Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Fasching gewaltige molss zu bedienen -- auf keine Kuhhaut. Wir hätten beinahe gesagt, Auch der kleine Italiener, dessen wie Email schillerndes und wie angegossen Es sei schade, sagte Frau Klarn, das; Ernst zu groß und zu ungeschlacht sei, Doktor Rückert konnte nicht recht einsehen, wie man es anfing, die Atlas¬ Nichts einfacher als das, Franz! Der Trikot muß natürlich einer Glieder¬ Wieder eins von den vielen Miniaturkolumbuseieru, mit denen der Mensch Nein, sie hatte es nicht gehört. Wie hätte sie auch bei diesem überwältigende" Unsre Maskenbälle machen ihm gar nicht den Eindruck von Masken-, sondern I das wäre! Ist das wahr, Hans? fragte Fran Klara. Von einem solche" Herr secirte, der junge Künstler, der das Kostüm der Favoritsultauin und Fasching gewaltige molss zu bedienen — auf keine Kuhhaut. Wir hätten beinahe gesagt, Auch der kleine Italiener, dessen wie Email schillerndes und wie angegossen Es sei schade, sagte Frau Klarn, das; Ernst zu groß und zu ungeschlacht sei, Doktor Rückert konnte nicht recht einsehen, wie man es anfing, die Atlas¬ Nichts einfacher als das, Franz! Der Trikot muß natürlich einer Glieder¬ Wieder eins von den vielen Miniaturkolumbuseieru, mit denen der Mensch Nein, sie hatte es nicht gehört. Wie hätte sie auch bei diesem überwältigende» Unsre Maskenbälle machen ihm gar nicht den Eindruck von Masken-, sondern I das wäre! Ist das wahr, Hans? fragte Fran Klara. Von einem solche» Herr secirte, der junge Künstler, der das Kostüm der Favoritsultauin und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0412" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232964"/> <fw type="header" place="top"> Fasching</fw><lb/> <p xml:id="ID_1326" prev="#ID_1325"> gewaltige molss zu bedienen — auf keine Kuhhaut. Wir hätten beinahe gesagt,<lb/> das; sie sich ausunhmcn und anhörten wie eine fidele kleine Sperlingsgesellschaft,<lb/> die in den Zweigen eines Baums ihr lustiges Wesen treibt. Aber der Spatz ist<lb/> frech und gassenjungenartig, darum würde der Vergleich nicht gepaßt haben, denn<lb/> es ging trotz der Lebhaftigkeit alles sehr anmutig und manierlich ab. Lange waren<lb/> sie ja nie da. Noch ehe Frau Klara alle schwarzen Samtschleifen wieder befestigt<lb/> und alle Lavallieres wieder zurechtgesteckt und zurechtgezupft hatte, hörte nun<lb/> schon wieder das wohlbekannte Klopfen des Taktstvcks, und wenn sich dann die<lb/> Geigen- und die Kontrabaßtöne durch den Saal schwangen, war das fidele Völkchen<lb/> mit einem Flügelschlag auf und davon.</p><lb/> <p xml:id="ID_1327"> Auch der kleine Italiener, dessen wie Email schillerndes und wie angegossen<lb/> sitzendes Harlekinkostüm dem scharfen Auge der praktischen Frau Metzler eine Nuß<lb/> zu knacken gegeben hatte, war mit den übrigen davon geflattert, nicht ohne, nach<lb/> Art glänzender von Blüte zu Blüte fliegender Insekten, einige Pollen anregende»<lb/> Gesprächstoffs zurückzulassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1328"> Es sei schade, sagte Frau Klarn, das; Ernst zu groß und zu ungeschlacht sei,<lb/> sonst würde sie ihm für den Jdunnmaskeuball ein Harlekinkostüm nach dem Muster<lb/> des Grvssischeu hergestellt haben. So wunderbar und prächtig der Anzug auch<lb/> aussehe, sei er im Grunde doch nichts andres als schwarzer Trikot, auf den nicht<lb/> zu große rote, gelbe und blane Atlasrhomben so aufgenäht seien, daß zwischen ihnen<lb/> etwa einen halben Centimeter breite, sich gitterartig kreuzende schwarze Trikotstreifen<lb/> sichtbar blieben. Wären die Atlasrhombeu ohne Zwischenräume unmittelbar anein¬<lb/> ander genäht, dozierte Fran Metzler, würde es ein sehr unbequemes Kostüm sein,<lb/> weil schwerer Atlas, der einzige, der den richtigen metallischen Glanz habe, nicht<lb/> genug nachgebe; so aber gebe der Trikot an den Stellen nach, wo er freiliege.</p><lb/> <p xml:id="ID_1329"> Doktor Rückert konnte nicht recht einsehen, wie man es anfing, die Atlas¬<lb/> rhomben richtig aufznnähen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1330"> Nichts einfacher als das, Franz! Der Trikot muß natürlich einer Glieder¬<lb/> puppe angezogen werden und daraus bleiben, solange man näht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1331"> Wieder eins von den vielen Miniaturkolumbuseieru, mit denen der Mensch<lb/> auch in kleinen banalen Dingen scheinbaren Unmöglichkeiten zu begegnen weiß. Hast<lb/> dn gehört, Klara, was der kleine Italiener über unsre Maskenbälle sagte?</p><lb/> <p xml:id="ID_1332"> Nein, sie hatte es nicht gehört. Wie hätte sie auch bei diesem überwältigende»<lb/> Andrange von locker gewordnen schwarzen Samtschleifen und bis an die Ohre»<lb/> hinaufgerntschten Batistkumten noch für etwas andres Zeit übrig gehabt habe»<lb/> können!</p><lb/> <p xml:id="ID_1333"> Unsre Maskenbälle machen ihm gar nicht den Eindruck von Masken-, sondern<lb/> von Kostümbällen. Er sieht nicht recht ein, warum wir überhaupt Masken vor¬<lb/> nehmen, da wir, wie er sagt, keine Maskenscherze treiben und die Mnskenfreiheit<lb/> so gut wie gar nicht benutzen. Nach der Demaskiernng findet er unsre Feste sehr<lb/> heiter und nett, aber vorher kommen ihm die Leute so ernst und feierlich vor, als<lb/> wären sie zusammengekommen, einer Gerichtssitzung beizuwohnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1334"> I das wäre! Ist das wahr, Hans? fragte Fran Klara. Von einem solche»<lb/> allgemeinen Standpunkt betrachtet, gehörte die Maskenballfrage in das Gebiet<lb/> der Ethnologie, und derlei überließ sie ihrem Manne.</p><lb/> <p xml:id="ID_1335"> Herr secirte, der junge Künstler, der das Kostüm der Favoritsultauin und<lb/> ihrer beiden Begleiter gezeichnet hatte, war inzwischen auch herbeigekommen Er<lb/> war als veueziauischer Nobile in schwarzen Atlas gekleidet und trug über dem<lb/> Kostüm noch einen schwarzseidnen venetinnischen Mantel. Er bedauerte im Interesse<lb/> des künstlerischen Effekts, daß Fräulein Portius ans einem Stuhl Platz genommen<lb/> und ihre Suite entlassen hätte, aber was konnte das helfen! Das Unglück war<lb/> »um einmal geschehn.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0412]
Fasching
gewaltige molss zu bedienen — auf keine Kuhhaut. Wir hätten beinahe gesagt,
das; sie sich ausunhmcn und anhörten wie eine fidele kleine Sperlingsgesellschaft,
die in den Zweigen eines Baums ihr lustiges Wesen treibt. Aber der Spatz ist
frech und gassenjungenartig, darum würde der Vergleich nicht gepaßt haben, denn
es ging trotz der Lebhaftigkeit alles sehr anmutig und manierlich ab. Lange waren
sie ja nie da. Noch ehe Frau Klara alle schwarzen Samtschleifen wieder befestigt
und alle Lavallieres wieder zurechtgesteckt und zurechtgezupft hatte, hörte nun
schon wieder das wohlbekannte Klopfen des Taktstvcks, und wenn sich dann die
Geigen- und die Kontrabaßtöne durch den Saal schwangen, war das fidele Völkchen
mit einem Flügelschlag auf und davon.
Auch der kleine Italiener, dessen wie Email schillerndes und wie angegossen
sitzendes Harlekinkostüm dem scharfen Auge der praktischen Frau Metzler eine Nuß
zu knacken gegeben hatte, war mit den übrigen davon geflattert, nicht ohne, nach
Art glänzender von Blüte zu Blüte fliegender Insekten, einige Pollen anregende»
Gesprächstoffs zurückzulassen.
Es sei schade, sagte Frau Klarn, das; Ernst zu groß und zu ungeschlacht sei,
sonst würde sie ihm für den Jdunnmaskeuball ein Harlekinkostüm nach dem Muster
des Grvssischeu hergestellt haben. So wunderbar und prächtig der Anzug auch
aussehe, sei er im Grunde doch nichts andres als schwarzer Trikot, auf den nicht
zu große rote, gelbe und blane Atlasrhomben so aufgenäht seien, daß zwischen ihnen
etwa einen halben Centimeter breite, sich gitterartig kreuzende schwarze Trikotstreifen
sichtbar blieben. Wären die Atlasrhombeu ohne Zwischenräume unmittelbar anein¬
ander genäht, dozierte Fran Metzler, würde es ein sehr unbequemes Kostüm sein,
weil schwerer Atlas, der einzige, der den richtigen metallischen Glanz habe, nicht
genug nachgebe; so aber gebe der Trikot an den Stellen nach, wo er freiliege.
Doktor Rückert konnte nicht recht einsehen, wie man es anfing, die Atlas¬
rhomben richtig aufznnähen.
Nichts einfacher als das, Franz! Der Trikot muß natürlich einer Glieder¬
puppe angezogen werden und daraus bleiben, solange man näht.
Wieder eins von den vielen Miniaturkolumbuseieru, mit denen der Mensch
auch in kleinen banalen Dingen scheinbaren Unmöglichkeiten zu begegnen weiß. Hast
dn gehört, Klara, was der kleine Italiener über unsre Maskenbälle sagte?
Nein, sie hatte es nicht gehört. Wie hätte sie auch bei diesem überwältigende»
Andrange von locker gewordnen schwarzen Samtschleifen und bis an die Ohre»
hinaufgerntschten Batistkumten noch für etwas andres Zeit übrig gehabt habe»
können!
Unsre Maskenbälle machen ihm gar nicht den Eindruck von Masken-, sondern
von Kostümbällen. Er sieht nicht recht ein, warum wir überhaupt Masken vor¬
nehmen, da wir, wie er sagt, keine Maskenscherze treiben und die Mnskenfreiheit
so gut wie gar nicht benutzen. Nach der Demaskiernng findet er unsre Feste sehr
heiter und nett, aber vorher kommen ihm die Leute so ernst und feierlich vor, als
wären sie zusammengekommen, einer Gerichtssitzung beizuwohnen.
I das wäre! Ist das wahr, Hans? fragte Fran Klara. Von einem solche»
allgemeinen Standpunkt betrachtet, gehörte die Maskenballfrage in das Gebiet
der Ethnologie, und derlei überließ sie ihrem Manne.
Herr secirte, der junge Künstler, der das Kostüm der Favoritsultauin und
ihrer beiden Begleiter gezeichnet hatte, war inzwischen auch herbeigekommen Er
war als veueziauischer Nobile in schwarzen Atlas gekleidet und trug über dem
Kostüm noch einen schwarzseidnen venetinnischen Mantel. Er bedauerte im Interesse
des künstlerischen Effekts, daß Fräulein Portius ans einem Stuhl Platz genommen
und ihre Suite entlassen hätte, aber was konnte das helfen! Das Unglück war
»um einmal geschehn.
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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