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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Ans der Alm

Er und sie waren nämlich verlobt. Sie war Hanna Laurentius, die Tochter
des Geheimrath, der schon seit geraumer Zeit Witwer war. Er war Karl Müller,
und seine Mutter war die Frau Nachbarin, wie sie der Geheimrat auch jetzt noch
zu nennen Pflegte, die Witwe des Kaufmanns Müller, dessen Geschäft nun der
Sohn übernommen hatte. Sie hatten sich, solange sie lebten, gegenüber gewohnt
in den alten Patrizierhäusern an der Ecke einer der Straßen, die auf den Markt
mündeten; die beiden Familien hatten seit vielen Jahren in freundschaftlichem Ver¬
kehr gestanden -- Geheimrath waren immer gewissermaßen Respektpersonen gewesen,
denn der Geheimrat war ein gefeierter Gelehrter; aber auch Müllers waren sehr
respektable Leute, deren Familie in dem schönen alten Hanse seit Generationen erb¬
eingesessen war, und Herr Müller hatte eine der angesehensten Seidenhandlungen
in der alten Kaufmannsstadt, deren Handel sich über die ganze Welt ausdehnt. Die
beiden Herren hatten ihren gemeinschaftlichen Stammtisch im Klub gehabt, auch mit
den Damen ihr Whistkränzchen, hatten sich gegenseitig aufrichtig geachtet, Müller
den Geheimrat als eine über ihm stehende wissenschaftliche Größe, der Geheimrat
den verstorbnen Müller als einen tüchtigen, klugen und gebildeten Geschäftsmann,
der allerhand städtische Ehrenämter verwaltete, und auch die Damen hatten im besten
Einvernehmen gestanden, wenn mich die verstorbne Frau Geheimrätin -- nicht herab¬
lassend, Gott bewahre! aber doch immer mit einer gewissen, der Bedeutung ihres
Gatten zukommenden Reserve den Umgang mit Müllers gepflegt hatte. Dieser
Familienumgang war, als sich der Geheimrat und fast zu derselben Zeit Fran
Stadtrat Müller verwitwet sahen, ganz natürlich spärlicher geworden. Aber Hanna
hatte einen Halt an der mütterlichen Freundin gefunden und war in den folgenden
Jahren, während Karl, ihr Jugendfreund, draußen in der weiten Welt war, mehr
bei der Frau Nachbarin gewesen als daheim bei dem über seinen Büchern sitzenden
gelehrten Vater und dem Schreckgespenst von älteren Fräulein, das den Haushalt
besorgte und das junge Mädchen bemuttern sollte. Und als dann Karl aus der
Fremde zurückgekehrt war, war sie plötzlich dessen Verlobte geworden, fast zu ihrer
eignen Überraschung. Und jetzt waren sie auf den Vorschlag des Geheimrath alle
zusammen ins Gebirge gereist, zur Feier der Verlobung gewissermaßen. Der Ge-
heimrnt hatte seinen künftigen Schwiegersohn von jeher besonders gern gehabt,
trotzdem, daß er keinen gelehrten Beruf erfaßt, sondern sich dem väterlichen Ge¬
schäft zugewandt hatte. Denn der Geheimrat gehörte zu den Leuten, die den Segen
erkannten, der einen praktischen Beruf begleite" kann, trotz aller Gelehrsamkeit. Er
war also zufrieden, sehr zufrieden mit diesem Bunde, den er Wohl immer im stillen
erwartet und gewünscht hatte, schätzte seinen künftigen Schwiegersohn und vertraute
ihm die Tochter mit Freuden an.

Er war auch ein prächtiger Kerl. Groß, stark, breitschultrig und gewandt.
Man sah ihm den Reserveoffizier an. Dunkelblondes Haar, militärisch geschnitten,
über der klaren Stirn und den hellen Augen, gerade Nase und ein schöner, weicher
Bart um den festgeschnittnen Mund. So männlich die ganze Gestalt und das
energische Gesicht waren, es lag doch immer ein liebenswürdiger, gewinnender
Ausdruck auf diesem, und aus den scharfen und klugen Augen blitzte der Humor.

Sie war ein so reizendes Geschöpf, wie nnr eins aus einer solchen Pracht
von goldnem Haargewirr herausschauen konnte. Schlank, und geschmeidig und graziös
in jeder Bewegung. Sie wußte auch, daß sie schön sei, und daß der Beste durch
ihren Besitz beglückt sein konnte. Die Privatdozenten und die unverheirateten außer¬
ordentlichen Professoren hatten sich um sie gerissen auf den Bällen, nicht wegen
des mächtigen Vaters und Geheimrath, sondern weil sie verliebt waren wie Narren.
Leute von den glänzendsten Aussichten, die von den alten Geheimräten wie ihres¬
gleichen behandelt wurden, hatten ihr gehuldigt. Sie hätte nur ihren schlanken


Ans der Alm

Er und sie waren nämlich verlobt. Sie war Hanna Laurentius, die Tochter
des Geheimrath, der schon seit geraumer Zeit Witwer war. Er war Karl Müller,
und seine Mutter war die Frau Nachbarin, wie sie der Geheimrat auch jetzt noch
zu nennen Pflegte, die Witwe des Kaufmanns Müller, dessen Geschäft nun der
Sohn übernommen hatte. Sie hatten sich, solange sie lebten, gegenüber gewohnt
in den alten Patrizierhäusern an der Ecke einer der Straßen, die auf den Markt
mündeten; die beiden Familien hatten seit vielen Jahren in freundschaftlichem Ver¬
kehr gestanden — Geheimrath waren immer gewissermaßen Respektpersonen gewesen,
denn der Geheimrat war ein gefeierter Gelehrter; aber auch Müllers waren sehr
respektable Leute, deren Familie in dem schönen alten Hanse seit Generationen erb¬
eingesessen war, und Herr Müller hatte eine der angesehensten Seidenhandlungen
in der alten Kaufmannsstadt, deren Handel sich über die ganze Welt ausdehnt. Die
beiden Herren hatten ihren gemeinschaftlichen Stammtisch im Klub gehabt, auch mit
den Damen ihr Whistkränzchen, hatten sich gegenseitig aufrichtig geachtet, Müller
den Geheimrat als eine über ihm stehende wissenschaftliche Größe, der Geheimrat
den verstorbnen Müller als einen tüchtigen, klugen und gebildeten Geschäftsmann,
der allerhand städtische Ehrenämter verwaltete, und auch die Damen hatten im besten
Einvernehmen gestanden, wenn mich die verstorbne Frau Geheimrätin — nicht herab¬
lassend, Gott bewahre! aber doch immer mit einer gewissen, der Bedeutung ihres
Gatten zukommenden Reserve den Umgang mit Müllers gepflegt hatte. Dieser
Familienumgang war, als sich der Geheimrat und fast zu derselben Zeit Fran
Stadtrat Müller verwitwet sahen, ganz natürlich spärlicher geworden. Aber Hanna
hatte einen Halt an der mütterlichen Freundin gefunden und war in den folgenden
Jahren, während Karl, ihr Jugendfreund, draußen in der weiten Welt war, mehr
bei der Frau Nachbarin gewesen als daheim bei dem über seinen Büchern sitzenden
gelehrten Vater und dem Schreckgespenst von älteren Fräulein, das den Haushalt
besorgte und das junge Mädchen bemuttern sollte. Und als dann Karl aus der
Fremde zurückgekehrt war, war sie plötzlich dessen Verlobte geworden, fast zu ihrer
eignen Überraschung. Und jetzt waren sie auf den Vorschlag des Geheimrath alle
zusammen ins Gebirge gereist, zur Feier der Verlobung gewissermaßen. Der Ge-
heimrnt hatte seinen künftigen Schwiegersohn von jeher besonders gern gehabt,
trotzdem, daß er keinen gelehrten Beruf erfaßt, sondern sich dem väterlichen Ge¬
schäft zugewandt hatte. Denn der Geheimrat gehörte zu den Leuten, die den Segen
erkannten, der einen praktischen Beruf begleite» kann, trotz aller Gelehrsamkeit. Er
war also zufrieden, sehr zufrieden mit diesem Bunde, den er Wohl immer im stillen
erwartet und gewünscht hatte, schätzte seinen künftigen Schwiegersohn und vertraute
ihm die Tochter mit Freuden an.

Er war auch ein prächtiger Kerl. Groß, stark, breitschultrig und gewandt.
Man sah ihm den Reserveoffizier an. Dunkelblondes Haar, militärisch geschnitten,
über der klaren Stirn und den hellen Augen, gerade Nase und ein schöner, weicher
Bart um den festgeschnittnen Mund. So männlich die ganze Gestalt und das
energische Gesicht waren, es lag doch immer ein liebenswürdiger, gewinnender
Ausdruck auf diesem, und aus den scharfen und klugen Augen blitzte der Humor.

Sie war ein so reizendes Geschöpf, wie nnr eins aus einer solchen Pracht
von goldnem Haargewirr herausschauen konnte. Schlank, und geschmeidig und graziös
in jeder Bewegung. Sie wußte auch, daß sie schön sei, und daß der Beste durch
ihren Besitz beglückt sein konnte. Die Privatdozenten und die unverheirateten außer¬
ordentlichen Professoren hatten sich um sie gerissen auf den Bällen, nicht wegen
des mächtigen Vaters und Geheimrath, sondern weil sie verliebt waren wie Narren.
Leute von den glänzendsten Aussichten, die von den alten Geheimräten wie ihres¬
gleichen behandelt wurden, hatten ihr gehuldigt. Sie hätte nur ihren schlanken


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[0054] Ans der Alm Er und sie waren nämlich verlobt. Sie war Hanna Laurentius, die Tochter des Geheimrath, der schon seit geraumer Zeit Witwer war. Er war Karl Müller, und seine Mutter war die Frau Nachbarin, wie sie der Geheimrat auch jetzt noch zu nennen Pflegte, die Witwe des Kaufmanns Müller, dessen Geschäft nun der Sohn übernommen hatte. Sie hatten sich, solange sie lebten, gegenüber gewohnt in den alten Patrizierhäusern an der Ecke einer der Straßen, die auf den Markt mündeten; die beiden Familien hatten seit vielen Jahren in freundschaftlichem Ver¬ kehr gestanden — Geheimrath waren immer gewissermaßen Respektpersonen gewesen, denn der Geheimrat war ein gefeierter Gelehrter; aber auch Müllers waren sehr respektable Leute, deren Familie in dem schönen alten Hanse seit Generationen erb¬ eingesessen war, und Herr Müller hatte eine der angesehensten Seidenhandlungen in der alten Kaufmannsstadt, deren Handel sich über die ganze Welt ausdehnt. Die beiden Herren hatten ihren gemeinschaftlichen Stammtisch im Klub gehabt, auch mit den Damen ihr Whistkränzchen, hatten sich gegenseitig aufrichtig geachtet, Müller den Geheimrat als eine über ihm stehende wissenschaftliche Größe, der Geheimrat den verstorbnen Müller als einen tüchtigen, klugen und gebildeten Geschäftsmann, der allerhand städtische Ehrenämter verwaltete, und auch die Damen hatten im besten Einvernehmen gestanden, wenn mich die verstorbne Frau Geheimrätin — nicht herab¬ lassend, Gott bewahre! aber doch immer mit einer gewissen, der Bedeutung ihres Gatten zukommenden Reserve den Umgang mit Müllers gepflegt hatte. Dieser Familienumgang war, als sich der Geheimrat und fast zu derselben Zeit Fran Stadtrat Müller verwitwet sahen, ganz natürlich spärlicher geworden. Aber Hanna hatte einen Halt an der mütterlichen Freundin gefunden und war in den folgenden Jahren, während Karl, ihr Jugendfreund, draußen in der weiten Welt war, mehr bei der Frau Nachbarin gewesen als daheim bei dem über seinen Büchern sitzenden gelehrten Vater und dem Schreckgespenst von älteren Fräulein, das den Haushalt besorgte und das junge Mädchen bemuttern sollte. Und als dann Karl aus der Fremde zurückgekehrt war, war sie plötzlich dessen Verlobte geworden, fast zu ihrer eignen Überraschung. Und jetzt waren sie auf den Vorschlag des Geheimrath alle zusammen ins Gebirge gereist, zur Feier der Verlobung gewissermaßen. Der Ge- heimrnt hatte seinen künftigen Schwiegersohn von jeher besonders gern gehabt, trotzdem, daß er keinen gelehrten Beruf erfaßt, sondern sich dem väterlichen Ge¬ schäft zugewandt hatte. Denn der Geheimrat gehörte zu den Leuten, die den Segen erkannten, der einen praktischen Beruf begleite» kann, trotz aller Gelehrsamkeit. Er war also zufrieden, sehr zufrieden mit diesem Bunde, den er Wohl immer im stillen erwartet und gewünscht hatte, schätzte seinen künftigen Schwiegersohn und vertraute ihm die Tochter mit Freuden an. Er war auch ein prächtiger Kerl. Groß, stark, breitschultrig und gewandt. Man sah ihm den Reserveoffizier an. Dunkelblondes Haar, militärisch geschnitten, über der klaren Stirn und den hellen Augen, gerade Nase und ein schöner, weicher Bart um den festgeschnittnen Mund. So männlich die ganze Gestalt und das energische Gesicht waren, es lag doch immer ein liebenswürdiger, gewinnender Ausdruck auf diesem, und aus den scharfen und klugen Augen blitzte der Humor. Sie war ein so reizendes Geschöpf, wie nnr eins aus einer solchen Pracht von goldnem Haargewirr herausschauen konnte. Schlank, und geschmeidig und graziös in jeder Bewegung. Sie wußte auch, daß sie schön sei, und daß der Beste durch ihren Besitz beglückt sein konnte. Die Privatdozenten und die unverheirateten außer¬ ordentlichen Professoren hatten sich um sie gerissen auf den Bällen, nicht wegen des mächtigen Vaters und Geheimrath, sondern weil sie verliebt waren wie Narren. Leute von den glänzendsten Aussichten, die von den alten Geheimräten wie ihres¬ gleichen behandelt wurden, hatten ihr gehuldigt. Sie hätte nur ihren schlanken

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/54>, abgerufen am 01.09.2024.