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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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keine Vorsorge getroffen hat." Und das unmittelbar vor den Thoren der Stadt
und bei geradezu idealen Zufnhrlinicn zu Wasser und zu Lande. Und weiter heißt
es, wo das Erwachen um 1. Dezember früh beschrieben wird: "Die Kälte wurde
unerträglich (atroov). Erschöpft, vor Frost zitternd, nichts im Magen, erhuben sich
die Leute, ohne sich von der schlaflos oder in unerquicklichen Schlummer zu¬
gebrachten Nacht gestärkt zu fühlen, in ihren hartgesrornen, verlegner Kleidern
und versuchten, ihre steif gewordnen Gliedmnßcn zu rühren. Blasse Wangen, ver¬
zerrte Gesichter; viele waren mit Erdnrbeiten zur Herstellung von Brustwehren
und Gräben beschäftigt gewesen. Die, die geschlafen hatten, waren von dem un¬
ruhigen Schlaf auf gefrornem Boden bis ins innerste Mark erstarrt. Überall horte
man peinliche Hnstenanfnlle..."

Der 1. Dezember wurde bekanntlich beiderseits mit Bergung der Verwundeten
und Beerdigung der Gefnllnen zugebracht. "Während man längs der Frontlinie
in den gedeckten Stellungen, heißt es weiter, die Spitzhacke arbeiten hörte, wäh¬
rend die Soldaten, die man ohne Lebensmittel gelassen hatte, elende Krnutstrünke
und Kartoffeln nnsgrnben und halbgare Stücke gefnlluer, gleich an Ort und Stelle
ausgeschlachteter Pferde genossen, war man ans dem Plateau, wo der Tod seine Ernte
gehalten hatte, geschäftig. . . . Die schneidende Kälte unter dem wolkenlosen blauen
Himmel ließ eine noch mörderischere Nacht als die vorhergehende befürchten. Die
Schlachtfeldkommanoos, Linie und Mobilgarde. Württemberger und Sachsen, sahen
einander ohne Haß in die Angen, hoben uns, rastlos und betrübt, hoben auf. . . .
Vor allem galt es die Verwundeten wegzubringen: eine zweite solche Nacht sollten
die nicht zubringen! Dann die Toten. . .

Und wiederum zwölf eisige Standen, die Erschöpfung und die Leiden der in
elendem Durcheinander am Boden hingestreckten Soldaten, das Dunkel der Nacht
unter dem wolkenlosen Himmel, das Schweigen rings umher -- ein so tiefes
Schweigen, daß es scheinen konnte, als wäre, wie bor dem Allsbruch eines Orkans,
alles Leben in banger Schwebe geblieben."

Auch die Gefechte des 2. Dezembers sind die Verfasser bemüht, dem
Leser anschaulich zu schildern, und wenn auch ihre Darstellung den Spezialisten,
der einzelne Episoden genau kennt, nur g-ruWo moäo befriedigen dürfte, so ist doch
manches in allgemeinen Umrissen richtig genug gezeichnet.

Eine krankhafte Sacht, uns von angeblichen groben Eigenmächtigkeiten und
snbvrdinntionswidrigem Verhalten besonders vorsichtiger und starrköpfiger Generale
zu erzählen, haben Mnrguerittes allerdings, aber um so wahrheitsgetreuer ist das
Bild, das sie uns von einer Episode des Gefechts vom 2. auf dem Plateau
von Villiers-für-Marne entwerfen, und das uns den Befehlshaber einer Armee von
über hunderttausend Mann zeigt, wie er ans einem schneeweißen Rosse unmittelbar
hinter oder eigentlich in der Schützenlinie einer engagierten Abteilung hin- und
hergaloppiert, als wenn es sich dabei um eine Zirkus- oder Theatervorstellung
handelte. Wir fragen uns noch heute, wie es der Tod, den er augenscheinlich
suchte, eigentlich angefangen hat, ihm zu entschlüpfen.

Ratsam ist offenbar ein solches Verfahren für den Befehlshaber einer Armee
nicht, und wenn man sich die damaligen Gepflogenheiten der Truppenführung, des
Meldnngswesens und der Befchlsbefördernng bei den Franzosen vergegenwärtigt,
wird einem recht klar, wie viel Chancen des Gelingens wir in diesen Punkten vor
ihnen voraushatten. Denn die zweite Pariser Armee hätte, wenn wir dem, was wir
auch sonst gelesen haben, glauben dürfen, in der Nacht vom 30. November zum
1. Dezember überhaupt nicht gewußt, wo ihr Befehlshaber, General Duervt, fein
Hauptquartier aufgeschlagen hatte, und dieser hätte am Morgen des 1. Dezembers
beim Abreiten seiner Stellung eine ganze Division (Bellemare) vermißt, die voll dem
Kommandeur des dritten Korps (d'Exea) ohne sein Vorwissen eigenmächtig über
die Marne zurückgenommen worden wäre.


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keine Vorsorge getroffen hat." Und das unmittelbar vor den Thoren der Stadt
und bei geradezu idealen Zufnhrlinicn zu Wasser und zu Lande. Und weiter heißt
es, wo das Erwachen um 1. Dezember früh beschrieben wird: „Die Kälte wurde
unerträglich (atroov). Erschöpft, vor Frost zitternd, nichts im Magen, erhuben sich
die Leute, ohne sich von der schlaflos oder in unerquicklichen Schlummer zu¬
gebrachten Nacht gestärkt zu fühlen, in ihren hartgesrornen, verlegner Kleidern
und versuchten, ihre steif gewordnen Gliedmnßcn zu rühren. Blasse Wangen, ver¬
zerrte Gesichter; viele waren mit Erdnrbeiten zur Herstellung von Brustwehren
und Gräben beschäftigt gewesen. Die, die geschlafen hatten, waren von dem un¬
ruhigen Schlaf auf gefrornem Boden bis ins innerste Mark erstarrt. Überall horte
man peinliche Hnstenanfnlle..."

Der 1. Dezember wurde bekanntlich beiderseits mit Bergung der Verwundeten
und Beerdigung der Gefnllnen zugebracht. „Während man längs der Frontlinie
in den gedeckten Stellungen, heißt es weiter, die Spitzhacke arbeiten hörte, wäh¬
rend die Soldaten, die man ohne Lebensmittel gelassen hatte, elende Krnutstrünke
und Kartoffeln nnsgrnben und halbgare Stücke gefnlluer, gleich an Ort und Stelle
ausgeschlachteter Pferde genossen, war man ans dem Plateau, wo der Tod seine Ernte
gehalten hatte, geschäftig. . . . Die schneidende Kälte unter dem wolkenlosen blauen
Himmel ließ eine noch mörderischere Nacht als die vorhergehende befürchten. Die
Schlachtfeldkommanoos, Linie und Mobilgarde. Württemberger und Sachsen, sahen
einander ohne Haß in die Angen, hoben uns, rastlos und betrübt, hoben auf. . . .
Vor allem galt es die Verwundeten wegzubringen: eine zweite solche Nacht sollten
die nicht zubringen! Dann die Toten. . .

Und wiederum zwölf eisige Standen, die Erschöpfung und die Leiden der in
elendem Durcheinander am Boden hingestreckten Soldaten, das Dunkel der Nacht
unter dem wolkenlosen Himmel, das Schweigen rings umher — ein so tiefes
Schweigen, daß es scheinen konnte, als wäre, wie bor dem Allsbruch eines Orkans,
alles Leben in banger Schwebe geblieben."

Auch die Gefechte des 2. Dezembers sind die Verfasser bemüht, dem
Leser anschaulich zu schildern, und wenn auch ihre Darstellung den Spezialisten,
der einzelne Episoden genau kennt, nur g-ruWo moäo befriedigen dürfte, so ist doch
manches in allgemeinen Umrissen richtig genug gezeichnet.

Eine krankhafte Sacht, uns von angeblichen groben Eigenmächtigkeiten und
snbvrdinntionswidrigem Verhalten besonders vorsichtiger und starrköpfiger Generale
zu erzählen, haben Mnrguerittes allerdings, aber um so wahrheitsgetreuer ist das
Bild, das sie uns von einer Episode des Gefechts vom 2. auf dem Plateau
von Villiers-für-Marne entwerfen, und das uns den Befehlshaber einer Armee von
über hunderttausend Mann zeigt, wie er ans einem schneeweißen Rosse unmittelbar
hinter oder eigentlich in der Schützenlinie einer engagierten Abteilung hin- und
hergaloppiert, als wenn es sich dabei um eine Zirkus- oder Theatervorstellung
handelte. Wir fragen uns noch heute, wie es der Tod, den er augenscheinlich
suchte, eigentlich angefangen hat, ihm zu entschlüpfen.

Ratsam ist offenbar ein solches Verfahren für den Befehlshaber einer Armee
nicht, und wenn man sich die damaligen Gepflogenheiten der Truppenführung, des
Meldnngswesens und der Befchlsbefördernng bei den Franzosen vergegenwärtigt,
wird einem recht klar, wie viel Chancen des Gelingens wir in diesen Punkten vor
ihnen voraushatten. Denn die zweite Pariser Armee hätte, wenn wir dem, was wir
auch sonst gelesen haben, glauben dürfen, in der Nacht vom 30. November zum
1. Dezember überhaupt nicht gewußt, wo ihr Befehlshaber, General Duervt, fein
Hauptquartier aufgeschlagen hatte, und dieser hätte am Morgen des 1. Dezembers
beim Abreiten seiner Stellung eine ganze Division (Bellemare) vermißt, die voll dem
Kommandeur des dritten Korps (d'Exea) ohne sein Vorwissen eigenmächtig über
die Marne zurückgenommen worden wäre.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/316>, abgerufen am 01.09.2024.