Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.!villil>alt Beyschlags Lebenserinnerungen daß "die größere Gefahr für unsre abendländische Kultur und deutsche Zukunft Das persönliche Leben Beyschlags tritt in all den Aufzeichnungen seiner spätern !villil>alt Beyschlags Lebenserinnerungen daß „die größere Gefahr für unsre abendländische Kultur und deutsche Zukunft Das persönliche Leben Beyschlags tritt in all den Aufzeichnungen seiner spätern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0091" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232643"/> <fw type="header" place="top"> !villil>alt Beyschlags Lebenserinnerungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_259" prev="#ID_258"> daß „die größere Gefahr für unsre abendländische Kultur und deutsche Zukunft<lb/> uicht auf sozialdemokratischer, sondern auf ultramontaner Seite liegt," diente<lb/> er seit der Gründung dem Evangelischen Bunde auf der Stufe des Lokal-, des<lb/> Provinzial- und des Gesamtvercins als Vorstandsmitglied, als Redner und<lb/> Schriftsteller und „hatte das Gefühl einer nicht vergeblichen Arbeit." Die<lb/> Geltung und glückliche Wirkung seiner Lehrthätigkeit an der Universität, dnrch<lb/> die er die vielbeklagte „Spannung zwischen Kirche und Theologie," das Haupt-<lb/> krnukhcitssyiuptom des deutscheu Protestantismus, wenigstens milderte; die fort¬<lb/> gesetzte Teilnahme an den Verhandln»gen' der preußischen Gcneralsynvden, die<lb/> gesteigerte wissenschaftliche Forschung erhielten im Verein mit den mäßigen,<lb/> aber doch erfrischenden Erfolgen des Evangelischen Bundes das Gefühl der<lb/> leisen Unterströmung wach, von der der Verfasser gesprochen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_260"> Das persönliche Leben Beyschlags tritt in all den Aufzeichnungen seiner spätern<lb/> Jahre natürlich zurück, aber wir erfahren genug davon, daß wir wissen, ihn: sei<lb/> in echt menschlichem Wechsel Glück und Leid zugemessen worden, genug des be¬<lb/> scheidnen, innerlichen Glücks, ihn schwungvoll und berufsfrendig zu erhalten. Wir<lb/> sehen das Haus im Schwcizcrstil mit dem Garten nahe an den Saalufern von<lb/> Giebichenstein, wo er jahrzehntelang gewohnt hat, wir begleiten ihn ans seinen<lb/> Wanderungen und Reisen, zum heimatlichen Main und Rhein, durch die Berg¬<lb/> welt der deutschen und der schweizerische» Alpen bis zu den Herrlichkeiten<lb/> Neapels und Roms. Wir teilen seine Genugthuung über das Gelingen des<lb/> zwcihundertjührigen Jubelfestes der Universität Halle, bei der der greise und<lb/> jugendfrische Theolog noch einmal als Rektor die Ehren seiner geliebten Hoch¬<lb/> schule getragen und in glänzender Weise vertreten hat. Wir fühlen mit ihm,<lb/> wenn sich unmittelbar hinter diesen leuchtenden Tagen die dunkeln nnfthnn<lb/> und der tieffühlende Mann den schweren Abschied vom geliebten Weibe erdulden<lb/> muß. In lyrischen Gedichten, die warm und schlicht aus dem Innersten feiner<lb/> Seele gequollen find, läßt Beyschlag den Bericht über sein Leben ausklingen.<lb/> Nückschaueud wird sich kein Leser der Empfindung entziehn, daß es ein einfaches<lb/> aber mächtiges, ein kampfreiches und doch des innern Friedens volles Leben<lb/> ist, von dem Beyschlags Erinnerungen und Erfahrungen erzählen. An Lesern<lb/> aber wird es, nach allem Gesagten, dem zweiten Teil dieser vortrefflichen<lb/> Selbstbiographie so wenig fehlen wie dem ersten!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0091]
!villil>alt Beyschlags Lebenserinnerungen
daß „die größere Gefahr für unsre abendländische Kultur und deutsche Zukunft
uicht auf sozialdemokratischer, sondern auf ultramontaner Seite liegt," diente
er seit der Gründung dem Evangelischen Bunde auf der Stufe des Lokal-, des
Provinzial- und des Gesamtvercins als Vorstandsmitglied, als Redner und
Schriftsteller und „hatte das Gefühl einer nicht vergeblichen Arbeit." Die
Geltung und glückliche Wirkung seiner Lehrthätigkeit an der Universität, dnrch
die er die vielbeklagte „Spannung zwischen Kirche und Theologie," das Haupt-
krnukhcitssyiuptom des deutscheu Protestantismus, wenigstens milderte; die fort¬
gesetzte Teilnahme an den Verhandln»gen' der preußischen Gcneralsynvden, die
gesteigerte wissenschaftliche Forschung erhielten im Verein mit den mäßigen,
aber doch erfrischenden Erfolgen des Evangelischen Bundes das Gefühl der
leisen Unterströmung wach, von der der Verfasser gesprochen hat.
Das persönliche Leben Beyschlags tritt in all den Aufzeichnungen seiner spätern
Jahre natürlich zurück, aber wir erfahren genug davon, daß wir wissen, ihn: sei
in echt menschlichem Wechsel Glück und Leid zugemessen worden, genug des be¬
scheidnen, innerlichen Glücks, ihn schwungvoll und berufsfrendig zu erhalten. Wir
sehen das Haus im Schwcizcrstil mit dem Garten nahe an den Saalufern von
Giebichenstein, wo er jahrzehntelang gewohnt hat, wir begleiten ihn ans seinen
Wanderungen und Reisen, zum heimatlichen Main und Rhein, durch die Berg¬
welt der deutschen und der schweizerische» Alpen bis zu den Herrlichkeiten
Neapels und Roms. Wir teilen seine Genugthuung über das Gelingen des
zwcihundertjührigen Jubelfestes der Universität Halle, bei der der greise und
jugendfrische Theolog noch einmal als Rektor die Ehren seiner geliebten Hoch¬
schule getragen und in glänzender Weise vertreten hat. Wir fühlen mit ihm,
wenn sich unmittelbar hinter diesen leuchtenden Tagen die dunkeln nnfthnn
und der tieffühlende Mann den schweren Abschied vom geliebten Weibe erdulden
muß. In lyrischen Gedichten, die warm und schlicht aus dem Innersten feiner
Seele gequollen find, läßt Beyschlag den Bericht über sein Leben ausklingen.
Nückschaueud wird sich kein Leser der Empfindung entziehn, daß es ein einfaches
aber mächtiges, ein kampfreiches und doch des innern Friedens volles Leben
ist, von dem Beyschlags Erinnerungen und Erfahrungen erzählen. An Lesern
aber wird es, nach allem Gesagten, dem zweiten Teil dieser vortrefflichen
Selbstbiographie so wenig fehlen wie dem ersten!
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