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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

cooxoi'g.divo) zum Anschluß und vereinigten endlich alle Iizgbs al migliorawento der
Provinz zu einer mächtigen Organisation, mit der auch die sozialistischen Vereine
der benachbarten Provinzen in Verbindung traten. Ihre Ziele: Verbesserung der
Löhne um 20 bis 60 Prozent der bisherigen und Verkürzung der Arbeitszeit
haben sie bis zu einem gewissen Grade schon erreicht, sie haben, wie ihre Freunde
behaupten, ihre Leute fest diszipliniert und sie mit dem Bewußtsein der Gemein¬
samkeit erfüllt, sodaß heute die agrarischen Verbrechen fast aufgehört haben, und daß
mich bei den aufrührerischen Bewegungen im Mai 1898 die Provinz Mantua voll¬
kommen ruhig blieb. Sie haben die Pächter und die Eigentümer gerade durch ihre
höhern Lohnforderungen zu intensiverer Wirtschaft durch ausgedehnte Verwendung
landwirtschaftlicher Maschinen und künstlicher Düngemittel, also zur Steigerung der
Erträge genötigt, und eben jetzt sind um Gonzaga und Ostiglia großartige Ent-
wässerungsarbciten begonnen worden, die mit einem Kostenaufwande von etwa zehn
Millionen Lire in drei bis vier Jahren mehrere Tausende von Hektaren vor den
Überschwemmungen des Po sichern und in fruchtbares Ackerland verwandeln sollen.
Jedenfalls ist die ganze Provinz Mantua "fast vollständig zum Sozinlismus belehrt"
und seine stärkste Burg in Italien geworden.

Dieses Ergebnis erfüllt mit stolzer Genugthuung und Zuversicht die eiuen,
wie einen ihrer thätigsten Führer, Enrico Fern, der in dem Riesenprvzeß von 1886
die Angeklagten verteidigen half und dadurch der warme Freund ihrer Sache wurde
(siehe seinen Aufsah in der Uuova, ^utolciAis,: I^s. lotta al ewsss nslls e",wpag'lie>
Aantovans, Heft vom 16. April 1901), mit banger Besorgnis die andern. Diesen
Standpunkt vertritt z. B. der Senator Antonio d'Arco, der in demselben Prozeß
einer der wichtigsten Belastungszeugen war (II tvrmsnto nslls oamp^no Aantovans,
im Heft derselben Zeitschrift vom 1. April 1901). Nach seinen Ausführungen haben
vor allem ehrgeizige städtische Agitatoren die Bewegung veranlaßt und für sich
ausgebeutet. Bald aber würden die Grundbesitzer den erhöhten Arbeitslohn nicht
mehr zahlen können, ohne sich selbst zu ruinieren; sie würden, wenn etwa die
städtische Verzehrsstener auf Getreide (et^üio cU ocmsumo sul Aiano, d. h. Weizen),
wie vorgeschlagen worden ist, um fünf Lire für den Quintal (Zentner) herabgesetzt
würde, eiuen jährliche" Schaden von zusammen anderthalb Millionen erleiden, weil
das auch sie zur Preisherabsetzung zwingen würde; sie würden durch das alles un¬
fähig werden, ihren Betrieb zu verbessern, und das Kapital würde von landwirt¬
schaftlichen Unternehmungen abgeschreckt werden, das Grundeigentum also eine noch
gar nicht absehbare Entwertung erfahren. Aber auch die Arbeiter würden dadurch
schwer betroffen werden, und sie würden obendrein Gefahr laufen, daß Arbeiter aus
andern Gegenden Italiens, wo die Lohnverhältnisse noch ungünstiger lägen als im
Mantncmischen, einströmten und den Einheimischen die Arbeitsgelegenheiten ver¬
kümmerten.

Dem sei nun, wie ihm wolle. Jedenfalls hat d'Arco recht mit der Schlnß-
bemerkung: "Das Schauspiel (einer ganzen sozialistischen Provinz) ist so neu und
so wichtig, daß es die Aufmerksamkeit jedes Menschen erregen muß. Seine Be¬
deutung wird noch dadurch erhöht, daß sich die Organisation reißend schnell auf
die Nachbarprovinzen ausdehnt. Das würde in jedem Lande eine imposante Er¬
scheinung sein, aber sie wirkt noch alarmierender in einem armen Lande wie
Italien, wo die Kräfte der Klassen, die der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung
günstig sind, eine schwache Minderheit darstellen, die jetzt fast unfähig ist, den
Kampf mit den immer wachsenden und immer leidenschaftlichem Massen des Prole¬
tariats zu führen. Diese Ungleichheit der Kräfte ist für jeden, der zu sehen ver¬
steht, das charakteristische Merkmal, der Schlüssel für fast alle Erscheinungen und
fast alle Rätsel unsers Volkslebens." In diesen Worten liegt freilich das Ein-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

cooxoi'g.divo) zum Anschluß und vereinigten endlich alle Iizgbs al migliorawento der
Provinz zu einer mächtigen Organisation, mit der auch die sozialistischen Vereine
der benachbarten Provinzen in Verbindung traten. Ihre Ziele: Verbesserung der
Löhne um 20 bis 60 Prozent der bisherigen und Verkürzung der Arbeitszeit
haben sie bis zu einem gewissen Grade schon erreicht, sie haben, wie ihre Freunde
behaupten, ihre Leute fest diszipliniert und sie mit dem Bewußtsein der Gemein¬
samkeit erfüllt, sodaß heute die agrarischen Verbrechen fast aufgehört haben, und daß
mich bei den aufrührerischen Bewegungen im Mai 1898 die Provinz Mantua voll¬
kommen ruhig blieb. Sie haben die Pächter und die Eigentümer gerade durch ihre
höhern Lohnforderungen zu intensiverer Wirtschaft durch ausgedehnte Verwendung
landwirtschaftlicher Maschinen und künstlicher Düngemittel, also zur Steigerung der
Erträge genötigt, und eben jetzt sind um Gonzaga und Ostiglia großartige Ent-
wässerungsarbciten begonnen worden, die mit einem Kostenaufwande von etwa zehn
Millionen Lire in drei bis vier Jahren mehrere Tausende von Hektaren vor den
Überschwemmungen des Po sichern und in fruchtbares Ackerland verwandeln sollen.
Jedenfalls ist die ganze Provinz Mantua „fast vollständig zum Sozinlismus belehrt"
und seine stärkste Burg in Italien geworden.

Dieses Ergebnis erfüllt mit stolzer Genugthuung und Zuversicht die eiuen,
wie einen ihrer thätigsten Führer, Enrico Fern, der in dem Riesenprvzeß von 1886
die Angeklagten verteidigen half und dadurch der warme Freund ihrer Sache wurde
(siehe seinen Aufsah in der Uuova, ^utolciAis,: I^s. lotta al ewsss nslls e«,wpag'lie>
Aantovans, Heft vom 16. April 1901), mit banger Besorgnis die andern. Diesen
Standpunkt vertritt z. B. der Senator Antonio d'Arco, der in demselben Prozeß
einer der wichtigsten Belastungszeugen war (II tvrmsnto nslls oamp^no Aantovans,
im Heft derselben Zeitschrift vom 1. April 1901). Nach seinen Ausführungen haben
vor allem ehrgeizige städtische Agitatoren die Bewegung veranlaßt und für sich
ausgebeutet. Bald aber würden die Grundbesitzer den erhöhten Arbeitslohn nicht
mehr zahlen können, ohne sich selbst zu ruinieren; sie würden, wenn etwa die
städtische Verzehrsstener auf Getreide (et^üio cU ocmsumo sul Aiano, d. h. Weizen),
wie vorgeschlagen worden ist, um fünf Lire für den Quintal (Zentner) herabgesetzt
würde, eiuen jährliche» Schaden von zusammen anderthalb Millionen erleiden, weil
das auch sie zur Preisherabsetzung zwingen würde; sie würden durch das alles un¬
fähig werden, ihren Betrieb zu verbessern, und das Kapital würde von landwirt¬
schaftlichen Unternehmungen abgeschreckt werden, das Grundeigentum also eine noch
gar nicht absehbare Entwertung erfahren. Aber auch die Arbeiter würden dadurch
schwer betroffen werden, und sie würden obendrein Gefahr laufen, daß Arbeiter aus
andern Gegenden Italiens, wo die Lohnverhältnisse noch ungünstiger lägen als im
Mantncmischen, einströmten und den Einheimischen die Arbeitsgelegenheiten ver¬
kümmerten.

Dem sei nun, wie ihm wolle. Jedenfalls hat d'Arco recht mit der Schlnß-
bemerkung: „Das Schauspiel (einer ganzen sozialistischen Provinz) ist so neu und
so wichtig, daß es die Aufmerksamkeit jedes Menschen erregen muß. Seine Be¬
deutung wird noch dadurch erhöht, daß sich die Organisation reißend schnell auf
die Nachbarprovinzen ausdehnt. Das würde in jedem Lande eine imposante Er¬
scheinung sein, aber sie wirkt noch alarmierender in einem armen Lande wie
Italien, wo die Kräfte der Klassen, die der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung
günstig sind, eine schwache Minderheit darstellen, die jetzt fast unfähig ist, den
Kampf mit den immer wachsenden und immer leidenschaftlichem Massen des Prole¬
tariats zu führen. Diese Ungleichheit der Kräfte ist für jeden, der zu sehen ver¬
steht, das charakteristische Merkmal, der Schlüssel für fast alle Erscheinungen und
fast alle Rätsel unsers Volkslebens." In diesen Worten liegt freilich das Ein-


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[0391] Maßgebliches und Unmaßgebliches cooxoi'g.divo) zum Anschluß und vereinigten endlich alle Iizgbs al migliorawento der Provinz zu einer mächtigen Organisation, mit der auch die sozialistischen Vereine der benachbarten Provinzen in Verbindung traten. Ihre Ziele: Verbesserung der Löhne um 20 bis 60 Prozent der bisherigen und Verkürzung der Arbeitszeit haben sie bis zu einem gewissen Grade schon erreicht, sie haben, wie ihre Freunde behaupten, ihre Leute fest diszipliniert und sie mit dem Bewußtsein der Gemein¬ samkeit erfüllt, sodaß heute die agrarischen Verbrechen fast aufgehört haben, und daß mich bei den aufrührerischen Bewegungen im Mai 1898 die Provinz Mantua voll¬ kommen ruhig blieb. Sie haben die Pächter und die Eigentümer gerade durch ihre höhern Lohnforderungen zu intensiverer Wirtschaft durch ausgedehnte Verwendung landwirtschaftlicher Maschinen und künstlicher Düngemittel, also zur Steigerung der Erträge genötigt, und eben jetzt sind um Gonzaga und Ostiglia großartige Ent- wässerungsarbciten begonnen worden, die mit einem Kostenaufwande von etwa zehn Millionen Lire in drei bis vier Jahren mehrere Tausende von Hektaren vor den Überschwemmungen des Po sichern und in fruchtbares Ackerland verwandeln sollen. Jedenfalls ist die ganze Provinz Mantua „fast vollständig zum Sozinlismus belehrt" und seine stärkste Burg in Italien geworden. Dieses Ergebnis erfüllt mit stolzer Genugthuung und Zuversicht die eiuen, wie einen ihrer thätigsten Führer, Enrico Fern, der in dem Riesenprvzeß von 1886 die Angeklagten verteidigen half und dadurch der warme Freund ihrer Sache wurde (siehe seinen Aufsah in der Uuova, ^utolciAis,: I^s. lotta al ewsss nslls e«,wpag'lie> Aantovans, Heft vom 16. April 1901), mit banger Besorgnis die andern. Diesen Standpunkt vertritt z. B. der Senator Antonio d'Arco, der in demselben Prozeß einer der wichtigsten Belastungszeugen war (II tvrmsnto nslls oamp^no Aantovans, im Heft derselben Zeitschrift vom 1. April 1901). Nach seinen Ausführungen haben vor allem ehrgeizige städtische Agitatoren die Bewegung veranlaßt und für sich ausgebeutet. Bald aber würden die Grundbesitzer den erhöhten Arbeitslohn nicht mehr zahlen können, ohne sich selbst zu ruinieren; sie würden, wenn etwa die städtische Verzehrsstener auf Getreide (et^üio cU ocmsumo sul Aiano, d. h. Weizen), wie vorgeschlagen worden ist, um fünf Lire für den Quintal (Zentner) herabgesetzt würde, eiuen jährliche» Schaden von zusammen anderthalb Millionen erleiden, weil das auch sie zur Preisherabsetzung zwingen würde; sie würden durch das alles un¬ fähig werden, ihren Betrieb zu verbessern, und das Kapital würde von landwirt¬ schaftlichen Unternehmungen abgeschreckt werden, das Grundeigentum also eine noch gar nicht absehbare Entwertung erfahren. Aber auch die Arbeiter würden dadurch schwer betroffen werden, und sie würden obendrein Gefahr laufen, daß Arbeiter aus andern Gegenden Italiens, wo die Lohnverhältnisse noch ungünstiger lägen als im Mantncmischen, einströmten und den Einheimischen die Arbeitsgelegenheiten ver¬ kümmerten. Dem sei nun, wie ihm wolle. Jedenfalls hat d'Arco recht mit der Schlnß- bemerkung: „Das Schauspiel (einer ganzen sozialistischen Provinz) ist so neu und so wichtig, daß es die Aufmerksamkeit jedes Menschen erregen muß. Seine Be¬ deutung wird noch dadurch erhöht, daß sich die Organisation reißend schnell auf die Nachbarprovinzen ausdehnt. Das würde in jedem Lande eine imposante Er¬ scheinung sein, aber sie wirkt noch alarmierender in einem armen Lande wie Italien, wo die Kräfte der Klassen, die der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung günstig sind, eine schwache Minderheit darstellen, die jetzt fast unfähig ist, den Kampf mit den immer wachsenden und immer leidenschaftlichem Massen des Prole¬ tariats zu führen. Diese Ungleichheit der Kräfte ist für jeden, der zu sehen ver¬ steht, das charakteristische Merkmal, der Schlüssel für fast alle Erscheinungen und fast alle Rätsel unsers Volkslebens." In diesen Worten liegt freilich das Ein-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/391>, abgerufen am 22.07.2024.