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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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14. Geschichten von Leuten aus nicht angesehenen Stand (18): Ein Mann
kam zu einem Zahnarzt, uni sich einen kranken Zahn ausziehn zu lassen. Der
Zahnarzt verlangte dafür eine Züza (50 Pfennige), der Mann bot nur eine halbe.
Da sagte der Zahnarzt: "Billiger thue ich es unter keinen Umständen; da du
aber ein so ehrenwerter Mann bist, will ich dir für das Geld noch einen zweiten
Zahn ziehen."

15. Lächerliche Geschichten von Schauspielern und Komödianten (45): Ein
Schauspieler wollte seine Frau loswerden und fing an mit ihr zu streiten. Da
sagte das Weib: "Denke doch daran, wie lange wir schon zusammen gelebt haben."
Da antwortete er: "Das ist das thörichtste, was du mir vorhalten konntest. Denn
gerade darum bin ich deiner satt." -- Ein Weib fragte seine Nachbarin: "Woher
kommt es, daß ein Mann das Recht hat, sich ein Kebsweib zu kaufen und mit
ihr zu treiben, was er Lust hat, während eine Frau so etwas uicht -- frei und
offen thun darf?" Die Nachbarin antwortete: "Weil Könige, Richter, Gesetzgeber
alle männlichen Geschlechts sind; sie waren Sachwalter ihres eignen Vorteils, haben
nnr um sich gedacht und die Weiber zurückgesetzt." (Wallis Budge macht in der
Einleitung der syrischen Textausgabe darauf aufmerksam, daß man diese Begründung
auch in Frauenversammlungen unsrer Zeit oft genug höre. In Deutschland haben
die auf Frauen bezüglichen Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch uicht
wenig oft dieselbe Dialektik ertragen müssen.) -- Ein Schauspieler hatte ein recht
häßliches Weib, das an einem trüben und regnerischen Tage zu ihm sagte: "Was
kann man an einem solchen Tag rechtes thun?" Er antwortete: "Sich scheiden
lassen!" (Angesichts der deutschen Statistik über die Häufigkeit der geschiednen
Schauspielerehen zeigt sich, daß in diesem Stand Jahrhunderte, Klima, Religion,
und Land nichts ausmachen.)

16. Geschichten von Possenreißern und Einfältigen (88): Als man einem
Narren sagte: "Dein Esel ist gestohlen," sprach er das Dankgebet: "Gelobt sei Gott,
daß ich nicht darauf saß." -- Ein Thor wurde gefragt: "Warum hast du kein
Weib heimgeführt?" Er antwortete: "Mein Bruder hat eine Frau, die genügt
uns beiden." Es erhob sich ein großes Geschrei: "Wehe dir, Elender, wie soll
ein Weib zweien angehören?" Er antwortete: "Seht doch ans Abraham, den
Vater der Völker; hat er doch zwei Weiber heimgeführt und genügte als ein einziger
Mann. Dann kann ein Weib gewiß zwei Männern genügen." -- Einst sagte ein
Thor: "Zweimal wallfahrte mein Vater nach Jerusalem, dort ist er auch gestorben
und begraben. Nun besinne ich mich die ganze Zeit und weiß nicht, ob er bei
seinem ersten oder seinem zweiten Besuche in Jerusalem gestorben ist."

17. Geschichten von Narren und Teufelsbesesseuen (32): Man sagte zu einem
Thoren: "Zähle doch einmal die Narren in Emesa." Darauf er: "Die kann ich
uicht zählen, weil es deren so viele giebt. Aber ich will die Vernünftigen zählen,
damit bin ich sofort fertig." -- Ein Narr saß weinend da; man fragte ihn nach
dem Grunde seiner Traurigkeit, und er sagte: "Der Winter naht heran, und ich
habe kein Hemd. Wie sollte ich da nicht weinen?" Die Umstehenden wollten ihn
trösten: "Sei nicht so betrübt. Gott wird dich nicht ohne Hemd lassen." Doch
er antwortete: "So sagt man immer; aber den letzten Winter hat er mich nicht
allein ohne Hemd, sondern auch ohne Lendentuch und Mantel gelassen."

18. Geschichten vou Diebe" und Räubern (14): Diebe nahmen auf der Straße
einem Manne seine Kleider weg. Da flehte er: "Laßt mir meine Kleider; ich werde
euch den Gegenwert und noch etwas dazu schenken." Die Diebe aber meinten: "Dn
Narr, hat man je einen Ränber etwas ans Zins ausleihen sehen?" -- Einem Manne
wurde Geld gestohlen. Er klagte: "Das ist ein Trauertag." "Nicht für jeder¬
mann," meinte der Dieb, der in der Meuge stand. -- Diebe brachen eines Nachts
in ein Haus ein und begannen eifrig nach Wertsachen zu suchen, die sie aber nicht


14. Geschichten von Leuten aus nicht angesehenen Stand (18): Ein Mann
kam zu einem Zahnarzt, uni sich einen kranken Zahn ausziehn zu lassen. Der
Zahnarzt verlangte dafür eine Züza (50 Pfennige), der Mann bot nur eine halbe.
Da sagte der Zahnarzt: „Billiger thue ich es unter keinen Umständen; da du
aber ein so ehrenwerter Mann bist, will ich dir für das Geld noch einen zweiten
Zahn ziehen."

15. Lächerliche Geschichten von Schauspielern und Komödianten (45): Ein
Schauspieler wollte seine Frau loswerden und fing an mit ihr zu streiten. Da
sagte das Weib: „Denke doch daran, wie lange wir schon zusammen gelebt haben."
Da antwortete er: „Das ist das thörichtste, was du mir vorhalten konntest. Denn
gerade darum bin ich deiner satt." — Ein Weib fragte seine Nachbarin: „Woher
kommt es, daß ein Mann das Recht hat, sich ein Kebsweib zu kaufen und mit
ihr zu treiben, was er Lust hat, während eine Frau so etwas uicht — frei und
offen thun darf?" Die Nachbarin antwortete: „Weil Könige, Richter, Gesetzgeber
alle männlichen Geschlechts sind; sie waren Sachwalter ihres eignen Vorteils, haben
nnr um sich gedacht und die Weiber zurückgesetzt." (Wallis Budge macht in der
Einleitung der syrischen Textausgabe darauf aufmerksam, daß man diese Begründung
auch in Frauenversammlungen unsrer Zeit oft genug höre. In Deutschland haben
die auf Frauen bezüglichen Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch uicht
wenig oft dieselbe Dialektik ertragen müssen.) — Ein Schauspieler hatte ein recht
häßliches Weib, das an einem trüben und regnerischen Tage zu ihm sagte: „Was
kann man an einem solchen Tag rechtes thun?" Er antwortete: „Sich scheiden
lassen!" (Angesichts der deutschen Statistik über die Häufigkeit der geschiednen
Schauspielerehen zeigt sich, daß in diesem Stand Jahrhunderte, Klima, Religion,
und Land nichts ausmachen.)

16. Geschichten von Possenreißern und Einfältigen (88): Als man einem
Narren sagte: „Dein Esel ist gestohlen," sprach er das Dankgebet: „Gelobt sei Gott,
daß ich nicht darauf saß." — Ein Thor wurde gefragt: „Warum hast du kein
Weib heimgeführt?" Er antwortete: „Mein Bruder hat eine Frau, die genügt
uns beiden." Es erhob sich ein großes Geschrei: „Wehe dir, Elender, wie soll
ein Weib zweien angehören?" Er antwortete: „Seht doch ans Abraham, den
Vater der Völker; hat er doch zwei Weiber heimgeführt und genügte als ein einziger
Mann. Dann kann ein Weib gewiß zwei Männern genügen." — Einst sagte ein
Thor: „Zweimal wallfahrte mein Vater nach Jerusalem, dort ist er auch gestorben
und begraben. Nun besinne ich mich die ganze Zeit und weiß nicht, ob er bei
seinem ersten oder seinem zweiten Besuche in Jerusalem gestorben ist."

17. Geschichten von Narren und Teufelsbesesseuen (32): Man sagte zu einem
Thoren: „Zähle doch einmal die Narren in Emesa." Darauf er: „Die kann ich
uicht zählen, weil es deren so viele giebt. Aber ich will die Vernünftigen zählen,
damit bin ich sofort fertig." — Ein Narr saß weinend da; man fragte ihn nach
dem Grunde seiner Traurigkeit, und er sagte: „Der Winter naht heran, und ich
habe kein Hemd. Wie sollte ich da nicht weinen?" Die Umstehenden wollten ihn
trösten: „Sei nicht so betrübt. Gott wird dich nicht ohne Hemd lassen." Doch
er antwortete: „So sagt man immer; aber den letzten Winter hat er mich nicht
allein ohne Hemd, sondern auch ohne Lendentuch und Mantel gelassen."

18. Geschichten vou Diebe» und Räubern (14): Diebe nahmen auf der Straße
einem Manne seine Kleider weg. Da flehte er: „Laßt mir meine Kleider; ich werde
euch den Gegenwert und noch etwas dazu schenken." Die Diebe aber meinten: „Dn
Narr, hat man je einen Ränber etwas ans Zins ausleihen sehen?" — Einem Manne
wurde Geld gestohlen. Er klagte: „Das ist ein Trauertag." „Nicht für jeder¬
mann," meinte der Dieb, der in der Meuge stand. — Diebe brachen eines Nachts
in ein Haus ein und begannen eifrig nach Wertsachen zu suchen, die sie aber nicht


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[0459] 14. Geschichten von Leuten aus nicht angesehenen Stand (18): Ein Mann kam zu einem Zahnarzt, uni sich einen kranken Zahn ausziehn zu lassen. Der Zahnarzt verlangte dafür eine Züza (50 Pfennige), der Mann bot nur eine halbe. Da sagte der Zahnarzt: „Billiger thue ich es unter keinen Umständen; da du aber ein so ehrenwerter Mann bist, will ich dir für das Geld noch einen zweiten Zahn ziehen." 15. Lächerliche Geschichten von Schauspielern und Komödianten (45): Ein Schauspieler wollte seine Frau loswerden und fing an mit ihr zu streiten. Da sagte das Weib: „Denke doch daran, wie lange wir schon zusammen gelebt haben." Da antwortete er: „Das ist das thörichtste, was du mir vorhalten konntest. Denn gerade darum bin ich deiner satt." — Ein Weib fragte seine Nachbarin: „Woher kommt es, daß ein Mann das Recht hat, sich ein Kebsweib zu kaufen und mit ihr zu treiben, was er Lust hat, während eine Frau so etwas uicht — frei und offen thun darf?" Die Nachbarin antwortete: „Weil Könige, Richter, Gesetzgeber alle männlichen Geschlechts sind; sie waren Sachwalter ihres eignen Vorteils, haben nnr um sich gedacht und die Weiber zurückgesetzt." (Wallis Budge macht in der Einleitung der syrischen Textausgabe darauf aufmerksam, daß man diese Begründung auch in Frauenversammlungen unsrer Zeit oft genug höre. In Deutschland haben die auf Frauen bezüglichen Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs auch uicht wenig oft dieselbe Dialektik ertragen müssen.) — Ein Schauspieler hatte ein recht häßliches Weib, das an einem trüben und regnerischen Tage zu ihm sagte: „Was kann man an einem solchen Tag rechtes thun?" Er antwortete: „Sich scheiden lassen!" (Angesichts der deutschen Statistik über die Häufigkeit der geschiednen Schauspielerehen zeigt sich, daß in diesem Stand Jahrhunderte, Klima, Religion, und Land nichts ausmachen.) 16. Geschichten von Possenreißern und Einfältigen (88): Als man einem Narren sagte: „Dein Esel ist gestohlen," sprach er das Dankgebet: „Gelobt sei Gott, daß ich nicht darauf saß." — Ein Thor wurde gefragt: „Warum hast du kein Weib heimgeführt?" Er antwortete: „Mein Bruder hat eine Frau, die genügt uns beiden." Es erhob sich ein großes Geschrei: „Wehe dir, Elender, wie soll ein Weib zweien angehören?" Er antwortete: „Seht doch ans Abraham, den Vater der Völker; hat er doch zwei Weiber heimgeführt und genügte als ein einziger Mann. Dann kann ein Weib gewiß zwei Männern genügen." — Einst sagte ein Thor: „Zweimal wallfahrte mein Vater nach Jerusalem, dort ist er auch gestorben und begraben. Nun besinne ich mich die ganze Zeit und weiß nicht, ob er bei seinem ersten oder seinem zweiten Besuche in Jerusalem gestorben ist." 17. Geschichten von Narren und Teufelsbesesseuen (32): Man sagte zu einem Thoren: „Zähle doch einmal die Narren in Emesa." Darauf er: „Die kann ich uicht zählen, weil es deren so viele giebt. Aber ich will die Vernünftigen zählen, damit bin ich sofort fertig." — Ein Narr saß weinend da; man fragte ihn nach dem Grunde seiner Traurigkeit, und er sagte: „Der Winter naht heran, und ich habe kein Hemd. Wie sollte ich da nicht weinen?" Die Umstehenden wollten ihn trösten: „Sei nicht so betrübt. Gott wird dich nicht ohne Hemd lassen." Doch er antwortete: „So sagt man immer; aber den letzten Winter hat er mich nicht allein ohne Hemd, sondern auch ohne Lendentuch und Mantel gelassen." 18. Geschichten vou Diebe» und Räubern (14): Diebe nahmen auf der Straße einem Manne seine Kleider weg. Da flehte er: „Laßt mir meine Kleider; ich werde euch den Gegenwert und noch etwas dazu schenken." Die Diebe aber meinten: „Dn Narr, hat man je einen Ränber etwas ans Zins ausleihen sehen?" — Einem Manne wurde Geld gestohlen. Er klagte: „Das ist ein Trauertag." „Nicht für jeder¬ mann," meinte der Dieb, der in der Meuge stand. — Diebe brachen eines Nachts in ein Haus ein und begannen eifrig nach Wertsachen zu suchen, die sie aber nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/459>, abgerufen am 28.07.2024.