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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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mußten diese dus verletzende Jubeln der Fröhlichen und die auf dem Klavier ge¬
spickte" Polkas und Walzer mitanhören. Jean Mal konnte seinen Zorn nicht ver¬
bergen, als Germnin (der alte Kammerdiener) ganz betreten und vor Aufregung
an den Händen zitternd mit der Meldung kam, sie verlangten Champagner.

Für sie giebt es keinen. Warte, ich werde es ihnen selbst sagen gehn.

Gabrielle (seine Tochter) hatte Mühe, ihn davon abzuhalten, während Marcelinc
(seiue Gattin), um die Sache ins Gleiche zu bringen, Germain ins Ohr sagte, er
möchte einige Flasche" Schaumwein vom letzten Jahrgang auftrage", von dem ersten
Haufen links im Keller. Das Klavier ertönte von neuem von harten Akkorde".
Endlich kamen trunkne Schritte und Säbelgerassel die Treppe herauf: plötzlich hörte
man das Geräusch eines schweren Falls und eines Absturzes. Dus freute Marcelle
und Rose, die herausplatzten und sich vor Lachen die Seiten hielten. Am nächsten
Morgen machten sich die Pommern ohne Sang und Klang davon. Alles Reine¬
mache" war vergeblich: im Gesindehaus blieb ein unbeschreiblicher Geruch, scharf
und grandig, der Preußeugeruch, wie Marcelle ihn getauft hatte. In einem der
Schlafzimmer fehlte eine kleine silberne Wanduhr, dafür zeigte das Nebenzimmer,
dessen Fauteuils mit den Sporen zerschlitzt waren, dem Beschauer in dem auf¬
gezognen Fach einer Kommode" -- nein, wir zieh" doch vor, nicht zu sagen, was.

"Im Dorf hatte die Freude sehr abgenommen. Der Wein hatte die Pommer"
ungemütlich gemacht. Massard (ein wohlhabender, aber gesinnungsuntüchtiger Tischler)
dessen entgegenkommendes Betragen ihnen verdächtig vorgekommen war, hatte einen
Faustschlag ins Gesicht bekommen und lief mit einem blauen Auge herum. Dieses-
mal hatte man ohne Bedenken genommen, was man gefunden hatte, man hatte die
Verstecke untersucht, hatte die Fässer eingeschlagen . . .

Es war schneidend kalt geworden. In dem schönen Gelände mit den fried¬
lichen, sanftgeschwungnen Linien seines Horizonts sah man nichts als verödete
Steppen, ans denen sich die Dörfer, die Wälder, die Nußbäume längs der Wege
uuter dem schwer und tief herabhängenden Wolkenhimmel wie schwarze Flecke
von der Schneefläche abhoben. Die sonst so milde Luft biß wie trockner schnei¬
dender Nordwind. Es war nichts Lebendes zu sehe" als der Flug scharenweis
zusammenballender Krähen, und immer von neuem, einer sich über die öde Fläche
hinwinde"de" Schlange vergleichbar, dus Gewimmel von Transportkolonnen und
Truppen. Der Boden schien erstarrt, eingefroren bis in seine innersten Tiefen.
Auch die Quellen hörten auf zu fließe". Auf der wie versteinert nussehenden Loire
wechselten glatte Eisfelder mit chnotischen Wirrsalen durcheinandergeworfner Schollen.
Die erstaunliche Strenge des Winters, , die sich zu dem über das Land herein-
gebrochnen Kriegseleud gesellte, schwang ihre schreckliche Geißel wie ein unheimliches
Strafgericht, eine zweite Plage.

Da gab es eine ununterbrvchne Reihe hungernder und dürstender Schwärme,
deren Durchzug das Land verheerte, endlose Infanteriekolonnen, Massen von
Pferden mit Reitern auf ihren Rücken und Kanonen an ihren Strängen. .Kein
Tag ging vorüber, ohne daß Charmout Hunderte von hungrigen Magen zu ver-
quartieren gehabt halte. Es kamen schwer dahinschreitende Jnfanteristen durch,
deren Bärte auf die dunkeln Wnffenröcke herabreichten. Von Müdigkeit übermannt,
nach zäher Ausdauer und Mannszucht aussehend, machten sie den Eindruck, als
schleppten sie an ihren Sohlen das Gewicht aller der Tngemärsche, die sie seit dem
Verlassen des heimatlichen Bodens in dem eroberten Lande zurückgelegt hatte". Es
kamen hessische Dragoner durch und bayrische Chevanlegers, weiße Kürassiere und
blaue Husnren. Ihre breiten Schulteru trugen protzige Köpfe, auf deren Ge¬
sichtern sich der Stolz des Siegers in den unter dem Sturmriemen des Heims
scharfangezognen schweren Kinnladen kundgab.


mußten diese dus verletzende Jubeln der Fröhlichen und die auf dem Klavier ge¬
spickte» Polkas und Walzer mitanhören. Jean Mal konnte seinen Zorn nicht ver¬
bergen, als Germnin (der alte Kammerdiener) ganz betreten und vor Aufregung
an den Händen zitternd mit der Meldung kam, sie verlangten Champagner.

Für sie giebt es keinen. Warte, ich werde es ihnen selbst sagen gehn.

Gabrielle (seine Tochter) hatte Mühe, ihn davon abzuhalten, während Marcelinc
(seiue Gattin), um die Sache ins Gleiche zu bringen, Germain ins Ohr sagte, er
möchte einige Flasche» Schaumwein vom letzten Jahrgang auftrage», von dem ersten
Haufen links im Keller. Das Klavier ertönte von neuem von harten Akkorde».
Endlich kamen trunkne Schritte und Säbelgerassel die Treppe herauf: plötzlich hörte
man das Geräusch eines schweren Falls und eines Absturzes. Dus freute Marcelle
und Rose, die herausplatzten und sich vor Lachen die Seiten hielten. Am nächsten
Morgen machten sich die Pommern ohne Sang und Klang davon. Alles Reine¬
mache» war vergeblich: im Gesindehaus blieb ein unbeschreiblicher Geruch, scharf
und grandig, der Preußeugeruch, wie Marcelle ihn getauft hatte. In einem der
Schlafzimmer fehlte eine kleine silberne Wanduhr, dafür zeigte das Nebenzimmer,
dessen Fauteuils mit den Sporen zerschlitzt waren, dem Beschauer in dem auf¬
gezognen Fach einer Kommode" — nein, wir zieh» doch vor, nicht zu sagen, was.

„Im Dorf hatte die Freude sehr abgenommen. Der Wein hatte die Pommer»
ungemütlich gemacht. Massard (ein wohlhabender, aber gesinnungsuntüchtiger Tischler)
dessen entgegenkommendes Betragen ihnen verdächtig vorgekommen war, hatte einen
Faustschlag ins Gesicht bekommen und lief mit einem blauen Auge herum. Dieses-
mal hatte man ohne Bedenken genommen, was man gefunden hatte, man hatte die
Verstecke untersucht, hatte die Fässer eingeschlagen . . .

Es war schneidend kalt geworden. In dem schönen Gelände mit den fried¬
lichen, sanftgeschwungnen Linien seines Horizonts sah man nichts als verödete
Steppen, ans denen sich die Dörfer, die Wälder, die Nußbäume längs der Wege
uuter dem schwer und tief herabhängenden Wolkenhimmel wie schwarze Flecke
von der Schneefläche abhoben. Die sonst so milde Luft biß wie trockner schnei¬
dender Nordwind. Es war nichts Lebendes zu sehe» als der Flug scharenweis
zusammenballender Krähen, und immer von neuem, einer sich über die öde Fläche
hinwinde»de» Schlange vergleichbar, dus Gewimmel von Transportkolonnen und
Truppen. Der Boden schien erstarrt, eingefroren bis in seine innersten Tiefen.
Auch die Quellen hörten auf zu fließe«. Auf der wie versteinert nussehenden Loire
wechselten glatte Eisfelder mit chnotischen Wirrsalen durcheinandergeworfner Schollen.
Die erstaunliche Strenge des Winters, , die sich zu dem über das Land herein-
gebrochnen Kriegseleud gesellte, schwang ihre schreckliche Geißel wie ein unheimliches
Strafgericht, eine zweite Plage.

Da gab es eine ununterbrvchne Reihe hungernder und dürstender Schwärme,
deren Durchzug das Land verheerte, endlose Infanteriekolonnen, Massen von
Pferden mit Reitern auf ihren Rücken und Kanonen an ihren Strängen. .Kein
Tag ging vorüber, ohne daß Charmout Hunderte von hungrigen Magen zu ver-
quartieren gehabt halte. Es kamen schwer dahinschreitende Jnfanteristen durch,
deren Bärte auf die dunkeln Wnffenröcke herabreichten. Von Müdigkeit übermannt,
nach zäher Ausdauer und Mannszucht aussehend, machten sie den Eindruck, als
schleppten sie an ihren Sohlen das Gewicht aller der Tngemärsche, die sie seit dem
Verlassen des heimatlichen Bodens in dem eroberten Lande zurückgelegt hatte». Es
kamen hessische Dragoner durch und bayrische Chevanlegers, weiße Kürassiere und
blaue Husnren. Ihre breiten Schulteru trugen protzige Köpfe, auf deren Ge¬
sichtern sich der Stolz des Siegers in den unter dem Sturmriemen des Heims
scharfangezognen schweren Kinnladen kundgab.


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[0269] mußten diese dus verletzende Jubeln der Fröhlichen und die auf dem Klavier ge¬ spickte» Polkas und Walzer mitanhören. Jean Mal konnte seinen Zorn nicht ver¬ bergen, als Germnin (der alte Kammerdiener) ganz betreten und vor Aufregung an den Händen zitternd mit der Meldung kam, sie verlangten Champagner. Für sie giebt es keinen. Warte, ich werde es ihnen selbst sagen gehn. Gabrielle (seine Tochter) hatte Mühe, ihn davon abzuhalten, während Marcelinc (seiue Gattin), um die Sache ins Gleiche zu bringen, Germain ins Ohr sagte, er möchte einige Flasche» Schaumwein vom letzten Jahrgang auftrage», von dem ersten Haufen links im Keller. Das Klavier ertönte von neuem von harten Akkorde». Endlich kamen trunkne Schritte und Säbelgerassel die Treppe herauf: plötzlich hörte man das Geräusch eines schweren Falls und eines Absturzes. Dus freute Marcelle und Rose, die herausplatzten und sich vor Lachen die Seiten hielten. Am nächsten Morgen machten sich die Pommern ohne Sang und Klang davon. Alles Reine¬ mache» war vergeblich: im Gesindehaus blieb ein unbeschreiblicher Geruch, scharf und grandig, der Preußeugeruch, wie Marcelle ihn getauft hatte. In einem der Schlafzimmer fehlte eine kleine silberne Wanduhr, dafür zeigte das Nebenzimmer, dessen Fauteuils mit den Sporen zerschlitzt waren, dem Beschauer in dem auf¬ gezognen Fach einer Kommode" — nein, wir zieh» doch vor, nicht zu sagen, was. „Im Dorf hatte die Freude sehr abgenommen. Der Wein hatte die Pommer» ungemütlich gemacht. Massard (ein wohlhabender, aber gesinnungsuntüchtiger Tischler) dessen entgegenkommendes Betragen ihnen verdächtig vorgekommen war, hatte einen Faustschlag ins Gesicht bekommen und lief mit einem blauen Auge herum. Dieses- mal hatte man ohne Bedenken genommen, was man gefunden hatte, man hatte die Verstecke untersucht, hatte die Fässer eingeschlagen . . . Es war schneidend kalt geworden. In dem schönen Gelände mit den fried¬ lichen, sanftgeschwungnen Linien seines Horizonts sah man nichts als verödete Steppen, ans denen sich die Dörfer, die Wälder, die Nußbäume längs der Wege uuter dem schwer und tief herabhängenden Wolkenhimmel wie schwarze Flecke von der Schneefläche abhoben. Die sonst so milde Luft biß wie trockner schnei¬ dender Nordwind. Es war nichts Lebendes zu sehe» als der Flug scharenweis zusammenballender Krähen, und immer von neuem, einer sich über die öde Fläche hinwinde»de» Schlange vergleichbar, dus Gewimmel von Transportkolonnen und Truppen. Der Boden schien erstarrt, eingefroren bis in seine innersten Tiefen. Auch die Quellen hörten auf zu fließe«. Auf der wie versteinert nussehenden Loire wechselten glatte Eisfelder mit chnotischen Wirrsalen durcheinandergeworfner Schollen. Die erstaunliche Strenge des Winters, , die sich zu dem über das Land herein- gebrochnen Kriegseleud gesellte, schwang ihre schreckliche Geißel wie ein unheimliches Strafgericht, eine zweite Plage. Da gab es eine ununterbrvchne Reihe hungernder und dürstender Schwärme, deren Durchzug das Land verheerte, endlose Infanteriekolonnen, Massen von Pferden mit Reitern auf ihren Rücken und Kanonen an ihren Strängen. .Kein Tag ging vorüber, ohne daß Charmout Hunderte von hungrigen Magen zu ver- quartieren gehabt halte. Es kamen schwer dahinschreitende Jnfanteristen durch, deren Bärte auf die dunkeln Wnffenröcke herabreichten. Von Müdigkeit übermannt, nach zäher Ausdauer und Mannszucht aussehend, machten sie den Eindruck, als schleppten sie an ihren Sohlen das Gewicht aller der Tngemärsche, die sie seit dem Verlassen des heimatlichen Bodens in dem eroberten Lande zurückgelegt hatte». Es kamen hessische Dragoner durch und bayrische Chevanlegers, weiße Kürassiere und blaue Husnren. Ihre breiten Schulteru trugen protzige Köpfe, auf deren Ge¬ sichtern sich der Stolz des Siegers in den unter dem Sturmriemen des Heims scharfangezognen schweren Kinnladen kundgab.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/269>, abgerufen am 28.07.2024.