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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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mitgeteilten Stücke müssen ouin Zr^no salis gelesen, ihre Ganztöne etwas nach
unten, ihre Halbtöne nach oben verstimmt werden. Der Engländer Ellis hat
diese Entdeckung vorbereitet, Stumpf hat sie akustisch festgestellt und mit diesem
einen Fall der musikalischen Theorie und der Ästhetik neue Arbeitsfelder ge¬
öffnet. Es gilt die musikalischen Naturgesetze dnrch die exotischen Thatsachen
zu erweitern und zu berichtigen, vou der Tonpsychologie angenommnen Mög¬
lichkeiten in der Wirklichkeit nachzuspüren. für die Unerschöpflichkeit der natür¬
lichen Mittel der Musik neue Beweise zu bringen, den Glauben an die Zu¬
kunft dieser Kunst, die Liebe zu ihr zu verstärken.

Belangreich ist es, das; Stumpf seine akustischen Untersuchungen anch auf
Siamesische Instrumente in europäischen Museen ausgedehnt und sie des Ver¬
trauens für unwürdig befunden hat. Bedenkt man, daß Felis von dem alten
"bgebrochncn Spazierstock, der in Florenz als altägyptische Flöte gezeigt wird,
eine vollständige Theorie der Pharaonischen Musik abgeleitet hat, so muß
Stumpfs Befund auch die musikalischen Antiquare künftig zu größerer Vor¬
sicht zwingen. Den Betrieb der musikalischen Völkerkunde aber stellt seine
Arbeit schlechterdings auf neue Grundlagen. Nur daun, das ist ihr Haupt¬
ergebnis, versprechen die Beobachtungen über exotische Musik einen ernst zu
nehmenden Ertrag, wenn die Reisenden mit vollständiger fachmusikalischer Aus¬
bildung und mit allen zu Elemeutaruntersuchuugen nötigen Mitteln an sie
herantreten. Unter ihnen ist der Phonograph das neuste. Daß er, obwohl
seiner Benutzung noch Schwierigkeiten entgegenstehn, auch das bedeutendste ist,
ergiebt auch Stumpfs Arbeit. Wie das in Österreich schon geschieht, sollten
deshalb überall Musiker und Lingnisten in seinem Gebrauch geschult werden.




tronyOUL Klaivs

cum zwei französische Schriftsteller, ein talentvolles Brudervcmr, den
Abschnitt des deutsch-französischen Kriegs, während dessen Gambetta
die Landesverteidigung leitete, an den Schicksalen einer in die Kriegs¬
ereignisse verwickelten, zahlreichen und weitverbreiteten Familie schildern,
so hat ein solches Werk für uus Deutsche nicht blos; deswegen Wert,
weil nus daraus ein französisches Lnieuurteil über die damalige Krieg¬
führung beider Heere entgegentritt.*) Die Besprechung der Vergangenheit bietet den
Verfassern vielmehr auch Anlaß zu allerhand Betrachtungen, die uns für die Be¬
urteilung der gegenwärtigen Stimmung gebildeter französischer Kreise Deutschland
gegenüber von Wert sind, und wir glauben los trouyan" an Kküvs, die sich durch
viele künstlerisch vollendete Schilderungen der Verhältnisse und Begebenheiten eins-



") I^g tronyolls S" Ki-nos. Von Paul und Victor Margueriten. Paris, Plon-Nourrit
^ Cie., 1M1.
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mitgeteilten Stücke müssen ouin Zr^no salis gelesen, ihre Ganztöne etwas nach
unten, ihre Halbtöne nach oben verstimmt werden. Der Engländer Ellis hat
diese Entdeckung vorbereitet, Stumpf hat sie akustisch festgestellt und mit diesem
einen Fall der musikalischen Theorie und der Ästhetik neue Arbeitsfelder ge¬
öffnet. Es gilt die musikalischen Naturgesetze dnrch die exotischen Thatsachen
zu erweitern und zu berichtigen, vou der Tonpsychologie angenommnen Mög¬
lichkeiten in der Wirklichkeit nachzuspüren. für die Unerschöpflichkeit der natür¬
lichen Mittel der Musik neue Beweise zu bringen, den Glauben an die Zu¬
kunft dieser Kunst, die Liebe zu ihr zu verstärken.

Belangreich ist es, das; Stumpf seine akustischen Untersuchungen anch auf
Siamesische Instrumente in europäischen Museen ausgedehnt und sie des Ver¬
trauens für unwürdig befunden hat. Bedenkt man, daß Felis von dem alten
"bgebrochncn Spazierstock, der in Florenz als altägyptische Flöte gezeigt wird,
eine vollständige Theorie der Pharaonischen Musik abgeleitet hat, so muß
Stumpfs Befund auch die musikalischen Antiquare künftig zu größerer Vor¬
sicht zwingen. Den Betrieb der musikalischen Völkerkunde aber stellt seine
Arbeit schlechterdings auf neue Grundlagen. Nur daun, das ist ihr Haupt¬
ergebnis, versprechen die Beobachtungen über exotische Musik einen ernst zu
nehmenden Ertrag, wenn die Reisenden mit vollständiger fachmusikalischer Aus¬
bildung und mit allen zu Elemeutaruntersuchuugen nötigen Mitteln an sie
herantreten. Unter ihnen ist der Phonograph das neuste. Daß er, obwohl
seiner Benutzung noch Schwierigkeiten entgegenstehn, auch das bedeutendste ist,
ergiebt auch Stumpfs Arbeit. Wie das in Österreich schon geschieht, sollten
deshalb überall Musiker und Lingnisten in seinem Gebrauch geschult werden.




tronyOUL Klaivs

cum zwei französische Schriftsteller, ein talentvolles Brudervcmr, den
Abschnitt des deutsch-französischen Kriegs, während dessen Gambetta
die Landesverteidigung leitete, an den Schicksalen einer in die Kriegs¬
ereignisse verwickelten, zahlreichen und weitverbreiteten Familie schildern,
so hat ein solches Werk für uus Deutsche nicht blos; deswegen Wert,
weil nus daraus ein französisches Lnieuurteil über die damalige Krieg¬
führung beider Heere entgegentritt.*) Die Besprechung der Vergangenheit bietet den
Verfassern vielmehr auch Anlaß zu allerhand Betrachtungen, die uns für die Be¬
urteilung der gegenwärtigen Stimmung gebildeter französischer Kreise Deutschland
gegenüber von Wert sind, und wir glauben los trouyan« an Kküvs, die sich durch
viele künstlerisch vollendete Schilderungen der Verhältnisse und Begebenheiten eins-



") I^g tronyolls S» Ki-nos. Von Paul und Victor Margueriten. Paris, Plon-Nourrit
^ Cie., 1M1.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/259>, abgerufen am 13.11.2024.