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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Mechanist, indem er alles kciusale Geschehen als mechanische Vorgange zwischen
materiellen Teilchen annehr." Der Protest der theoretischen Materialisten gegen
den^ ethischen Materialismus sei sehr achtungswert und deshalb ehrlich, weil sie von
ethischen Idealisten abstammten, aber er sei theoretisch unhaltbar; "denn der Mate¬
rialismus kaiin keine Ethik begründen, und in den spätern Nachkommen der heutigen
Materialisten würden sich die idealistischen Instinkte immer mehr abschwächen
lnnssen." Haeckel bekämpfe ,nit Recht jede Teleologie des gesetzwidrigen Wunders,
beachte aber nicht, haß, diese überhaupt ein unwahres Zerrbild des Begriffs der
Teleologie sei, das gar nicht kritisiert zu "werden braucht. Er verkeime, "daß die
Ivahre Teleologie sich weder gegen noch ohne den gesetzmäßigen Zusammenhang des
Naturgeschehens entfalten kann, sondern nnr durch ihn, und daß Fiualität und
Kausalität, Teleologie und Mechanismus Begriffspaare sind, die beim Auseiuander-
reißeu ihrer Glieder zu toten und unwahren Abstraktionen iverden." Wenngleich,
heißt es dann weiterhin, "Haeckel darin irrt, daß er die Umwandlung der.Spezien
ineinander niechanisch erklärt , zu , h'aben und die Teleologie als überwuudueu Ge-
si.lusvuu!r ausiclulteü zu können glaubt, so gebührt ihm doch das Verdienst, dem
Begriff der Entwicklung in der organischen Natur zum Siege verholfen zu haben."
An Nichsche hebt Hartmann u. a. hervor, daß dieser sogenannte Philosoph weder
selbst nach Erkenntnis streben, noch ändern Erkenntnis vermitteln wolle; er lasse
keine Wahrheit gelten ("nichts ist wahr, alles ist erlaubt") und habe zu jedem Ja
^ ein Nein, zu jedem Nein ein Ja. "Wenn die Wahrheiten ebenso wie bei Stirner
doch mir Phrasen,,, Reden'harten,, Worte sind, so bleibt dem Ich nichts übrig, als
an bien'- Phasen sich sy-'elend zu ergötzen, d. h. mit Bildern, Gedanken, rheto¬
rischen und poetischen Figiiren und Worten geistreich zu seinem eignen Vergnügen
zu spielen."

Was die wirklichen Philosophen der verschiednen Richtungen für die Erkenntnis
der Wahrheit geleistet haben, macht Hartmann sehr schön klar. Insbesondre schreibt
er den Theisten das Verdienst zu, die Notwendigkeit eines geistigen, intelligenten
Weltgruuds, den Materialisten das andre, die Abhängigkeit des, bewußten Geistes¬
lebens sso weit wir solches aus Erfahrung kennen!s vom materiellen Nntnrprozeß
bewiesen zu haben. Als Philosophen stellt er jene über diese, da der Materialismus
im naiven Realismus, d. h. in der kindlichen Ansicht von der Stofflichkeit der
Körperwelt und vou der Übereinstimmung ihres Wesens mit unserm Wahrnehmuugs-
bilde stecken geblieben sei, also gnr noch nicht einmal Nüsse, worum es sich in der
modernen Philosophie handelt. "Bei den Materialisten und Agnostikern wundert
man sich über die künstliche Verengung des Gesichtskreises, und je weiter diese Ver¬
engung fortschreitet, desto mehr verhärtet sich der Eigensinn im Festhalten dieser
Enge, wie er stets mit Beschränktheit des Verstandes verbunden ist." Nachdem
/nun die Gegensatze ihre Schuldigkeit gethan haben, ist es nach Hartmann Aufgabe
der Zukunft, mit Preisgebung dessen, was sie als falsch erwiesen haben, das Richtige
aus allen zusammenzufassen, insbesondre vom Materialismus die leibliche Bedingt¬
heit der bewußten Geistigkeit, vom Pantheismus die Einheit des Weltwescns, vom
Theismus seine intelligente planvoll wirkende Geistigkeit anzunehmen, die aber nun
unbewußt zu denken sei. Hartmann hat ja nun das, was er von der Zukunft
fordert, selbst schon geleistet, und erklärt deshalb die einseitigen Richtungen, namentlich
ihre hauptsächlichsten, Materialismus und Theismus, für überwunden. Aber obwohl
der zweite heute gar keinen namhaften Vertreter mehr hat,*) fühlt sich ihm gegen-



*) "In den letzten Jahrzehnten seit Loizes Tode hört man in philosophischen Kollegien
von allem möglichen reden, nur nicht mehr von Gott. Die Behörden mühen sich vergeblich
ab, Theisten von irgend welcher litterarischen Bedeutung für vakame Lehrstühle zu finden, und
schätzen sich glücklich, wenn sie noch irgendwo einen Lotzeaner auftreiben können." II, 430.
Das! verursacht nirgends größere Frende als im sozialdemokratischen Lager.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Mechanist, indem er alles kciusale Geschehen als mechanische Vorgange zwischen
materiellen Teilchen annehr." Der Protest der theoretischen Materialisten gegen
den^ ethischen Materialismus sei sehr achtungswert und deshalb ehrlich, weil sie von
ethischen Idealisten abstammten, aber er sei theoretisch unhaltbar; „denn der Mate¬
rialismus kaiin keine Ethik begründen, und in den spätern Nachkommen der heutigen
Materialisten würden sich die idealistischen Instinkte immer mehr abschwächen
lnnssen." Haeckel bekämpfe ,nit Recht jede Teleologie des gesetzwidrigen Wunders,
beachte aber nicht, haß, diese überhaupt ein unwahres Zerrbild des Begriffs der
Teleologie sei, das gar nicht kritisiert zu "werden braucht. Er verkeime, „daß die
Ivahre Teleologie sich weder gegen noch ohne den gesetzmäßigen Zusammenhang des
Naturgeschehens entfalten kann, sondern nnr durch ihn, und daß Fiualität und
Kausalität, Teleologie und Mechanismus Begriffspaare sind, die beim Auseiuander-
reißeu ihrer Glieder zu toten und unwahren Abstraktionen iverden." Wenngleich,
heißt es dann weiterhin, „Haeckel darin irrt, daß er die Umwandlung der.Spezien
ineinander niechanisch erklärt , zu , h'aben und die Teleologie als überwuudueu Ge-
si.lusvuu!r ausiclulteü zu können glaubt, so gebührt ihm doch das Verdienst, dem
Begriff der Entwicklung in der organischen Natur zum Siege verholfen zu haben."
An Nichsche hebt Hartmann u. a. hervor, daß dieser sogenannte Philosoph weder
selbst nach Erkenntnis streben, noch ändern Erkenntnis vermitteln wolle; er lasse
keine Wahrheit gelten („nichts ist wahr, alles ist erlaubt") und habe zu jedem Ja
^ ein Nein, zu jedem Nein ein Ja. „Wenn die Wahrheiten ebenso wie bei Stirner
doch mir Phrasen,,, Reden'harten,, Worte sind, so bleibt dem Ich nichts übrig, als
an bien'- Phasen sich sy-'elend zu ergötzen, d. h. mit Bildern, Gedanken, rheto¬
rischen und poetischen Figiiren und Worten geistreich zu seinem eignen Vergnügen
zu spielen."

Was die wirklichen Philosophen der verschiednen Richtungen für die Erkenntnis
der Wahrheit geleistet haben, macht Hartmann sehr schön klar. Insbesondre schreibt
er den Theisten das Verdienst zu, die Notwendigkeit eines geistigen, intelligenten
Weltgruuds, den Materialisten das andre, die Abhängigkeit des, bewußten Geistes¬
lebens sso weit wir solches aus Erfahrung kennen!s vom materiellen Nntnrprozeß
bewiesen zu haben. Als Philosophen stellt er jene über diese, da der Materialismus
im naiven Realismus, d. h. in der kindlichen Ansicht von der Stofflichkeit der
Körperwelt und vou der Übereinstimmung ihres Wesens mit unserm Wahrnehmuugs-
bilde stecken geblieben sei, also gnr noch nicht einmal Nüsse, worum es sich in der
modernen Philosophie handelt. „Bei den Materialisten und Agnostikern wundert
man sich über die künstliche Verengung des Gesichtskreises, und je weiter diese Ver¬
engung fortschreitet, desto mehr verhärtet sich der Eigensinn im Festhalten dieser
Enge, wie er stets mit Beschränktheit des Verstandes verbunden ist." Nachdem
/nun die Gegensatze ihre Schuldigkeit gethan haben, ist es nach Hartmann Aufgabe
der Zukunft, mit Preisgebung dessen, was sie als falsch erwiesen haben, das Richtige
aus allen zusammenzufassen, insbesondre vom Materialismus die leibliche Bedingt¬
heit der bewußten Geistigkeit, vom Pantheismus die Einheit des Weltwescns, vom
Theismus seine intelligente planvoll wirkende Geistigkeit anzunehmen, die aber nun
unbewußt zu denken sei. Hartmann hat ja nun das, was er von der Zukunft
fordert, selbst schon geleistet, und erklärt deshalb die einseitigen Richtungen, namentlich
ihre hauptsächlichsten, Materialismus und Theismus, für überwunden. Aber obwohl
der zweite heute gar keinen namhaften Vertreter mehr hat,*) fühlt sich ihm gegen-



*) „In den letzten Jahrzehnten seit Loizes Tode hört man in philosophischen Kollegien
von allem möglichen reden, nur nicht mehr von Gott. Die Behörden mühen sich vergeblich
ab, Theisten von irgend welcher litterarischen Bedeutung für vakame Lehrstühle zu finden, und
schätzen sich glücklich, wenn sie noch irgendwo einen Lotzeaner auftreiben können." II, 430.
Das! verursacht nirgends größere Frende als im sozialdemokratischen Lager.
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[0058] Maßgebliches und Unmaßgebliches Mechanist, indem er alles kciusale Geschehen als mechanische Vorgange zwischen materiellen Teilchen annehr." Der Protest der theoretischen Materialisten gegen den^ ethischen Materialismus sei sehr achtungswert und deshalb ehrlich, weil sie von ethischen Idealisten abstammten, aber er sei theoretisch unhaltbar; „denn der Mate¬ rialismus kaiin keine Ethik begründen, und in den spätern Nachkommen der heutigen Materialisten würden sich die idealistischen Instinkte immer mehr abschwächen lnnssen." Haeckel bekämpfe ,nit Recht jede Teleologie des gesetzwidrigen Wunders, beachte aber nicht, haß, diese überhaupt ein unwahres Zerrbild des Begriffs der Teleologie sei, das gar nicht kritisiert zu "werden braucht. Er verkeime, „daß die Ivahre Teleologie sich weder gegen noch ohne den gesetzmäßigen Zusammenhang des Naturgeschehens entfalten kann, sondern nnr durch ihn, und daß Fiualität und Kausalität, Teleologie und Mechanismus Begriffspaare sind, die beim Auseiuander- reißeu ihrer Glieder zu toten und unwahren Abstraktionen iverden." Wenngleich, heißt es dann weiterhin, „Haeckel darin irrt, daß er die Umwandlung der.Spezien ineinander niechanisch erklärt , zu , h'aben und die Teleologie als überwuudueu Ge- si.lusvuu!r ausiclulteü zu können glaubt, so gebührt ihm doch das Verdienst, dem Begriff der Entwicklung in der organischen Natur zum Siege verholfen zu haben." An Nichsche hebt Hartmann u. a. hervor, daß dieser sogenannte Philosoph weder selbst nach Erkenntnis streben, noch ändern Erkenntnis vermitteln wolle; er lasse keine Wahrheit gelten („nichts ist wahr, alles ist erlaubt") und habe zu jedem Ja ^ ein Nein, zu jedem Nein ein Ja. „Wenn die Wahrheiten ebenso wie bei Stirner doch mir Phrasen,,, Reden'harten,, Worte sind, so bleibt dem Ich nichts übrig, als an bien'- Phasen sich sy-'elend zu ergötzen, d. h. mit Bildern, Gedanken, rheto¬ rischen und poetischen Figiiren und Worten geistreich zu seinem eignen Vergnügen zu spielen." Was die wirklichen Philosophen der verschiednen Richtungen für die Erkenntnis der Wahrheit geleistet haben, macht Hartmann sehr schön klar. Insbesondre schreibt er den Theisten das Verdienst zu, die Notwendigkeit eines geistigen, intelligenten Weltgruuds, den Materialisten das andre, die Abhängigkeit des, bewußten Geistes¬ lebens sso weit wir solches aus Erfahrung kennen!s vom materiellen Nntnrprozeß bewiesen zu haben. Als Philosophen stellt er jene über diese, da der Materialismus im naiven Realismus, d. h. in der kindlichen Ansicht von der Stofflichkeit der Körperwelt und vou der Übereinstimmung ihres Wesens mit unserm Wahrnehmuugs- bilde stecken geblieben sei, also gnr noch nicht einmal Nüsse, worum es sich in der modernen Philosophie handelt. „Bei den Materialisten und Agnostikern wundert man sich über die künstliche Verengung des Gesichtskreises, und je weiter diese Ver¬ engung fortschreitet, desto mehr verhärtet sich der Eigensinn im Festhalten dieser Enge, wie er stets mit Beschränktheit des Verstandes verbunden ist." Nachdem /nun die Gegensatze ihre Schuldigkeit gethan haben, ist es nach Hartmann Aufgabe der Zukunft, mit Preisgebung dessen, was sie als falsch erwiesen haben, das Richtige aus allen zusammenzufassen, insbesondre vom Materialismus die leibliche Bedingt¬ heit der bewußten Geistigkeit, vom Pantheismus die Einheit des Weltwescns, vom Theismus seine intelligente planvoll wirkende Geistigkeit anzunehmen, die aber nun unbewußt zu denken sei. Hartmann hat ja nun das, was er von der Zukunft fordert, selbst schon geleistet, und erklärt deshalb die einseitigen Richtungen, namentlich ihre hauptsächlichsten, Materialismus und Theismus, für überwunden. Aber obwohl der zweite heute gar keinen namhaften Vertreter mehr hat,*) fühlt sich ihm gegen- *) „In den letzten Jahrzehnten seit Loizes Tode hört man in philosophischen Kollegien von allem möglichen reden, nur nicht mehr von Gott. Die Behörden mühen sich vergeblich ab, Theisten von irgend welcher litterarischen Bedeutung für vakame Lehrstühle zu finden, und schätzen sich glücklich, wenn sie noch irgendwo einen Lotzeaner auftreiben können." II, 430. Das! verursacht nirgends größere Frende als im sozialdemokratischen Lager.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/58>, abgerufen am 24.08.2024.