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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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I-es trou^vns du glaivs

Das Vertrauen zu der Heeresleitung, das neben dem zur andern Natur ge-
wordnen Gehorsam die deutschen Truppen zu einem so haltbaren und handlichen
Werkzeuge machte, war bei den französischen nicht überall vorhanden. Wir sehen
das recht deutlich, wenn wir den jungen Ehemann Eugene Real zur Lvirearmee
unter General d'Aurelie de Paladines begleiten.

"Es war am Morgen der Schlacht von Coulmiers (6. November 1870). Eugene,
dem der scharfe Nachtfrost und die Unruhe der zuströmenden Gedanken den Schlaf
geraubt hatten, hatte die Nacht mit Hernmstehn und Herumgehn verbracht.

Im Osten wurde inmitten der Dunkelheit ein fahler Streif sichtbar, und im
Heller und Heller werdende" Lichte des Himmels und der Wollen war ein großer
Tag angebrochen. Der ruhige Atem von taufenden von Schläfern machte einem
stärker und stärker werdende" unruhigen Geräusch Platz, nnter den leinwnndnen
Zelten wurde es lebendig, und in einer Ausdehnung von zwei Stunden brachte
ein Erwachen ohne Signal, nnter dem Gesumme menschlicher Stimmen und dein
Gewieher der Pferde, die junge Lvirearmee uns die Beine.

Nach dem Abkoche" war auch das 75. Mobilgardenregiment, das aus Eugimes
Bataillon (dem 3. d'Jndre-et-Loire) und den Bataillonen des Loir-et-Cher-De-
Partemcnts bestand, als letztes Regiment der Brigade Bourdillon, Division Janre-
guiberrh, aufgebrochen Die Brigade marschierte als Reserve des linken Flügels
des 16. Korps, und auf ihrer Flanke ritt die Kavalleriedivision Nehau. Der Frost
hatte abgenommen, ein Sonnenblick erhellte das graue Tageslicht. Eugene stapfte
vergnügt neben seinen Leuten her. Die Kompngnie war guter Laune. Mit dem
unbehaglichen Bewußtsein, daß es gegen den Feind gehe, mischte sich ein natürliches
Gefühl von Selbstvertrauen, eine Ausgelassenheit, die häufig aufhörte, natürlich zu
sein. Wenn man eine Weile still gewesen war, fand sich ein Spaßmacher, und es
wurde gelacht. Das Jndre-et-Loire-BatciMon, das anfänglich auf seine Remingtons
stolz gewesen war, beneidete um die vom Loir-et-Cher um ihre Bajonette. Die
weiße" Kepis nahmen sich wie die Wellen eines Stromes ans.

Eugene, auf einer Anhöhe angelangt, war von dem sich ihm plötzlich dar¬
bietenden Schauspiel überrascht: der'Aufmarsch des d'Aurellcschcn und Chanzhschen
Korps bedeckte die weite sanft geschwungne Ebne: ihre Hintereincinderher brandenden
Fluten füllten die Mulde", schlängelten sich auf den Kämmen hin. Das Rollen
der Batterien, Feldlazarette und Transporte, das Getrampel der Hufe und Füße
floß in ein dumpfes Geräusch zusammen, das den Herzschlag beschleunigte. Seit
der Vernichtung der regulären Armeen und der vom Korps des Generals La Motte-
Rouge erlittnen Niederlage waren das die ersten vom Lande wieder ins Gefecht
gebrachte" Truppen, eine in hastigem, aber herrlichem Wurfe von Grund ans neu ge¬
schaffne Armee von fünfundsicbzigtnusend Mann: ungleich in ihren Bestandteile", aber
in guter Zucht, der erste Anlauf der sich zum Entsatz von Paris ausmachenden Provinz.

Halb zehn Uhr ertönte Geschützfeuer vom rechten Flügel her. Der Klang
dieser rauhen Stimme machte Eugene erbeben, es war, als wäre sei" ganzes Innere
in Verwirrung geraten. Aber er suchte sich sofort dagegen z" stähle", bei jedem
Sclmsse von neuem erschüttert: er mühte sich, wie wenn ein Betrunkner gerade zu
geh" sucht. Die Auge" seiner Leute hatte" sich ihm zugewandt und suchten den
seinen zu begegnen; es war ihnen um ein Vorbild für ihre eigne Haltung zu thun.
Erst als er fühlte, daß seine blassen Wangen ihr gewöhnliches Not wiedergefunden
hätten, wagte er sie anzusehen. Alle hatten denselben Anfall von Furcht gehabt,
einzelne sahen noch blaß aus (l'Küvut vnvorv pores). Mau blieb dcsungenchtet im
Vormarsch, und für unerfahrne Truppen hielten sich die Mobilgnrdiste" noch leid¬
lich genug. Als sich die anfänglich i" Abständen vernvmmnen Schüsse zu einem
ununterbrochnem Getöse zusammengeschlossen hatten, kam die frühere Heiterkeit,
jedoch etwas fieberhafter, zurück: sie fühlte" sich hinter Deckung: der Gedanke, daß
die Kameraden im Feuer stünden, erfüllte sie zwar mit Burgen, gab ihnen aber


I-es trou^vns du glaivs

Das Vertrauen zu der Heeresleitung, das neben dem zur andern Natur ge-
wordnen Gehorsam die deutschen Truppen zu einem so haltbaren und handlichen
Werkzeuge machte, war bei den französischen nicht überall vorhanden. Wir sehen
das recht deutlich, wenn wir den jungen Ehemann Eugene Real zur Lvirearmee
unter General d'Aurelie de Paladines begleiten.

„Es war am Morgen der Schlacht von Coulmiers (6. November 1870). Eugene,
dem der scharfe Nachtfrost und die Unruhe der zuströmenden Gedanken den Schlaf
geraubt hatten, hatte die Nacht mit Hernmstehn und Herumgehn verbracht.

Im Osten wurde inmitten der Dunkelheit ein fahler Streif sichtbar, und im
Heller und Heller werdende» Lichte des Himmels und der Wollen war ein großer
Tag angebrochen. Der ruhige Atem von taufenden von Schläfern machte einem
stärker und stärker werdende» unruhigen Geräusch Platz, nnter den leinwnndnen
Zelten wurde es lebendig, und in einer Ausdehnung von zwei Stunden brachte
ein Erwachen ohne Signal, nnter dem Gesumme menschlicher Stimmen und dein
Gewieher der Pferde, die junge Lvirearmee uns die Beine.

Nach dem Abkoche» war auch das 75. Mobilgardenregiment, das aus Eugimes
Bataillon (dem 3. d'Jndre-et-Loire) und den Bataillonen des Loir-et-Cher-De-
Partemcnts bestand, als letztes Regiment der Brigade Bourdillon, Division Janre-
guiberrh, aufgebrochen Die Brigade marschierte als Reserve des linken Flügels
des 16. Korps, und auf ihrer Flanke ritt die Kavalleriedivision Nehau. Der Frost
hatte abgenommen, ein Sonnenblick erhellte das graue Tageslicht. Eugene stapfte
vergnügt neben seinen Leuten her. Die Kompngnie war guter Laune. Mit dem
unbehaglichen Bewußtsein, daß es gegen den Feind gehe, mischte sich ein natürliches
Gefühl von Selbstvertrauen, eine Ausgelassenheit, die häufig aufhörte, natürlich zu
sein. Wenn man eine Weile still gewesen war, fand sich ein Spaßmacher, und es
wurde gelacht. Das Jndre-et-Loire-BatciMon, das anfänglich auf seine Remingtons
stolz gewesen war, beneidete um die vom Loir-et-Cher um ihre Bajonette. Die
weiße» Kepis nahmen sich wie die Wellen eines Stromes ans.

Eugene, auf einer Anhöhe angelangt, war von dem sich ihm plötzlich dar¬
bietenden Schauspiel überrascht: der'Aufmarsch des d'Aurellcschcn und Chanzhschen
Korps bedeckte die weite sanft geschwungne Ebne: ihre Hintereincinderher brandenden
Fluten füllten die Mulde», schlängelten sich auf den Kämmen hin. Das Rollen
der Batterien, Feldlazarette und Transporte, das Getrampel der Hufe und Füße
floß in ein dumpfes Geräusch zusammen, das den Herzschlag beschleunigte. Seit
der Vernichtung der regulären Armeen und der vom Korps des Generals La Motte-
Rouge erlittnen Niederlage waren das die ersten vom Lande wieder ins Gefecht
gebrachte» Truppen, eine in hastigem, aber herrlichem Wurfe von Grund ans neu ge¬
schaffne Armee von fünfundsicbzigtnusend Mann: ungleich in ihren Bestandteile», aber
in guter Zucht, der erste Anlauf der sich zum Entsatz von Paris ausmachenden Provinz.

Halb zehn Uhr ertönte Geschützfeuer vom rechten Flügel her. Der Klang
dieser rauhen Stimme machte Eugene erbeben, es war, als wäre sei» ganzes Innere
in Verwirrung geraten. Aber er suchte sich sofort dagegen z» stähle», bei jedem
Sclmsse von neuem erschüttert: er mühte sich, wie wenn ein Betrunkner gerade zu
geh» sucht. Die Auge» seiner Leute hatte» sich ihm zugewandt und suchten den
seinen zu begegnen; es war ihnen um ein Vorbild für ihre eigne Haltung zu thun.
Erst als er fühlte, daß seine blassen Wangen ihr gewöhnliches Not wiedergefunden
hätten, wagte er sie anzusehen. Alle hatten denselben Anfall von Furcht gehabt,
einzelne sahen noch blaß aus (l'Küvut vnvorv pores). Mau blieb dcsungenchtet im
Vormarsch, und für unerfahrne Truppen hielten sich die Mobilgnrdiste» noch leid¬
lich genug. Als sich die anfänglich i» Abständen vernvmmnen Schüsse zu einem
ununterbrochnem Getöse zusammengeschlossen hatten, kam die frühere Heiterkeit,
jedoch etwas fieberhafter, zurück: sie fühlte» sich hinter Deckung: der Gedanke, daß
die Kameraden im Feuer stünden, erfüllte sie zwar mit Burgen, gab ihnen aber


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[0317] I-es trou^vns du glaivs Das Vertrauen zu der Heeresleitung, das neben dem zur andern Natur ge- wordnen Gehorsam die deutschen Truppen zu einem so haltbaren und handlichen Werkzeuge machte, war bei den französischen nicht überall vorhanden. Wir sehen das recht deutlich, wenn wir den jungen Ehemann Eugene Real zur Lvirearmee unter General d'Aurelie de Paladines begleiten. „Es war am Morgen der Schlacht von Coulmiers (6. November 1870). Eugene, dem der scharfe Nachtfrost und die Unruhe der zuströmenden Gedanken den Schlaf geraubt hatten, hatte die Nacht mit Hernmstehn und Herumgehn verbracht. Im Osten wurde inmitten der Dunkelheit ein fahler Streif sichtbar, und im Heller und Heller werdende» Lichte des Himmels und der Wollen war ein großer Tag angebrochen. Der ruhige Atem von taufenden von Schläfern machte einem stärker und stärker werdende» unruhigen Geräusch Platz, nnter den leinwnndnen Zelten wurde es lebendig, und in einer Ausdehnung von zwei Stunden brachte ein Erwachen ohne Signal, nnter dem Gesumme menschlicher Stimmen und dein Gewieher der Pferde, die junge Lvirearmee uns die Beine. Nach dem Abkoche» war auch das 75. Mobilgardenregiment, das aus Eugimes Bataillon (dem 3. d'Jndre-et-Loire) und den Bataillonen des Loir-et-Cher-De- Partemcnts bestand, als letztes Regiment der Brigade Bourdillon, Division Janre- guiberrh, aufgebrochen Die Brigade marschierte als Reserve des linken Flügels des 16. Korps, und auf ihrer Flanke ritt die Kavalleriedivision Nehau. Der Frost hatte abgenommen, ein Sonnenblick erhellte das graue Tageslicht. Eugene stapfte vergnügt neben seinen Leuten her. Die Kompngnie war guter Laune. Mit dem unbehaglichen Bewußtsein, daß es gegen den Feind gehe, mischte sich ein natürliches Gefühl von Selbstvertrauen, eine Ausgelassenheit, die häufig aufhörte, natürlich zu sein. Wenn man eine Weile still gewesen war, fand sich ein Spaßmacher, und es wurde gelacht. Das Jndre-et-Loire-BatciMon, das anfänglich auf seine Remingtons stolz gewesen war, beneidete um die vom Loir-et-Cher um ihre Bajonette. Die weiße» Kepis nahmen sich wie die Wellen eines Stromes ans. Eugene, auf einer Anhöhe angelangt, war von dem sich ihm plötzlich dar¬ bietenden Schauspiel überrascht: der'Aufmarsch des d'Aurellcschcn und Chanzhschen Korps bedeckte die weite sanft geschwungne Ebne: ihre Hintereincinderher brandenden Fluten füllten die Mulde», schlängelten sich auf den Kämmen hin. Das Rollen der Batterien, Feldlazarette und Transporte, das Getrampel der Hufe und Füße floß in ein dumpfes Geräusch zusammen, das den Herzschlag beschleunigte. Seit der Vernichtung der regulären Armeen und der vom Korps des Generals La Motte- Rouge erlittnen Niederlage waren das die ersten vom Lande wieder ins Gefecht gebrachte» Truppen, eine in hastigem, aber herrlichem Wurfe von Grund ans neu ge¬ schaffne Armee von fünfundsicbzigtnusend Mann: ungleich in ihren Bestandteile», aber in guter Zucht, der erste Anlauf der sich zum Entsatz von Paris ausmachenden Provinz. Halb zehn Uhr ertönte Geschützfeuer vom rechten Flügel her. Der Klang dieser rauhen Stimme machte Eugene erbeben, es war, als wäre sei» ganzes Innere in Verwirrung geraten. Aber er suchte sich sofort dagegen z» stähle», bei jedem Sclmsse von neuem erschüttert: er mühte sich, wie wenn ein Betrunkner gerade zu geh» sucht. Die Auge» seiner Leute hatte» sich ihm zugewandt und suchten den seinen zu begegnen; es war ihnen um ein Vorbild für ihre eigne Haltung zu thun. Erst als er fühlte, daß seine blassen Wangen ihr gewöhnliches Not wiedergefunden hätten, wagte er sie anzusehen. Alle hatten denselben Anfall von Furcht gehabt, einzelne sahen noch blaß aus (l'Küvut vnvorv pores). Mau blieb dcsungenchtet im Vormarsch, und für unerfahrne Truppen hielten sich die Mobilgnrdiste» noch leid¬ lich genug. Als sich die anfänglich i» Abständen vernvmmnen Schüsse zu einem ununterbrochnem Getöse zusammengeschlossen hatten, kam die frühere Heiterkeit, jedoch etwas fieberhafter, zurück: sie fühlte» sich hinter Deckung: der Gedanke, daß die Kameraden im Feuer stünden, erfüllte sie zwar mit Burgen, gab ihnen aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/317>, abgerufen am 01.09.2024.