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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Unstern

Dinge teilnahmlos an seinem Platze geblieben. Ich trat vor ihn hin: Sie müssen
das aufklären, oder es ist alles verloren, sagte ich; kommen Sie nachher vor der
Sitzung noch zu mir. Er erhob sich und sagte kurz und förmlich! Sehr wohl.

Ich nahm hastig etwas zu mir und wartete auf ihn. Er hatte es nicht eilig.
Gegen ^4 Uhr erschien er. Haben Sie sichs überlegt; wie können Sie diese
Geschichte mit den Rechnungen aufklären?

Ich kann sie nicht aufklären, sagte er mit steinerner Miene.

Das ist schlimm; wie denken Sie denn, daß ich Sie verteidigen soll?

Thun Sie Ihr Möglichstes.

Und wir gingen stumm miteinander zum Gericht. Ich ging mit einem
Sterbenden, der Mann war moralisch fertig; heute noch mußte er in seinem
bürgerlichen Dasein vernichtet werden, das war unvermeidlich. Er schritt stolz und
stattlich neben mir dahin. Viel feiner gekleidet als ich und in viel besserer Haltung.
In mir wogte der Ingrimm gegen ihn; denn er hatte nicht bloß dem Recht und
der Sitte Hohn gesprochen, sondern auch den deutschen Namen geschändet, hier an
dieser gefährlichen Stelle. Ins Gesicht schlagen hätte ich ihn mögen. Aber die
Pflicht meines Amtes band mich an ihn. Ich mußte zu ihm halten und für ihn
zu retten suchen, was zu retten war.

Wir vernahmen noch einige Zeugen, die mir bestätigten, was schon feststand.
Dann begannen die Plnidohers. Der Staatsanwalt hatte es leicht. Er war sicher,
eine Verurteilung zu erwirken, und zwar eine ganz gewichtige. Vor allem aber
brauchte er seinen Gefühlen keinen Zwang anzuthun. Wenigstens keinen andern,
als die Würde des Orts und seiner Stellung ihm auferlegte. Wenn er die innere
Entrüstung durchklingcn ließ, konnte er des Widerhalles gewiß sein. Mit eisiger
Kälte brachte er die Thatsachen zur Wirkung. Der Antrag auf ein erschreckend
hohes Strafmaß ergab sich von selbst.

Der unselige Mann, den er so zermalmte, bewahrte die würdige Haltung; es
sah unnatürlich und ungeheuerlich ans. Mich aber erfaßte jetzt ein tiefes Mitleid
mit diesem verlornen Menschenkind, das in der tiefsten Not nichts andres hatte
als seine äußerliche Korrektheit und seineu Anspruch, die Beamtenaristokratie dar¬
zustellen. Irgend welchen Anhalt, wie die Berteidiguug zu führen sei, hatte er
mir in seinem Hochmut nicht gegeben. So führte ich sie denn in meiner Weise,
ob sie ihm gefiel oder nicht.

An der Sache selbst war nichts zu ändern. Die moralische Beurteilung war
das einzige, was offen blieb. Darauf warf ich mich. Der Satz: tout. eompreuclro
v'ost tont xarciolluor, hat auch in der Strafrechtspflege seine Bedeutung. Ich suchte
dem Gericht meinen Klienten zu erklären, auf daß er in mildern Lichte erscheine. Die
Reden des philosophischen or. Stürmer beim Zusammenbruch des Pvlizcidirektvrs
gaben den Grnndgednnken. Ich schilderte das Schicksal meines Mannes, wie er,
ein fleißiger, geschickter Arbeiter, ein braver Familienvater, in die neuen Verhält¬
nisse im Elsaß hineingeworfen worden war. Ohne tiefere Bildung, ohne verschärften
sittlichen Halt, gerade mit der Durchschuittstugeud ausgerüstet, die für gewöhnliche
Verhältnisse ausreicht, kommt er hier in Versuchungen, denen er nicht gewachsen ist.
Die außerordentlich hohen Diäten der Übergangszeit hatten Ansprüche ans höhere
Lebenshaltung geweckt. Ansprüche, die gerade bei solchen besonders heftig sind,
die in der Jugend an diese Dinge nicht entfernt gewöhnt waren; der Mann ans
wohlhabender Familie ist viel genügsamer als ein Emporkömmling, er darf sich das
nicht als Verdienst anrechnen. Dann kam die souveräne Stellung als Chef eines
Verwaltungszweigs in einer fremden Bevölkerung, der gegenüber das Gefühl der
Zusammengehörigkeit und der Achtuugsbedürftigkeit nicht besteht, das sonst auch
schwachen Naturen einen Halt giebt. Die Mitwirkung der Lieferanten bei der Um-
gestaltung der Rechmingen war ein Beleg von tragischer Wahrheit. Die nngewöhn-


Unstern

Dinge teilnahmlos an seinem Platze geblieben. Ich trat vor ihn hin: Sie müssen
das aufklären, oder es ist alles verloren, sagte ich; kommen Sie nachher vor der
Sitzung noch zu mir. Er erhob sich und sagte kurz und förmlich! Sehr wohl.

Ich nahm hastig etwas zu mir und wartete auf ihn. Er hatte es nicht eilig.
Gegen ^4 Uhr erschien er. Haben Sie sichs überlegt; wie können Sie diese
Geschichte mit den Rechnungen aufklären?

Ich kann sie nicht aufklären, sagte er mit steinerner Miene.

Das ist schlimm; wie denken Sie denn, daß ich Sie verteidigen soll?

Thun Sie Ihr Möglichstes.

Und wir gingen stumm miteinander zum Gericht. Ich ging mit einem
Sterbenden, der Mann war moralisch fertig; heute noch mußte er in seinem
bürgerlichen Dasein vernichtet werden, das war unvermeidlich. Er schritt stolz und
stattlich neben mir dahin. Viel feiner gekleidet als ich und in viel besserer Haltung.
In mir wogte der Ingrimm gegen ihn; denn er hatte nicht bloß dem Recht und
der Sitte Hohn gesprochen, sondern auch den deutschen Namen geschändet, hier an
dieser gefährlichen Stelle. Ins Gesicht schlagen hätte ich ihn mögen. Aber die
Pflicht meines Amtes band mich an ihn. Ich mußte zu ihm halten und für ihn
zu retten suchen, was zu retten war.

Wir vernahmen noch einige Zeugen, die mir bestätigten, was schon feststand.
Dann begannen die Plnidohers. Der Staatsanwalt hatte es leicht. Er war sicher,
eine Verurteilung zu erwirken, und zwar eine ganz gewichtige. Vor allem aber
brauchte er seinen Gefühlen keinen Zwang anzuthun. Wenigstens keinen andern,
als die Würde des Orts und seiner Stellung ihm auferlegte. Wenn er die innere
Entrüstung durchklingcn ließ, konnte er des Widerhalles gewiß sein. Mit eisiger
Kälte brachte er die Thatsachen zur Wirkung. Der Antrag auf ein erschreckend
hohes Strafmaß ergab sich von selbst.

Der unselige Mann, den er so zermalmte, bewahrte die würdige Haltung; es
sah unnatürlich und ungeheuerlich ans. Mich aber erfaßte jetzt ein tiefes Mitleid
mit diesem verlornen Menschenkind, das in der tiefsten Not nichts andres hatte
als seine äußerliche Korrektheit und seineu Anspruch, die Beamtenaristokratie dar¬
zustellen. Irgend welchen Anhalt, wie die Berteidiguug zu führen sei, hatte er
mir in seinem Hochmut nicht gegeben. So führte ich sie denn in meiner Weise,
ob sie ihm gefiel oder nicht.

An der Sache selbst war nichts zu ändern. Die moralische Beurteilung war
das einzige, was offen blieb. Darauf warf ich mich. Der Satz: tout. eompreuclro
v'ost tont xarciolluor, hat auch in der Strafrechtspflege seine Bedeutung. Ich suchte
dem Gericht meinen Klienten zu erklären, auf daß er in mildern Lichte erscheine. Die
Reden des philosophischen or. Stürmer beim Zusammenbruch des Pvlizcidirektvrs
gaben den Grnndgednnken. Ich schilderte das Schicksal meines Mannes, wie er,
ein fleißiger, geschickter Arbeiter, ein braver Familienvater, in die neuen Verhält¬
nisse im Elsaß hineingeworfen worden war. Ohne tiefere Bildung, ohne verschärften
sittlichen Halt, gerade mit der Durchschuittstugeud ausgerüstet, die für gewöhnliche
Verhältnisse ausreicht, kommt er hier in Versuchungen, denen er nicht gewachsen ist.
Die außerordentlich hohen Diäten der Übergangszeit hatten Ansprüche ans höhere
Lebenshaltung geweckt. Ansprüche, die gerade bei solchen besonders heftig sind,
die in der Jugend an diese Dinge nicht entfernt gewöhnt waren; der Mann ans
wohlhabender Familie ist viel genügsamer als ein Emporkömmling, er darf sich das
nicht als Verdienst anrechnen. Dann kam die souveräne Stellung als Chef eines
Verwaltungszweigs in einer fremden Bevölkerung, der gegenüber das Gefühl der
Zusammengehörigkeit und der Achtuugsbedürftigkeit nicht besteht, das sonst auch
schwachen Naturen einen Halt giebt. Die Mitwirkung der Lieferanten bei der Um-
gestaltung der Rechmingen war ein Beleg von tragischer Wahrheit. Die nngewöhn-


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[0589] Unstern Dinge teilnahmlos an seinem Platze geblieben. Ich trat vor ihn hin: Sie müssen das aufklären, oder es ist alles verloren, sagte ich; kommen Sie nachher vor der Sitzung noch zu mir. Er erhob sich und sagte kurz und förmlich! Sehr wohl. Ich nahm hastig etwas zu mir und wartete auf ihn. Er hatte es nicht eilig. Gegen ^4 Uhr erschien er. Haben Sie sichs überlegt; wie können Sie diese Geschichte mit den Rechnungen aufklären? Ich kann sie nicht aufklären, sagte er mit steinerner Miene. Das ist schlimm; wie denken Sie denn, daß ich Sie verteidigen soll? Thun Sie Ihr Möglichstes. Und wir gingen stumm miteinander zum Gericht. Ich ging mit einem Sterbenden, der Mann war moralisch fertig; heute noch mußte er in seinem bürgerlichen Dasein vernichtet werden, das war unvermeidlich. Er schritt stolz und stattlich neben mir dahin. Viel feiner gekleidet als ich und in viel besserer Haltung. In mir wogte der Ingrimm gegen ihn; denn er hatte nicht bloß dem Recht und der Sitte Hohn gesprochen, sondern auch den deutschen Namen geschändet, hier an dieser gefährlichen Stelle. Ins Gesicht schlagen hätte ich ihn mögen. Aber die Pflicht meines Amtes band mich an ihn. Ich mußte zu ihm halten und für ihn zu retten suchen, was zu retten war. Wir vernahmen noch einige Zeugen, die mir bestätigten, was schon feststand. Dann begannen die Plnidohers. Der Staatsanwalt hatte es leicht. Er war sicher, eine Verurteilung zu erwirken, und zwar eine ganz gewichtige. Vor allem aber brauchte er seinen Gefühlen keinen Zwang anzuthun. Wenigstens keinen andern, als die Würde des Orts und seiner Stellung ihm auferlegte. Wenn er die innere Entrüstung durchklingcn ließ, konnte er des Widerhalles gewiß sein. Mit eisiger Kälte brachte er die Thatsachen zur Wirkung. Der Antrag auf ein erschreckend hohes Strafmaß ergab sich von selbst. Der unselige Mann, den er so zermalmte, bewahrte die würdige Haltung; es sah unnatürlich und ungeheuerlich ans. Mich aber erfaßte jetzt ein tiefes Mitleid mit diesem verlornen Menschenkind, das in der tiefsten Not nichts andres hatte als seine äußerliche Korrektheit und seineu Anspruch, die Beamtenaristokratie dar¬ zustellen. Irgend welchen Anhalt, wie die Berteidiguug zu führen sei, hatte er mir in seinem Hochmut nicht gegeben. So führte ich sie denn in meiner Weise, ob sie ihm gefiel oder nicht. An der Sache selbst war nichts zu ändern. Die moralische Beurteilung war das einzige, was offen blieb. Darauf warf ich mich. Der Satz: tout. eompreuclro v'ost tont xarciolluor, hat auch in der Strafrechtspflege seine Bedeutung. Ich suchte dem Gericht meinen Klienten zu erklären, auf daß er in mildern Lichte erscheine. Die Reden des philosophischen or. Stürmer beim Zusammenbruch des Pvlizcidirektvrs gaben den Grnndgednnken. Ich schilderte das Schicksal meines Mannes, wie er, ein fleißiger, geschickter Arbeiter, ein braver Familienvater, in die neuen Verhält¬ nisse im Elsaß hineingeworfen worden war. Ohne tiefere Bildung, ohne verschärften sittlichen Halt, gerade mit der Durchschuittstugeud ausgerüstet, die für gewöhnliche Verhältnisse ausreicht, kommt er hier in Versuchungen, denen er nicht gewachsen ist. Die außerordentlich hohen Diäten der Übergangszeit hatten Ansprüche ans höhere Lebenshaltung geweckt. Ansprüche, die gerade bei solchen besonders heftig sind, die in der Jugend an diese Dinge nicht entfernt gewöhnt waren; der Mann ans wohlhabender Familie ist viel genügsamer als ein Emporkömmling, er darf sich das nicht als Verdienst anrechnen. Dann kam die souveräne Stellung als Chef eines Verwaltungszweigs in einer fremden Bevölkerung, der gegenüber das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Achtuugsbedürftigkeit nicht besteht, das sonst auch schwachen Naturen einen Halt giebt. Die Mitwirkung der Lieferanten bei der Um- gestaltung der Rechmingen war ein Beleg von tragischer Wahrheit. Die nngewöhn-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/589>, abgerufen am 22.07.2024.