Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.Getreidezölle und Handelsverträge Jedenfalls hat vor ihren: Verhalten das der Agrarier an Klarheit, an logischer Bei dem Beginn der Handelsvertragsüra in den sechziger Jahren spielten Schon die Bismarckische Zolltarifreform von 1879 wurde wesentlich be¬ Werfen wir zunächst einen Rückblick ans unsre zwanzigjährige Getreide¬ Der Zoll betrug für die Tonne: TReizenRoggenHaferGerste MarkMarkMarkMark vor 1880 1880/841010105 1885/8630301515 1887/91so504022,5 1892/190036352"20 - Preis betrugin Preußen alten Bestand?s für dieTonne bei WeizenR oggenHaferGerste MarkMarkMarkMark 1861/70204,6154,6140,2146,0 1871/75235,2179,2163,2170,8 1876/80211,2166,4152,6162,0 1881/85189,0160,0145,8154,8 1886/90173,9143,0135,2138,4 1891/9516S.S148,5143,4142,5 1896152,1119,6121,5128,3 1897164,7123,7134,3133,3 1898184,0147,4146,9144,3 Getreidezölle und Handelsverträge Jedenfalls hat vor ihren: Verhalten das der Agrarier an Klarheit, an logischer Bei dem Beginn der Handelsvertragsüra in den sechziger Jahren spielten Schon die Bismarckische Zolltarifreform von 1879 wurde wesentlich be¬ Werfen wir zunächst einen Rückblick ans unsre zwanzigjährige Getreide¬ Der Zoll betrug für die Tonne: TReizenRoggenHaferGerste MarkMarkMarkMark vor 1880 1880/841010105 1885/8630301515 1887/91so504022,5 1892/190036352«20 - Preis betrugin Preußen alten Bestand?s für dieTonne bei WeizenR oggenHaferGerste MarkMarkMarkMark 1861/70204,6154,6140,2146,0 1871/75235,2179,2163,2170,8 1876/80211,2166,4152,6162,0 1881/85189,0160,0145,8154,8 1886/90173,9143,0135,2138,4 1891/9516S.S148,5143,4142,5 1896152,1119,6121,5128,3 1897164,7123,7134,3133,3 1898184,0147,4146,9144,3 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0180" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291257"/> <fw type="header" place="top"> Getreidezölle und Handelsverträge</fw><lb/> <p xml:id="ID_654" prev="#ID_653"> Jedenfalls hat vor ihren: Verhalten das der Agrarier an Klarheit, an logischer<lb/> Korrektheit und an Offenheit sehr viel voraus.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> Bei dem Beginn der Handelsvertragsüra in den sechziger Jahren spielten<lb/> die Getreidezölle in der Handelspolitik der bedeutendern europäischen Staaten<lb/> so gut wie gar keine Rolle. Außer England, Belgien und Holland, die mit<lb/> der Handelsfreiheit am besten zu fahren glaubten, importierte niemand Getreide,<lb/> lind der Getreideexpvrt, den mau brauchte, wurde von niemand behindert. Er<lb/> war mit den genannten drei Freihandelsstaaten ganz zufrieden. In der Haupt¬<lb/> sache bewegten sich die Haudelsvertragsverhandlnngen also ans dem Gebiet von<lb/> Industrie und Handel. Die Landwirtschaft hatte von hohen Zollen im all¬<lb/> gemeinen nur Nachteil, und die deutschen Landwirte waren deshalb bis in die<lb/> zweite Hälfte der siebziger Jahre hinein freihändlerisch „bis in die Knochen."<lb/> Ganz anders wurde die Stellung der Landwirtschaft zur Zoll- und Handels¬<lb/> vertragspolitik mit dem Überhandnehmen des Getreideimports.</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> Schon die Bismarckische Zolltarifreform von 1879 wurde wesentlich be¬<lb/> herrscht vom Agrarschutz, namentlich von dem Bedürfnis nach Getreidcschntz-<lb/> zöllen. Die Tarifgesetze der achtziger Jahre brachten den agrarischen Schwer¬<lb/> punkt in unsrer Zollpolitik vollends zur Geltung, und er beherrschte dann anch<lb/> die Handelsvcrtragspolitik der neunziger Jahre ebenso wie die der Gegenwart.<lb/> Gegenstand von Handelsverträgen ist der Getreidezoll bis jetzt überhaupt mir<lb/> einmal gewesen, und die Erfahrungen, die man dabei gemacht hat, sind nicht<lb/> gerade verlockend. Die Landwirte haben allen Grund, der Wiederholung des<lb/> Experiments mit schweren Bedenken entgegen zu sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_657"> Werfen wir zunächst einen Rückblick ans unsre zwanzigjährige Getreide¬<lb/> zollpolitik.</p><lb/> <list> <item> Der Zoll betrug für die Tonne:</item> <item> TReizenRoggenHaferGerste</item> <item> MarkMarkMarkMark</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_658"> vor 1880</p><lb/> <p xml:id="ID_659"> 1880/841010105</p><lb/> <p xml:id="ID_660"> 1885/8630301515</p><lb/> <p xml:id="ID_661"> 1887/91so504022,5</p><lb/> <p xml:id="ID_662"> 1892/190036352«20</p><lb/> <list> <item> - Preis betrugin Preußen alten Bestand?s für dieTonne bei</item> <item> WeizenR oggenHaferGerste</item> <item> MarkMarkMarkMark</item> <item> 1861/70204,6154,6140,2146,0</item> <item> 1871/75235,2179,2163,2170,8</item> <item> 1876/80211,2166,4152,6162,0</item> <item> 1881/85189,0160,0145,8154,8</item> <item> 1886/90173,9143,0135,2138,4</item> <item> 1891/9516S.S148,5143,4142,5</item> <item> 1896152,1119,6121,5128,3</item> <item> 1897164,7123,7134,3133,3</item> <item> 1898184,0147,4146,9144,3</item> </list><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0180]
Getreidezölle und Handelsverträge
Jedenfalls hat vor ihren: Verhalten das der Agrarier an Klarheit, an logischer
Korrektheit und an Offenheit sehr viel voraus.
Bei dem Beginn der Handelsvertragsüra in den sechziger Jahren spielten
die Getreidezölle in der Handelspolitik der bedeutendern europäischen Staaten
so gut wie gar keine Rolle. Außer England, Belgien und Holland, die mit
der Handelsfreiheit am besten zu fahren glaubten, importierte niemand Getreide,
lind der Getreideexpvrt, den mau brauchte, wurde von niemand behindert. Er
war mit den genannten drei Freihandelsstaaten ganz zufrieden. In der Haupt¬
sache bewegten sich die Haudelsvertragsverhandlnngen also ans dem Gebiet von
Industrie und Handel. Die Landwirtschaft hatte von hohen Zollen im all¬
gemeinen nur Nachteil, und die deutschen Landwirte waren deshalb bis in die
zweite Hälfte der siebziger Jahre hinein freihändlerisch „bis in die Knochen."
Ganz anders wurde die Stellung der Landwirtschaft zur Zoll- und Handels¬
vertragspolitik mit dem Überhandnehmen des Getreideimports.
Schon die Bismarckische Zolltarifreform von 1879 wurde wesentlich be¬
herrscht vom Agrarschutz, namentlich von dem Bedürfnis nach Getreidcschntz-
zöllen. Die Tarifgesetze der achtziger Jahre brachten den agrarischen Schwer¬
punkt in unsrer Zollpolitik vollends zur Geltung, und er beherrschte dann anch
die Handelsvcrtragspolitik der neunziger Jahre ebenso wie die der Gegenwart.
Gegenstand von Handelsverträgen ist der Getreidezoll bis jetzt überhaupt mir
einmal gewesen, und die Erfahrungen, die man dabei gemacht hat, sind nicht
gerade verlockend. Die Landwirte haben allen Grund, der Wiederholung des
Experiments mit schweren Bedenken entgegen zu sehen.
Werfen wir zunächst einen Rückblick ans unsre zwanzigjährige Getreide¬
zollpolitik.
Der Zoll betrug für die Tonne:
TReizenRoggenHaferGerste
MarkMarkMarkMark
vor 1880
1880/841010105
1885/8630301515
1887/91so504022,5
1892/190036352«20
- Preis betrugin Preußen alten Bestand?s für dieTonne bei
WeizenR oggenHaferGerste
MarkMarkMarkMark
1861/70204,6154,6140,2146,0
1871/75235,2179,2163,2170,8
1876/80211,2166,4152,6162,0
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