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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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ins einzelne hinein geleitet und kontrolliert. Es ist ja bekannt, daß er in der Ge¬
schichte -- und nicht bloß in der seines Landes und der seiner Vorfahren, in dieser
freilich hervorragend -- Bescheid weiß. Hier aber hat er eine Kenntnis der
Einzelheiten sowohl in Bezug auf die Personen wie auf die kulturgeschichtlichen
und ästhetischen Verhältnisse bewährt, die wahrhaft erstaunlich erscheint. Und dabei
doch keine Kleinlichkeit und keine die freie Schaffenskraft der Künstler beeinträchtigende
Hofmeisterei. Jedes Modell hat er gesehen, jede Änderung, die ihm erforderlich
erschien, mit dem Künstler in der freisten und liebenswürdigsten Weise durch¬
gesprochen eint schließlich doch dem Urteil des Künstlers das letzte Wort gelassen,
anch wenn er persönlich manches anders gewünscht hätte. Ja man kann fragen,
ob er darin nicht vielleicht in einzelnen Fällen zu weit gegangen ist. Denn je
nach der Begabung und dem Eigensinn der einzelnen Künstler sind natürlich auch
hier ihre Leistungen verschieden, und bei einzelnen Figuren wäre wohl ein schärferes
Eingreifen des Kaisers, dessen künstlerisches Verständnis allgemein bekannt ist, dem
Gesamteindruck zu gute gekommen. Aber der Kaiser wollte keine nach seinem Modell
gelieferte Handwerksarbeit. Er wollte jedem Künstler Raum lassen für seine eigne
Intuition und die Entfaltung seiner freien, künstlerischen Gestaltungskraft. Schon
die Auswahl der darzustellenden Figuren, die natürlich dem Kaiser allein zufiel,
war nicht immer ohne Schwierigkeit. Oft haben infolge von Erbteilimgen mehrere
Fürsten über die einzelnen zu Brandenburg gehörenden Gebiete regiert, und es er¬
gaben sich berechtigte Zweifel, welcher von ihnen das größte Anrecht hatte, hier
verewigt zu werden. Noch viel heikler war in vielen Fällen die richtige Auswahl
der Zeitgenossen. Man denke nur an die Regierung Friedrich Wilhelms II. Sollten
Wöllner und Bischoffwerder hier ein Denkmal erhalten? War es nicht sehr viel
richtiger, den Großkanzler von Carmer, den Schöpfer des preußischen Allgemeinen
Landrechts, und rin ihm Immanuel Kant, den Vater des kategorischen Imperativs,
neben deu von Haus aus wohlwollenden, aber auf verderbliche Abwege geratnen
König zu setzen? Das ist nur ein Beispiel. In viele" Fällen war die Auswahl
ungleich schwieriger. Sicher hat der Kaiser an dem Generaldirektor der preußischen
Staatsarchive, Professor Dr. Koser, an dem Direktor des Hohenzollernmuseums,
Professor Dr. Seidel, und andern zuverlässige und gelehrte Historiker zur Seite ge¬
habt. Aber schließlich hat er doch in jedem einzelnen Falle die Entscheidung ge¬
troffen und treffen müssen. Man kann die Auswahl im ganzen nur als sehr glücklich
bezeichnen.

Außerordentlich schwierig, ja man kauu sagen gefährlich war auch die Aus¬
wahl der Künstler, denen die Herstellung der einzelnen Standbilder übertrage"
werden sollte. Für unsre Bildhauer ist ja durch Kaiser Wilhelm II. oder wenig¬
stens unter ihm eine Glanzperiode angebrochen, wie sie die bildende Kunst in
Deutschland kaum je gesehen hat. In Hunderten von Städten sind großartige
Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und seiner großen Paladine erstanden. Die Bild¬
hauerkunst blüht bei uns, wie nie zuvor. Natürlich hat das einen großen Zustrom
zu diesem Zweige der Kunst im Gefolge gehabt, und begreiflicherweise schwimmt
in diesem Strome auch manche mittelmäßige Kraft Schulter an Schulter mit
Künstlern ersten Rangs. Es ist nicht immer leicht, den wahren Genius zu er¬
kennen. Dazu kommt, daß es anch in der Skulptur Gebiete von verschiedner Art
giebt, und daß die Künstler selten find, die auf deu verschiednen Gebieten gleiche
Künstlerschaft zeigen. Es kann ein Bildhauer entzückende Idealfiguren geschaffen
haben, während bei der Lösung einer historischen Aufgabe seine schöpferische Kraft
versagt. Es ist im allgemeinen deutlich zu sehen, daß der Kaiser bestrebt gewesen
ist. jünger" Künstlern durch Erteilung eines Auftrags für die Siegesallee Gelegen¬
heit zu geben, z" zeigen, was sie könne". Und im ganzen ist der Erfolg ans-


Die Siegesallce i» Berlin und ihr bildnerischer Schmuck

ins einzelne hinein geleitet und kontrolliert. Es ist ja bekannt, daß er in der Ge¬
schichte — und nicht bloß in der seines Landes und der seiner Vorfahren, in dieser
freilich hervorragend — Bescheid weiß. Hier aber hat er eine Kenntnis der
Einzelheiten sowohl in Bezug auf die Personen wie auf die kulturgeschichtlichen
und ästhetischen Verhältnisse bewährt, die wahrhaft erstaunlich erscheint. Und dabei
doch keine Kleinlichkeit und keine die freie Schaffenskraft der Künstler beeinträchtigende
Hofmeisterei. Jedes Modell hat er gesehen, jede Änderung, die ihm erforderlich
erschien, mit dem Künstler in der freisten und liebenswürdigsten Weise durch¬
gesprochen eint schließlich doch dem Urteil des Künstlers das letzte Wort gelassen,
anch wenn er persönlich manches anders gewünscht hätte. Ja man kann fragen,
ob er darin nicht vielleicht in einzelnen Fällen zu weit gegangen ist. Denn je
nach der Begabung und dem Eigensinn der einzelnen Künstler sind natürlich auch
hier ihre Leistungen verschieden, und bei einzelnen Figuren wäre wohl ein schärferes
Eingreifen des Kaisers, dessen künstlerisches Verständnis allgemein bekannt ist, dem
Gesamteindruck zu gute gekommen. Aber der Kaiser wollte keine nach seinem Modell
gelieferte Handwerksarbeit. Er wollte jedem Künstler Raum lassen für seine eigne
Intuition und die Entfaltung seiner freien, künstlerischen Gestaltungskraft. Schon
die Auswahl der darzustellenden Figuren, die natürlich dem Kaiser allein zufiel,
war nicht immer ohne Schwierigkeit. Oft haben infolge von Erbteilimgen mehrere
Fürsten über die einzelnen zu Brandenburg gehörenden Gebiete regiert, und es er¬
gaben sich berechtigte Zweifel, welcher von ihnen das größte Anrecht hatte, hier
verewigt zu werden. Noch viel heikler war in vielen Fällen die richtige Auswahl
der Zeitgenossen. Man denke nur an die Regierung Friedrich Wilhelms II. Sollten
Wöllner und Bischoffwerder hier ein Denkmal erhalten? War es nicht sehr viel
richtiger, den Großkanzler von Carmer, den Schöpfer des preußischen Allgemeinen
Landrechts, und rin ihm Immanuel Kant, den Vater des kategorischen Imperativs,
neben deu von Haus aus wohlwollenden, aber auf verderbliche Abwege geratnen
König zu setzen? Das ist nur ein Beispiel. In viele» Fällen war die Auswahl
ungleich schwieriger. Sicher hat der Kaiser an dem Generaldirektor der preußischen
Staatsarchive, Professor Dr. Koser, an dem Direktor des Hohenzollernmuseums,
Professor Dr. Seidel, und andern zuverlässige und gelehrte Historiker zur Seite ge¬
habt. Aber schließlich hat er doch in jedem einzelnen Falle die Entscheidung ge¬
troffen und treffen müssen. Man kann die Auswahl im ganzen nur als sehr glücklich
bezeichnen.

Außerordentlich schwierig, ja man kauu sagen gefährlich war auch die Aus¬
wahl der Künstler, denen die Herstellung der einzelnen Standbilder übertrage»
werden sollte. Für unsre Bildhauer ist ja durch Kaiser Wilhelm II. oder wenig¬
stens unter ihm eine Glanzperiode angebrochen, wie sie die bildende Kunst in
Deutschland kaum je gesehen hat. In Hunderten von Städten sind großartige
Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und seiner großen Paladine erstanden. Die Bild¬
hauerkunst blüht bei uns, wie nie zuvor. Natürlich hat das einen großen Zustrom
zu diesem Zweige der Kunst im Gefolge gehabt, und begreiflicherweise schwimmt
in diesem Strome auch manche mittelmäßige Kraft Schulter an Schulter mit
Künstlern ersten Rangs. Es ist nicht immer leicht, den wahren Genius zu er¬
kennen. Dazu kommt, daß es anch in der Skulptur Gebiete von verschiedner Art
giebt, und daß die Künstler selten find, die auf deu verschiednen Gebieten gleiche
Künstlerschaft zeigen. Es kann ein Bildhauer entzückende Idealfiguren geschaffen
haben, während bei der Lösung einer historischen Aufgabe seine schöpferische Kraft
versagt. Es ist im allgemeinen deutlich zu sehen, daß der Kaiser bestrebt gewesen
ist. jünger» Künstlern durch Erteilung eines Auftrags für die Siegesallee Gelegen¬
heit zu geben, z» zeigen, was sie könne». Und im ganzen ist der Erfolg ans-


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[0388] Die Siegesallce i» Berlin und ihr bildnerischer Schmuck ins einzelne hinein geleitet und kontrolliert. Es ist ja bekannt, daß er in der Ge¬ schichte — und nicht bloß in der seines Landes und der seiner Vorfahren, in dieser freilich hervorragend — Bescheid weiß. Hier aber hat er eine Kenntnis der Einzelheiten sowohl in Bezug auf die Personen wie auf die kulturgeschichtlichen und ästhetischen Verhältnisse bewährt, die wahrhaft erstaunlich erscheint. Und dabei doch keine Kleinlichkeit und keine die freie Schaffenskraft der Künstler beeinträchtigende Hofmeisterei. Jedes Modell hat er gesehen, jede Änderung, die ihm erforderlich erschien, mit dem Künstler in der freisten und liebenswürdigsten Weise durch¬ gesprochen eint schließlich doch dem Urteil des Künstlers das letzte Wort gelassen, anch wenn er persönlich manches anders gewünscht hätte. Ja man kann fragen, ob er darin nicht vielleicht in einzelnen Fällen zu weit gegangen ist. Denn je nach der Begabung und dem Eigensinn der einzelnen Künstler sind natürlich auch hier ihre Leistungen verschieden, und bei einzelnen Figuren wäre wohl ein schärferes Eingreifen des Kaisers, dessen künstlerisches Verständnis allgemein bekannt ist, dem Gesamteindruck zu gute gekommen. Aber der Kaiser wollte keine nach seinem Modell gelieferte Handwerksarbeit. Er wollte jedem Künstler Raum lassen für seine eigne Intuition und die Entfaltung seiner freien, künstlerischen Gestaltungskraft. Schon die Auswahl der darzustellenden Figuren, die natürlich dem Kaiser allein zufiel, war nicht immer ohne Schwierigkeit. Oft haben infolge von Erbteilimgen mehrere Fürsten über die einzelnen zu Brandenburg gehörenden Gebiete regiert, und es er¬ gaben sich berechtigte Zweifel, welcher von ihnen das größte Anrecht hatte, hier verewigt zu werden. Noch viel heikler war in vielen Fällen die richtige Auswahl der Zeitgenossen. Man denke nur an die Regierung Friedrich Wilhelms II. Sollten Wöllner und Bischoffwerder hier ein Denkmal erhalten? War es nicht sehr viel richtiger, den Großkanzler von Carmer, den Schöpfer des preußischen Allgemeinen Landrechts, und rin ihm Immanuel Kant, den Vater des kategorischen Imperativs, neben deu von Haus aus wohlwollenden, aber auf verderbliche Abwege geratnen König zu setzen? Das ist nur ein Beispiel. In viele» Fällen war die Auswahl ungleich schwieriger. Sicher hat der Kaiser an dem Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, Professor Dr. Koser, an dem Direktor des Hohenzollernmuseums, Professor Dr. Seidel, und andern zuverlässige und gelehrte Historiker zur Seite ge¬ habt. Aber schließlich hat er doch in jedem einzelnen Falle die Entscheidung ge¬ troffen und treffen müssen. Man kann die Auswahl im ganzen nur als sehr glücklich bezeichnen. Außerordentlich schwierig, ja man kauu sagen gefährlich war auch die Aus¬ wahl der Künstler, denen die Herstellung der einzelnen Standbilder übertrage» werden sollte. Für unsre Bildhauer ist ja durch Kaiser Wilhelm II. oder wenig¬ stens unter ihm eine Glanzperiode angebrochen, wie sie die bildende Kunst in Deutschland kaum je gesehen hat. In Hunderten von Städten sind großartige Denkmäler Kaiser Wilhelms I. und seiner großen Paladine erstanden. Die Bild¬ hauerkunst blüht bei uns, wie nie zuvor. Natürlich hat das einen großen Zustrom zu diesem Zweige der Kunst im Gefolge gehabt, und begreiflicherweise schwimmt in diesem Strome auch manche mittelmäßige Kraft Schulter an Schulter mit Künstlern ersten Rangs. Es ist nicht immer leicht, den wahren Genius zu er¬ kennen. Dazu kommt, daß es anch in der Skulptur Gebiete von verschiedner Art giebt, und daß die Künstler selten find, die auf deu verschiednen Gebieten gleiche Künstlerschaft zeigen. Es kann ein Bildhauer entzückende Idealfiguren geschaffen haben, während bei der Lösung einer historischen Aufgabe seine schöpferische Kraft versagt. Es ist im allgemeinen deutlich zu sehen, daß der Kaiser bestrebt gewesen ist. jünger» Künstlern durch Erteilung eines Auftrags für die Siegesallee Gelegen¬ heit zu geben, z» zeigen, was sie könne». Und im ganzen ist der Erfolg ans-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/388>, abgerufen am 24.07.2024.