Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Nikolaus Lenau und Gustav Schwab Ihre Landsleute nur beunruhigen über eine Sache, die nnn nicht mehr zu ändern Leben Sie wohl, teure, unvergeßliche Freundin, ich will in treuer Seele be¬ Leben Sie wohl mit Ihren lieben Kindern, die ich alle herzlich grüße. Auch an L.*) einen stillen Herzensgruß ewig Niembsch. Ihr Wir übergehn hier die einzelnen Erlebnisse Lenens in Amerika. Es mag Gegen Ende Juni 1833 betrat er bei Bremen wieder den deutschen Boden. Noch häufig und lang hielt er sich später im schönen Schwabenlande auf. Lotte Gmelin.
Nikolaus Lenau und Gustav Schwab Ihre Landsleute nur beunruhigen über eine Sache, die nnn nicht mehr zu ändern Leben Sie wohl, teure, unvergeßliche Freundin, ich will in treuer Seele be¬ Leben Sie wohl mit Ihren lieben Kindern, die ich alle herzlich grüße. Auch an L.*) einen stillen Herzensgruß ewig Niembsch. Ihr Wir übergehn hier die einzelnen Erlebnisse Lenens in Amerika. Es mag Gegen Ende Juni 1833 betrat er bei Bremen wieder den deutschen Boden. Noch häufig und lang hielt er sich später im schönen Schwabenlande auf. Lotte Gmelin.
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Nikolaus Lenau und Gustav Schwab
Ihre Landsleute nur beunruhigen über eine Sache, die nnn nicht mehr zu ändern
ist. Unbegreiflich ist mir, daß der Hvfbuchhnlter Mohl seinen Bruder nicht ge¬
nauer gekannt hat. Ich muß glauben, daß der eine ebenso dumm als der andre
schlecht ist.
Leben Sie wohl, teure, unvergeßliche Freundin, ich will in treuer Seele be¬
wahren alles Liebe und Gute, das Sie mir so reichlich gewährt haben.
Leben Sie wohl mit Ihren lieben Kindern, die ich alle herzlich grüße.
Auch an L.*) einen stillen Herzensgruß
ewig Niembsch. Ihr
Wir übergehn hier die einzelnen Erlebnisse Lenens in Amerika. Es mag
genügen, wenn erwähnt wird, daß der Aufenthalt im Westen durchaus nicht
seinen hochgespannter Erwartungen entsprach. „In dem großen Nebellande
Amerikas werden der Liebe leise die Adern geöffnet, und sie verblutet unbe¬
merkt." Und schon kurze Zeit nach seiner Ankunft in Amerika sehnte er sich
fort aus diesem „wahren Lande des Untergangs, dem Westen der Menschheit."
Es kann den Kenner des Lenauschen Lebensgangs nicht sehr wunder nehmen,
daß dem Dichter der Aufenthalt in Amerika nach den von Liebe und Freund¬
schaft durchsonnten Tagen in Schwaben nicht behagte. Seine fein organisierte
Seele mußte von der dürren Verstandesmäßigkeit und dem poesielosen Dollar¬
geklimper des nordamerikanischen Icmkeetnms nach dein voraufgegangnen gemüt¬
vollen Aufenthalt in Stuttgart um so tiefer verletzt werden.
Gegen Ende Juni 1833 betrat er bei Bremen wieder den deutschen Boden.
Er ging zunächst zu deu schwäbischen Freunden und trat bei Justinus Kerner
ins Zimmer mit den Worten: „Alter, da bin ich halt wieder; aber das sind
keine vereinten, das sind verschweinte Staaten." Dann — nach längerm Auf¬
enthalte in Süddeutschland — eilte er nach Österreich in die Arme seiner ge¬
liebten Verwandten.
Noch häufig und lang hielt er sich später im schönen Schwabenlande auf.
Von nun an schloß er sich näher an Emilie Reinbeck an. Das Verhältnis zu
Schwab und seiner Familie blieb nichtsdestoweniger bestehn; denn eine leise
Entfremdung zwischen den Scmgesgenosseu, die durch sein Verhalten Lotte
Gmelin gegenüber hervorgerufen worden war, wurde bald überwunden. Schwabs
Edelsinn und Versöhnuugsbereitschaft verleugnet sich auch hier nicht. Es ist
oben nachgewiesen worden, wie sehr er unter dem Unglücke Lenens antike, als
dieser nicht die Kraft fand, männlich und entschieden den Ballast der Vergangen¬
heit von sich zu werfen und um Lottens Hand zu werben. Schwab war mit
Gmelin verwandt; das mußte seinen Schmerz über die Haltlosigkeit und Zer¬
fahrenheit Lenens verschärfen. Wie diese vorübergehende Entfremdung ent¬
stand, zeigt der folgende Brief Sophie Schwabs an Lucie Meier vom
29. April 1833:
Lotte Gmelin.
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