Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Herbstbilder aus Italien riurn, d, h. Beinhaus) aus einem gruft- oder kellerartigen, ziemlich tief in den Nach der Mnner ging es jetzt, am sogenannten Drnsusbogen vorbei, der Herbstbilder aus Italien riurn, d, h. Beinhaus) aus einem gruft- oder kellerartigen, ziemlich tief in den Nach der Mnner ging es jetzt, am sogenannten Drnsusbogen vorbei, der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232906"/> <fw type="header" place="top"> Herbstbilder aus Italien</fw><lb/> <p xml:id="ID_1070" prev="#ID_1069"> riurn, d, h. Beinhaus) aus einem gruft- oder kellerartigen, ziemlich tief in den<lb/> Felsboden hineingearbeiteten, viereckigen Raume, zu dem eine steile, schmale<lb/> Treppe hinunterführt, und ist mit einem niedrigen Hause überbaut, durch dessen<lb/> Fenster das Licht hineinfällt, also wenigstens halb erleuchtet. An den Wänden<lb/> und zuweilen auch in einem Aufbau in der Mitte laufen in mehreren Reihen<lb/> übereinander kleine halbkreisfvrnrige Nischen (<ze>1um!)g.riiZ,), die in der That als<lb/> Gehäusen den Eindruck eines Taubenhauses machen, und hinter diesem stehn<lb/> in der Wand die Urnen (olws), in dem größten Ban derart 909. Die er-<lb/> haltenen Inschriften, im bescheidensten Format und meist aus wenigen Worten<lb/> außer dem Namen bestehend, sind jetzt in der Außenwand des Oberbaus ein¬<lb/> gemauert. Da es Schulmänner waren, die sie sahen, so erregte eine davon<lb/> die besondre Aufmerksamkeit, denn Domitius Philetus, also ein geborner Grieche<lb/> und Freigelassener der (Zsns vomitig,, hat sie seinem Landsmann I/, Vomitiv<lb/> Hslioiioro scluos-tori äigni3sino gewidmet, und derartige Beispiele von Dank¬<lb/> barkeit des Schülers gegen den Erzieher waren auch in der römischen Kaiser¬<lb/> zeit selten. Tiefe Stille herrschte auch jetzt um diese Beinhäuser, im Norden<lb/> ragten die Gärten und Kirchen des Cälius anf, im Süden und Osten lief mit<lb/> Türmen und Zinnen ganz nahe die Mauer Aurelicins, und darüber leuchtete<lb/> das Albanergebirge.</p><lb/> <p xml:id="ID_1071" next="#ID_1072"> Nach der Mnner ging es jetzt, am sogenannten Drnsusbogen vorbei, der<lb/> aber wohl eher dem Trajan gewidmet war, nach der finstern, von zwei mäch¬<lb/> tigen 28 Meter hohen, oben runden Zinneutürmen überragten Thorburg der<lb/> Port« San Sebnstiano, der alten Porta Appia, deren Name durch den des<lb/> christlichen Heiligen verdrängt worden ist, weil dessen uralte Kirche draußen<lb/> an der Via Appia liegt. Eine griechische Inschrift erinnert an die Zeiten der<lb/> byzantinischen Herrschaft, eine mittelalterliche meldet, daß am 29. September<lb/> 1327 das „fremde Volk" (AM8 toröstgrig,), das Kriegsvolk Roberts von<lb/> Neapel, hier eingedrungen, aber von den Römern zurückgeschlagen worden<lb/> sei. Denn viele Jahrhunderte lang ist dieses Thor das wichtigste Thor Roms<lb/> nach Süden gewesen und hat diese Bedeutung erst verloren, als 1574 die<lb/> Straße weiter östlich durch die Porta San Giovanni (^sins-ra) geführt und<lb/> dann (1789) die Via Appia nuova angelegt wurde. Seit der Erbauung der<lb/> Eisenbahn vollends beschränkt sich der Verkehr des Thors ganz auf die Nach¬<lb/> barschaft. Auch heute trug er diesen Charakter. Schwere, vierrädrige Wagen,<lb/> mit den prachtvollen, großhöringen silbergrauen Ochsen der Campagna am antiken<lb/> Joche bespannt, niedrige Karren mit geduldigen Eseln, Weinfuhrwerke, zwei-<lb/> rädrige hohe Gefährte mit den schmalen Weinfässern von den Oaste-IIi romani<lb/> beladen, darüber das Verdeck für den Fuhrmann, das starke Pferd bunt auf¬<lb/> geputzt mit Fnsanenfedcrn und Fuchsschwänzer, Landleute zu Fuß und zu Esel<lb/> hielten vor dem Steucrhause des verhaßten va^lo Oonsuino (Verzehrssteuer),<lb/> um das, was sie zum Verkauf in die Stadt brachten, untersuchen zu lassen<lb/> und zu versteuern, oder sie waren auf dem Heimwege. Vom Thore ans senkt<lb/> sich die Straße in die flache Valle Casfarella hinaus, die der Almo (die heutige</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0354]
Herbstbilder aus Italien
riurn, d, h. Beinhaus) aus einem gruft- oder kellerartigen, ziemlich tief in den
Felsboden hineingearbeiteten, viereckigen Raume, zu dem eine steile, schmale
Treppe hinunterführt, und ist mit einem niedrigen Hause überbaut, durch dessen
Fenster das Licht hineinfällt, also wenigstens halb erleuchtet. An den Wänden
und zuweilen auch in einem Aufbau in der Mitte laufen in mehreren Reihen
übereinander kleine halbkreisfvrnrige Nischen (<ze>1um!)g.riiZ,), die in der That als
Gehäusen den Eindruck eines Taubenhauses machen, und hinter diesem stehn
in der Wand die Urnen (olws), in dem größten Ban derart 909. Die er-
haltenen Inschriften, im bescheidensten Format und meist aus wenigen Worten
außer dem Namen bestehend, sind jetzt in der Außenwand des Oberbaus ein¬
gemauert. Da es Schulmänner waren, die sie sahen, so erregte eine davon
die besondre Aufmerksamkeit, denn Domitius Philetus, also ein geborner Grieche
und Freigelassener der (Zsns vomitig,, hat sie seinem Landsmann I/, Vomitiv
Hslioiioro scluos-tori äigni3sino gewidmet, und derartige Beispiele von Dank¬
barkeit des Schülers gegen den Erzieher waren auch in der römischen Kaiser¬
zeit selten. Tiefe Stille herrschte auch jetzt um diese Beinhäuser, im Norden
ragten die Gärten und Kirchen des Cälius anf, im Süden und Osten lief mit
Türmen und Zinnen ganz nahe die Mauer Aurelicins, und darüber leuchtete
das Albanergebirge.
Nach der Mnner ging es jetzt, am sogenannten Drnsusbogen vorbei, der
aber wohl eher dem Trajan gewidmet war, nach der finstern, von zwei mäch¬
tigen 28 Meter hohen, oben runden Zinneutürmen überragten Thorburg der
Port« San Sebnstiano, der alten Porta Appia, deren Name durch den des
christlichen Heiligen verdrängt worden ist, weil dessen uralte Kirche draußen
an der Via Appia liegt. Eine griechische Inschrift erinnert an die Zeiten der
byzantinischen Herrschaft, eine mittelalterliche meldet, daß am 29. September
1327 das „fremde Volk" (AM8 toröstgrig,), das Kriegsvolk Roberts von
Neapel, hier eingedrungen, aber von den Römern zurückgeschlagen worden
sei. Denn viele Jahrhunderte lang ist dieses Thor das wichtigste Thor Roms
nach Süden gewesen und hat diese Bedeutung erst verloren, als 1574 die
Straße weiter östlich durch die Porta San Giovanni (^sins-ra) geführt und
dann (1789) die Via Appia nuova angelegt wurde. Seit der Erbauung der
Eisenbahn vollends beschränkt sich der Verkehr des Thors ganz auf die Nach¬
barschaft. Auch heute trug er diesen Charakter. Schwere, vierrädrige Wagen,
mit den prachtvollen, großhöringen silbergrauen Ochsen der Campagna am antiken
Joche bespannt, niedrige Karren mit geduldigen Eseln, Weinfuhrwerke, zwei-
rädrige hohe Gefährte mit den schmalen Weinfässern von den Oaste-IIi romani
beladen, darüber das Verdeck für den Fuhrmann, das starke Pferd bunt auf¬
geputzt mit Fnsanenfedcrn und Fuchsschwänzer, Landleute zu Fuß und zu Esel
hielten vor dem Steucrhause des verhaßten va^lo Oonsuino (Verzehrssteuer),
um das, was sie zum Verkauf in die Stadt brachten, untersuchen zu lassen
und zu versteuern, oder sie waren auf dem Heimwege. Vom Thore ans senkt
sich die Straße in die flache Valle Casfarella hinaus, die der Almo (die heutige
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