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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gewiesen wird, hat in Nummer 180 der Kreuzzeitung durch Professor Adolph
von Wenckstern eine neue, recht sonderbare Beleuchtung erfahren. Er führt
dort aus: Als Ergebnis der Berufszählung werde in allen Bearbeitungen fest¬
gestellt, daß heute ein größerer Teil des deutschen Volks in Bergbau, Industrie
und Handel erwerbthätig sei als in der Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht.
Diese Feststellung spiele eine große Rolle in der Argumentation der Industriestaat-
Politiker und der Freihändler. Aber die konservative Partei^?) werde in ihren
maßvollen Anforderungen an die Wirtschaftspolitik des Reichs außerordentlich unter¬
stützt durch die in dem Bande 109 der Reichsstntistik aufgeführten Thatsachen, die
leider bisher in der amtlichen, wissenschaftlichen und politischen Erörterung noch
gar nicht genügend gewürdigt worden seien. Im Anschluß daran versucht dann
Wenckstern eine solche "wissenschaftliche und politische" Würdigung dieser statistischen
Daten, indem er -- um die Bedeutung der Landwirtschaft in der gesamten Volks¬
wirtschaft hervorzuheben -- in allen kleinern Verwaltungsbezirken des Deutschen
Reichs, d. h. also den preußischen Kreisen, den bayrischen Bezirksämter" usw. die
Zahl der Erwerbthätigen aus Land- und Forstwirtschaft, Gärtnerei, Tierzucht und
Fischerei mit der Zahl der in Bergbau, Industrie, Handel und Verkehr erwerb¬
thätigen Personen vergleicht. Nachdem er ferner den pommerschen Kreis Kostin
mit seiner überwiegend landwirtschafttreibcnden Bevölkerung noch näher betrachtet
hat, findet er als Resultat, daß vou den 1010 Verwaltungsbezirken, die in
Band 109 der Statistik des Deutschen Reichs nachgewiesen werden, "648 ein ähn¬
liches Verhältnis der Berufe aufweisen wie Kostin, wahrend mir in 362 die In¬
dustrie- und Handelsbevölkeruug überwiegt."

Diese Behauptung erfordert zunächst einige Nichtigstelluugeu. Thatsächlich
geht nämlich aus der amtlichen Statistik nur hervor, daß die Zahl der Er¬
werbthätigen der Land- und Forstwirtschaft usw. in 640 Bezirken größer, in
370 Bezirken kleiner ist als die Zahl der Erwerbthätigen in Bergbau. Industrie,
Handel und Verkehr. Aber daß diese 640 Bezirke (bei den Zahlen 648 und 362
Wencksterns scheint ein kleiner Rechenfehler zu sein) alle ein ähnliches Verhältnis
der Berufe ausweisen sollen wie der Kreis Kostin, ist eine recht gewagte Be¬
hauptung, denn mehr als 200 Bezirke unter ihnen zeigen für die Landwirt¬
schaft ungünstigere, und teils viel ungünstigere Verhältnisse als Kostin, während
diese andrerseits in den übrigen Bezirken günstiger liegen. Ferner ist der Aus¬
druck, daß in 370 Bezirken "die Industrie- und Handelsbevölkeruug überwiege,"
unrichtig angewandt worden; vielleicht bewußt, vielleicht in dem unbewußten Gefühl,
daß es für die ganze "Argumentation" richtiger gewesen wäre, statt der Zahlen
der Erwerbthntigen, die Wenckstern benutzt hat, die der Berufsbevölke¬
rung, d. h. der Erwcrbthätigen rin ihren Dienstboten und der vou ihnen er¬
nährten berufslosen Augehörigen, bei dem Vergleiche zu verwenden. Würde das
geschehn sein, so hätte man gefunden, daß die Landwirtschaftsbcvölkerung nur in
597 Verwaltungsbezirken stärker und in 413 schwächer vertreten ist als die In¬
dustrie- und Handelsbevölkeruug. Und auch diese Zahlen würden sich noch weiter
zu Ungunsten der Weucksteruscheu Darlegungen andern, wenn man die reine Land¬
wirtschaft den andern gewerblichen Berufszweigen gegenüberstellen und utcht die
Forstwirtschaft, die Kunst- und Handelsgärtnerei, die nicht landwirtschaftliche Tier¬
zucht, sowie die See- und Binnenfischerei bei dem Vergleiche zur Landwirtschaft
rechnen würde, was auch jetzt immer uoch der Fall ist.

Aber vou allen diesen Einwendungen könnte man füglich absehen; denn die
ganze Methode des durch Wenckstern angewandten statistischen Vergleichs ist durch¬
aus verkehrt. Die in Band 109 der Reichsstatistik aufgeführten kleinern Ver¬
waltungsbezirke bilden ja doch nur eine teils territoriale, teils verwaltnngstechnische


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gewiesen wird, hat in Nummer 180 der Kreuzzeitung durch Professor Adolph
von Wenckstern eine neue, recht sonderbare Beleuchtung erfahren. Er führt
dort aus: Als Ergebnis der Berufszählung werde in allen Bearbeitungen fest¬
gestellt, daß heute ein größerer Teil des deutschen Volks in Bergbau, Industrie
und Handel erwerbthätig sei als in der Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht.
Diese Feststellung spiele eine große Rolle in der Argumentation der Industriestaat-
Politiker und der Freihändler. Aber die konservative Partei^?) werde in ihren
maßvollen Anforderungen an die Wirtschaftspolitik des Reichs außerordentlich unter¬
stützt durch die in dem Bande 109 der Reichsstntistik aufgeführten Thatsachen, die
leider bisher in der amtlichen, wissenschaftlichen und politischen Erörterung noch
gar nicht genügend gewürdigt worden seien. Im Anschluß daran versucht dann
Wenckstern eine solche „wissenschaftliche und politische" Würdigung dieser statistischen
Daten, indem er — um die Bedeutung der Landwirtschaft in der gesamten Volks¬
wirtschaft hervorzuheben — in allen kleinern Verwaltungsbezirken des Deutschen
Reichs, d. h. also den preußischen Kreisen, den bayrischen Bezirksämter» usw. die
Zahl der Erwerbthätigen aus Land- und Forstwirtschaft, Gärtnerei, Tierzucht und
Fischerei mit der Zahl der in Bergbau, Industrie, Handel und Verkehr erwerb¬
thätigen Personen vergleicht. Nachdem er ferner den pommerschen Kreis Kostin
mit seiner überwiegend landwirtschafttreibcnden Bevölkerung noch näher betrachtet
hat, findet er als Resultat, daß vou den 1010 Verwaltungsbezirken, die in
Band 109 der Statistik des Deutschen Reichs nachgewiesen werden, „648 ein ähn¬
liches Verhältnis der Berufe aufweisen wie Kostin, wahrend mir in 362 die In¬
dustrie- und Handelsbevölkeruug überwiegt."

Diese Behauptung erfordert zunächst einige Nichtigstelluugeu. Thatsächlich
geht nämlich aus der amtlichen Statistik nur hervor, daß die Zahl der Er¬
werbthätigen der Land- und Forstwirtschaft usw. in 640 Bezirken größer, in
370 Bezirken kleiner ist als die Zahl der Erwerbthätigen in Bergbau. Industrie,
Handel und Verkehr. Aber daß diese 640 Bezirke (bei den Zahlen 648 und 362
Wencksterns scheint ein kleiner Rechenfehler zu sein) alle ein ähnliches Verhältnis
der Berufe ausweisen sollen wie der Kreis Kostin, ist eine recht gewagte Be¬
hauptung, denn mehr als 200 Bezirke unter ihnen zeigen für die Landwirt¬
schaft ungünstigere, und teils viel ungünstigere Verhältnisse als Kostin, während
diese andrerseits in den übrigen Bezirken günstiger liegen. Ferner ist der Aus¬
druck, daß in 370 Bezirken „die Industrie- und Handelsbevölkeruug überwiege,"
unrichtig angewandt worden; vielleicht bewußt, vielleicht in dem unbewußten Gefühl,
daß es für die ganze „Argumentation" richtiger gewesen wäre, statt der Zahlen
der Erwerbthntigen, die Wenckstern benutzt hat, die der Berufsbevölke¬
rung, d. h. der Erwcrbthätigen rin ihren Dienstboten und der vou ihnen er¬
nährten berufslosen Augehörigen, bei dem Vergleiche zu verwenden. Würde das
geschehn sein, so hätte man gefunden, daß die Landwirtschaftsbcvölkerung nur in
597 Verwaltungsbezirken stärker und in 413 schwächer vertreten ist als die In¬
dustrie- und Handelsbevölkeruug. Und auch diese Zahlen würden sich noch weiter
zu Ungunsten der Weucksteruscheu Darlegungen andern, wenn man die reine Land¬
wirtschaft den andern gewerblichen Berufszweigen gegenüberstellen und utcht die
Forstwirtschaft, die Kunst- und Handelsgärtnerei, die nicht landwirtschaftliche Tier¬
zucht, sowie die See- und Binnenfischerei bei dem Vergleiche zur Landwirtschaft
rechnen würde, was auch jetzt immer uoch der Fall ist.

Aber vou allen diesen Einwendungen könnte man füglich absehen; denn die
ganze Methode des durch Wenckstern angewandten statistischen Vergleichs ist durch¬
aus verkehrt. Die in Band 109 der Reichsstatistik aufgeführten kleinern Ver¬
waltungsbezirke bilden ja doch nur eine teils territoriale, teils verwaltnngstechnische


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[0110] Maßgebliches und Unmaßgebliches gewiesen wird, hat in Nummer 180 der Kreuzzeitung durch Professor Adolph von Wenckstern eine neue, recht sonderbare Beleuchtung erfahren. Er führt dort aus: Als Ergebnis der Berufszählung werde in allen Bearbeitungen fest¬ gestellt, daß heute ein größerer Teil des deutschen Volks in Bergbau, Industrie und Handel erwerbthätig sei als in der Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht. Diese Feststellung spiele eine große Rolle in der Argumentation der Industriestaat- Politiker und der Freihändler. Aber die konservative Partei^?) werde in ihren maßvollen Anforderungen an die Wirtschaftspolitik des Reichs außerordentlich unter¬ stützt durch die in dem Bande 109 der Reichsstntistik aufgeführten Thatsachen, die leider bisher in der amtlichen, wissenschaftlichen und politischen Erörterung noch gar nicht genügend gewürdigt worden seien. Im Anschluß daran versucht dann Wenckstern eine solche „wissenschaftliche und politische" Würdigung dieser statistischen Daten, indem er — um die Bedeutung der Landwirtschaft in der gesamten Volks¬ wirtschaft hervorzuheben — in allen kleinern Verwaltungsbezirken des Deutschen Reichs, d. h. also den preußischen Kreisen, den bayrischen Bezirksämter» usw. die Zahl der Erwerbthätigen aus Land- und Forstwirtschaft, Gärtnerei, Tierzucht und Fischerei mit der Zahl der in Bergbau, Industrie, Handel und Verkehr erwerb¬ thätigen Personen vergleicht. Nachdem er ferner den pommerschen Kreis Kostin mit seiner überwiegend landwirtschafttreibcnden Bevölkerung noch näher betrachtet hat, findet er als Resultat, daß vou den 1010 Verwaltungsbezirken, die in Band 109 der Statistik des Deutschen Reichs nachgewiesen werden, „648 ein ähn¬ liches Verhältnis der Berufe aufweisen wie Kostin, wahrend mir in 362 die In¬ dustrie- und Handelsbevölkeruug überwiegt." Diese Behauptung erfordert zunächst einige Nichtigstelluugeu. Thatsächlich geht nämlich aus der amtlichen Statistik nur hervor, daß die Zahl der Er¬ werbthätigen der Land- und Forstwirtschaft usw. in 640 Bezirken größer, in 370 Bezirken kleiner ist als die Zahl der Erwerbthätigen in Bergbau. Industrie, Handel und Verkehr. Aber daß diese 640 Bezirke (bei den Zahlen 648 und 362 Wencksterns scheint ein kleiner Rechenfehler zu sein) alle ein ähnliches Verhältnis der Berufe ausweisen sollen wie der Kreis Kostin, ist eine recht gewagte Be¬ hauptung, denn mehr als 200 Bezirke unter ihnen zeigen für die Landwirt¬ schaft ungünstigere, und teils viel ungünstigere Verhältnisse als Kostin, während diese andrerseits in den übrigen Bezirken günstiger liegen. Ferner ist der Aus¬ druck, daß in 370 Bezirken „die Industrie- und Handelsbevölkeruug überwiege," unrichtig angewandt worden; vielleicht bewußt, vielleicht in dem unbewußten Gefühl, daß es für die ganze „Argumentation" richtiger gewesen wäre, statt der Zahlen der Erwerbthntigen, die Wenckstern benutzt hat, die der Berufsbevölke¬ rung, d. h. der Erwcrbthätigen rin ihren Dienstboten und der vou ihnen er¬ nährten berufslosen Augehörigen, bei dem Vergleiche zu verwenden. Würde das geschehn sein, so hätte man gefunden, daß die Landwirtschaftsbcvölkerung nur in 597 Verwaltungsbezirken stärker und in 413 schwächer vertreten ist als die In¬ dustrie- und Handelsbevölkeruug. Und auch diese Zahlen würden sich noch weiter zu Ungunsten der Weucksteruscheu Darlegungen andern, wenn man die reine Land¬ wirtschaft den andern gewerblichen Berufszweigen gegenüberstellen und utcht die Forstwirtschaft, die Kunst- und Handelsgärtnerei, die nicht landwirtschaftliche Tier¬ zucht, sowie die See- und Binnenfischerei bei dem Vergleiche zur Landwirtschaft rechnen würde, was auch jetzt immer uoch der Fall ist. Aber vou allen diesen Einwendungen könnte man füglich absehen; denn die ganze Methode des durch Wenckstern angewandten statistischen Vergleichs ist durch¬ aus verkehrt. Die in Band 109 der Reichsstatistik aufgeführten kleinern Ver¬ waltungsbezirke bilden ja doch nur eine teils territoriale, teils verwaltnngstechnische

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/110>, abgerufen am 27.07.2024.