du ein wenig Rauch¬
tabak bei dir, Per Christian? - Nun, ich weiß nicht, was ihr dazu sagt! begann
Spreu aufs neue. Keine Antwort, Es war so still im Zimmer, daß man es
hörte, wenn einer auf den Boden spuckte. -- Hat keiner von euch gehört, ob Per
Friedrich geständig ist? fragte endlich einer. Nein, keiner wußte etwas darüber,
aber infolge dieser Frage belebte sich das Gespräch zu allerlei Vermutungen und
Bemerkungen, bis Spreu den Maurer Jens fragte, was denn er über die Schul¬
frage denke, -- Der Angeredete zog die buschigen Brauen in die Höhe und fragte
quer über deu Tisch hin: Was meinst denn du, Peter Kiebitz? -- Ach, es hat
wohl keinen Wert, wenn wir uns mit dem Ministerium und deu Hochgestellte"
wegen solcher Dinge einlassen. -- Ja, du mußt es ja wissen, sagte der Maurer
und blinzelte listig dabei, du hast ja beim Prokurator gedient, -- Mehrere grinsten
bei diesen Worten. - Um der Sache näher zu kommen, bemerkte nun Sören,
daß er meine, sie könnten hier auf der Düne ebensogut als an andern Orten eine
Schule haben. Wer soll sie denn bezahlen? fragte Ricks Pind und faßte dabei
deu Geldbeutel in seiner Tasche, Der Gemeinderat natürlich, wie anderwärts
mich. -- Darauf geht der Gemeinderat seiner Lebtage nicht ein! rief Peter Kiebitz.
Ich kenne ihn! Sollen wir es nicht lieber beim alten lassen? Es giebt ja
doch bloß Widerwärtigkeiten, bemerkte Ricks Pind und schob seine Pelzmütze auf
das andre Ohr. -- Darauf sagte der große Ais Vom Breiten Sande, der dastand
und seinen Kopf an den Deckenbalken drückte: Ich meine, wenn es von jeher so
gewesen ist, so kann es auch so bleiben. Unsre Kinder sollen doch weder Pfarrer
noch Schulmeister werden. -- Jetzt sagte Spreu Brander mit Wärme: Das ist
auch gnr nicht die Absicht, aber ich habe so bei mir gedacht: Nun vergeht ein Tag
unes dem andern, und deine Buben wachsen heran, und es wird nicht mehr lange
dauern, daß sie sich einen Dienst suchen müssen. Und wenn dann die Zeit kommt,
wo sie etwas ausrichte" sollen, um sich selbst irgendwo eine Heimstätte zu gründen,
so ist das nicht leicht für so arme Burschen. Aber wenn sie außerdem, daß sie
arm sind, auch uoch dumm und unwissend sind, so ist es noch viel schwerer für
sie. . . Und ich meine, wir sind doch ihre Eltern und habe" gewissermaßen eine
Verantwortung für sie. -- Ja, allerdings! sagte einer, -- Ja, das kauu ja ganz
wahr sein! fügte ein andrer hinzu. - Pause, -- Ricks Pind lüpfte die Mütze
über dem Ohr, schob ein paar Finger darunter und kratzte sich, während er sagte:
Ich glaube zwar, sie kommen ebenso gut durch, ob sie nur lesen und schreiben
können; darauf kommt es nicht an. Und die Steuern nehmen zu, ....... So, du
meinst also, das sei einerlei! rief Sören, Darf ich dann vielleicht fragen, warum
Ricks Piesens Martin jetzt auf dem Enghof sitzt? Weil er einen guten Kopf und


Eines Abends wanderten in der Dämmrung mehrere Männer langsam über
die Dünen. Im Zwielichte konnte man nur die Umrisse der Gestalten unter-
scheiden, Sie kamen von verschiednen Seiten, und vor Sören Branders Haus
liefen ihre Fußspuren zusammen, Spreu hatte nämlich zu einer wichtigen Beratung
eingeladen, wie das Sitte war, wenn es sich um eine Frage handelte, die das
allgemeine Wohl betraf. Die bedächtigen Männer ließen sich in der kleinen Stube
nieder, wo sie gerade Platz fanden, und bald war diese mit Tabaksrauch erfüllt,
was aber die Versammlung nicht zu bedrücken schien, deren wcttergebrännte,
bärtige Gesichter in friedlicher Lanne leuchteten, während scherzhafte Worte ge¬
wechselt wurden.

Dann räusperte Sören sich und begann: Ich habe gedacht, ob wir nicht deu
Gemeinderat dazu bewegen konnten, uus hier auf der Düne eine Schule zu bauen.
Es giebt ja jetzt eine ganze Anzahl Kinder hier, und der Weg nach der Stadt ist
gar so weit. — Niemand gab eine Antwort darauf. Die Männer dampften ans
ihren Pfeifen, hoben langsam die Augenlider und schielten einander an. - Eine
Schule! sagte endlich eiuer; dann herrschte aufs neue vollständiges Schweigen. -
Wieder nach einer Weile fragte einer seinen Nachbar: Hast du ein wenig Rauch¬
tabak bei dir, Per Christian? - Nun, ich weiß nicht, was ihr dazu sagt! begann
Spreu aufs neue. Keine Antwort, Es war so still im Zimmer, daß man es
hörte, wenn einer auf den Boden spuckte. — Hat keiner von euch gehört, ob Per
Friedrich geständig ist? fragte endlich einer. Nein, keiner wußte etwas darüber,
aber infolge dieser Frage belebte sich das Gespräch zu allerlei Vermutungen und
Bemerkungen, bis Spreu den Maurer Jens fragte, was denn er über die Schul¬
frage denke, — Der Angeredete zog die buschigen Brauen in die Höhe und fragte
quer über deu Tisch hin: Was meinst denn du, Peter Kiebitz? — Ach, es hat
wohl keinen Wert, wenn wir uns mit dem Ministerium und deu Hochgestellte»
wegen solcher Dinge einlassen. — Ja, du mußt es ja wissen, sagte der Maurer
und blinzelte listig dabei, du hast ja beim Prokurator gedient, — Mehrere grinsten
bei diesen Worten. - Um der Sache näher zu kommen, bemerkte nun Sören,
daß er meine, sie könnten hier auf der Düne ebensogut als an andern Orten eine
Schule haben. Wer soll sie denn bezahlen? fragte Ricks Pind und faßte dabei
deu Geldbeutel in seiner Tasche, Der Gemeinderat natürlich, wie anderwärts
mich. — Darauf geht der Gemeinderat seiner Lebtage nicht ein! rief Peter Kiebitz.
Ich kenne ihn! Sollen wir es nicht lieber beim alten lassen? Es giebt ja
doch bloß Widerwärtigkeiten, bemerkte Ricks Pind und schob seine Pelzmütze auf
das andre Ohr. — Darauf sagte der große Ais Vom Breiten Sande, der dastand
und seinen Kopf an den Deckenbalken drückte: Ich meine, wenn es von jeher so
gewesen ist, so kann es auch so bleiben. Unsre Kinder sollen doch weder Pfarrer
noch Schulmeister werden. — Jetzt sagte Spreu Brander mit Wärme: Das ist
auch gnr nicht die Absicht, aber ich habe so bei mir gedacht: Nun vergeht ein Tag
unes dem andern, und deine Buben wachsen heran, und es wird nicht mehr lange
dauern, daß sie sich einen Dienst suchen müssen. Und wenn dann die Zeit kommt,
wo sie etwas ausrichte» sollen, um sich selbst irgendwo eine Heimstätte zu gründen,
so ist das nicht leicht für so arme Burschen. Aber wenn sie außerdem, daß sie
arm sind, auch uoch dumm und unwissend sind, so ist es noch viel schwerer für
sie. . . Und ich meine, wir sind doch ihre Eltern und habe» gewissermaßen eine
Verantwortung für sie. — Ja, allerdings! sagte einer, — Ja, das kauu ja ganz
wahr sein! fügte ein andrer hinzu. - Pause, — Ricks Pind lüpfte die Mütze
über dem Ohr, schob ein paar Finger darunter und kratzte sich, während er sagte:
Ich glaube zwar, sie kommen ebenso gut durch, ob sie nur lesen und schreiben
können; darauf kommt es nicht an. Und die Steuern nehmen zu, ....... So, du
meinst also, das sei einerlei! rief Sören, Darf ich dann vielleicht fragen, warum
Ricks Piesens Martin jetzt auf dem Enghof sitzt? Weil er einen guten Kopf und


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[0611] Eines Abends wanderten in der Dämmrung mehrere Männer langsam über die Dünen. Im Zwielichte konnte man nur die Umrisse der Gestalten unter- scheiden, Sie kamen von verschiednen Seiten, und vor Sören Branders Haus liefen ihre Fußspuren zusammen, Spreu hatte nämlich zu einer wichtigen Beratung eingeladen, wie das Sitte war, wenn es sich um eine Frage handelte, die das allgemeine Wohl betraf. Die bedächtigen Männer ließen sich in der kleinen Stube nieder, wo sie gerade Platz fanden, und bald war diese mit Tabaksrauch erfüllt, was aber die Versammlung nicht zu bedrücken schien, deren wcttergebrännte, bärtige Gesichter in friedlicher Lanne leuchteten, während scherzhafte Worte ge¬ wechselt wurden. Dann räusperte Sören sich und begann: Ich habe gedacht, ob wir nicht deu Gemeinderat dazu bewegen konnten, uus hier auf der Düne eine Schule zu bauen. Es giebt ja jetzt eine ganze Anzahl Kinder hier, und der Weg nach der Stadt ist gar so weit. — Niemand gab eine Antwort darauf. Die Männer dampften ans ihren Pfeifen, hoben langsam die Augenlider und schielten einander an. - Eine Schule! sagte endlich eiuer; dann herrschte aufs neue vollständiges Schweigen. - Wieder nach einer Weile fragte einer seinen Nachbar: Hast du ein wenig Rauch¬ tabak bei dir, Per Christian? - Nun, ich weiß nicht, was ihr dazu sagt! begann Spreu aufs neue. Keine Antwort, Es war so still im Zimmer, daß man es hörte, wenn einer auf den Boden spuckte. — Hat keiner von euch gehört, ob Per Friedrich geständig ist? fragte endlich einer. Nein, keiner wußte etwas darüber, aber infolge dieser Frage belebte sich das Gespräch zu allerlei Vermutungen und Bemerkungen, bis Spreu den Maurer Jens fragte, was denn er über die Schul¬ frage denke, — Der Angeredete zog die buschigen Brauen in die Höhe und fragte quer über deu Tisch hin: Was meinst denn du, Peter Kiebitz? — Ach, es hat wohl keinen Wert, wenn wir uns mit dem Ministerium und deu Hochgestellte» wegen solcher Dinge einlassen. — Ja, du mußt es ja wissen, sagte der Maurer und blinzelte listig dabei, du hast ja beim Prokurator gedient, — Mehrere grinsten bei diesen Worten. - Um der Sache näher zu kommen, bemerkte nun Sören, daß er meine, sie könnten hier auf der Düne ebensogut als an andern Orten eine Schule haben. Wer soll sie denn bezahlen? fragte Ricks Pind und faßte dabei deu Geldbeutel in seiner Tasche, Der Gemeinderat natürlich, wie anderwärts mich. — Darauf geht der Gemeinderat seiner Lebtage nicht ein! rief Peter Kiebitz. Ich kenne ihn! Sollen wir es nicht lieber beim alten lassen? Es giebt ja doch bloß Widerwärtigkeiten, bemerkte Ricks Pind und schob seine Pelzmütze auf das andre Ohr. — Darauf sagte der große Ais Vom Breiten Sande, der dastand und seinen Kopf an den Deckenbalken drückte: Ich meine, wenn es von jeher so gewesen ist, so kann es auch so bleiben. Unsre Kinder sollen doch weder Pfarrer noch Schulmeister werden. — Jetzt sagte Spreu Brander mit Wärme: Das ist auch gnr nicht die Absicht, aber ich habe so bei mir gedacht: Nun vergeht ein Tag unes dem andern, und deine Buben wachsen heran, und es wird nicht mehr lange dauern, daß sie sich einen Dienst suchen müssen. Und wenn dann die Zeit kommt, wo sie etwas ausrichte» sollen, um sich selbst irgendwo eine Heimstätte zu gründen, so ist das nicht leicht für so arme Burschen. Aber wenn sie außerdem, daß sie arm sind, auch uoch dumm und unwissend sind, so ist es noch viel schwerer für sie. . . Und ich meine, wir sind doch ihre Eltern und habe» gewissermaßen eine Verantwortung für sie. — Ja, allerdings! sagte einer, — Ja, das kauu ja ganz wahr sein! fügte ein andrer hinzu. - Pause, — Ricks Pind lüpfte die Mütze über dem Ohr, schob ein paar Finger darunter und kratzte sich, während er sagte: Ich glaube zwar, sie kommen ebenso gut durch, ob sie nur lesen und schreiben können; darauf kommt es nicht an. Und die Steuern nehmen zu, ....... So, du meinst also, das sei einerlei! rief Sören, Darf ich dann vielleicht fragen, warum Ricks Piesens Martin jetzt auf dem Enghof sitzt? Weil er einen guten Kopf und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/611>, abgerufen am 28.07.2024.