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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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auf eine möglichst geringe Ziffer herabgedriickt wird, und dagegen dem Mittel¬
stande von unten her möglichst viel Kräfte zugeführt werden. Nur die Qualität
des deutschen Volkes kann der Quantität unsrer Mitbewerber um die Erde die
Spitze bieten. Darum gehört eine eingehende Pflege der Sozialpolitik zu den
Pflichten des deutschen Weltpolitikers, und er muß die bekämpfen, die dem
Arbeiter sein wirtschaftliches Mitbestiminungsrecht nehmen, ihn in die Masse
der Hörigen hinabdrücken wollen, wie das die patriarchalisch autokratische
Sozialpolitik des Freiherrn von Stumm und andrer Großindustriellen beab-
sichtigt. Eine liberale Sozialpolitik wird beiden Teilen gerecht: sie behindert
Nieder die Regsamkeit der Intelligenz und des Kapitals -- wie der kommu¬
nistische, noch die der Arbeit, wie der autokratische Sozialterrorismus, Freilich
zeigt die Mehrzahl much der bessern deutschen Arbeiter jetzt noch wenig
Staatsgefühl und Urteilsfähigkeit in politischen Dingen, aber das teilt sie
mit vielen Augehörigen der höhern Stände, und auch in dieser Hinsicht muß
die Zeit alte Schmerzen lindern. Je mehr sich die alten Parteien materieller
Interessenpolitik hingeben, desto weniger Reize haben sie natürlich für die
Arbeiterschaft, die doch, wo alles sich selbst liebt, allein sich nicht hassen wird.
Gerade die bessern Arbeiter, die sich jetzt mit allerhand geringem Volk unter
die Fittiche der Sozialdemokratie haben begeben müssen, die ihnen doch nichts
bringt als die Parteikassenqnittungen, werden sich gern mit der Zeit einer
sozialen Mittclpartci anschließen, die mit dem liberalen Prinzip, dem der
Arbeiter huldigen wird, das nationale verbindet.

Die Erhaltung, Vergrößerung und Zusammenfassung des Mittelstands
nützt nicht nur der Wehrfähigkeit des Vaterlands, sondern sie schafft der Ge¬
samtpolitik auch eine ruhigere Nahn, weil sie die Leitung der Staatsgeschäfte
unabhängig macht von der Beeinflussung durch zu weit getriebne Sonderinter¬
essen. In dieser Hinsicht verdient die Mittelstandspolitil des preußischen
Finanzministers mich vom Weltpvlitiker Beachtung, wenn sie auch nur ein Teil
der wünschenswerten Sozialpolitik ist. Der wirtschaftliche Aufschwung des
deutschen Volks erfordert große Kapitalien. Es war natürlich, daß sich das
internationale Kapital der jungen vielversprechenden Kraft zu bemächtigen
trachtete. Wäre ihm das gelungen, so wäre dieses internationale Kapital auch
eine politische Macht in Deutschland geworden, mit der die deutsche Regierung
hätte rechnen müssen. Und in der That hat in den letzten Jahren des ehr¬
würdigen Kaisers Wilhelms I. diese Gefahr bestanden, da sich das internatio¬
nale jüdische Kapital ans dein Wege über England an den damaligen Thron¬
folger und seine Gemahlin heranzudrängen suchte. Unter solchen Umständen
wäre eine nationale Weltpolitik unmöglich gewesen. Zum nationalen Staat
gehört auch nationales Kapital, das vom Staate abhängig ist und nicht
umgekehrt. Für Preußen hat das Verdienst, das Kapital mit den nationalen
Interessen verquickt und damit ein nationales Kapital geschaffen zu haben, der
Finnnzminister von Miqnel, indem er seine preußischen Finanzoperationen unter
Umgehung der jüdischen Banksirmen mit Hilfe der Dentschen Bank, Seesand-


auf eine möglichst geringe Ziffer herabgedriickt wird, und dagegen dem Mittel¬
stande von unten her möglichst viel Kräfte zugeführt werden. Nur die Qualität
des deutschen Volkes kann der Quantität unsrer Mitbewerber um die Erde die
Spitze bieten. Darum gehört eine eingehende Pflege der Sozialpolitik zu den
Pflichten des deutschen Weltpolitikers, und er muß die bekämpfen, die dem
Arbeiter sein wirtschaftliches Mitbestiminungsrecht nehmen, ihn in die Masse
der Hörigen hinabdrücken wollen, wie das die patriarchalisch autokratische
Sozialpolitik des Freiherrn von Stumm und andrer Großindustriellen beab-
sichtigt. Eine liberale Sozialpolitik wird beiden Teilen gerecht: sie behindert
Nieder die Regsamkeit der Intelligenz und des Kapitals — wie der kommu¬
nistische, noch die der Arbeit, wie der autokratische Sozialterrorismus, Freilich
zeigt die Mehrzahl much der bessern deutschen Arbeiter jetzt noch wenig
Staatsgefühl und Urteilsfähigkeit in politischen Dingen, aber das teilt sie
mit vielen Augehörigen der höhern Stände, und auch in dieser Hinsicht muß
die Zeit alte Schmerzen lindern. Je mehr sich die alten Parteien materieller
Interessenpolitik hingeben, desto weniger Reize haben sie natürlich für die
Arbeiterschaft, die doch, wo alles sich selbst liebt, allein sich nicht hassen wird.
Gerade die bessern Arbeiter, die sich jetzt mit allerhand geringem Volk unter
die Fittiche der Sozialdemokratie haben begeben müssen, die ihnen doch nichts
bringt als die Parteikassenqnittungen, werden sich gern mit der Zeit einer
sozialen Mittclpartci anschließen, die mit dem liberalen Prinzip, dem der
Arbeiter huldigen wird, das nationale verbindet.

Die Erhaltung, Vergrößerung und Zusammenfassung des Mittelstands
nützt nicht nur der Wehrfähigkeit des Vaterlands, sondern sie schafft der Ge¬
samtpolitik auch eine ruhigere Nahn, weil sie die Leitung der Staatsgeschäfte
unabhängig macht von der Beeinflussung durch zu weit getriebne Sonderinter¬
essen. In dieser Hinsicht verdient die Mittelstandspolitil des preußischen
Finanzministers mich vom Weltpvlitiker Beachtung, wenn sie auch nur ein Teil
der wünschenswerten Sozialpolitik ist. Der wirtschaftliche Aufschwung des
deutschen Volks erfordert große Kapitalien. Es war natürlich, daß sich das
internationale Kapital der jungen vielversprechenden Kraft zu bemächtigen
trachtete. Wäre ihm das gelungen, so wäre dieses internationale Kapital auch
eine politische Macht in Deutschland geworden, mit der die deutsche Regierung
hätte rechnen müssen. Und in der That hat in den letzten Jahren des ehr¬
würdigen Kaisers Wilhelms I. diese Gefahr bestanden, da sich das internatio¬
nale jüdische Kapital ans dein Wege über England an den damaligen Thron¬
folger und seine Gemahlin heranzudrängen suchte. Unter solchen Umständen
wäre eine nationale Weltpolitik unmöglich gewesen. Zum nationalen Staat
gehört auch nationales Kapital, das vom Staate abhängig ist und nicht
umgekehrt. Für Preußen hat das Verdienst, das Kapital mit den nationalen
Interessen verquickt und damit ein nationales Kapital geschaffen zu haben, der
Finnnzminister von Miqnel, indem er seine preußischen Finanzoperationen unter
Umgehung der jüdischen Banksirmen mit Hilfe der Dentschen Bank, Seesand-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/444>, abgerufen am 04.07.2024.