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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Das Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

Werten. Anders ist es bei dem Gefechtsbild Fig. 4. Hier kämpfen beide Ge¬
schwader in wirksamer Schußweite neben einander, Schiff neben Schiff, und
es wiederholt sich hier eine ähnliche taktische Lage, wie solche zur Zeit der
großen Segelflotten, häufig vorkam. Hier handelt es sich, wie in damaliger
Zeit, um ein Niederkämpfen der feindlichen Artillerie durch Nnbrauchbarinachen
der Geschütze und Mannschaften.

Beide Bilder lehren uus, wie sehr es darauf ankommt, das einzelne
Linienschiff so stark wie möglich zu machen, um zu vermeiden, daß an einzelnen
Stellen eine Schwächung der Linie entsteht, die leicht von den verhängnis¬
vollsten Folgen begleitet sein kann. Auch dies erinnert an die Scgelschiffahrts-
Zeit, wo mir als Notbehelf 64 oder gar 50 Knnonenschiffe in die Linie ein¬
gestellt wurden. Wird man allen Anforderungen in taktischer und strategischer
Beziehung gerecht, und legt man in technischer Beziehung die beste Konstruktion
zu Grunde, so läßt sich unter 8000 Tonnen kaun: ein Schlachtschiff herstellen,
soll es in der Linie nicht ungenügend sein. Andrerseits hängen die Ab¬
messungen der Größenverhältnisse nach oben hin vom Kostenpunkt und von
den Kttstenverhältnifsen ab. Diese letzten, lassen nämlich nicht zu, daß über einen
bestimmten Tiefgang des Schiffes hinaus gegangen wird. Ein Bedürfnis nach
kleinern oder überhaupt nach verschiednen Klassen von Panzerschiffen liegt nicht
^'r. Vielmehr gehn die praktischen Erfahrungen dahin, daß, je stärker die
schiffe sind, und je einheitlicher das Geschwader zusammengesetzt ist, desto
stärker die Linie wird, und desto mehr die Kraftausnutzung durch taktische Hand¬
habung des Geschwaders gesteigert werden kann. Hierdurch ist jedenfalls auch die
Absicht der Mariueleitung hervorgerufen, die bisher als "Küsteupauzerschiffe"
bezeichneten Schiffe der Siegfriedklasse durch "Linienschiffe" zu ersetzen.

Aber noch weitere Lehren ergeben sich aus unsern Darstellungen. Zu¬
wachse müssen alle Linienschiffe mit Rücksicht auf eine günstige Verwendung der
Artillerie gebaut werden.
sachgemäße Bedienung
der Geschütze, praktisches
Schießen unter ähnlichen
Verhältnisse" wie im
Kriegsfall, Erziehung der
Besatzung zur Selbstän-
digkeit und zum ruhigen
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den denkbar schwierigsten
Gcfechtsverhültnifsen sind
. das vornehmste Ziel der
Ausbildung für Kommandanten und Offiziere. Das Hanptbestreben in taktischer
'Ansicht muß sein, eine günstige Schußweite zu erhalten, und sich so zum Feinde
G ^ ti^su so wenig wie möglich, das eigne Geschwader aber so viel
eschütze wie möglich zum Tragen bringen kann. Ein Geschwader ^, das
^ aufgestellt ist, daß es die Linie des feindlichen Geschwaders L mit allen


Das Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

Werten. Anders ist es bei dem Gefechtsbild Fig. 4. Hier kämpfen beide Ge¬
schwader in wirksamer Schußweite neben einander, Schiff neben Schiff, und
es wiederholt sich hier eine ähnliche taktische Lage, wie solche zur Zeit der
großen Segelflotten, häufig vorkam. Hier handelt es sich, wie in damaliger
Zeit, um ein Niederkämpfen der feindlichen Artillerie durch Nnbrauchbarinachen
der Geschütze und Mannschaften.

Beide Bilder lehren uus, wie sehr es darauf ankommt, das einzelne
Linienschiff so stark wie möglich zu machen, um zu vermeiden, daß an einzelnen
Stellen eine Schwächung der Linie entsteht, die leicht von den verhängnis¬
vollsten Folgen begleitet sein kann. Auch dies erinnert an die Scgelschiffahrts-
Zeit, wo mir als Notbehelf 64 oder gar 50 Knnonenschiffe in die Linie ein¬
gestellt wurden. Wird man allen Anforderungen in taktischer und strategischer
Beziehung gerecht, und legt man in technischer Beziehung die beste Konstruktion
zu Grunde, so läßt sich unter 8000 Tonnen kaun: ein Schlachtschiff herstellen,
soll es in der Linie nicht ungenügend sein. Andrerseits hängen die Ab¬
messungen der Größenverhältnisse nach oben hin vom Kostenpunkt und von
den Kttstenverhältnifsen ab. Diese letzten, lassen nämlich nicht zu, daß über einen
bestimmten Tiefgang des Schiffes hinaus gegangen wird. Ein Bedürfnis nach
kleinern oder überhaupt nach verschiednen Klassen von Panzerschiffen liegt nicht
^'r. Vielmehr gehn die praktischen Erfahrungen dahin, daß, je stärker die
schiffe sind, und je einheitlicher das Geschwader zusammengesetzt ist, desto
stärker die Linie wird, und desto mehr die Kraftausnutzung durch taktische Hand¬
habung des Geschwaders gesteigert werden kann. Hierdurch ist jedenfalls auch die
Absicht der Mariueleitung hervorgerufen, die bisher als „Küsteupauzerschiffe"
bezeichneten Schiffe der Siegfriedklasse durch „Linienschiffe" zu ersetzen.

Aber noch weitere Lehren ergeben sich aus unsern Darstellungen. Zu¬
wachse müssen alle Linienschiffe mit Rücksicht auf eine günstige Verwendung der
Artillerie gebaut werden.
sachgemäße Bedienung
der Geschütze, praktisches
Schießen unter ähnlichen
Verhältnisse» wie im
Kriegsfall, Erziehung der
Besatzung zur Selbstän-
digkeit und zum ruhigen
b eso i in en er H a » d ein um ter
den denkbar schwierigsten
Gcfechtsverhültnifsen sind
. das vornehmste Ziel der
Ausbildung für Kommandanten und Offiziere. Das Hanptbestreben in taktischer
'Ansicht muß sein, eine günstige Schußweite zu erhalten, und sich so zum Feinde
G ^ ti^su so wenig wie möglich, das eigne Geschwader aber so viel
eschütze wie möglich zum Tragen bringen kann. Ein Geschwader ^, das
^ aufgestellt ist, daß es die Linie des feindlichen Geschwaders L mit allen


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[0595] Das Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte Werten. Anders ist es bei dem Gefechtsbild Fig. 4. Hier kämpfen beide Ge¬ schwader in wirksamer Schußweite neben einander, Schiff neben Schiff, und es wiederholt sich hier eine ähnliche taktische Lage, wie solche zur Zeit der großen Segelflotten, häufig vorkam. Hier handelt es sich, wie in damaliger Zeit, um ein Niederkämpfen der feindlichen Artillerie durch Nnbrauchbarinachen der Geschütze und Mannschaften. Beide Bilder lehren uus, wie sehr es darauf ankommt, das einzelne Linienschiff so stark wie möglich zu machen, um zu vermeiden, daß an einzelnen Stellen eine Schwächung der Linie entsteht, die leicht von den verhängnis¬ vollsten Folgen begleitet sein kann. Auch dies erinnert an die Scgelschiffahrts- Zeit, wo mir als Notbehelf 64 oder gar 50 Knnonenschiffe in die Linie ein¬ gestellt wurden. Wird man allen Anforderungen in taktischer und strategischer Beziehung gerecht, und legt man in technischer Beziehung die beste Konstruktion zu Grunde, so läßt sich unter 8000 Tonnen kaun: ein Schlachtschiff herstellen, soll es in der Linie nicht ungenügend sein. Andrerseits hängen die Ab¬ messungen der Größenverhältnisse nach oben hin vom Kostenpunkt und von den Kttstenverhältnifsen ab. Diese letzten, lassen nämlich nicht zu, daß über einen bestimmten Tiefgang des Schiffes hinaus gegangen wird. Ein Bedürfnis nach kleinern oder überhaupt nach verschiednen Klassen von Panzerschiffen liegt nicht ^'r. Vielmehr gehn die praktischen Erfahrungen dahin, daß, je stärker die schiffe sind, und je einheitlicher das Geschwader zusammengesetzt ist, desto stärker die Linie wird, und desto mehr die Kraftausnutzung durch taktische Hand¬ habung des Geschwaders gesteigert werden kann. Hierdurch ist jedenfalls auch die Absicht der Mariueleitung hervorgerufen, die bisher als „Küsteupauzerschiffe" bezeichneten Schiffe der Siegfriedklasse durch „Linienschiffe" zu ersetzen. Aber noch weitere Lehren ergeben sich aus unsern Darstellungen. Zu¬ wachse müssen alle Linienschiffe mit Rücksicht auf eine günstige Verwendung der [Abbildung] Artillerie gebaut werden. sachgemäße Bedienung der Geschütze, praktisches Schießen unter ähnlichen Verhältnisse» wie im Kriegsfall, Erziehung der Besatzung zur Selbstän- digkeit und zum ruhigen b eso i in en er H a » d ein um ter den denkbar schwierigsten Gcfechtsverhültnifsen sind . das vornehmste Ziel der Ausbildung für Kommandanten und Offiziere. Das Hanptbestreben in taktischer 'Ansicht muß sein, eine günstige Schußweite zu erhalten, und sich so zum Feinde G ^ ti^su so wenig wie möglich, das eigne Geschwader aber so viel eschütze wie möglich zum Tragen bringen kann. Ein Geschwader ^, das ^ aufgestellt ist, daß es die Linie des feindlichen Geschwaders L mit allen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/595>, abgerufen am 04.07.2024.