Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Aufteilung Afrikas diesen Betrieb bieten können: Kohlen und Proviant. Der wirtschaftliche Auf¬ Deutschland ist ferner genötigt, seine Kolonie in Südwestafrika auszuge¬ Es ist anzunehmen, daß der geheimnisvolle deutsch-englische Vertrag diese Frankreich hatte sich schon unter Ludwig XIV. und Ludwig XVI. Mada¬ Die Aufteilung Afrikas diesen Betrieb bieten können: Kohlen und Proviant. Der wirtschaftliche Auf¬ Deutschland ist ferner genötigt, seine Kolonie in Südwestafrika auszuge¬ Es ist anzunehmen, daß der geheimnisvolle deutsch-englische Vertrag diese Frankreich hatte sich schon unter Ludwig XIV. und Ludwig XVI. Mada¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231249"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Afrikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_215" prev="#ID_214"> diesen Betrieb bieten können: Kohlen und Proviant. Der wirtschaftliche Auf¬<lb/> schwung des britischen Bangweologebiets wird den des südlichen Deutschostafrika<lb/> zur Folge haben. Die schleunige verkehrstechnische Erschließung des südlichen<lb/> Deutschostafrika durch eine Kilwci-Nyassaroute ist eine der dringendsten Forde¬<lb/> rungen im Interesse des Schutzgebiets. Hoffentlich wird sie bald erfüllt,<lb/> wenngleich auch die kolonialpolitische Marotte der Zentralbahn noch hie und<lb/> da spukt.</p><lb/> <p xml:id="ID_216"> Deutschland ist ferner genötigt, seine Kolonie in Südwestafrika auszuge¬<lb/> stalten. Der nördliche mineralreiche Teil der Kolonie entbehrt eines brauch¬<lb/> baren Hafens. Er wird in der Tigerbai, in der portugiesischen Mossamedes-<lb/> provinz geboten. Sie zu erwerben ist eine wirtschaftliche Forderung, deren<lb/> Erfüllung nicht allzulange mehr aufgeschoben werden darf.</p><lb/> <p xml:id="ID_217"> Es ist anzunehmen, daß der geheimnisvolle deutsch-englische Vertrag diese<lb/> wirtschaftlichen Fragen klarlegt, sodaß, wenn Portugal seine Kolonien liqui¬<lb/> dieren wird, eine Auseinandersetzung zwischen England und Deutschland nicht<lb/> mehr notwendig ist. England hat jedenfalls das größere Bedürfnis zu einer<lb/> derartigen Auseinandersetzung, weil es durch die französischen Bestrebungen in<lb/> Südafrika bedroht ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_218"> Frankreich hatte sich schon unter Ludwig XIV. und Ludwig XVI. Mada¬<lb/> gaskars zu bemächtigen gesucht. Diese Unternehmungen hatten wenig Erfolg.<lb/> Später suchten die Engländer dort durch Missionen festen Fuß zu fassen, sie<lb/> haben aber dem östlichen Afrika bis spät in unser Jahrhundert hinein wenig<lb/> anhaltende Aufmerksamkeit geschenkt. Seit 1885 verzichteten sie dort fast<lb/> gänzlich auf den Wettbewerb mit Frankreich, und dieses eroberte im Jahre 1895<lb/> das Hovareich. Damit hat Frankreich eine wichtige strategische Stellung in Süd¬<lb/> afrika erhalten: einerseits als Stützpunkt für die eigne Flotte auf dem Seeweg<lb/> nach seinen Besitzungen in Hinterindien, dann auch als Angriffspunkt gegen<lb/> die englischen Besitzungen in Afrika und Asien. Die Absicht, England in<lb/> Südafrika Schwierigkeiten zu macheu, hat Frankreich mehrfach bewiesen. In<lb/> der Delagoabaifrage entschied Mac Mahon 1875 gegen England, und später<lb/> suchte es durch reiche französische Syndikate am Sambesi und Transvaal Ein¬<lb/> fluß zu gewinnen. Diese Bestrebungen, hinter denen England wohl Rußlands<lb/> Hand vermutet, werden Albion zwingen, in Südafrika doppelt vorsichtig auf¬<lb/> zutreten und eine gewaltsame Lösung der schwebenden Fragen zu vermeiden.<lb/> Deutschland und Transvaal haben an Frankreich eine Stütze, die nicht weniger<lb/> brauchbar deshalb ist, weil sie sich nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus ge¬<lb/> fühlspolitischen Motiven herleitet.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
Die Aufteilung Afrikas
diesen Betrieb bieten können: Kohlen und Proviant. Der wirtschaftliche Auf¬
schwung des britischen Bangweologebiets wird den des südlichen Deutschostafrika
zur Folge haben. Die schleunige verkehrstechnische Erschließung des südlichen
Deutschostafrika durch eine Kilwci-Nyassaroute ist eine der dringendsten Forde¬
rungen im Interesse des Schutzgebiets. Hoffentlich wird sie bald erfüllt,
wenngleich auch die kolonialpolitische Marotte der Zentralbahn noch hie und
da spukt.
Deutschland ist ferner genötigt, seine Kolonie in Südwestafrika auszuge¬
stalten. Der nördliche mineralreiche Teil der Kolonie entbehrt eines brauch¬
baren Hafens. Er wird in der Tigerbai, in der portugiesischen Mossamedes-
provinz geboten. Sie zu erwerben ist eine wirtschaftliche Forderung, deren
Erfüllung nicht allzulange mehr aufgeschoben werden darf.
Es ist anzunehmen, daß der geheimnisvolle deutsch-englische Vertrag diese
wirtschaftlichen Fragen klarlegt, sodaß, wenn Portugal seine Kolonien liqui¬
dieren wird, eine Auseinandersetzung zwischen England und Deutschland nicht
mehr notwendig ist. England hat jedenfalls das größere Bedürfnis zu einer
derartigen Auseinandersetzung, weil es durch die französischen Bestrebungen in
Südafrika bedroht ist.
Frankreich hatte sich schon unter Ludwig XIV. und Ludwig XVI. Mada¬
gaskars zu bemächtigen gesucht. Diese Unternehmungen hatten wenig Erfolg.
Später suchten die Engländer dort durch Missionen festen Fuß zu fassen, sie
haben aber dem östlichen Afrika bis spät in unser Jahrhundert hinein wenig
anhaltende Aufmerksamkeit geschenkt. Seit 1885 verzichteten sie dort fast
gänzlich auf den Wettbewerb mit Frankreich, und dieses eroberte im Jahre 1895
das Hovareich. Damit hat Frankreich eine wichtige strategische Stellung in Süd¬
afrika erhalten: einerseits als Stützpunkt für die eigne Flotte auf dem Seeweg
nach seinen Besitzungen in Hinterindien, dann auch als Angriffspunkt gegen
die englischen Besitzungen in Afrika und Asien. Die Absicht, England in
Südafrika Schwierigkeiten zu macheu, hat Frankreich mehrfach bewiesen. In
der Delagoabaifrage entschied Mac Mahon 1875 gegen England, und später
suchte es durch reiche französische Syndikate am Sambesi und Transvaal Ein¬
fluß zu gewinnen. Diese Bestrebungen, hinter denen England wohl Rußlands
Hand vermutet, werden Albion zwingen, in Südafrika doppelt vorsichtig auf¬
zutreten und eine gewaltsame Lösung der schwebenden Fragen zu vermeiden.
Deutschland und Transvaal haben an Frankreich eine Stütze, die nicht weniger
brauchbar deshalb ist, weil sie sich nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus ge¬
fühlspolitischen Motiven herleitet.
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