Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Briefe eines Zurückgekehrten museum. Sie stehn freilich alle weit hinter den Bostoner Sammlungen zurück, Ein geistvoller Niederländer, Sproß einer Künstlerfamilie, sagte mir: Rous Grenzboten til 1399 KS
Briefe eines Zurückgekehrten museum. Sie stehn freilich alle weit hinter den Bostoner Sammlungen zurück, Ein geistvoller Niederländer, Sproß einer Künstlerfamilie, sagte mir: Rous Grenzboten til 1399 KS
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Briefe eines Zurückgekehrten
museum. Sie stehn freilich alle weit hinter den Bostoner Sammlungen zurück,
wie sich denn überhaupt das Verständnis für Japanisches in Amerika rascher
ausgebreitet hat als in Europa; das beweisen die japanischen Einflüsse im
amerikanischen Kunstgewerbe, die zum Teil erst über Amerika für Europa wirk¬
sam geworden sind. Auch hier in Hamburg sieht man schon bemerkenswerte
Wirkungen der mit großen, in aller Stille gebrachten Opfern seit noch nicht
einem Menschenalter vermehrten Sammlungen. Ich frage mich: Wird man
soviel erreichen, wie in Amerika und England, wo hinter den kalten Zügen
gleichgiltiger Gesichter eine künstlerische Leidenschaft lebt, die sich in Farben
ergießt? Ich denke an Turners glühende Farbengedichte. Ist nicht der Ham¬
burger Charakter zu hart, zu männlich, als daß sich in Hamburg eine Kunst¬
blüte eutfalten könnte, wie die Niederlande sie gehabt haben? Die ruhmvolle
Geschichte der niederländischen Freistaaten kann nicht darüber täuschen, daß in
der Volksseele der Niederländer eine Weichheit und Empfindlichkeit lebt, die
die Erfinderin der Kunst tiefer Töne und weicher Stimmungen ist, in der die
Niederländer den andern um zwei Jahrhunderte vorangeschritten sind. Für
den niederländischen Patrioten liegt die Kehrseite dieser Fähigkeit in der Ver¬
weichlichung, die er dein Luxus und der in den reichen Familien getriebnen
Inzucht zuschreibt. Es ist auch ein Stück halbrepublikauischer Meisterlosig-
keit dabei.
Ein geistvoller Niederländer, Sproß einer Künstlerfamilie, sagte mir: Rous
Un0 sllomillUö. Das könnte der wahrheitliebendste Hamburger
von seinen Landsleuten nicht sagen. Es giebt wohlgemästete Männer und
Frauen in Hamburg, besonders Frauen, die aussehen, als ob sie hauptsächlich
von Milch und Rotwein lebten. Aber im allgemeinen ist das ein kräftiges,
arbeitliebendes Geschlecht von energischen Zügen. Die Hamburger Kaufmanns-
söhne geben ausgezeichnete Soldaten. Es ist da eine hochgewachsene, hell¬
blonde Nasse, die in ihre» extremen Vertretern mit weißblonden Wimpern und
sehr blauen Augen fast albinohaft aussieht; das ist die verkörperte Energie.
Häufiger sind die untersetzten Leute, deren breite Schultern starke Lasten tragen
können. Die spanisch- und portugiesisch-amerikanischen Mischungen haben auch
sehr schwarzäugige und dunkelhaarige Hamburger und Hamburgerinneu erzeugt,
deren Haut eine« trvpengelblichen, wächsernen Charakter hat. Auf die Gefahr
hin, in den „Altdeutschen Blättern" wegen mangelnder nationaler Gesinnung
denunziert zu werden, erkläre ich, daß meinem Geschmacke diese Fremdlinge
und Fremdlinginnen besser zusagen als die einheimischen Schönheiten. Man
denke sich aber die Hamburger nicht als eine stolze Patrizierrasse. Der Besitz
und damit die soziale Stellung wechseln hier wie in allen Handelsstädten un-
gemein rasch. Wenig Familien behaupten sich dnrch drei Generationen auf
derselben Höhe. Außerdem hat man in den großen Hamburger Familien
Gelegenheit, dieselbe Beobachtung zu machen wie in ältesten Fürstenhäusern,
Grenzboten til 1399 KS
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