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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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das Doppelgeschwadcr, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

es entstanden Doppclformationen, die für die Taktik etwas Bestechendes hatten.
Die Raume, als eine der gefährlichsten Waffen, wurde zu,n Mittelp.i.ilk der
Taktik gemacht, und die Formationen, namentlich in der französischen Marine,
hierauf 'zugeschnitten. Die Einführung der Torpedos als Sonderwaffe an Bord
der Kriegsschiffe änderte wiederum die Bedeutung der Raume ab, und erst all¬
mählich'hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, das; ime in frühern Zeiten
die Artillerie die 5innptwaffe, und Raume wie Torpedo nnr Gelegeiihelts-
wnffeu siud. Damit kommen wir von selbst wieder ans die Lune.ita til der
Segelschiffszeit zurück. Es handelt sich keineswegs um etwas neues, sondern
im wesentlichen nur um solche Änderungen, die durch die frerere BeweglrckM
der Schiffe und durch die sehr verbesserte Aufstelln"" und Richtbarkeit der Ge¬
schütze veranlaßt werdeu. Wir knüpfen thatsächlich über deu Zeitraum eines
langen Seefricdeus mit seiner großen technischen Umwälzung und seinen zahl¬
reichen taktischen Spekulationen hinweg wieder an die Zeit an, wo d.e Mannen
aeklärte Scekrieqserfahrunqcu hatte".

Um einen Begriff vo" der jetzige" Sectaktik zu bekomme", mache" orr
"us zunächst die ^nsani.nensetznng eiiies Geschwaders klar. Wir legen unsrer
Betrachtung mir den Kern des Geschwaders, die Linienschiffe, zu Grunde und
lassen d en'ganzen Apparat von Anfklärungsgrnppen,
Tvrpedobootsdivisionen, weg, um unnötige Kompli-
tationem zu verincideii. Ein Geschwader besteht ans
acht Linienschiffen, die in der Linie mit einem be¬
stimmten Abstand entweder nebeneinander --- in Dwars¬
linie -- Mg. i) hintereinander -- in Kiellinie --
Gig- 2) fahre". Der Abstand zwischen den einzelnen
Schiffen muß so festgesetzt werden, daß ein sicheres
Fahren im Verbände gewährleistet ist. Wir nehmen
an. daß der Abstand 400 Meter beträgt. Die ganze
Wille vom Flaggschiff bis zum Schlich- oder Flügel-
schiff nimmt somit einen Raum von 2,8 Kilometer"
^in- Um ein möglichst genaues Fahren im Verbände
>'U gewährleisten, muß eine bestimmte Geschwindigkeit
^v" alleu Schiffe" innegehalten werden. Diese Ge-
schwindigkeit, sowie sonstige Bewegungen der Linie
werden durch Signale vom Flaggschiffe den übrigen Schiffen mitgeteilt. Die
Bewegungen bestehn ans "Wendungen" (rechtsum, links"",, kehrt). "Schwen¬
kungen" (rechts >ab links schwenke" in" eine" bestimmten Winkel), "A"f-
nmrschieren" und "Abbrechen." Um einen landläufigen Vergleich zu gebrauche",
wie sich die Bewegungen eiues Geschwaders vollzieh", stelle" wir uns eine
^'"pagnie vor, die ans zwei Zügen z" je vier Sektiouskoloune" besteht.
Das Aufmarschiere" z"r Linie (für das Geschwader "Dwarslinie"), das Ab-



')bedeutet Flaggschiff,
Grenzboten 7 1900
das Doppelgeschwadcr, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

es entstanden Doppclformationen, die für die Taktik etwas Bestechendes hatten.
Die Raume, als eine der gefährlichsten Waffen, wurde zu,n Mittelp.i.ilk der
Taktik gemacht, und die Formationen, namentlich in der französischen Marine,
hierauf 'zugeschnitten. Die Einführung der Torpedos als Sonderwaffe an Bord
der Kriegsschiffe änderte wiederum die Bedeutung der Raume ab, und erst all¬
mählich'hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, das; ime in frühern Zeiten
die Artillerie die 5innptwaffe, und Raume wie Torpedo nnr Gelegeiihelts-
wnffeu siud. Damit kommen wir von selbst wieder ans die Lune.ita til der
Segelschiffszeit zurück. Es handelt sich keineswegs um etwas neues, sondern
im wesentlichen nur um solche Änderungen, die durch die frerere BeweglrckM
der Schiffe und durch die sehr verbesserte Aufstelln»« und Richtbarkeit der Ge¬
schütze veranlaßt werdeu. Wir knüpfen thatsächlich über deu Zeitraum eines
langen Seefricdeus mit seiner großen technischen Umwälzung und seinen zahl¬
reichen taktischen Spekulationen hinweg wieder an die Zeit an, wo d.e Mannen
aeklärte Scekrieqserfahrunqcu hatte».

Um einen Begriff vo» der jetzige» Sectaktik zu bekomme», mache» orr
"us zunächst die ^nsani.nensetznng eiiies Geschwaders klar. Wir legen unsrer
Betrachtung mir den Kern des Geschwaders, die Linienschiffe, zu Grunde und
lassen d en'ganzen Apparat von Anfklärungsgrnppen,
Tvrpedobootsdivisionen, weg, um unnötige Kompli-
tationem zu verincideii. Ein Geschwader besteht ans
acht Linienschiffen, die in der Linie mit einem be¬
stimmten Abstand entweder nebeneinander -— in Dwars¬
linie — Mg. i) hintereinander — in Kiellinie —
Gig- 2) fahre». Der Abstand zwischen den einzelnen
Schiffen muß so festgesetzt werden, daß ein sicheres
Fahren im Verbände gewährleistet ist. Wir nehmen
an. daß der Abstand 400 Meter beträgt. Die ganze
Wille vom Flaggschiff bis zum Schlich- oder Flügel-
schiff nimmt somit einen Raum von 2,8 Kilometer»
^in- Um ein möglichst genaues Fahren im Verbände
>'U gewährleisten, muß eine bestimmte Geschwindigkeit
^v» alleu Schiffe« innegehalten werden. Diese Ge-
schwindigkeit, sowie sonstige Bewegungen der Linie
werden durch Signale vom Flaggschiffe den übrigen Schiffen mitgeteilt. Die
Bewegungen bestehn ans „Wendungen" (rechtsum, links»»,, kehrt). „Schwen¬
kungen" (rechts >ab links schwenke» in» eine» bestimmten Winkel), „A»f-
nmrschieren" und „Abbrechen." Um einen landläufigen Vergleich zu gebrauche»,
wie sich die Bewegungen eiues Geschwaders vollzieh», stelle» wir uns eine
^'»pagnie vor, die ans zwei Zügen z» je vier Sektiouskoloune» besteht.
Das Aufmarschiere» z»r Linie (für das Geschwader „Dwarslinie"), das Ab-



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[0593] das Doppelgeschwadcr, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte es entstanden Doppclformationen, die für die Taktik etwas Bestechendes hatten. Die Raume, als eine der gefährlichsten Waffen, wurde zu,n Mittelp.i.ilk der Taktik gemacht, und die Formationen, namentlich in der französischen Marine, hierauf 'zugeschnitten. Die Einführung der Torpedos als Sonderwaffe an Bord der Kriegsschiffe änderte wiederum die Bedeutung der Raume ab, und erst all¬ mählich'hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, das; ime in frühern Zeiten die Artillerie die 5innptwaffe, und Raume wie Torpedo nnr Gelegeiihelts- wnffeu siud. Damit kommen wir von selbst wieder ans die Lune.ita til der Segelschiffszeit zurück. Es handelt sich keineswegs um etwas neues, sondern im wesentlichen nur um solche Änderungen, die durch die frerere BeweglrckM der Schiffe und durch die sehr verbesserte Aufstelln»« und Richtbarkeit der Ge¬ schütze veranlaßt werdeu. Wir knüpfen thatsächlich über deu Zeitraum eines langen Seefricdeus mit seiner großen technischen Umwälzung und seinen zahl¬ reichen taktischen Spekulationen hinweg wieder an die Zeit an, wo d.e Mannen aeklärte Scekrieqserfahrunqcu hatte». Um einen Begriff vo» der jetzige» Sectaktik zu bekomme», mache» orr "us zunächst die ^nsani.nensetznng eiiies Geschwaders klar. Wir legen unsrer Betrachtung mir den Kern des Geschwaders, die Linienschiffe, zu Grunde und lassen d [Abbildung] en'ganzen Apparat von Anfklärungsgrnppen, Tvrpedobootsdivisionen, weg, um unnötige Kompli- tationem zu verincideii. Ein Geschwader besteht ans acht Linienschiffen, die in der Linie mit einem be¬ stimmten Abstand entweder nebeneinander -— in Dwars¬ linie — Mg. i) hintereinander — in Kiellinie — Gig- 2) fahre». Der Abstand zwischen den einzelnen Schiffen muß so festgesetzt werden, daß ein sicheres Fahren im Verbände gewährleistet ist. Wir nehmen an. daß der Abstand 400 Meter beträgt. Die ganze Wille vom Flaggschiff bis zum Schlich- oder Flügel- schiff nimmt somit einen Raum von 2,8 Kilometer» ^in- Um ein möglichst genaues Fahren im Verbände >'U gewährleisten, muß eine bestimmte Geschwindigkeit ^v» alleu Schiffe« innegehalten werden. Diese Ge- schwindigkeit, sowie sonstige Bewegungen der Linie werden durch Signale vom Flaggschiffe den übrigen Schiffen mitgeteilt. Die Bewegungen bestehn ans „Wendungen" (rechtsum, links»»,, kehrt). „Schwen¬ kungen" (rechts >ab links schwenke» in» eine» bestimmten Winkel), „A»f- nmrschieren" und „Abbrechen." Um einen landläufigen Vergleich zu gebrauche», wie sich die Bewegungen eiues Geschwaders vollzieh», stelle» wir uns eine ^'»pagnie vor, die ans zwei Zügen z» je vier Sektiouskoloune» besteht. Das Aufmarschiere» z»r Linie (für das Geschwader „Dwarslinie"), das Ab- ')bedeutet Flaggschiff, Grenzboten 7 1900

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/593>, abgerufen am 04.07.2024.