Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.Böcklin übertreffen würde; er kaun much in friedlichem Wettkampf, der freilich nicht Böcklin le es berühmten Sterblichen zu geschehn pflegt, wenn sie aus Böcklin übertreffen würde; er kaun much in friedlichem Wettkampf, der freilich nicht Böcklin le es berühmten Sterblichen zu geschehn pflegt, wenn sie aus <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0483" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236305"/> <fw type="header" place="top"> Böcklin</fw><lb/> <p xml:id="ID_1827" prev="#ID_1826"> übertreffen würde; er kaun much in friedlichem Wettkampf, der freilich nicht<lb/> eines politisch-militärischen Rückhalts entbehren kann, gelöst werden. Zu solcher<lb/> Erkenntnis sollte man allerseits kommen, und man sollte also auch vermeiden,<lb/> Schreckbilder von Bündnissen zu kriegerischem Zweck an die Wand zu malen<lb/> und die Nationen gegenseitig zu verbittern. Aus diesem Grunde stehn wir<lb/> auch deu neulichen Entrüstuugsversanunluugeu in Deutschland, die sich gegen<lb/> Mr. Chamberlains unvorsichtige Äußerungen richteten, mit recht gemischten<lb/> Gefühlen gegenüber; denn so gerechtfertigt wir die Abwehr grundloser An¬<lb/> schuldigungen finden, diese Kundgebungen haben oft weit über das Ziel hinaus-<lb/> geschossen, indem sie einer allgemeinen Feindseligkeit gegen England zum Aus¬<lb/> druck verhalfen. Wir sollen den Engländern ruhig und fest erklären: Wir<lb/> werden unser Ziel, als gleichberechtigte Weltmacht geachtet und berücksichtigt<lb/> zu werden, energisch weiter verfolgen, und wir fürchten uns vor euch nicht;<lb/> aber wir solle» ihnen uicht fortwährend zurufen: Wir hassen und verab¬<lb/><note type="byline"> ^</note> scheuen euch. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Böcklin</head><lb/> <p xml:id="ID_1828" next="#ID_1829"> le es berühmten Sterblichen zu geschehn pflegt, wenn sie aus<lb/> dem Leben scheiden und eine Welle von nachrufen und Ge¬<lb/> dächtnisfeiern ihren Namen emporhebt, daß ihr Bild hoch und<lb/> höher über Menschliches hinaus steigt, so war es auch uach<lb/> Böcklins Tode eingetreten — hörten wir doch z. B. mit eignen<lb/> Ohren einen Festredner beginnen: Er ist nicht gestorben, nein, er lebt, lebt<lb/> unter uns usw. —, und nnn liegt es schon lange hinter uns. Bald nach<lb/> jenen Tagen, als Böcklins Name durch alle Blätter rauschte, erschien auch ein<lb/> Buch von länger dauerndem Wert, auf das wir heute zunächst hinweisen<lb/> möchten, es sind die Tagebuchaufzeichnungen des jungen Berliner Porträt¬<lb/> malers Rudolf Schick aus den Jahren 1866, 1868 und 1869 (Berlin,<lb/> Fontane u. Komp., 1901). Diese sich über fünfhundert Tage erstreckenden,<lb/> höchst interessanten Mitteilungen wurden zuerst einige Jahre nach Schlaks 1887<lb/> erfolgtem Tode im vierten und fünften Bande des Pan veröffentlicht, und<lb/> wir find ihnen damals mit aller Aufmerksamkeit, die so sachlich treue und<lb/> ausführliche Dokumente verdienen, gefolgt (1898, IV, S. 362; 1899, II,<lb/> S. 595; 1900, IV, S. 227) — jetzt füllen sie, vervollständigt und durch<lb/> spätere Zusätze ergänzt, einen schönem Band von 430 Seiten, mit einem<lb/> äußerst sorgfältigen dreifachen Register von Cäsar Flaischlen. Ein sehr nütz¬<lb/> liches Buch also und zum Verständnis Böcklins geradezu unentbehrlich. Die<lb/> Vorrede erwartet allerdings den vollen Nutzen dieser Bekenntnisse und ein<lb/> Geschlecht, das ihrer wert ist, erst vou der Zukunft. Käufer der Gegenwart</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0483]
Böcklin
übertreffen würde; er kaun much in friedlichem Wettkampf, der freilich nicht
eines politisch-militärischen Rückhalts entbehren kann, gelöst werden. Zu solcher
Erkenntnis sollte man allerseits kommen, und man sollte also auch vermeiden,
Schreckbilder von Bündnissen zu kriegerischem Zweck an die Wand zu malen
und die Nationen gegenseitig zu verbittern. Aus diesem Grunde stehn wir
auch deu neulichen Entrüstuugsversanunluugeu in Deutschland, die sich gegen
Mr. Chamberlains unvorsichtige Äußerungen richteten, mit recht gemischten
Gefühlen gegenüber; denn so gerechtfertigt wir die Abwehr grundloser An¬
schuldigungen finden, diese Kundgebungen haben oft weit über das Ziel hinaus-
geschossen, indem sie einer allgemeinen Feindseligkeit gegen England zum Aus¬
druck verhalfen. Wir sollen den Engländern ruhig und fest erklären: Wir
werden unser Ziel, als gleichberechtigte Weltmacht geachtet und berücksichtigt
zu werden, energisch weiter verfolgen, und wir fürchten uns vor euch nicht;
aber wir solle» ihnen uicht fortwährend zurufen: Wir hassen und verab¬
^ scheuen euch.
Böcklin
le es berühmten Sterblichen zu geschehn pflegt, wenn sie aus
dem Leben scheiden und eine Welle von nachrufen und Ge¬
dächtnisfeiern ihren Namen emporhebt, daß ihr Bild hoch und
höher über Menschliches hinaus steigt, so war es auch uach
Böcklins Tode eingetreten — hörten wir doch z. B. mit eignen
Ohren einen Festredner beginnen: Er ist nicht gestorben, nein, er lebt, lebt
unter uns usw. —, und nnn liegt es schon lange hinter uns. Bald nach
jenen Tagen, als Böcklins Name durch alle Blätter rauschte, erschien auch ein
Buch von länger dauerndem Wert, auf das wir heute zunächst hinweisen
möchten, es sind die Tagebuchaufzeichnungen des jungen Berliner Porträt¬
malers Rudolf Schick aus den Jahren 1866, 1868 und 1869 (Berlin,
Fontane u. Komp., 1901). Diese sich über fünfhundert Tage erstreckenden,
höchst interessanten Mitteilungen wurden zuerst einige Jahre nach Schlaks 1887
erfolgtem Tode im vierten und fünften Bande des Pan veröffentlicht, und
wir find ihnen damals mit aller Aufmerksamkeit, die so sachlich treue und
ausführliche Dokumente verdienen, gefolgt (1898, IV, S. 362; 1899, II,
S. 595; 1900, IV, S. 227) — jetzt füllen sie, vervollständigt und durch
spätere Zusätze ergänzt, einen schönem Band von 430 Seiten, mit einem
äußerst sorgfältigen dreifachen Register von Cäsar Flaischlen. Ein sehr nütz¬
liches Buch also und zum Verständnis Böcklins geradezu unentbehrlich. Die
Vorrede erwartet allerdings den vollen Nutzen dieser Bekenntnisse und ein
Geschlecht, das ihrer wert ist, erst vou der Zukunft. Käufer der Gegenwart
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