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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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An> Siegesallee in Berlin und ihr bildnerischer Lchmuck

Am vorzüglichsten bei dem unbedeutendsten dieser drei, bei Otto dem Faulen Aber
auch die Gruppen Ludwigs des Ältern und Ludwigs des Römers sind höchst re¬
spektable Kunstleistungen. ^

Die wundervolle Gestalt des Markgrafen Ludwig I, ist das Werk des Pro¬
fessors Ernst Herder. Er ist wie Reinhold Begas ein Bildhauer von Ruf. >sein
sterbender Achill in der Berliner Nationalgalerie und in Korfu, seine Heinestntne
für die verewigte Kaiserin Elisabeth von Österreich und für New-York, seine
Helmholtzstatne im Vorgarten der Berliner Universität, seine Soldatenfignren auf
der Langen Brücke in Potsdam und zahlreiche andre treffliche Arbeiten haben ihm
verdienten Künstlerrnhm eingetragen. Der fleißige, hochbegabte und dabei bescheidne
und liebenswürdige Mann steht zur Zeit, wie es scheint, auf dem Höhepunkte der
ihm gezollten Anerkennung. Die von ihm geschaffne Figur Ludwigs des Altern
thut dieser Auerkcmmng mindestens keinen Abbruch. Haltung und Gesichtsausdruck
der Figur sind natürlich, der Kopf trägt schöne und doch kräftige Züge. Er gehört
zu den' schönsten, bartlosen Männerköpfen der ganzen Reihe Die Gestalt ist typisch
für einen selbstbewußten, sein Recht fordernden, kraftvollen und streitbaren Fürsten
jener Zeit. Populär ist dieser Wittelsbacher bei uns im Norden nicht und wird es
auch nicht werden. Was aus ihm zu machen war, hat Professor Herder hier gemacht.

Wohl gelungen sind auch Herders Büsten. Ans der einen Seite erscheint hier
zum erstenmal ein Hohenzoller. Burggraf Johann II. von Nürnberg. Er ist mit
seinem Vetter Ludwig dem Ältern 1345 als dessen Landeshauptmann in die Mark
gekommen und war der Großvater des Burggrafen Friedrich VI., der 1411 als
oberster Hmiptmann des Kaisers Sigismund in die Mark kam und 1415 diese mit
der Kur- und Erzkämmererwürde zu Lehen erhielt. Herder stellt Johann II. dar
als einen ernsten und strengen Charakterkopf. Man sieht diesem Manne die Hohen-
zollernart um, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen läßt. Ans der andern
Seite steht die Büste Johanns von Buch des Jüngern. Er war ein weiser und
berühmter Staatsmann in Ludwigs Diensten. Die Büste charakterisiert ih" als
solchen mit sprechenden Zügen.

Nach Ludwigs des Ältern Rücktritt erschien in der Mark sei" Bruder Ludwig II.
der Römer. Er hatte hauptsächlich die Kämpfe gegen den falschen Waldemar zu
führen und hat sie tapfer und mit Erfolg geführt. Sein Standbild ist das Werk
des dem Kaiser befreundeten Direktors der Kunstakademie in Weimar, Grafen von
Görtz zu Schlitz. Graf Görtz ist der Chef des zum hohen deutschen Adel ge¬
hörenden, vormals reichsunmittelbaren, jetzt Standesherrlichen, im Großherzvgtum
Hessen reich begüterten Hauses. Daß ein deutscher Standesherr sich der bildenden
Kunst ox xrc>f"ZWo widmet, erweckt für ihn ohnehin die Präsumtion, daß er el"
Künstler von Gottes Gnaden sei. Graf Görtz ist häufiger Gast seines kaiserlichen
Freundes, erscheint häufig bei den Hoffesten in Berlin und ist auch dadurch eine
in der Berliner Gesellschaft wohlbekannte Größe. Mit nicht geringer Spannung
M) man, als es bekannt wurde, daß ihm für den Staudbilderschnmck der Sicges-
allee ein Auftrag erteilt worden sei, seiner künstlerischen Leistung entgegen. Man
darf getrost sagen, daß die ziemlich hoch gespannten Erwartungen nicht getan,ehe
worden sind. Nur darf man nicht vergessen, daß die drei Wittelsbacher selbst rin
Norden nie populär geworden sind, und daß sich die öffentliche Meinung Ludwig
dem Römer gegenüber recht kühl verhält. Gleichwohl sind weder Professor Herder
"och Graf Görtz an dieser Klippe gescheitert. Ihre künstlerische Leistung hat die
Gleichgiltigkeit, mit der das Publikum dem Gegenstande ihrer Aufgabe gegenüber¬
steht, glücklich überwunden. Die Leistung des Grafen Görtz ist der des Professors
Herder ebenbürtig. Auch der Görtzische Ludwig der Römer zeigt in Kopf und
Haltung eine ungezwungne, schöne Idealität, die Herz und Auge erfreut. Das
Berliner Publikum findet in den Gesichtszügen des Görtzischen Standbildes eine


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An> Siegesallee in Berlin und ihr bildnerischer Lchmuck

Am vorzüglichsten bei dem unbedeutendsten dieser drei, bei Otto dem Faulen Aber
auch die Gruppen Ludwigs des Ältern und Ludwigs des Römers sind höchst re¬
spektable Kunstleistungen. ^

Die wundervolle Gestalt des Markgrafen Ludwig I, ist das Werk des Pro¬
fessors Ernst Herder. Er ist wie Reinhold Begas ein Bildhauer von Ruf. >sein
sterbender Achill in der Berliner Nationalgalerie und in Korfu, seine Heinestntne
für die verewigte Kaiserin Elisabeth von Österreich und für New-York, seine
Helmholtzstatne im Vorgarten der Berliner Universität, seine Soldatenfignren auf
der Langen Brücke in Potsdam und zahlreiche andre treffliche Arbeiten haben ihm
verdienten Künstlerrnhm eingetragen. Der fleißige, hochbegabte und dabei bescheidne
und liebenswürdige Mann steht zur Zeit, wie es scheint, auf dem Höhepunkte der
ihm gezollten Anerkennung. Die von ihm geschaffne Figur Ludwigs des Altern
thut dieser Auerkcmmng mindestens keinen Abbruch. Haltung und Gesichtsausdruck
der Figur sind natürlich, der Kopf trägt schöne und doch kräftige Züge. Er gehört
zu den' schönsten, bartlosen Männerköpfen der ganzen Reihe Die Gestalt ist typisch
für einen selbstbewußten, sein Recht fordernden, kraftvollen und streitbaren Fürsten
jener Zeit. Populär ist dieser Wittelsbacher bei uns im Norden nicht und wird es
auch nicht werden. Was aus ihm zu machen war, hat Professor Herder hier gemacht.

Wohl gelungen sind auch Herders Büsten. Ans der einen Seite erscheint hier
zum erstenmal ein Hohenzoller. Burggraf Johann II. von Nürnberg. Er ist mit
seinem Vetter Ludwig dem Ältern 1345 als dessen Landeshauptmann in die Mark
gekommen und war der Großvater des Burggrafen Friedrich VI., der 1411 als
oberster Hmiptmann des Kaisers Sigismund in die Mark kam und 1415 diese mit
der Kur- und Erzkämmererwürde zu Lehen erhielt. Herder stellt Johann II. dar
als einen ernsten und strengen Charakterkopf. Man sieht diesem Manne die Hohen-
zollernart um, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen läßt. Ans der andern
Seite steht die Büste Johanns von Buch des Jüngern. Er war ein weiser und
berühmter Staatsmann in Ludwigs Diensten. Die Büste charakterisiert ih» als
solchen mit sprechenden Zügen.

Nach Ludwigs des Ältern Rücktritt erschien in der Mark sei» Bruder Ludwig II.
der Römer. Er hatte hauptsächlich die Kämpfe gegen den falschen Waldemar zu
führen und hat sie tapfer und mit Erfolg geführt. Sein Standbild ist das Werk
des dem Kaiser befreundeten Direktors der Kunstakademie in Weimar, Grafen von
Görtz zu Schlitz. Graf Görtz ist der Chef des zum hohen deutschen Adel ge¬
hörenden, vormals reichsunmittelbaren, jetzt Standesherrlichen, im Großherzvgtum
Hessen reich begüterten Hauses. Daß ein deutscher Standesherr sich der bildenden
Kunst ox xrc>f«ZWo widmet, erweckt für ihn ohnehin die Präsumtion, daß er el»
Künstler von Gottes Gnaden sei. Graf Görtz ist häufiger Gast seines kaiserlichen
Freundes, erscheint häufig bei den Hoffesten in Berlin und ist auch dadurch eine
in der Berliner Gesellschaft wohlbekannte Größe. Mit nicht geringer Spannung
M) man, als es bekannt wurde, daß ihm für den Staudbilderschnmck der Sicges-
allee ein Auftrag erteilt worden sei, seiner künstlerischen Leistung entgegen. Man
darf getrost sagen, daß die ziemlich hoch gespannten Erwartungen nicht getan,ehe
worden sind. Nur darf man nicht vergessen, daß die drei Wittelsbacher selbst rin
Norden nie populär geworden sind, und daß sich die öffentliche Meinung Ludwig
dem Römer gegenüber recht kühl verhält. Gleichwohl sind weder Professor Herder
"och Graf Görtz an dieser Klippe gescheitert. Ihre künstlerische Leistung hat die
Gleichgiltigkeit, mit der das Publikum dem Gegenstande ihrer Aufgabe gegenüber¬
steht, glücklich überwunden. Die Leistung des Grafen Görtz ist der des Professors
Herder ebenbürtig. Auch der Görtzische Ludwig der Römer zeigt in Kopf und
Haltung eine ungezwungne, schöne Idealität, die Herz und Auge erfreut. Das
Berliner Publikum findet in den Gesichtszügen des Görtzischen Standbildes eine


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[0393] An> Siegesallee in Berlin und ihr bildnerischer Lchmuck Am vorzüglichsten bei dem unbedeutendsten dieser drei, bei Otto dem Faulen Aber auch die Gruppen Ludwigs des Ältern und Ludwigs des Römers sind höchst re¬ spektable Kunstleistungen. ^ Die wundervolle Gestalt des Markgrafen Ludwig I, ist das Werk des Pro¬ fessors Ernst Herder. Er ist wie Reinhold Begas ein Bildhauer von Ruf. >sein sterbender Achill in der Berliner Nationalgalerie und in Korfu, seine Heinestntne für die verewigte Kaiserin Elisabeth von Österreich und für New-York, seine Helmholtzstatne im Vorgarten der Berliner Universität, seine Soldatenfignren auf der Langen Brücke in Potsdam und zahlreiche andre treffliche Arbeiten haben ihm verdienten Künstlerrnhm eingetragen. Der fleißige, hochbegabte und dabei bescheidne und liebenswürdige Mann steht zur Zeit, wie es scheint, auf dem Höhepunkte der ihm gezollten Anerkennung. Die von ihm geschaffne Figur Ludwigs des Altern thut dieser Auerkcmmng mindestens keinen Abbruch. Haltung und Gesichtsausdruck der Figur sind natürlich, der Kopf trägt schöne und doch kräftige Züge. Er gehört zu den' schönsten, bartlosen Männerköpfen der ganzen Reihe Die Gestalt ist typisch für einen selbstbewußten, sein Recht fordernden, kraftvollen und streitbaren Fürsten jener Zeit. Populär ist dieser Wittelsbacher bei uns im Norden nicht und wird es auch nicht werden. Was aus ihm zu machen war, hat Professor Herder hier gemacht. Wohl gelungen sind auch Herders Büsten. Ans der einen Seite erscheint hier zum erstenmal ein Hohenzoller. Burggraf Johann II. von Nürnberg. Er ist mit seinem Vetter Ludwig dem Ältern 1345 als dessen Landeshauptmann in die Mark gekommen und war der Großvater des Burggrafen Friedrich VI., der 1411 als oberster Hmiptmann des Kaisers Sigismund in die Mark kam und 1415 diese mit der Kur- und Erzkämmererwürde zu Lehen erhielt. Herder stellt Johann II. dar als einen ernsten und strengen Charakterkopf. Man sieht diesem Manne die Hohen- zollernart um, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen läßt. Ans der andern Seite steht die Büste Johanns von Buch des Jüngern. Er war ein weiser und berühmter Staatsmann in Ludwigs Diensten. Die Büste charakterisiert ih» als solchen mit sprechenden Zügen. Nach Ludwigs des Ältern Rücktritt erschien in der Mark sei» Bruder Ludwig II. der Römer. Er hatte hauptsächlich die Kämpfe gegen den falschen Waldemar zu führen und hat sie tapfer und mit Erfolg geführt. Sein Standbild ist das Werk des dem Kaiser befreundeten Direktors der Kunstakademie in Weimar, Grafen von Görtz zu Schlitz. Graf Görtz ist der Chef des zum hohen deutschen Adel ge¬ hörenden, vormals reichsunmittelbaren, jetzt Standesherrlichen, im Großherzvgtum Hessen reich begüterten Hauses. Daß ein deutscher Standesherr sich der bildenden Kunst ox xrc>f«ZWo widmet, erweckt für ihn ohnehin die Präsumtion, daß er el» Künstler von Gottes Gnaden sei. Graf Görtz ist häufiger Gast seines kaiserlichen Freundes, erscheint häufig bei den Hoffesten in Berlin und ist auch dadurch eine in der Berliner Gesellschaft wohlbekannte Größe. Mit nicht geringer Spannung M) man, als es bekannt wurde, daß ihm für den Staudbilderschnmck der Sicges- allee ein Auftrag erteilt worden sei, seiner künstlerischen Leistung entgegen. Man darf getrost sagen, daß die ziemlich hoch gespannten Erwartungen nicht getan,ehe worden sind. Nur darf man nicht vergessen, daß die drei Wittelsbacher selbst rin Norden nie populär geworden sind, und daß sich die öffentliche Meinung Ludwig dem Römer gegenüber recht kühl verhält. Gleichwohl sind weder Professor Herder "och Graf Görtz an dieser Klippe gescheitert. Ihre künstlerische Leistung hat die Gleichgiltigkeit, mit der das Publikum dem Gegenstande ihrer Aufgabe gegenüber¬ steht, glücklich überwunden. Die Leistung des Grafen Görtz ist der des Professors Herder ebenbürtig. Auch der Görtzische Ludwig der Römer zeigt in Kopf und Haltung eine ungezwungne, schöne Idealität, die Herz und Auge erfreut. Das Berliner Publikum findet in den Gesichtszügen des Görtzischen Standbildes eine Gronzboten I Is01 ^>

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/393>, abgerufen am 24.07.2024.