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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

veröffentlichen, die allerdings nicht nach der Originalplatte gemacht ist, von der es
überhaupt "ur zwei Abzüge giebt, sondern nach dem einen, ihm von Helbig über-
lassenen Abzug. Doch entspricht dieser Kopf durchaus nicht den heutigen Anforde-
rungen, u>le Photographien überhaupt ein kümmerliches Hilfsmittel sind. So Iväre
das herrlichste uns überkvmmne Bildtverk Myrvns der richtigen wissenschaftlichen
Untersuchung und künstlerischen Betrachtung durch die Engherzigkeit des jetzigen
Besitzers im Palaste Laneelotti in Rom, kophim. es aus dem ?aIc>W0 Nassimi irlls
Lolouno gekommen ist, gänzlich entzogen, wenn nicht ein günstiger Zufall die ganze
Statue im Gipsabguß wenigstens zugänglich machte. Die Archäologie kennt (siehe
Stndniezka bei Neundorf) fünf Exemplare des Kopfes des berühmten Diskvbvls.
Aber die Köpfe in Basel, der Sammlung Catajv, im Berliner Museum und im
vatikanischen Garten könne" den Vergleich mit dem Laneelvttischen Kopf, der der
beste und dazu einzige ist, der noch mit dem Rumpf bon altersher zusammenhängt,
nicht aufnehmen. Auch ein in Rom gefnndner Abguß einer modernen Kopie der
Statue hat nicht dick Wert.

Als nnn Furtwängler im vorigen Sommer mit dem französischen Archäologen
Snlomvn Reinach die neu installierte Abgußsammlnug im Louvre besuchte, zeigte
ihm dieser einen Kopf, der als ttzto av ?"n, Styl" Ah Z?oliollztv im Museum figurierte,
und fragte Furtwängler, ob er das unbekannte Original kenne. Sofort erklärte
der Münchner Gelehrte, der sich von der Photographie her erinnerte, es sei der
Kopf des Diskvbvl Laneelotti. In Paris hatte man die beiden auf dem Haare
über der Stiru liegenden Puntelli (Buckeln, Bossen, die der Künstler als Richt¬
punkte so lange als möglich stehn läßt) fälschlich für Hörnchen genommen und deshalb
an Pan gedacht. Da der Abguß im Louvre käuflich ist (die Formerei des Louvre fuhrt,
ihn Ur. 1402 als este Ah Norouro ans), so kann man jetzt den Kopf des Diskobol
Laneelotti auf die Vatikanische Diskobvlstatue setzen und sich so die wunderbare
Schöpfung Myrous auunhernd vergegenwärtigen. Denn wie Furtwängler in den
gerade jetzt erschienenen Sitzungsberichten der philosophisch-philologischen und der
historischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften feststellt, ist kein
Zweifel, daß der Pan oder Mercure des Louvre in der That ein in frühern Jahren
gemachter Abguß des Laneelottikopfes ist: er zeigt am linken Branenrande eine
kleine und auf der rechten Oberkopfhälfte hinter dem Pnntello der rechten Kopf¬
seite eine größere Verletzung; eben diese Verletzungen kann mau an denselben
Stellen ans der Photographie der Laneelvttistatne erkennen, die jetzt also am Abguß
wenigstens, ans solche Weise im Gips zusammengesetzt, in ihrer Gesamtwirkung
studiert werden kann und auch schon mit Erfolg studiert wird.

Myrous Diskobol war bekanntlich ein Bronzewerk. In einem Aufsatz der
Revno cri'ebvolog'iguo November-Dezember 19(it) (^" type kömiuin as I^sippo) hat
Reinach eine interessante Hypothese über antike Kopien nach Bronzen, wie wir sie
beim Diskobol vor uns haben, und solche nach Marmorwerlen aufgestellt. Da man
schon in frühen Zeiten -- seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert; Plinius
schreibt dem Lysistratos, dem Bruder Lysipps, die Erfindung zu -- Gipsabgüsse
machen konnte, so sind Kopien nach Bronzen im Verhältnis zum Original einer¬
seits sicherer und genauer, andrerseits auch häufiger. Deal der übermalte Marmor
wurde z" Abgüssen nicht hergegeben, die ihm hätten schaden können, während
Bronzen ohne Nachteil dein Abgnßverfahren unterworfen werden können. Nach
Abgüssen konnte der Kopist gut und sicher arbeiten; und Reinach meint, daß man
ans der Häufigkeit erhaltner Kopien auf ein Brvuzeorigiual schließen könne. Übrigens
hat der Ruhm der Exklusivität, die für deu Diskvbvl Laneelotti behauptet wird,
den Besitzer des Kopfes der Sammlung Catajo angesteckt: die jetzt nach Wien ge-
kommne große Sammlung Catajv -- 167 Nummern nach Dütschte, Antike Bild¬
werke --, die Eigentum des Erzherzogs Franz Ferdinand ist, ist in Wien gerade so


Maßgebliches und Unmaßgebliches

veröffentlichen, die allerdings nicht nach der Originalplatte gemacht ist, von der es
überhaupt »ur zwei Abzüge giebt, sondern nach dem einen, ihm von Helbig über-
lassenen Abzug. Doch entspricht dieser Kopf durchaus nicht den heutigen Anforde-
rungen, u>le Photographien überhaupt ein kümmerliches Hilfsmittel sind. So Iväre
das herrlichste uns überkvmmne Bildtverk Myrvns der richtigen wissenschaftlichen
Untersuchung und künstlerischen Betrachtung durch die Engherzigkeit des jetzigen
Besitzers im Palaste Laneelotti in Rom, kophim. es aus dem ?aIc>W0 Nassimi irlls
Lolouno gekommen ist, gänzlich entzogen, wenn nicht ein günstiger Zufall die ganze
Statue im Gipsabguß wenigstens zugänglich machte. Die Archäologie kennt (siehe
Stndniezka bei Neundorf) fünf Exemplare des Kopfes des berühmten Diskvbvls.
Aber die Köpfe in Basel, der Sammlung Catajv, im Berliner Museum und im
vatikanischen Garten könne» den Vergleich mit dem Laneelvttischen Kopf, der der
beste und dazu einzige ist, der noch mit dem Rumpf bon altersher zusammenhängt,
nicht aufnehmen. Auch ein in Rom gefnndner Abguß einer modernen Kopie der
Statue hat nicht dick Wert.

Als nnn Furtwängler im vorigen Sommer mit dem französischen Archäologen
Snlomvn Reinach die neu installierte Abgußsammlnug im Louvre besuchte, zeigte
ihm dieser einen Kopf, der als ttzto av ?»n, Styl« Ah Z?oliollztv im Museum figurierte,
und fragte Furtwängler, ob er das unbekannte Original kenne. Sofort erklärte
der Münchner Gelehrte, der sich von der Photographie her erinnerte, es sei der
Kopf des Diskvbvl Laneelotti. In Paris hatte man die beiden auf dem Haare
über der Stiru liegenden Puntelli (Buckeln, Bossen, die der Künstler als Richt¬
punkte so lange als möglich stehn läßt) fälschlich für Hörnchen genommen und deshalb
an Pan gedacht. Da der Abguß im Louvre käuflich ist (die Formerei des Louvre fuhrt,
ihn Ur. 1402 als este Ah Norouro ans), so kann man jetzt den Kopf des Diskobol
Laneelotti auf die Vatikanische Diskobvlstatue setzen und sich so die wunderbare
Schöpfung Myrous auunhernd vergegenwärtigen. Denn wie Furtwängler in den
gerade jetzt erschienenen Sitzungsberichten der philosophisch-philologischen und der
historischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften feststellt, ist kein
Zweifel, daß der Pan oder Mercure des Louvre in der That ein in frühern Jahren
gemachter Abguß des Laneelottikopfes ist: er zeigt am linken Branenrande eine
kleine und auf der rechten Oberkopfhälfte hinter dem Pnntello der rechten Kopf¬
seite eine größere Verletzung; eben diese Verletzungen kann mau an denselben
Stellen ans der Photographie der Laneelvttistatne erkennen, die jetzt also am Abguß
wenigstens, ans solche Weise im Gips zusammengesetzt, in ihrer Gesamtwirkung
studiert werden kann und auch schon mit Erfolg studiert wird.

Myrous Diskobol war bekanntlich ein Bronzewerk. In einem Aufsatz der
Revno cri'ebvolog'iguo November-Dezember 19(it) (^« type kömiuin as I^sippo) hat
Reinach eine interessante Hypothese über antike Kopien nach Bronzen, wie wir sie
beim Diskobol vor uns haben, und solche nach Marmorwerlen aufgestellt. Da man
schon in frühen Zeiten — seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert; Plinius
schreibt dem Lysistratos, dem Bruder Lysipps, die Erfindung zu — Gipsabgüsse
machen konnte, so sind Kopien nach Bronzen im Verhältnis zum Original einer¬
seits sicherer und genauer, andrerseits auch häufiger. Deal der übermalte Marmor
wurde z» Abgüssen nicht hergegeben, die ihm hätten schaden können, während
Bronzen ohne Nachteil dein Abgnßverfahren unterworfen werden können. Nach
Abgüssen konnte der Kopist gut und sicher arbeiten; und Reinach meint, daß man
ans der Häufigkeit erhaltner Kopien auf ein Brvuzeorigiual schließen könne. Übrigens
hat der Ruhm der Exklusivität, die für deu Diskvbvl Laneelotti behauptet wird,
den Besitzer des Kopfes der Sammlung Catajo angesteckt: die jetzt nach Wien ge-
kommne große Sammlung Catajv — 167 Nummern nach Dütschte, Antike Bild¬
werke —, die Eigentum des Erzherzogs Franz Ferdinand ist, ist in Wien gerade so


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[0484] Maßgebliches und Unmaßgebliches veröffentlichen, die allerdings nicht nach der Originalplatte gemacht ist, von der es überhaupt »ur zwei Abzüge giebt, sondern nach dem einen, ihm von Helbig über- lassenen Abzug. Doch entspricht dieser Kopf durchaus nicht den heutigen Anforde- rungen, u>le Photographien überhaupt ein kümmerliches Hilfsmittel sind. So Iväre das herrlichste uns überkvmmne Bildtverk Myrvns der richtigen wissenschaftlichen Untersuchung und künstlerischen Betrachtung durch die Engherzigkeit des jetzigen Besitzers im Palaste Laneelotti in Rom, kophim. es aus dem ?aIc>W0 Nassimi irlls Lolouno gekommen ist, gänzlich entzogen, wenn nicht ein günstiger Zufall die ganze Statue im Gipsabguß wenigstens zugänglich machte. Die Archäologie kennt (siehe Stndniezka bei Neundorf) fünf Exemplare des Kopfes des berühmten Diskvbvls. Aber die Köpfe in Basel, der Sammlung Catajv, im Berliner Museum und im vatikanischen Garten könne» den Vergleich mit dem Laneelvttischen Kopf, der der beste und dazu einzige ist, der noch mit dem Rumpf bon altersher zusammenhängt, nicht aufnehmen. Auch ein in Rom gefnndner Abguß einer modernen Kopie der Statue hat nicht dick Wert. Als nnn Furtwängler im vorigen Sommer mit dem französischen Archäologen Snlomvn Reinach die neu installierte Abgußsammlnug im Louvre besuchte, zeigte ihm dieser einen Kopf, der als ttzto av ?»n, Styl« Ah Z?oliollztv im Museum figurierte, und fragte Furtwängler, ob er das unbekannte Original kenne. Sofort erklärte der Münchner Gelehrte, der sich von der Photographie her erinnerte, es sei der Kopf des Diskvbvl Laneelotti. In Paris hatte man die beiden auf dem Haare über der Stiru liegenden Puntelli (Buckeln, Bossen, die der Künstler als Richt¬ punkte so lange als möglich stehn läßt) fälschlich für Hörnchen genommen und deshalb an Pan gedacht. Da der Abguß im Louvre käuflich ist (die Formerei des Louvre fuhrt, ihn Ur. 1402 als este Ah Norouro ans), so kann man jetzt den Kopf des Diskobol Laneelotti auf die Vatikanische Diskobvlstatue setzen und sich so die wunderbare Schöpfung Myrous auunhernd vergegenwärtigen. Denn wie Furtwängler in den gerade jetzt erschienenen Sitzungsberichten der philosophisch-philologischen und der historischen Klasse der bayrischen Akademie der Wissenschaften feststellt, ist kein Zweifel, daß der Pan oder Mercure des Louvre in der That ein in frühern Jahren gemachter Abguß des Laneelottikopfes ist: er zeigt am linken Branenrande eine kleine und auf der rechten Oberkopfhälfte hinter dem Pnntello der rechten Kopf¬ seite eine größere Verletzung; eben diese Verletzungen kann mau an denselben Stellen ans der Photographie der Laneelvttistatne erkennen, die jetzt also am Abguß wenigstens, ans solche Weise im Gips zusammengesetzt, in ihrer Gesamtwirkung studiert werden kann und auch schon mit Erfolg studiert wird. Myrous Diskobol war bekanntlich ein Bronzewerk. In einem Aufsatz der Revno cri'ebvolog'iguo November-Dezember 19(it) (^« type kömiuin as I^sippo) hat Reinach eine interessante Hypothese über antike Kopien nach Bronzen, wie wir sie beim Diskobol vor uns haben, und solche nach Marmorwerlen aufgestellt. Da man schon in frühen Zeiten — seit dem vierten vorchristlichen Jahrhundert; Plinius schreibt dem Lysistratos, dem Bruder Lysipps, die Erfindung zu — Gipsabgüsse machen konnte, so sind Kopien nach Bronzen im Verhältnis zum Original einer¬ seits sicherer und genauer, andrerseits auch häufiger. Deal der übermalte Marmor wurde z» Abgüssen nicht hergegeben, die ihm hätten schaden können, während Bronzen ohne Nachteil dein Abgnßverfahren unterworfen werden können. Nach Abgüssen konnte der Kopist gut und sicher arbeiten; und Reinach meint, daß man ans der Häufigkeit erhaltner Kopien auf ein Brvuzeorigiual schließen könne. Übrigens hat der Ruhm der Exklusivität, die für deu Diskvbvl Laneelotti behauptet wird, den Besitzer des Kopfes der Sammlung Catajo angesteckt: die jetzt nach Wien ge- kommne große Sammlung Catajv — 167 Nummern nach Dütschte, Antike Bild¬ werke —, die Eigentum des Erzherzogs Franz Ferdinand ist, ist in Wien gerade so

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/484>, abgerufen am 22.07.2024.