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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und UnmajMblichcs

Danach wird man dem Kritikus darin Recht geben müssen, daß das starke An¬
wachsen des Anteils der Arbeiter in der Industrie nicht ausschließlich auf die
"Nachwuchsverhältnisse" zurückzuführen ist. Aber das ist auch nirgends behauptet
worden, am allerwenigsten in der kritisierten Bemerkung.

Rauchberg fährt daun fort, es sei also falsch, die besprvchne Erscheinung ans
der Volksvermehrung zu erklären. Ob man sie "Proletarisierung" nenne oder
nicht, sei nur ein Wortstreit. Es hänge davon ub, welchen Sinn man dem Wort
beilege. "Proletarisierung im Sinne fortschreitender Trennung des Arbeiters von
seinem Arbeitsmittel: ja -- Proletarisierung im Sinne fortschreitender Verelendung:
mein!"

Ist ihm nun aber auch darin Recht zu geben, wenn er aus deu mitgeteilten
Zahlen, und zwar allein für die Industrie, "ohne weiteres" die Proletnrisierung
im Sinne "fortschreitender Trennung des Arbeiters von seinem Arbeitsmittel" ab¬
leitet? Oder hätte er nicht bester gethan, auch in Bezug auf die Verhältnisse in
der Industrie, der Mahnung des Statistischen Amts folgend, "weitere" Nachforschungen
anzustellen, ehe er solche Schlüsse zog? Wir wollen sehen, wie es damit steht.

Was zunächst die absolute Abnahme der selbständigen in der Industrie be¬
trifft, so ist daraus ein solcher Schluß in keiner Weise "ohne weiteres" gerecht¬
fertigt. Rauchberg nennt zwar diese selbständigen, auch die seit 1882 verschwuudueu,
ohne weiteres "Arbeitgeber." Aber schon aus der gewerblichen Betriebsstatistik
wußte er, daß überhaupt nur die Alleinbetriebe ohne Motoren eine Abnahme auf¬
zuweisen haben. Die Berufsstatistik lehrt außerdem, daß -- bei einem Abgang
von 139382 industriellen selbständigen überhaupt -- allein mehr als 70000
Näherinnen, Plätterinnen und Wäscherinnen 1895 weniger gezählt worden sind
als 1882; ferner über 100000 sogenannte Selbständige in der Spinnerei, Spnlerei,
Tnchmacherei, Weberei. Von andern dergleichen Berufszweigen mit zahlreichen
Stör- und Heimarbeiten gar nicht zu rede". Das sind in Wirklichkeit wahrscheinlich
meist keine Arbeitgeber gewesen, auch keine eigentlichen selbständigen. Und wenn
solche Leute 1895 als ständige Arbeiter eines wirklichen Betriebs gezählt worden
sind, so ist damit für sie eine Proletcirisicrung im Sinne der Trennung des Ar¬
beiters von seinem Arbeitsmittel durchaus nicht "ohne weiteres" beurkundet. Ja
es ist sogar nicht einmal ausgeschlossen -- freilich auch nicht statistisch nachweis¬
bar --, daß der Übergang solcher selbständigen in die Klasse der Abhängigen
die Folge einer "aufstrebenden Entwicklung" sein kann. Eingehende Detailstudien
könnten das vielleicht ergeben. Jedenfalls war es wissenschaftlich unzulässig, ohne
weiteres, wie Nnuchberg es gethan hat, das Gegenteil als durch die Zahlen er¬
wiesen hinzustellen.

Aber fast noch unberechtigter ist seiue Verwertung der Veränderungen in den
Altersklassen der Judustriearbeiterschaft. Er weiß doch, daß zum Gewerbe nicht
mir neu ins Erwerbsleben eintretende Personen, sondern Personen aller Alters¬
klassen aus der landwirtschaftlichen Bevölkerung heraus zugeströmt sind, und zwar
fast ciusuahmslos für ihren neuen Beruf ungelernte Arbeiter, die selbst als Vierzig¬
jährige von unten anfangen mußten. Beispielsweise sei nur an die Bau- und Erd¬
arbeiter erinnert. Es ist ja bekannt genug, daß die Verwendung ungelernter
Arbeiter in der Industrie ganz gewaltig zugenommen hat. Die Lücken in der
Landwirtschaft sind offenbar zum guten Teil durch die stärkere Heranziehung weib¬
licher Arbeitskräfte ausgefüllt worden. Jedenfalls kann auch bei der Masse der
in reiferen Alter aus der Landwirtschaft der Industrie zugeströmte" Arbeiter
von einer durch diesen Berufswechsel vollzognen Proletarisiernug im Sinne der
"Trennung des Arbeiters vou seinem Arbeitsmittel," mag man darunter ver¬
steh", was mau will, nicht ohne weiteres die Rede sein. Dazu kommt noch die


Maßgebliches und UnmajMblichcs

Danach wird man dem Kritikus darin Recht geben müssen, daß das starke An¬
wachsen des Anteils der Arbeiter in der Industrie nicht ausschließlich auf die
„Nachwuchsverhältnisse" zurückzuführen ist. Aber das ist auch nirgends behauptet
worden, am allerwenigsten in der kritisierten Bemerkung.

Rauchberg fährt daun fort, es sei also falsch, die besprvchne Erscheinung ans
der Volksvermehrung zu erklären. Ob man sie „Proletarisierung" nenne oder
nicht, sei nur ein Wortstreit. Es hänge davon ub, welchen Sinn man dem Wort
beilege. „Proletarisierung im Sinne fortschreitender Trennung des Arbeiters von
seinem Arbeitsmittel: ja — Proletarisierung im Sinne fortschreitender Verelendung:
mein!"

Ist ihm nun aber auch darin Recht zu geben, wenn er aus deu mitgeteilten
Zahlen, und zwar allein für die Industrie, „ohne weiteres" die Proletnrisierung
im Sinne „fortschreitender Trennung des Arbeiters von seinem Arbeitsmittel" ab¬
leitet? Oder hätte er nicht bester gethan, auch in Bezug auf die Verhältnisse in
der Industrie, der Mahnung des Statistischen Amts folgend, „weitere" Nachforschungen
anzustellen, ehe er solche Schlüsse zog? Wir wollen sehen, wie es damit steht.

Was zunächst die absolute Abnahme der selbständigen in der Industrie be¬
trifft, so ist daraus ein solcher Schluß in keiner Weise „ohne weiteres" gerecht¬
fertigt. Rauchberg nennt zwar diese selbständigen, auch die seit 1882 verschwuudueu,
ohne weiteres „Arbeitgeber." Aber schon aus der gewerblichen Betriebsstatistik
wußte er, daß überhaupt nur die Alleinbetriebe ohne Motoren eine Abnahme auf¬
zuweisen haben. Die Berufsstatistik lehrt außerdem, daß — bei einem Abgang
von 139382 industriellen selbständigen überhaupt — allein mehr als 70000
Näherinnen, Plätterinnen und Wäscherinnen 1895 weniger gezählt worden sind
als 1882; ferner über 100000 sogenannte Selbständige in der Spinnerei, Spnlerei,
Tnchmacherei, Weberei. Von andern dergleichen Berufszweigen mit zahlreichen
Stör- und Heimarbeiten gar nicht zu rede». Das sind in Wirklichkeit wahrscheinlich
meist keine Arbeitgeber gewesen, auch keine eigentlichen selbständigen. Und wenn
solche Leute 1895 als ständige Arbeiter eines wirklichen Betriebs gezählt worden
sind, so ist damit für sie eine Proletcirisicrung im Sinne der Trennung des Ar¬
beiters von seinem Arbeitsmittel durchaus nicht „ohne weiteres" beurkundet. Ja
es ist sogar nicht einmal ausgeschlossen — freilich auch nicht statistisch nachweis¬
bar —, daß der Übergang solcher selbständigen in die Klasse der Abhängigen
die Folge einer „aufstrebenden Entwicklung" sein kann. Eingehende Detailstudien
könnten das vielleicht ergeben. Jedenfalls war es wissenschaftlich unzulässig, ohne
weiteres, wie Nnuchberg es gethan hat, das Gegenteil als durch die Zahlen er¬
wiesen hinzustellen.

Aber fast noch unberechtigter ist seiue Verwertung der Veränderungen in den
Altersklassen der Judustriearbeiterschaft. Er weiß doch, daß zum Gewerbe nicht
mir neu ins Erwerbsleben eintretende Personen, sondern Personen aller Alters¬
klassen aus der landwirtschaftlichen Bevölkerung heraus zugeströmt sind, und zwar
fast ciusuahmslos für ihren neuen Beruf ungelernte Arbeiter, die selbst als Vierzig¬
jährige von unten anfangen mußten. Beispielsweise sei nur an die Bau- und Erd¬
arbeiter erinnert. Es ist ja bekannt genug, daß die Verwendung ungelernter
Arbeiter in der Industrie ganz gewaltig zugenommen hat. Die Lücken in der
Landwirtschaft sind offenbar zum guten Teil durch die stärkere Heranziehung weib¬
licher Arbeitskräfte ausgefüllt worden. Jedenfalls kann auch bei der Masse der
in reiferen Alter aus der Landwirtschaft der Industrie zugeströmte» Arbeiter
von einer durch diesen Berufswechsel vollzognen Proletarisiernug im Sinne der
„Trennung des Arbeiters vou seinem Arbeitsmittel," mag man darunter ver¬
steh», was mau will, nicht ohne weiteres die Rede sein. Dazu kommt noch die


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[0210] Maßgebliches und UnmajMblichcs Danach wird man dem Kritikus darin Recht geben müssen, daß das starke An¬ wachsen des Anteils der Arbeiter in der Industrie nicht ausschließlich auf die „Nachwuchsverhältnisse" zurückzuführen ist. Aber das ist auch nirgends behauptet worden, am allerwenigsten in der kritisierten Bemerkung. Rauchberg fährt daun fort, es sei also falsch, die besprvchne Erscheinung ans der Volksvermehrung zu erklären. Ob man sie „Proletarisierung" nenne oder nicht, sei nur ein Wortstreit. Es hänge davon ub, welchen Sinn man dem Wort beilege. „Proletarisierung im Sinne fortschreitender Trennung des Arbeiters von seinem Arbeitsmittel: ja — Proletarisierung im Sinne fortschreitender Verelendung: mein!" Ist ihm nun aber auch darin Recht zu geben, wenn er aus deu mitgeteilten Zahlen, und zwar allein für die Industrie, „ohne weiteres" die Proletnrisierung im Sinne „fortschreitender Trennung des Arbeiters von seinem Arbeitsmittel" ab¬ leitet? Oder hätte er nicht bester gethan, auch in Bezug auf die Verhältnisse in der Industrie, der Mahnung des Statistischen Amts folgend, „weitere" Nachforschungen anzustellen, ehe er solche Schlüsse zog? Wir wollen sehen, wie es damit steht. Was zunächst die absolute Abnahme der selbständigen in der Industrie be¬ trifft, so ist daraus ein solcher Schluß in keiner Weise „ohne weiteres" gerecht¬ fertigt. Rauchberg nennt zwar diese selbständigen, auch die seit 1882 verschwuudueu, ohne weiteres „Arbeitgeber." Aber schon aus der gewerblichen Betriebsstatistik wußte er, daß überhaupt nur die Alleinbetriebe ohne Motoren eine Abnahme auf¬ zuweisen haben. Die Berufsstatistik lehrt außerdem, daß — bei einem Abgang von 139382 industriellen selbständigen überhaupt — allein mehr als 70000 Näherinnen, Plätterinnen und Wäscherinnen 1895 weniger gezählt worden sind als 1882; ferner über 100000 sogenannte Selbständige in der Spinnerei, Spnlerei, Tnchmacherei, Weberei. Von andern dergleichen Berufszweigen mit zahlreichen Stör- und Heimarbeiten gar nicht zu rede». Das sind in Wirklichkeit wahrscheinlich meist keine Arbeitgeber gewesen, auch keine eigentlichen selbständigen. Und wenn solche Leute 1895 als ständige Arbeiter eines wirklichen Betriebs gezählt worden sind, so ist damit für sie eine Proletcirisicrung im Sinne der Trennung des Ar¬ beiters von seinem Arbeitsmittel durchaus nicht „ohne weiteres" beurkundet. Ja es ist sogar nicht einmal ausgeschlossen — freilich auch nicht statistisch nachweis¬ bar —, daß der Übergang solcher selbständigen in die Klasse der Abhängigen die Folge einer „aufstrebenden Entwicklung" sein kann. Eingehende Detailstudien könnten das vielleicht ergeben. Jedenfalls war es wissenschaftlich unzulässig, ohne weiteres, wie Nnuchberg es gethan hat, das Gegenteil als durch die Zahlen er¬ wiesen hinzustellen. Aber fast noch unberechtigter ist seiue Verwertung der Veränderungen in den Altersklassen der Judustriearbeiterschaft. Er weiß doch, daß zum Gewerbe nicht mir neu ins Erwerbsleben eintretende Personen, sondern Personen aller Alters¬ klassen aus der landwirtschaftlichen Bevölkerung heraus zugeströmt sind, und zwar fast ciusuahmslos für ihren neuen Beruf ungelernte Arbeiter, die selbst als Vierzig¬ jährige von unten anfangen mußten. Beispielsweise sei nur an die Bau- und Erd¬ arbeiter erinnert. Es ist ja bekannt genug, daß die Verwendung ungelernter Arbeiter in der Industrie ganz gewaltig zugenommen hat. Die Lücken in der Landwirtschaft sind offenbar zum guten Teil durch die stärkere Heranziehung weib¬ licher Arbeitskräfte ausgefüllt worden. Jedenfalls kann auch bei der Masse der in reiferen Alter aus der Landwirtschaft der Industrie zugeströmte» Arbeiter von einer durch diesen Berufswechsel vollzognen Proletarisiernug im Sinne der „Trennung des Arbeiters vou seinem Arbeitsmittel," mag man darunter ver¬ steh», was mau will, nicht ohne weiteres die Rede sein. Dazu kommt noch die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/210>, abgerufen am 22.07.2024.