Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Gin russischer Minister als Nationalökonom als wenn nur zwei oder drei schüchtern einstimmen. Bald nachdem Bunge Es war vorzugsweise der schlechte Zustand der Finanzen, was den Kaiser Diese Nesormthätigkeit mußte ihm zahlreiche Feinde erwecken, und ihre Sem sehr schönes und feines Gesicht hat eine Ähnlichkeit mit dem unsers Miquel i
darf man nicht an dessen Karikatur in den Witzblättern denken, wenn man sie herausfinden w Gin russischer Minister als Nationalökonom als wenn nur zwei oder drei schüchtern einstimmen. Bald nachdem Bunge Es war vorzugsweise der schlechte Zustand der Finanzen, was den Kaiser Diese Nesormthätigkeit mußte ihm zahlreiche Feinde erwecken, und ihre Sem sehr schönes und feines Gesicht hat eine Ähnlichkeit mit dem unsers Miquel i
darf man nicht an dessen Karikatur in den Witzblättern denken, wenn man sie herausfinden w <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232894"/> <fw type="header" place="top"> Gin russischer Minister als Nationalökonom</fw><lb/> <p xml:id="ID_1047" prev="#ID_1046"> als wenn nur zwei oder drei schüchtern einstimmen. Bald nachdem Bunge<lb/> das Rektorat niedergelegt hatte, kam es auch in Kiew zur Schließung der<lb/> Universität,</p><lb/> <p xml:id="ID_1048"> Es war vorzugsweise der schlechte Zustand der Finanzen, was den Kaiser<lb/> im Jahre 1879 bestimmte, eine neue Ära der Reformen zu eröffnen und zu<lb/> diesem Zweck den Grafen Loris - Melikoff mit außerordentlichen Vollmachten<lb/> auszustatten. Melikoff berief Vuuge ins Finanzministerium, der Finanzminister<lb/> dankte ab, und der neue Finanzminister Abasa, der mit Bunge grundsätzlich<lb/> einverstanden war, arbeitete mit diesem zusammen einen Neformplan aus, wobei<lb/> sich beide sehr glücklich ergänzten. Kaum begonnen, ward das Werk durch die<lb/> scheußliche Ermordung des Kaisers aufs neue gehemmt, Melikoff und Abasa<lb/> mußten gehn; Bunge erhielt zwar das Finanzministerium, sagte aber mit seinem<lb/> feinen Lächeln*) zu seinen Freunden: „Mein Ränzel ist gepackt; ich brauche<lb/> es nur zuzuschnallen." Doch er blieb, und es war ihm vergönnt, einige sehr<lb/> bedeutende Reformen durchzuführen. Er reformierte die Znckersteuer, ermäßigte<lb/> die Ablösungsgebühr der Bauern und verteilte sie gerechter und schaffte die<lb/> sehr drückende und ungerecht verteilte Personalsten er ab, trotzdem daß das einen<lb/> Ausfall von 50 Millionen bedeutete. Defizits schreckten ihn nicht, wenn sie<lb/> durch eine Vermindrung des Drucks verursacht wurden, der den Fortschritt<lb/> des Wohlstands aufhielt. Dann gründete er die Bauernbank, die nicht allein<lb/> den Bauern Landerwerb ermöglichte, sondern auch den geängstigten und grollenden<lb/> Adel beruhigte; da sich nämlich die Ausstattung der befreiten Bauern als un¬<lb/> genügend erwies, hatte sich das Gerücht verbreitet, die Regierung wolle am<lb/> Adel einen neuen „Landraub" verüben. Dann schlug Bunge Gesetze vor, die<lb/> den obligatorischen Volksunterricht, die Gewerbeinspektion und den Schutz der<lb/> Fabrikarbeiter, namentlich der Frauen und der Kinder, betrafen. Von den vor¬<lb/> geschlagnen Maßregeln wurde zwar vorläufig nur die Fabrikinspektivn ange¬<lb/> nommen, aber eben damit die Notwendigkeit, in dieser Richtung fortzuschreiten,<lb/> grundsätzlich anerkannt. Endlich folgte noch eine nach den Verwandtschafts¬<lb/> graben abgestufte Erbschaftssteuer und die Einführung einer Steuer vom Ein¬<lb/> kommen aus beweglichem Kapital. Auch die Form der Jahresberichte änderte<lb/> er. Diese, die zugleich mit dein neuen Budget dem Kaiser zu überreichen find,<lb/> waren bis dahin nichts als trockne Zahlenreihen gewesen. Bunge setzte bei<lb/> dieser Gelegenheit seine Ansichten über die hauptsächlichsten wirtschaftlichen Fragen<lb/> auseinander, begründete die Maßregeln, die er im abgelaufnen Jahre getroffen<lb/> hatte, und entwickelte sein Programm für das nächste Jahr und die allgemeinen<lb/> Grundsätze, auf denen es beruhte. Diese Form der Berichte des Finanzministers<lb/> ist seitdem beibehalten worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1049" next="#ID_1050"> Diese Nesormthätigkeit mußte ihm zahlreiche Feinde erwecken, und ihre<lb/> Zahl wurde um so größer, als er sich niemals dazu verstand, grundsätzliche</p><lb/> <note xml:id="FID_61" place="foot"> Sem sehr schönes und feines Gesicht hat eine Ähnlichkeit mit dem unsers Miquel i<lb/> darf man nicht an dessen Karikatur in den Witzblättern denken, wenn man sie herausfinden w</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
Gin russischer Minister als Nationalökonom
als wenn nur zwei oder drei schüchtern einstimmen. Bald nachdem Bunge
das Rektorat niedergelegt hatte, kam es auch in Kiew zur Schließung der
Universität,
Es war vorzugsweise der schlechte Zustand der Finanzen, was den Kaiser
im Jahre 1879 bestimmte, eine neue Ära der Reformen zu eröffnen und zu
diesem Zweck den Grafen Loris - Melikoff mit außerordentlichen Vollmachten
auszustatten. Melikoff berief Vuuge ins Finanzministerium, der Finanzminister
dankte ab, und der neue Finanzminister Abasa, der mit Bunge grundsätzlich
einverstanden war, arbeitete mit diesem zusammen einen Neformplan aus, wobei
sich beide sehr glücklich ergänzten. Kaum begonnen, ward das Werk durch die
scheußliche Ermordung des Kaisers aufs neue gehemmt, Melikoff und Abasa
mußten gehn; Bunge erhielt zwar das Finanzministerium, sagte aber mit seinem
feinen Lächeln*) zu seinen Freunden: „Mein Ränzel ist gepackt; ich brauche
es nur zuzuschnallen." Doch er blieb, und es war ihm vergönnt, einige sehr
bedeutende Reformen durchzuführen. Er reformierte die Znckersteuer, ermäßigte
die Ablösungsgebühr der Bauern und verteilte sie gerechter und schaffte die
sehr drückende und ungerecht verteilte Personalsten er ab, trotzdem daß das einen
Ausfall von 50 Millionen bedeutete. Defizits schreckten ihn nicht, wenn sie
durch eine Vermindrung des Drucks verursacht wurden, der den Fortschritt
des Wohlstands aufhielt. Dann gründete er die Bauernbank, die nicht allein
den Bauern Landerwerb ermöglichte, sondern auch den geängstigten und grollenden
Adel beruhigte; da sich nämlich die Ausstattung der befreiten Bauern als un¬
genügend erwies, hatte sich das Gerücht verbreitet, die Regierung wolle am
Adel einen neuen „Landraub" verüben. Dann schlug Bunge Gesetze vor, die
den obligatorischen Volksunterricht, die Gewerbeinspektion und den Schutz der
Fabrikarbeiter, namentlich der Frauen und der Kinder, betrafen. Von den vor¬
geschlagnen Maßregeln wurde zwar vorläufig nur die Fabrikinspektivn ange¬
nommen, aber eben damit die Notwendigkeit, in dieser Richtung fortzuschreiten,
grundsätzlich anerkannt. Endlich folgte noch eine nach den Verwandtschafts¬
graben abgestufte Erbschaftssteuer und die Einführung einer Steuer vom Ein¬
kommen aus beweglichem Kapital. Auch die Form der Jahresberichte änderte
er. Diese, die zugleich mit dein neuen Budget dem Kaiser zu überreichen find,
waren bis dahin nichts als trockne Zahlenreihen gewesen. Bunge setzte bei
dieser Gelegenheit seine Ansichten über die hauptsächlichsten wirtschaftlichen Fragen
auseinander, begründete die Maßregeln, die er im abgelaufnen Jahre getroffen
hatte, und entwickelte sein Programm für das nächste Jahr und die allgemeinen
Grundsätze, auf denen es beruhte. Diese Form der Berichte des Finanzministers
ist seitdem beibehalten worden.
Diese Nesormthätigkeit mußte ihm zahlreiche Feinde erwecken, und ihre
Zahl wurde um so größer, als er sich niemals dazu verstand, grundsätzliche
Sem sehr schönes und feines Gesicht hat eine Ähnlichkeit mit dem unsers Miquel i
darf man nicht an dessen Karikatur in den Witzblättern denken, wenn man sie herausfinden w
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