Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.Bücher über den klassischen Süden die durchsichtige Klarheit seiner farbenprächtigen Lichtfülle verbreitet." Erst wenn Nur nebenher machen wir Freunde guter englischer Lektüre auf die Reise¬ Als Reisehandbücher für den klassischen Süden biete" sich rühmlich bekannte Als eine besondre Art von Reiseführer enipfiehlt sich das ebenso launige wie Zum Schluß erwähnen wir noch eine dramatische Dichtung, die aus der Be¬ Bücher über den klassischen Süden die durchsichtige Klarheit seiner farbenprächtigen Lichtfülle verbreitet." Erst wenn Nur nebenher machen wir Freunde guter englischer Lektüre auf die Reise¬ Als Reisehandbücher für den klassischen Süden biete« sich rühmlich bekannte Als eine besondre Art von Reiseführer enipfiehlt sich das ebenso launige wie Zum Schluß erwähnen wir noch eine dramatische Dichtung, die aus der Be¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0570" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291647"/> <fw type="header" place="top"> Bücher über den klassischen Süden</fw><lb/> <p xml:id="ID_2012" prev="#ID_2011"> die durchsichtige Klarheit seiner farbenprächtigen Lichtfülle verbreitet." Erst wenn<lb/> man sich die Hellenen in dieser herrlichen Umgebung mit ihren leuchtenden Farben<lb/> und ihren bald großartigen bald anmutigen Umrißlinien vorstellt, wird ihre helle<lb/> Lebensfreude, ihr Schönheitssinn und ihre geistige Lebendigkeit recht begreiflich.<lb/> Wer aber als gebildeter Mensch nach Griechenland gehn will, der vergesse nicht,<lb/> dieses anspruchslose leichte kleine Buch einzustecken.</p><lb/> <p xml:id="ID_2013"> Nur nebenher machen wir Freunde guter englischer Lektüre auf die Reise¬<lb/> schilderungen eines gelehrten Amerikaners nnsmerksam: 1^b.s Islsg ana Slirinos<lb/> okAreoos Lamuol ^. Ls,rrows. lüustratscl. (Lostcm, Roborts Lrotbörs, 1898,<lb/> XIV und 392 Seiten.) Mit reichen Mitteln und guten Verbindungen ausgestattet<lb/> hat der Verfasser die ionischen Inseln, Attika, den Peloponnes, Phokis mit Delphi,<lb/> Thessalien bis zu den Meteoraklöstern und Tempe, die Inseln des Ägeischen Meers<lb/> und Troja besucht; er ist, wie er in der Vorrede sagt, „durch die Thore der<lb/> Odyssee" in Griechenland eingezogen und hat es „durch die trojanischen Thore der<lb/> Jliade" verlassen. Voll Begeisterung für das klassische Hellas und voll Sympathie<lb/> und Hoffnung für das neue (vgl. S. 128) beobachtet er doch scharf antike Reste<lb/> wie modernes Leben und schildert sehr lebendig. Die (19) Illustrationen nach<lb/> Photographien sind trotz des kleinen Formats ganz vortrefflich, vorzüglich gewählt<lb/> und sehr scharf, sodaß sie wirkliche Bilder geben. Das Buch ist Wilhelm Dörpfeld<lb/> gewidmet, „der, indem er die verschütteten Schätze der alten Welt ans Licht brachte,<lb/> die Dankbarkeit und Bewundrung der neuen Welt gewonnen hat," und es ist ein<lb/> schönes Zeugnis für den unvergänglichen Zauber, den das griechische Altertum auf<lb/> diese modernsten aller Menschen auszuüben vermag.</p><lb/> <p xml:id="ID_2014"> Als Reisehandbücher für den klassischen Süden biete« sich rühmlich bekannte<lb/> Publikationen des Bibliographischen Instituts (Meyer) in Leipzig und Wien in<lb/> neuem Gewände dar: Italien in sechzig Tagen (bis Neapel und Umgegend<lb/> ohne Sizilien) von Dr. Th. Gsell-Fels, nach dem Tode des verdienten Verfassers<lb/> (1898) von einem kundigen Fachmann überarbeitet, 6. Auflage, 1900, und Türkei,<lb/> Rumänien, Serbien und Bulgarien, 5. Auflage, 1898, das heute, wo unsre<lb/> Beziehungen zum türkischen Orient so eng geworden sind, ein ganz besondres<lb/> Interesse beanspruchen darf. Der größte Teil des Buchs ist der europäischen Türkei<lb/> und dem nördlichen Kleinasien (im Anschluß an die anatolischen Eisenbahnen bis<lb/> Angora und Koula) gewidmet. Die Westküste von Kleinasien ist ausgeschlossen,<lb/> weil sie in dem Reisehandbuch über Griechenland ihre natürliche Stelle findet;<lb/> dafür werden die Routen längs der Nordküste des Ägeischen Meers bis zum Athos<lb/> und Saloniki behandelt. Wer sich für diese Reisen etwas Türkisch aneignen will,<lb/> findet dazu ein bequemes und praktisches Hilfsmittel in dem Türkischen Sprach¬<lb/> führer; Konversationswörterbuch von Wilhelm Heintze, 2., vermehrte Auflage.</p><lb/> <p xml:id="ID_2015"> Als eine besondre Art von Reiseführer enipfiehlt sich das ebenso launige wie<lb/> sachkundige Büchlein Isse! Dst! löst! Italienischer Schenkenführer von Dr. Hans<lb/> Barth in Rom (Oldenburg und Leipzig, Schulzesche Hofbuchhandlung 11900s.) Eine<lb/> so gründliche Kenntnis italienischer Weine und Weinschenken verrät ein tiefes und<lb/> liebevolles Studium, und zu Italien gehört der Wein wie der Sonnenschein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2016" next="#ID_2017"> Zum Schluß erwähnen wir noch eine dramatische Dichtung, die aus der Be¬<lb/> geisterung für den klassischen Süden und das klassische Altertum entsprungen ist:<lb/> Nausikaa. Ein Trauerspiel in fünf Akten von Siegfried Anger. (Reiße, Josef<lb/> Graveurs Verlag s1900^.) Eine Nausikaa zu dichten und in dramatischen Formen<lb/> mit Homer um die Palme zu ringen, hat Goethe auf Sizilien geplant, aber er ist<lb/> über einige Szenen oder Szenenfrngmente und eine Skizze der Handlung (in der<lb/> Italienischen Reise) nicht hinausgekommen. Anger hat seinen Grundgedanken wieder<lb/> aufgenommen, aber sich in sehr wesentlichen Dingen von ihm entfernt. Zwar endet</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0570]
Bücher über den klassischen Süden
die durchsichtige Klarheit seiner farbenprächtigen Lichtfülle verbreitet." Erst wenn
man sich die Hellenen in dieser herrlichen Umgebung mit ihren leuchtenden Farben
und ihren bald großartigen bald anmutigen Umrißlinien vorstellt, wird ihre helle
Lebensfreude, ihr Schönheitssinn und ihre geistige Lebendigkeit recht begreiflich.
Wer aber als gebildeter Mensch nach Griechenland gehn will, der vergesse nicht,
dieses anspruchslose leichte kleine Buch einzustecken.
Nur nebenher machen wir Freunde guter englischer Lektüre auf die Reise¬
schilderungen eines gelehrten Amerikaners nnsmerksam: 1^b.s Islsg ana Slirinos
okAreoos Lamuol ^. Ls,rrows. lüustratscl. (Lostcm, Roborts Lrotbörs, 1898,
XIV und 392 Seiten.) Mit reichen Mitteln und guten Verbindungen ausgestattet
hat der Verfasser die ionischen Inseln, Attika, den Peloponnes, Phokis mit Delphi,
Thessalien bis zu den Meteoraklöstern und Tempe, die Inseln des Ägeischen Meers
und Troja besucht; er ist, wie er in der Vorrede sagt, „durch die Thore der
Odyssee" in Griechenland eingezogen und hat es „durch die trojanischen Thore der
Jliade" verlassen. Voll Begeisterung für das klassische Hellas und voll Sympathie
und Hoffnung für das neue (vgl. S. 128) beobachtet er doch scharf antike Reste
wie modernes Leben und schildert sehr lebendig. Die (19) Illustrationen nach
Photographien sind trotz des kleinen Formats ganz vortrefflich, vorzüglich gewählt
und sehr scharf, sodaß sie wirkliche Bilder geben. Das Buch ist Wilhelm Dörpfeld
gewidmet, „der, indem er die verschütteten Schätze der alten Welt ans Licht brachte,
die Dankbarkeit und Bewundrung der neuen Welt gewonnen hat," und es ist ein
schönes Zeugnis für den unvergänglichen Zauber, den das griechische Altertum auf
diese modernsten aller Menschen auszuüben vermag.
Als Reisehandbücher für den klassischen Süden biete« sich rühmlich bekannte
Publikationen des Bibliographischen Instituts (Meyer) in Leipzig und Wien in
neuem Gewände dar: Italien in sechzig Tagen (bis Neapel und Umgegend
ohne Sizilien) von Dr. Th. Gsell-Fels, nach dem Tode des verdienten Verfassers
(1898) von einem kundigen Fachmann überarbeitet, 6. Auflage, 1900, und Türkei,
Rumänien, Serbien und Bulgarien, 5. Auflage, 1898, das heute, wo unsre
Beziehungen zum türkischen Orient so eng geworden sind, ein ganz besondres
Interesse beanspruchen darf. Der größte Teil des Buchs ist der europäischen Türkei
und dem nördlichen Kleinasien (im Anschluß an die anatolischen Eisenbahnen bis
Angora und Koula) gewidmet. Die Westküste von Kleinasien ist ausgeschlossen,
weil sie in dem Reisehandbuch über Griechenland ihre natürliche Stelle findet;
dafür werden die Routen längs der Nordküste des Ägeischen Meers bis zum Athos
und Saloniki behandelt. Wer sich für diese Reisen etwas Türkisch aneignen will,
findet dazu ein bequemes und praktisches Hilfsmittel in dem Türkischen Sprach¬
führer; Konversationswörterbuch von Wilhelm Heintze, 2., vermehrte Auflage.
Als eine besondre Art von Reiseführer enipfiehlt sich das ebenso launige wie
sachkundige Büchlein Isse! Dst! löst! Italienischer Schenkenführer von Dr. Hans
Barth in Rom (Oldenburg und Leipzig, Schulzesche Hofbuchhandlung 11900s.) Eine
so gründliche Kenntnis italienischer Weine und Weinschenken verrät ein tiefes und
liebevolles Studium, und zu Italien gehört der Wein wie der Sonnenschein.
Zum Schluß erwähnen wir noch eine dramatische Dichtung, die aus der Be¬
geisterung für den klassischen Süden und das klassische Altertum entsprungen ist:
Nausikaa. Ein Trauerspiel in fünf Akten von Siegfried Anger. (Reiße, Josef
Graveurs Verlag s1900^.) Eine Nausikaa zu dichten und in dramatischen Formen
mit Homer um die Palme zu ringen, hat Goethe auf Sizilien geplant, aber er ist
über einige Szenen oder Szenenfrngmente und eine Skizze der Handlung (in der
Italienischen Reise) nicht hinausgekommen. Anger hat seinen Grundgedanken wieder
aufgenommen, aber sich in sehr wesentlichen Dingen von ihm entfernt. Zwar endet
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |