Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.Döllingers zweite Lebenshälfte anlassling vor, Wenn der Staat durch gesetzliche Bestimmungen einen größern Döllingers zweite Lebenshälfte rofessor Friedrichs großes Werk liegt nnn vollendet vor,*) und Der Band beginnt allerdings mit dem Jahre 1849. Von Frankfurt *) Ignaz von Döllinger. Sem Leben auf Grund seines schriftlichen Nachlasses dar¬
gestellt von I. Friedrich. Dritter Teil: Van der Rückkehr aus Frankfurt bis zum Tod, 1843 bis 18W. München. C. H. Bccksche Verlagsbuchhandlung. 1LV1. Döllingers zweite Lebenshälfte anlassling vor, Wenn der Staat durch gesetzliche Bestimmungen einen größern Döllingers zweite Lebenshälfte rofessor Friedrichs großes Werk liegt nnn vollendet vor,*) und Der Band beginnt allerdings mit dem Jahre 1849. Von Frankfurt *) Ignaz von Döllinger. Sem Leben auf Grund seines schriftlichen Nachlasses dar¬
gestellt von I. Friedrich. Dritter Teil: Van der Rückkehr aus Frankfurt bis zum Tod, 1843 bis 18W. München. C. H. Bccksche Verlagsbuchhandlung. 1LV1. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235956"/> <fw type="header" place="top"> Döllingers zweite Lebenshälfte</fw><lb/> <p xml:id="ID_471" prev="#ID_470"> anlassling vor, Wenn der Staat durch gesetzliche Bestimmungen einen größern<lb/> Barvorrat hervorruft, dient er damit dem Verkehr in keiner Hinsicht und<lb/> bürdet der Gesamtheit nur die Last und den Nachteil auf, eine überflüssige<lb/> Menge kostspieligen Edelmetalls anschaffen zu müssen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Döllingers zweite Lebenshälfte</head><lb/> <p xml:id="ID_472"> rofessor Friedrichs großes Werk liegt nnn vollendet vor,*) und<lb/> nur können diesem dritten Bande (es ist der stärkste; mit Register<lb/> 732 Seiten) dasselbe Lob spenden wie den ersten beiden (Jahr¬<lb/> gang 1899 der Grenzboten, zweites Vierteljahr, S. 513 und 570),<lb/> Wir geben nachstehend nicht einen Auszug in der Form einer<lb/> zusammenhängenden Erzählung, sondern nur eine Blütenlese ans der reichen<lb/> Fülle dessen, was teils für die Zeitgeschichte, teils für die Charakteristik des<lb/> große» Gelehrten wichtig ist; die Geschichte Döllingers von 1861 an finden<lb/> die ältern Leser in ihrer Erinnerung, die jüngern im Konversationslexikon.</p><lb/> <p xml:id="ID_473" next="#ID_474"> Der Band beginnt allerdings mit dem Jahre 1849. Von Frankfurt<lb/> zurückgekehrt machte Döllinger eine Studienreise dnrch Tirol, die Schweiz<lb/> und Baden, wo er n. a. die Ursachen der Revolution erforschte. Er fand,<lb/> was Nltramontcme und Orthodoxe heute noch als Ursache aller Revolutionen<lb/> zu finden pflegen: „In keinem Teile Deutschlands hat man die Religion so<lb/> beharrlich untergraben und die katholische Kirche so planmäßig zerrüttet wie<lb/> in Baden. Die Mittel und Werkzeuge dazu bot eine bis ins einzelne lind<lb/> kleinlichste ausgebildete Bevormundung oder vielmehr völlige Unterjochung der<lb/> Kirche durch die Staatsbeamten, hohe und niedere, in reichem Maße dar."<lb/> Die Bildung der künftigen Volksschullehrer sei Männern anvertraut gewesen,<lb/> „die den christlichen Glauben in den Gemütern ihrer Pflegebefohlne» gründ¬<lb/> lich auszurotten verstanden." Die Studierenden hätten schon das Gvmnasinm<lb/> als bewußte und erklärte Atheisten verlassen. In den geistlichen Stand seien<lb/> immer weniger Jünglinge eingetreten, und diese wenigen Hütten ihn nur um<lb/> des Brotes willen, also ohne Beruf erwählt. Hunderte von Seelsorgstelle»<lb/> blieben »»besetzt, und das Volk wachse in heidnischer Verwilderung heran.<lb/> Die Bureaukratie haßte er überhaupt gründlich; wenn bei ihm von Schwär¬<lb/> merei die Rede sein könnte, dürfte man sagen, er habe für England geschwärmt,<lb/> das er übrigens genau kannte, nicht bloß aus Bücher», sondern auch aus»<lb/> dreimaligem Aufenthalt im Lande und dnrch beständigen brieflichen Verkehr mit</p><lb/> <note xml:id="FID_20" place="foot"> *) Ignaz von Döllinger. Sem Leben auf Grund seines schriftlichen Nachlasses dar¬<lb/> gestellt von I. Friedrich. Dritter Teil: Van der Rückkehr aus Frankfurt bis zum Tod,<lb/> 1843 bis 18W. München. C. H. Bccksche Verlagsbuchhandlung. 1LV1.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
Döllingers zweite Lebenshälfte
anlassling vor, Wenn der Staat durch gesetzliche Bestimmungen einen größern
Barvorrat hervorruft, dient er damit dem Verkehr in keiner Hinsicht und
bürdet der Gesamtheit nur die Last und den Nachteil auf, eine überflüssige
Menge kostspieligen Edelmetalls anschaffen zu müssen.
Döllingers zweite Lebenshälfte
rofessor Friedrichs großes Werk liegt nnn vollendet vor,*) und
nur können diesem dritten Bande (es ist der stärkste; mit Register
732 Seiten) dasselbe Lob spenden wie den ersten beiden (Jahr¬
gang 1899 der Grenzboten, zweites Vierteljahr, S. 513 und 570),
Wir geben nachstehend nicht einen Auszug in der Form einer
zusammenhängenden Erzählung, sondern nur eine Blütenlese ans der reichen
Fülle dessen, was teils für die Zeitgeschichte, teils für die Charakteristik des
große» Gelehrten wichtig ist; die Geschichte Döllingers von 1861 an finden
die ältern Leser in ihrer Erinnerung, die jüngern im Konversationslexikon.
Der Band beginnt allerdings mit dem Jahre 1849. Von Frankfurt
zurückgekehrt machte Döllinger eine Studienreise dnrch Tirol, die Schweiz
und Baden, wo er n. a. die Ursachen der Revolution erforschte. Er fand,
was Nltramontcme und Orthodoxe heute noch als Ursache aller Revolutionen
zu finden pflegen: „In keinem Teile Deutschlands hat man die Religion so
beharrlich untergraben und die katholische Kirche so planmäßig zerrüttet wie
in Baden. Die Mittel und Werkzeuge dazu bot eine bis ins einzelne lind
kleinlichste ausgebildete Bevormundung oder vielmehr völlige Unterjochung der
Kirche durch die Staatsbeamten, hohe und niedere, in reichem Maße dar."
Die Bildung der künftigen Volksschullehrer sei Männern anvertraut gewesen,
„die den christlichen Glauben in den Gemütern ihrer Pflegebefohlne» gründ¬
lich auszurotten verstanden." Die Studierenden hätten schon das Gvmnasinm
als bewußte und erklärte Atheisten verlassen. In den geistlichen Stand seien
immer weniger Jünglinge eingetreten, und diese wenigen Hütten ihn nur um
des Brotes willen, also ohne Beruf erwählt. Hunderte von Seelsorgstelle»
blieben »»besetzt, und das Volk wachse in heidnischer Verwilderung heran.
Die Bureaukratie haßte er überhaupt gründlich; wenn bei ihm von Schwär¬
merei die Rede sein könnte, dürfte man sagen, er habe für England geschwärmt,
das er übrigens genau kannte, nicht bloß aus Bücher», sondern auch aus»
dreimaligem Aufenthalt im Lande und dnrch beständigen brieflichen Verkehr mit
*) Ignaz von Döllinger. Sem Leben auf Grund seines schriftlichen Nachlasses dar¬
gestellt von I. Friedrich. Dritter Teil: Van der Rückkehr aus Frankfurt bis zum Tod,
1843 bis 18W. München. C. H. Bccksche Verlagsbuchhandlung. 1LV1.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |