Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.An der Schwelle des Grients die Vetcrcmihöhlc an den kriegerischen Ereignissen im österreichisch-russisch-tür- Nach der kürzen Erweiterung bei Dubowa treten wieder die Berge vom An der Schwelle des Grients die Vetcrcmihöhlc an den kriegerischen Ereignissen im österreichisch-russisch-tür- Nach der kürzen Erweiterung bei Dubowa treten wieder die Berge vom <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0309" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232861"/> <fw type="header" place="top"> An der Schwelle des Grients</fw><lb/> <p xml:id="ID_974" prev="#ID_973"> die Vetcrcmihöhlc an den kriegerischen Ereignissen im österreichisch-russisch-tür-<lb/> kischen Kriege im Jnhre 1788, Volle zwei Monate wurde sie von Major Stein<lb/> gegen einen übermächtigen Feind gehalten. Dieser verlor 20V0 Mann bei ihrer<lb/> Belagerung, und nur die unzureichende Approvisioniernng zwang die Besatzung<lb/> zur Kapitulation; jedoch unter der Bedingung ehrenvollen Abzugs,"<lb/> D Unmittelbar bevor die Donau aus der obern Kazanenge herauskommt und<lb/> sich infolge des kurzen Zurücktretens der Berge auf ungarischer Seite bei dein<lb/> Dörfchen Dubown zu einem entzückenden kleinen See verbreitert, rings um¬<lb/> geben von den waldigen Abhängen und felsigen Abstürzen der abwechslungs¬<lb/> reichen Gebirgswelt, treten die Steilabstürze auf serbischer Seite dicht an den<lb/> Fluß heran, sodaß man mit Muße den römischen Straßenbau um rechten<lb/> Fluszufer besichtigen kann. Ohne Hilfe der damals ja noch unbekannten Spreng-<lb/> mittel — außer dem Stemmeisen benutzte man ja nur die Sprengung ver¬<lb/> mittelst Kapillarität durch Holzpflöcke, die eingetrieben und dann angefeuchtet<lb/> wurden — haben hier die Legionen der Welterobrer den Felsen aufgestemmt<lb/> und eine Galerie in ihn gebrochen; so lief denn die Straße zum Teil wie die<lb/> heutige Szechenyistraße unter dein Überhang, zum Teil aber auch auf einer Art<lb/> Brücke, die konsolenartig über den Wasserspiegel hinausragte. Diese selbst,<lb/> obwohl mehrere Fuß hoch über dem seither demnach kaum tiefer gewordnen<lb/> Flnßnivean laufend und so gegen Hochwasser gesichert, ist natürlich längst ver¬<lb/> schwunden. Deutlich aber sind sowohl hier als auch weiter unten, namentlich<lb/> am Ausgang der unterm Kazanenge in der Nähe der Trajnnstafel, unter¬<lb/> halb der eingestemmten Galerien die größern und kleinern viereckigen Löcher<lb/> im Felsen zu sehen, in denen als Träger der konsolenartig vorgelegten Brücke<lb/> dickere und dünnere Balken staken.</p><lb/> <p xml:id="ID_975" next="#ID_976"> Nach der kürzen Erweiterung bei Dubowa treten wieder die Berge vom<lb/> Sretinjegebirgc auf der ungarischen Seite ebenso dicht wie die von der Mirvtsch<lb/> Planina auf der serbischen Seite an das Wasser heran, und ein prächtiger,<lb/> gegen das Wasser zu steil abstürzender Felsberg im Bunde mit den serbischen<lb/> Felswänden zwingt den Strom aufs neue, sich in Windungen seine schmale<lb/> Bahn zu suchen durch die untere Kazanenge, Die früher auf ungarischer Seite<lb/> weniger gepflegten Waldungen sind jetzt mich hier von hervorragender Schön¬<lb/> heit, während auf der serbischen Seite von jeher das üppige helle und dunkle<lb/> Grün zwischen den Felswänden das Auge erfreute. „Unter dem Baumwuchs<lb/> spielt die Buche die Hauptrolle. Mit ihr mischen sich Walnußbünme, Eichen<lb/> und insbesondre Ziereichcn, die orientalische Hainbuche, Blumenesche, Korkulmen<lb/> »ut zahlreiche Sträucher, Hibiscus und einzelne Hartriegelarten, Perüken-<lb/> sumach und Syrene, daneben wilder Wein, Schlingpflanzen und eine reiche<lb/> Waldflora bringen überall Leben und Farbe in die Landschaft. Nur wenn<lb/> tiefe Wvlkenschlltten über den Paß hinziehn und düsteres Grau über Fels und<lb/> Vegetation lagert, und neben dem Falle der Sturzbäche in den Schluchten nur<lb/> das Auffliegen und Kreisen gieriger Raubvögel die beinahe lautlose Stille<lb/> unterbricht, dann mag das Anschlagen der wirbelnden Wellen an den Klippen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0309]
An der Schwelle des Grients
die Vetcrcmihöhlc an den kriegerischen Ereignissen im österreichisch-russisch-tür-
kischen Kriege im Jnhre 1788, Volle zwei Monate wurde sie von Major Stein
gegen einen übermächtigen Feind gehalten. Dieser verlor 20V0 Mann bei ihrer
Belagerung, und nur die unzureichende Approvisioniernng zwang die Besatzung
zur Kapitulation; jedoch unter der Bedingung ehrenvollen Abzugs,"
D Unmittelbar bevor die Donau aus der obern Kazanenge herauskommt und
sich infolge des kurzen Zurücktretens der Berge auf ungarischer Seite bei dein
Dörfchen Dubown zu einem entzückenden kleinen See verbreitert, rings um¬
geben von den waldigen Abhängen und felsigen Abstürzen der abwechslungs¬
reichen Gebirgswelt, treten die Steilabstürze auf serbischer Seite dicht an den
Fluß heran, sodaß man mit Muße den römischen Straßenbau um rechten
Fluszufer besichtigen kann. Ohne Hilfe der damals ja noch unbekannten Spreng-
mittel — außer dem Stemmeisen benutzte man ja nur die Sprengung ver¬
mittelst Kapillarität durch Holzpflöcke, die eingetrieben und dann angefeuchtet
wurden — haben hier die Legionen der Welterobrer den Felsen aufgestemmt
und eine Galerie in ihn gebrochen; so lief denn die Straße zum Teil wie die
heutige Szechenyistraße unter dein Überhang, zum Teil aber auch auf einer Art
Brücke, die konsolenartig über den Wasserspiegel hinausragte. Diese selbst,
obwohl mehrere Fuß hoch über dem seither demnach kaum tiefer gewordnen
Flnßnivean laufend und so gegen Hochwasser gesichert, ist natürlich längst ver¬
schwunden. Deutlich aber sind sowohl hier als auch weiter unten, namentlich
am Ausgang der unterm Kazanenge in der Nähe der Trajnnstafel, unter¬
halb der eingestemmten Galerien die größern und kleinern viereckigen Löcher
im Felsen zu sehen, in denen als Träger der konsolenartig vorgelegten Brücke
dickere und dünnere Balken staken.
Nach der kürzen Erweiterung bei Dubowa treten wieder die Berge vom
Sretinjegebirgc auf der ungarischen Seite ebenso dicht wie die von der Mirvtsch
Planina auf der serbischen Seite an das Wasser heran, und ein prächtiger,
gegen das Wasser zu steil abstürzender Felsberg im Bunde mit den serbischen
Felswänden zwingt den Strom aufs neue, sich in Windungen seine schmale
Bahn zu suchen durch die untere Kazanenge, Die früher auf ungarischer Seite
weniger gepflegten Waldungen sind jetzt mich hier von hervorragender Schön¬
heit, während auf der serbischen Seite von jeher das üppige helle und dunkle
Grün zwischen den Felswänden das Auge erfreute. „Unter dem Baumwuchs
spielt die Buche die Hauptrolle. Mit ihr mischen sich Walnußbünme, Eichen
und insbesondre Ziereichcn, die orientalische Hainbuche, Blumenesche, Korkulmen
»ut zahlreiche Sträucher, Hibiscus und einzelne Hartriegelarten, Perüken-
sumach und Syrene, daneben wilder Wein, Schlingpflanzen und eine reiche
Waldflora bringen überall Leben und Farbe in die Landschaft. Nur wenn
tiefe Wvlkenschlltten über den Paß hinziehn und düsteres Grau über Fels und
Vegetation lagert, und neben dem Falle der Sturzbäche in den Schluchten nur
das Auffliegen und Kreisen gieriger Raubvögel die beinahe lautlose Stille
unterbricht, dann mag das Anschlagen der wirbelnden Wellen an den Klippen
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