Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.I^es <.r"iis"us <In i^I^ive ging, brüderlichem Zusa"ttneustchu im Kauipfe gegen die Gefahr und gemeinschaft¬ Kommen Sie frühstücken, Mal, ertönte die derbe und herzliche Stimme des Eugene begrüßte mit Freuden den rothaarigen Riesen. Monsieur de Joffroh Beim Frühstück drückte Eugene die Hand seines Kameraden, des Leutnants Es gab einen langen Nachmittag, den die Durchsicht der Nemiugtongewehre Schönes Jagdwetter, sagte Monsieur de Joffrov. Das ist die Sorte, die Sie hörten plötzlich die Stimme eines Betrunknen und zorniges Geschrei. Es kommt vom Gehöft, sagte Monsieur de Joffroh. Sie waren etwas schneller gegangen. Der Streit wurde heftiger: dazwischen Räuber! Dieb! Die Frau, eine gelbhaarige Xanthippe, kreischte, daß es einem durch und durch Greiyboten I V 1!)01 45
I^es <.r»iis»us <In i^I^ive ging, brüderlichem Zusa»ttneustchu im Kauipfe gegen die Gefahr und gemeinschaft¬ Kommen Sie frühstücken, Mal, ertönte die derbe und herzliche Stimme des Eugene begrüßte mit Freuden den rothaarigen Riesen. Monsieur de Joffroh Beim Frühstück drückte Eugene die Hand seines Kameraden, des Leutnants Es gab einen langen Nachmittag, den die Durchsicht der Nemiugtongewehre Schönes Jagdwetter, sagte Monsieur de Joffrov. Das ist die Sorte, die Sie hörten plötzlich die Stimme eines Betrunknen und zorniges Geschrei. Es kommt vom Gehöft, sagte Monsieur de Joffroh. Sie waren etwas schneller gegangen. Der Streit wurde heftiger: dazwischen Räuber! Dieb! Die Frau, eine gelbhaarige Xanthippe, kreischte, daß es einem durch und durch Greiyboten I V 1!)01 45
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236183"/> <fw type="header" place="top"> I^es <.r»iis»us <In i^I^ive</fw><lb/> <p xml:id="ID_1373" prev="#ID_1372"> ging, brüderlichem Zusa»ttneustchu im Kauipfe gegen die Gefahr und gemeinschaft¬<lb/> lichen vaterländischen Gefühle» Platz.</p><lb/> <p xml:id="ID_1374"> Kommen Sie frühstücken, Mal, ertönte die derbe und herzliche Stimme des<lb/> Hcmptmnnns.</p><lb/> <p xml:id="ID_1375"> Eugene begrüßte mit Freuden den rothaarigen Riesen. Monsieur de Joffroh<lb/> war ein früherer Leutunnt, der nach dem Krimkriege seineu Abschied genommen<lb/> und eine reiche Fron geheiratet hatte, ein friedliebender Mann und ein leidenschaft¬<lb/> licher Jäger, der sein Hans, seine Kinder, seine Wiesen und Felder liebte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1376"> Beim Frühstück drückte Eugene die Hand seines Kameraden, des Leutnants<lb/> Grv»de. Er war Architekt, nicht besonders gut gewachsen, eine sonderbare lange<lb/> Gestalt, einer von den alten tendenzeurcichm Junggesellen, die sich fertiger Phrasen<lb/> an Stelle eigner Gedanke» bedienen. Sie waren die drei einzigen Offiziere der<lb/> Kompagnie und wirtschafteten zusammen; ein Mobilgardist, der früher in einem<lb/> Tourer Restaurant Küchengchilfe gewesen war, sorgte für ihr Essen, er ließ es sich<lb/> angelegen sein, zwischen den sechsunddreißig Arten, auf die man Kartoffeln zu¬<lb/> bereiten kann, zu wechseln.</p><lb/> <p xml:id="ID_1377"> Es gab einen langen Nachmittag, den die Durchsicht der Nemiugtongewehre<lb/> nicht hinreichend abzukürzen vermochte. Eugene, der sich gehörig langweilte, nahm<lb/> deshalb mit doppeltem Vergnügen den Vorschlag seines Hnnptmanus um, daß sie<lb/> einen kleinen Spaziergang nach der Richtung von Patay hin, bis nach la Boissiere<lb/> machen wollten. Als sie das Lager verlassen hatten, kam es ihnen sonderbar vor,<lb/> daß sie wie Spaziergänger auf der freien Straße zwischen abgeernteten Feldern<lb/> hinschritten: die Hecke auf den Straßenböschuugen, die niedrigen Biinme kamen<lb/> ihnen neu und wie eine friedliche Abwechslung vor. Sie hatten für eine kurze<lb/> Weile den Krieg vergessen, sie atmeten zu ihrem Erstaunen eine reinere Luft,<lb/> sogen den Duft der feuchte», mit blassen Herbstzeitlosen geschmückten Wiesen ein.<lb/> Es gab also »och friedliche Fleckchen Erde, Flächen, über die sich keine Züge von<lb/> Menschen und Wagen bewegten. Frösche hüpften eiligst in den Straßengraben, wenn<lb/> sie sie kommen hörten. Wie das hübsch war, der verdeckte Ball der untergehende»<lb/> Sonne, der fenerfarbne Saum des grauen Gewölks. Dort war ein Gehöft ganz<lb/> davon vergoldet. Von der rötlichen Erde stieg el» feuchter Nebel auf. Sie schlugen<lb/> den Weg ein, der nach den in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne<lb/> schimmernden Gebäuden führte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1378"> Schönes Jagdwetter, sagte Monsieur de Joffrov. Das ist die Sorte, die<lb/> ich vorziehe. Ich lege ein Paar tüchtige Jagdschuhe an und mache mich auf den<lb/> Weg; die Jagdtasche füllt sich: mein Hund Ravand läuft vor nur her und wackelt<lb/> mit dem Schwänze, und wenn man nach Hause kommt, welchen Wolfshunger man<lb/> da hat, und wie froh man ist, seine Frau und die Kinder um die rauchende Suppen¬<lb/> terrine vereinigt zu finden. . . .</p><lb/> <p xml:id="ID_1379"> Sie hörten plötzlich die Stimme eines Betrunknen und zorniges Geschrei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380"> Es kommt vom Gehöft, sagte Monsieur de Joffroh.</p><lb/> <p xml:id="ID_1381"> Sie waren etwas schneller gegangen. Der Streit wurde heftiger: dazwischen<lb/> hörte ma» Frauengekreisch. Sie kamen auf eine Chaussee, um der die Gebäude<lb/> lagen. Vor der Einfahrt machte sich das unruhige Hin und Her eines Auf¬<lb/> laufs bemerklich. Mehrere Soldaten verschwanden rasch, als sie der Offiziere ge¬<lb/> wahr wurden. Es blieb nur einer zurück, der sich mit einem alten Mann in Trikot<lb/> hernmzerrte. Sie suchten sich gegenseitig ein Bündel Reisigholz z» entwinden. Das<lb/> weiße Kepi des Mobilgardisten wackelte bei jeder Bewegung hin und her, während<lb/> der Bauer, vor Wut schäumend, außer Atem rief:</p><lb/> <p xml:id="ID_1382"> Räuber! Dieb!</p><lb/> <p xml:id="ID_1383" next="#ID_1384"> Die Frau, eine gelbhaarige Xanthippe, kreischte, daß es einem durch und durch</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Greiyboten I V 1!)01 45</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
I^es <.r»iis»us <In i^I^ive
ging, brüderlichem Zusa»ttneustchu im Kauipfe gegen die Gefahr und gemeinschaft¬
lichen vaterländischen Gefühle» Platz.
Kommen Sie frühstücken, Mal, ertönte die derbe und herzliche Stimme des
Hcmptmnnns.
Eugene begrüßte mit Freuden den rothaarigen Riesen. Monsieur de Joffroh
war ein früherer Leutunnt, der nach dem Krimkriege seineu Abschied genommen
und eine reiche Fron geheiratet hatte, ein friedliebender Mann und ein leidenschaft¬
licher Jäger, der sein Hans, seine Kinder, seine Wiesen und Felder liebte.
Beim Frühstück drückte Eugene die Hand seines Kameraden, des Leutnants
Grv»de. Er war Architekt, nicht besonders gut gewachsen, eine sonderbare lange
Gestalt, einer von den alten tendenzeurcichm Junggesellen, die sich fertiger Phrasen
an Stelle eigner Gedanke» bedienen. Sie waren die drei einzigen Offiziere der
Kompagnie und wirtschafteten zusammen; ein Mobilgardist, der früher in einem
Tourer Restaurant Küchengchilfe gewesen war, sorgte für ihr Essen, er ließ es sich
angelegen sein, zwischen den sechsunddreißig Arten, auf die man Kartoffeln zu¬
bereiten kann, zu wechseln.
Es gab einen langen Nachmittag, den die Durchsicht der Nemiugtongewehre
nicht hinreichend abzukürzen vermochte. Eugene, der sich gehörig langweilte, nahm
deshalb mit doppeltem Vergnügen den Vorschlag seines Hnnptmanus um, daß sie
einen kleinen Spaziergang nach der Richtung von Patay hin, bis nach la Boissiere
machen wollten. Als sie das Lager verlassen hatten, kam es ihnen sonderbar vor,
daß sie wie Spaziergänger auf der freien Straße zwischen abgeernteten Feldern
hinschritten: die Hecke auf den Straßenböschuugen, die niedrigen Biinme kamen
ihnen neu und wie eine friedliche Abwechslung vor. Sie hatten für eine kurze
Weile den Krieg vergessen, sie atmeten zu ihrem Erstaunen eine reinere Luft,
sogen den Duft der feuchte», mit blassen Herbstzeitlosen geschmückten Wiesen ein.
Es gab also »och friedliche Fleckchen Erde, Flächen, über die sich keine Züge von
Menschen und Wagen bewegten. Frösche hüpften eiligst in den Straßengraben, wenn
sie sie kommen hörten. Wie das hübsch war, der verdeckte Ball der untergehende»
Sonne, der fenerfarbne Saum des grauen Gewölks. Dort war ein Gehöft ganz
davon vergoldet. Von der rötlichen Erde stieg el» feuchter Nebel auf. Sie schlugen
den Weg ein, der nach den in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne
schimmernden Gebäuden führte.
Schönes Jagdwetter, sagte Monsieur de Joffrov. Das ist die Sorte, die
ich vorziehe. Ich lege ein Paar tüchtige Jagdschuhe an und mache mich auf den
Weg; die Jagdtasche füllt sich: mein Hund Ravand läuft vor nur her und wackelt
mit dem Schwänze, und wenn man nach Hause kommt, welchen Wolfshunger man
da hat, und wie froh man ist, seine Frau und die Kinder um die rauchende Suppen¬
terrine vereinigt zu finden. . . .
Sie hörten plötzlich die Stimme eines Betrunknen und zorniges Geschrei.
Es kommt vom Gehöft, sagte Monsieur de Joffroh.
Sie waren etwas schneller gegangen. Der Streit wurde heftiger: dazwischen
hörte ma» Frauengekreisch. Sie kamen auf eine Chaussee, um der die Gebäude
lagen. Vor der Einfahrt machte sich das unruhige Hin und Her eines Auf¬
laufs bemerklich. Mehrere Soldaten verschwanden rasch, als sie der Offiziere ge¬
wahr wurden. Es blieb nur einer zurück, der sich mit einem alten Mann in Trikot
hernmzerrte. Sie suchten sich gegenseitig ein Bündel Reisigholz z» entwinden. Das
weiße Kepi des Mobilgardisten wackelte bei jeder Bewegung hin und her, während
der Bauer, vor Wut schäumend, außer Atem rief:
Räuber! Dieb!
Die Frau, eine gelbhaarige Xanthippe, kreischte, daß es einem durch und durch
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