Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Aufteilung Afrikas Transvaals. Dem Weltverkehr hat der Vertrag allerdings wesentliche Vorteile Der Anschluß des 1891 erworbnen "Central-Africa-Protectorat," d. h. Südafrika ist aufgeteilt, durch Konzessionen und Flaggenhissungen sind Das britische Kolonialgebiet nördlich vom Oranje ist ein Hinterland ohne Die Aufteilung Afrikas Transvaals. Dem Weltverkehr hat der Vertrag allerdings wesentliche Vorteile Der Anschluß des 1891 erworbnen „Central-Africa-Protectorat," d. h. Südafrika ist aufgeteilt, durch Konzessionen und Flaggenhissungen sind Das britische Kolonialgebiet nördlich vom Oranje ist ein Hinterland ohne <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231242"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Afrikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_193" prev="#ID_192"> Transvaals. Dem Weltverkehr hat der Vertrag allerdings wesentliche Vorteile<lb/> gebracht. Aller Gütertransport durch portugiesisches Gebiet darf nur bis zu<lb/> 3 Prozent vom Werte verzollt werden, die Schiffahrt auf dem Sambesi und<lb/> Pungwe wurde frei. Das ist auch für die Nyasfalünder in Dentschostafrika<lb/> von nicht zu unterschätzender Bedeutung,</p><lb/> <p xml:id="ID_194"> Der Anschluß des 1891 erworbnen „Central-Africa-Protectorat," d. h.<lb/> des britischen Nhassalandes an das andre britische Südafrika wurde in der<lb/> Weise vollzogen, daß sich die Chartered Company mit der Lakes Company<lb/> verschmolz. Nachdem sich auch die Barotse unter englische Schutzherrschaft be¬<lb/> geben haben, steht das ganze Gebiet vom Tanganjika und Nyassa bis zum<lb/> Kap in einer Ausdehnung von mehr als 25 Breitegraden unter der englischen<lb/> Flagge. Mit dem deutschen Schutzgebiet in Südwestafrika war im Jahre 1890<lb/> die Grenze festgesetzt, mit Portugal 1891, mit dem Kongostaat 1394, mit<lb/> portugiesisch Angola 1893. Das unter Rhodes besonderm Einfluß stehende<lb/> Gebiet ist allein viermal so groß wie Deutschland.</p><lb/> <p xml:id="ID_195"> Südafrika ist aufgeteilt, durch Konzessionen und Flaggenhissungen sind<lb/> von keiner Nation mehr neue Gebietsteile von Eingebornen zu erwerben. Die<lb/> einzigen nichtcuropäischen unabhängigen Staaten sind Transvaal und der<lb/> Oranjefreistacit, beide in jüngster Zeit durch ein Schutz- und Trutzbünduis<lb/> geeint, wenn auch mit wirtschaftlichen Sonderwegen. Dazu kommen das portu¬<lb/> giesische Mozambique und das deutsche Südwestafrika. Die Austeilung Süd¬<lb/> afrikas scheint somit vollzogen, in Wahrheit hat sie erst die erste Stufe erreicht.<lb/> Das Flaggenhissen ist ein leichtes Geschäft, bei dem lediglich die Fixigkeit den<lb/> Ausschlag giebt. Der zweite Akt ist viel verwickelter: die Nachprüfung, ob<lb/> die erworbnen Gebiete wirtschaftlich abgerundet sind. Mit dieser Nachprüfung<lb/> sind jetzt die interessierten Mächte eifrig beschäftigt, und da jetzt mehr als je<lb/> wirtschaftliche und politische Fragen zusammenhängen, so liegt ständig eine<lb/> Gewitterwolke über Südafrika, die eine unangenehme politische Schwüle bis<lb/> nach Europa hin verbreitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_196" next="#ID_197"> Das britische Kolonialgebiet nördlich vom Oranje ist ein Hinterland ohne<lb/> Ausgangspforten. Es giebt zwei Möglichkeiten, diesem Übel abzuhelfen, ent¬<lb/> weder eine wirtschaftliche Einigung des gesamten Afrikas in einen Zollbnnd<lb/> mit gleichberechtigter Verkehrs- und Handelsfreiheit oder den Erwerb von<lb/> Zugängen zum Meere. Die Errichtung eines Zvllbuudes in Südafrika er¬<lb/> scheint auf den ersten Blick als eine leichte Aufgabe, in Wahrheit ist sie un¬<lb/> ausführbar, weil die Gegensätze der Interessen und Nassen auf absehbare Zeit<lb/> unüberbrückbar sind. Zur Zeit ist es sogar noch aussichtslos, selbst die<lb/> britischen Kolonien unter einen Zollhut zu bringen, ans denselben Gründen,<lb/> weshalb die imperialistischen Bestrebungen der Tory-Staatsmänner bisher ge¬<lb/> scheitert sind. Einer einheitlichen Neichszollpolitik ist Südafrika bisher ebenso<lb/> abgeneigt gewesen wie Australien und Kanada. Das britische Reich ist keine</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
Die Aufteilung Afrikas
Transvaals. Dem Weltverkehr hat der Vertrag allerdings wesentliche Vorteile
gebracht. Aller Gütertransport durch portugiesisches Gebiet darf nur bis zu
3 Prozent vom Werte verzollt werden, die Schiffahrt auf dem Sambesi und
Pungwe wurde frei. Das ist auch für die Nyasfalünder in Dentschostafrika
von nicht zu unterschätzender Bedeutung,
Der Anschluß des 1891 erworbnen „Central-Africa-Protectorat," d. h.
des britischen Nhassalandes an das andre britische Südafrika wurde in der
Weise vollzogen, daß sich die Chartered Company mit der Lakes Company
verschmolz. Nachdem sich auch die Barotse unter englische Schutzherrschaft be¬
geben haben, steht das ganze Gebiet vom Tanganjika und Nyassa bis zum
Kap in einer Ausdehnung von mehr als 25 Breitegraden unter der englischen
Flagge. Mit dem deutschen Schutzgebiet in Südwestafrika war im Jahre 1890
die Grenze festgesetzt, mit Portugal 1891, mit dem Kongostaat 1394, mit
portugiesisch Angola 1893. Das unter Rhodes besonderm Einfluß stehende
Gebiet ist allein viermal so groß wie Deutschland.
Südafrika ist aufgeteilt, durch Konzessionen und Flaggenhissungen sind
von keiner Nation mehr neue Gebietsteile von Eingebornen zu erwerben. Die
einzigen nichtcuropäischen unabhängigen Staaten sind Transvaal und der
Oranjefreistacit, beide in jüngster Zeit durch ein Schutz- und Trutzbünduis
geeint, wenn auch mit wirtschaftlichen Sonderwegen. Dazu kommen das portu¬
giesische Mozambique und das deutsche Südwestafrika. Die Austeilung Süd¬
afrikas scheint somit vollzogen, in Wahrheit hat sie erst die erste Stufe erreicht.
Das Flaggenhissen ist ein leichtes Geschäft, bei dem lediglich die Fixigkeit den
Ausschlag giebt. Der zweite Akt ist viel verwickelter: die Nachprüfung, ob
die erworbnen Gebiete wirtschaftlich abgerundet sind. Mit dieser Nachprüfung
sind jetzt die interessierten Mächte eifrig beschäftigt, und da jetzt mehr als je
wirtschaftliche und politische Fragen zusammenhängen, so liegt ständig eine
Gewitterwolke über Südafrika, die eine unangenehme politische Schwüle bis
nach Europa hin verbreitet.
Das britische Kolonialgebiet nördlich vom Oranje ist ein Hinterland ohne
Ausgangspforten. Es giebt zwei Möglichkeiten, diesem Übel abzuhelfen, ent¬
weder eine wirtschaftliche Einigung des gesamten Afrikas in einen Zollbnnd
mit gleichberechtigter Verkehrs- und Handelsfreiheit oder den Erwerb von
Zugängen zum Meere. Die Errichtung eines Zvllbuudes in Südafrika er¬
scheint auf den ersten Blick als eine leichte Aufgabe, in Wahrheit ist sie un¬
ausführbar, weil die Gegensätze der Interessen und Nassen auf absehbare Zeit
unüberbrückbar sind. Zur Zeit ist es sogar noch aussichtslos, selbst die
britischen Kolonien unter einen Zollhut zu bringen, ans denselben Gründen,
weshalb die imperialistischen Bestrebungen der Tory-Staatsmänner bisher ge¬
scheitert sind. Einer einheitlichen Neichszollpolitik ist Südafrika bisher ebenso
abgeneigt gewesen wie Australien und Kanada. Das britische Reich ist keine
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