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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Skizzen ans unserm heutigen Volksleben

Volksseele berührende Frage eröffnen sollten. Zufolge dessen schob es der Herr Pastor
in Nockendorf in der nächsten Sitzung seinem Gemeindekirchenrate "in das Gewissen",
der Vergnügungssucht des Volks und besonders den Tanzlustbarkeiten am Sonnabend
mit allen Mitteln entgegenzutreten und dafür zu sorgen, daß die alten guten Zeiten
wiederkehrten. Die würdigen Herren nickten Beifall, lobten die alten guten Zeiten,
in denen sie, die Kirchenältesten, noch jung gewesen waren, und tadelten die jetzige
Zeit und das jetzige Geschlecht und den überhandnehmenden Luxus. Und dabei,
sagte man, werde das Bier von Jahr zu Jahr schlechter, und Leisrings Cigarren
seien überhaupt uicht mehr zu rauchen. Ein solcher Mensch wie Leisring, fügte
Rudolph Brauns, ein Vetter des kleinen Brauns, hinzu, sei überhaupt eine Schande
und eine Plage für das ganze Dorf. Das war unvorsichtig geredet, trotzdem der
Gemeindekirchenrat unter sich war. Denn Leisring erfuhr das Diktum wieder.
Darauf machte Frau Leisring der Frau Brauns bei nächster Gelegenheit eine große
Szene, rückte ihr alle ihre Sünden vor und erklärte unter Zustimmung der über¬
wiegenden Mehrheit des Dorfs, ein Mensch, der einem Menschen seinen Verdienst
nicht gönne, sei auch eine Schande für das Dorf. Sie, Leisrings, brauchten
Brannsens nicht, Braunsens möchten ihr Petroleum und ihre Heringe in Gottes
Namen kaufen, wo sie wollten. Worauf Frau Brauns klein beigab. Dies war
das Endresultat der Synodalbeschlüsse gegen die Kauponokratie.

Nicht viel mehr erreichte die Königliche Regierung. Der Anschlag mußte
natürlich gemacht werden; jedoch stellte Frau Leisring allen, die in den Laden
kamen, das Unrecht der Behörde, die nichts weiter könne, als die Leute chikcmieren,
in so Helles Licht, daß es die Bevölkerung als eine gute That ansah, das Verbot
zu übertreten. Biederer war es, daß jetzt die Tanzerlaubnis vom Herrn Amts¬
vorsteher verweigert wurde. Um dem zu begegnen, bildeten sich unter wohl¬
klingenden Namen mehrere neue Vereine, die sich die Aufgabe stellten, für ihre
Mitglieder Tnnzlustbarkeiten zu veranstalten. Die Mitgliedschaft wurde durch ein¬
malige Zahlung von zehn Pfennigen erworben. Vereinen konnten nämlich die Ver¬
anstaltungen von Lustbarkeiten nicht verboten werden. An der Spitze dieser Vereine
standen mehrere "Brücher," die in Leisrings Borgbnche besonders hoch angeschrieben
waren. Der Automat wurde nunmehr ans die Straße gestellt, wo er sich als
noch zugkräftiger erwies als zuvor.

Dies gab dem Schulvorstande Anlaß, sich mit Herrn Leisring zu beschäftige".
Einige Schüler hatten Geld aus der Schulbibliothekkasse gestohlen, um sich Schoko¬
lade aus dem Automaten holen zu können. Der Schulvorstand ging der Sache
auf den Grund, das heißt, er berichtete an den Herrn Landrat und fragte an, ob
dem Leisriug nicht verboten werden könnte, den Automaten auf die Straße zu
stelle", wo er der Jugend zu fortwährender Verführung gereiche. Die Eingabe
hatte keinen Erfolg. In einem Rechts- und Polizeistaate kaun einer in harte
Strafe kommen, wenn er Anlaß giebt, daß sich sein Mitmensch an das Schienbein
stößt, aber es ist uicht möglich, einem Menschen das Handwerk zu legen, der der
Jugend sittlichen Anstoß bereitet, wenn er seinen Gewerbeschein gelöst hat. So
konnte auch der Herr Laudrat nur aus straßenpolizeilichen Gründen die Entfernung
des Automaten verfügen. Hierauf stellte Leisring den Automaten unter seinen
Thorweg. Weiter war nichts zu machen, und die Jugend mauste und naschte
weiter.

Damals trafen sich zwei Reisende, Ernst Schnabel und Gustav Eiselein, bei
Leisriug in der Gaststube. Der erste reiste für ein Weingeschäft, sah schlagflüssig
aus und hatte eine stark ausgeprägte Weinfahue, und der andre reiste für ein Likör¬
geschäft, hatte wässerige, verschwommne Augen, ein schwammiges Gesicht von unge¬
sunder Farbe und war offenbar nicht mehr nüchtern. Leisring hatte, wie das


Skizzen ans unserm heutigen Volksleben

Volksseele berührende Frage eröffnen sollten. Zufolge dessen schob es der Herr Pastor
in Nockendorf in der nächsten Sitzung seinem Gemeindekirchenrate „in das Gewissen",
der Vergnügungssucht des Volks und besonders den Tanzlustbarkeiten am Sonnabend
mit allen Mitteln entgegenzutreten und dafür zu sorgen, daß die alten guten Zeiten
wiederkehrten. Die würdigen Herren nickten Beifall, lobten die alten guten Zeiten,
in denen sie, die Kirchenältesten, noch jung gewesen waren, und tadelten die jetzige
Zeit und das jetzige Geschlecht und den überhandnehmenden Luxus. Und dabei,
sagte man, werde das Bier von Jahr zu Jahr schlechter, und Leisrings Cigarren
seien überhaupt uicht mehr zu rauchen. Ein solcher Mensch wie Leisring, fügte
Rudolph Brauns, ein Vetter des kleinen Brauns, hinzu, sei überhaupt eine Schande
und eine Plage für das ganze Dorf. Das war unvorsichtig geredet, trotzdem der
Gemeindekirchenrat unter sich war. Denn Leisring erfuhr das Diktum wieder.
Darauf machte Frau Leisring der Frau Brauns bei nächster Gelegenheit eine große
Szene, rückte ihr alle ihre Sünden vor und erklärte unter Zustimmung der über¬
wiegenden Mehrheit des Dorfs, ein Mensch, der einem Menschen seinen Verdienst
nicht gönne, sei auch eine Schande für das Dorf. Sie, Leisrings, brauchten
Brannsens nicht, Braunsens möchten ihr Petroleum und ihre Heringe in Gottes
Namen kaufen, wo sie wollten. Worauf Frau Brauns klein beigab. Dies war
das Endresultat der Synodalbeschlüsse gegen die Kauponokratie.

Nicht viel mehr erreichte die Königliche Regierung. Der Anschlag mußte
natürlich gemacht werden; jedoch stellte Frau Leisring allen, die in den Laden
kamen, das Unrecht der Behörde, die nichts weiter könne, als die Leute chikcmieren,
in so Helles Licht, daß es die Bevölkerung als eine gute That ansah, das Verbot
zu übertreten. Biederer war es, daß jetzt die Tanzerlaubnis vom Herrn Amts¬
vorsteher verweigert wurde. Um dem zu begegnen, bildeten sich unter wohl¬
klingenden Namen mehrere neue Vereine, die sich die Aufgabe stellten, für ihre
Mitglieder Tnnzlustbarkeiten zu veranstalten. Die Mitgliedschaft wurde durch ein¬
malige Zahlung von zehn Pfennigen erworben. Vereinen konnten nämlich die Ver¬
anstaltungen von Lustbarkeiten nicht verboten werden. An der Spitze dieser Vereine
standen mehrere „Brücher," die in Leisrings Borgbnche besonders hoch angeschrieben
waren. Der Automat wurde nunmehr ans die Straße gestellt, wo er sich als
noch zugkräftiger erwies als zuvor.

Dies gab dem Schulvorstande Anlaß, sich mit Herrn Leisring zu beschäftige».
Einige Schüler hatten Geld aus der Schulbibliothekkasse gestohlen, um sich Schoko¬
lade aus dem Automaten holen zu können. Der Schulvorstand ging der Sache
auf den Grund, das heißt, er berichtete an den Herrn Landrat und fragte an, ob
dem Leisriug nicht verboten werden könnte, den Automaten auf die Straße zu
stelle», wo er der Jugend zu fortwährender Verführung gereiche. Die Eingabe
hatte keinen Erfolg. In einem Rechts- und Polizeistaate kaun einer in harte
Strafe kommen, wenn er Anlaß giebt, daß sich sein Mitmensch an das Schienbein
stößt, aber es ist uicht möglich, einem Menschen das Handwerk zu legen, der der
Jugend sittlichen Anstoß bereitet, wenn er seinen Gewerbeschein gelöst hat. So
konnte auch der Herr Laudrat nur aus straßenpolizeilichen Gründen die Entfernung
des Automaten verfügen. Hierauf stellte Leisring den Automaten unter seinen
Thorweg. Weiter war nichts zu machen, und die Jugend mauste und naschte
weiter.

Damals trafen sich zwei Reisende, Ernst Schnabel und Gustav Eiselein, bei
Leisriug in der Gaststube. Der erste reiste für ein Weingeschäft, sah schlagflüssig
aus und hatte eine stark ausgeprägte Weinfahue, und der andre reiste für ein Likör¬
geschäft, hatte wässerige, verschwommne Augen, ein schwammiges Gesicht von unge¬
sunder Farbe und war offenbar nicht mehr nüchtern. Leisring hatte, wie das


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[0644] Skizzen ans unserm heutigen Volksleben Volksseele berührende Frage eröffnen sollten. Zufolge dessen schob es der Herr Pastor in Nockendorf in der nächsten Sitzung seinem Gemeindekirchenrate „in das Gewissen", der Vergnügungssucht des Volks und besonders den Tanzlustbarkeiten am Sonnabend mit allen Mitteln entgegenzutreten und dafür zu sorgen, daß die alten guten Zeiten wiederkehrten. Die würdigen Herren nickten Beifall, lobten die alten guten Zeiten, in denen sie, die Kirchenältesten, noch jung gewesen waren, und tadelten die jetzige Zeit und das jetzige Geschlecht und den überhandnehmenden Luxus. Und dabei, sagte man, werde das Bier von Jahr zu Jahr schlechter, und Leisrings Cigarren seien überhaupt uicht mehr zu rauchen. Ein solcher Mensch wie Leisring, fügte Rudolph Brauns, ein Vetter des kleinen Brauns, hinzu, sei überhaupt eine Schande und eine Plage für das ganze Dorf. Das war unvorsichtig geredet, trotzdem der Gemeindekirchenrat unter sich war. Denn Leisring erfuhr das Diktum wieder. Darauf machte Frau Leisring der Frau Brauns bei nächster Gelegenheit eine große Szene, rückte ihr alle ihre Sünden vor und erklärte unter Zustimmung der über¬ wiegenden Mehrheit des Dorfs, ein Mensch, der einem Menschen seinen Verdienst nicht gönne, sei auch eine Schande für das Dorf. Sie, Leisrings, brauchten Brannsens nicht, Braunsens möchten ihr Petroleum und ihre Heringe in Gottes Namen kaufen, wo sie wollten. Worauf Frau Brauns klein beigab. Dies war das Endresultat der Synodalbeschlüsse gegen die Kauponokratie. Nicht viel mehr erreichte die Königliche Regierung. Der Anschlag mußte natürlich gemacht werden; jedoch stellte Frau Leisring allen, die in den Laden kamen, das Unrecht der Behörde, die nichts weiter könne, als die Leute chikcmieren, in so Helles Licht, daß es die Bevölkerung als eine gute That ansah, das Verbot zu übertreten. Biederer war es, daß jetzt die Tanzerlaubnis vom Herrn Amts¬ vorsteher verweigert wurde. Um dem zu begegnen, bildeten sich unter wohl¬ klingenden Namen mehrere neue Vereine, die sich die Aufgabe stellten, für ihre Mitglieder Tnnzlustbarkeiten zu veranstalten. Die Mitgliedschaft wurde durch ein¬ malige Zahlung von zehn Pfennigen erworben. Vereinen konnten nämlich die Ver¬ anstaltungen von Lustbarkeiten nicht verboten werden. An der Spitze dieser Vereine standen mehrere „Brücher," die in Leisrings Borgbnche besonders hoch angeschrieben waren. Der Automat wurde nunmehr ans die Straße gestellt, wo er sich als noch zugkräftiger erwies als zuvor. Dies gab dem Schulvorstande Anlaß, sich mit Herrn Leisring zu beschäftige». Einige Schüler hatten Geld aus der Schulbibliothekkasse gestohlen, um sich Schoko¬ lade aus dem Automaten holen zu können. Der Schulvorstand ging der Sache auf den Grund, das heißt, er berichtete an den Herrn Landrat und fragte an, ob dem Leisriug nicht verboten werden könnte, den Automaten auf die Straße zu stelle», wo er der Jugend zu fortwährender Verführung gereiche. Die Eingabe hatte keinen Erfolg. In einem Rechts- und Polizeistaate kaun einer in harte Strafe kommen, wenn er Anlaß giebt, daß sich sein Mitmensch an das Schienbein stößt, aber es ist uicht möglich, einem Menschen das Handwerk zu legen, der der Jugend sittlichen Anstoß bereitet, wenn er seinen Gewerbeschein gelöst hat. So konnte auch der Herr Laudrat nur aus straßenpolizeilichen Gründen die Entfernung des Automaten verfügen. Hierauf stellte Leisring den Automaten unter seinen Thorweg. Weiter war nichts zu machen, und die Jugend mauste und naschte weiter. Damals trafen sich zwei Reisende, Ernst Schnabel und Gustav Eiselein, bei Leisriug in der Gaststube. Der erste reiste für ein Weingeschäft, sah schlagflüssig aus und hatte eine stark ausgeprägte Weinfahue, und der andre reiste für ein Likör¬ geschäft, hatte wässerige, verschwommne Augen, ein schwammiges Gesicht von unge¬ sunder Farbe und war offenbar nicht mehr nüchtern. Leisring hatte, wie das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/644>, abgerufen am 22.07.2024.