Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Transvaal s ist ja richtig, was Bismarck sagt, daß sich leitende Staats¬ So wenig wir dem britischen Imperialismus gegenüber einen deutschen Grenzboten III 1899 61
Transvaal s ist ja richtig, was Bismarck sagt, daß sich leitende Staats¬ So wenig wir dem britischen Imperialismus gegenüber einen deutschen Grenzboten III 1899 61
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0489" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231659"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341869_231169/figures/grenzboten_341869_231169_231659_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Transvaal</head><lb/> <p xml:id="ID_1622"> s ist ja richtig, was Bismarck sagt, daß sich leitende Staats¬<lb/> männer nicht offenkundig in die Händel fremder Staaten mischen<lb/> sollen, wenn sie die Mittel, ihre Absichten durchzusetzen, nicht<lb/> bereit in der Hand haben. Aber wenn es schon für den ver¬<lb/> antwortlichen Staatsmann auch in dieser Beziehung nicht angeht,<lb/> sich in der politischen Kunst hinter Aussprüche großer Meister zu verstecken,<lb/> um dem eignen Urteilen und Handeln zu entgehn, so wäre es erst recht ver¬<lb/> kehrt, wollte man der öffentlichen Meinung verbieten, über niederträchtige<lb/> und gemeingefährliche Anschläge fremder Staaten gegen fremde Staaten ein<lb/> Urteil zu fällen. Wo unser Auswärtiges Amt guten Grund hat, zwar nicht<lb/> die Augen zu schließen, aber doch den Mund zu halten, da kann die deutsche<lb/> Nation recht wohl die Pflicht haben, den Mund aufzuthun und offen heraus¬<lb/> zusagen, was sie sieht, denkt und will.</p><lb/> <p xml:id="ID_1623" next="#ID_1624"> So wenig wir dem britischen Imperialismus gegenüber einen deutschen<lb/> großgezogen sehen möchten, so scheint uns denn doch der Anschlag Gro߬<lb/> britanniens gegen Transvaal dazu angethan, nicht nur das gesunde Gerechtig¬<lb/> keitsgefühl, sondern schließlich auch den Selbsterhaltungstrieb des deutschen<lb/> Volks zu alarmieren. Nach der brutalen Vergewaltigung deutscher Interessen<lb/> und Vertragsrechte durch britischen Größenwahn, die wir erst kürzlich auf<lb/> Samoa erlebt haben, und bei der ganz besondern Feindschaft, mit der der<lb/> englische Imperialismus alles, was deutsch heißt, behandelt, haben wir allen<lb/> Grund, der neuen gewaltthütigen Vernichtung fremden Rechts und fremder<lb/> Selbständigkeit, zu der sich die britische Regierung unter dem Einflüsse des<lb/> Imperialisten Chamberlain und seiner hohen und allerhöchsten Schildträger<lb/> rüstet, unsre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, den bedrohten Boeren unsre</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1899 61</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0489]
[Abbildung]
Transvaal
s ist ja richtig, was Bismarck sagt, daß sich leitende Staats¬
männer nicht offenkundig in die Händel fremder Staaten mischen
sollen, wenn sie die Mittel, ihre Absichten durchzusetzen, nicht
bereit in der Hand haben. Aber wenn es schon für den ver¬
antwortlichen Staatsmann auch in dieser Beziehung nicht angeht,
sich in der politischen Kunst hinter Aussprüche großer Meister zu verstecken,
um dem eignen Urteilen und Handeln zu entgehn, so wäre es erst recht ver¬
kehrt, wollte man der öffentlichen Meinung verbieten, über niederträchtige
und gemeingefährliche Anschläge fremder Staaten gegen fremde Staaten ein
Urteil zu fällen. Wo unser Auswärtiges Amt guten Grund hat, zwar nicht
die Augen zu schließen, aber doch den Mund zu halten, da kann die deutsche
Nation recht wohl die Pflicht haben, den Mund aufzuthun und offen heraus¬
zusagen, was sie sieht, denkt und will.
So wenig wir dem britischen Imperialismus gegenüber einen deutschen
großgezogen sehen möchten, so scheint uns denn doch der Anschlag Gro߬
britanniens gegen Transvaal dazu angethan, nicht nur das gesunde Gerechtig¬
keitsgefühl, sondern schließlich auch den Selbsterhaltungstrieb des deutschen
Volks zu alarmieren. Nach der brutalen Vergewaltigung deutscher Interessen
und Vertragsrechte durch britischen Größenwahn, die wir erst kürzlich auf
Samoa erlebt haben, und bei der ganz besondern Feindschaft, mit der der
englische Imperialismus alles, was deutsch heißt, behandelt, haben wir allen
Grund, der neuen gewaltthütigen Vernichtung fremden Rechts und fremder
Selbständigkeit, zu der sich die britische Regierung unter dem Einflüsse des
Imperialisten Chamberlain und seiner hohen und allerhöchsten Schildträger
rüstet, unsre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, den bedrohten Boeren unsre
Grenzboten III 1899 61
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |