Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Nikolaus Lenau und Gustav Schwab Schlusse hätte bringen können. Eindringliche Warnungen seiner Freunde (nament¬ Kurzum: das einzige, was seine Angehörigen von ihm erlangen konnten, war Von Gmunden gings über Salzburg und München nach Karlsruhe. Von Der hier erwähnte erste Brief Lenans an Schwab, der die Bekanntschaft Euer Wohlgeboren! Ich nehme mir die Ehre, beiliegende zwei Gedichte mit der Bitte zu über¬ ") Mitgeteilt ist er in den als "Handschrift" gedruckten Blattern: "Zur Erinnerung an
Gustav Schwab I7!)2, 1802." Diese Festschrift nebst den später in dieser Arbeit mitgeteilten bisher ungedruckten Briefen Lenens an Gustav Schwab sind mir von den Nachkommen Schwabs zur Verfügung gestellt worden. Bruchstücke aus einigen hier vollständig abgedruckten Briefen Lermus an Schwab finden sich in: "Gustav Schwab. Sein Leben und Wirken geschildert von Karl Klttvfel" (Leipzig, 18S8). Nikolaus Lenau und Gustav Schwab Schlusse hätte bringen können. Eindringliche Warnungen seiner Freunde (nament¬ Kurzum: das einzige, was seine Angehörigen von ihm erlangen konnten, war Von Gmunden gings über Salzburg und München nach Karlsruhe. Von Der hier erwähnte erste Brief Lenans an Schwab, der die Bekanntschaft Euer Wohlgeboren! Ich nehme mir die Ehre, beiliegende zwei Gedichte mit der Bitte zu über¬ ") Mitgeteilt ist er in den als „Handschrift" gedruckten Blattern: „Zur Erinnerung an
Gustav Schwab I7!)2, 1802." Diese Festschrift nebst den später in dieser Arbeit mitgeteilten bisher ungedruckten Briefen Lenens an Gustav Schwab sind mir von den Nachkommen Schwabs zur Verfügung gestellt worden. Bruchstücke aus einigen hier vollständig abgedruckten Briefen Lermus an Schwab finden sich in: „Gustav Schwab. Sein Leben und Wirken geschildert von Karl Klttvfel" (Leipzig, 18S8). <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0461" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231631"/> <fw type="header" place="top"> Nikolaus Lenau und Gustav Schwab</fw><lb/> <p xml:id="ID_1521" prev="#ID_1520" next="#ID_1522"> Schlusse hätte bringen können. Eindringliche Warnungen seiner Freunde (nament¬<lb/> lich Schleifers), liebevolle Ermahnungen seiner Verwandten schlug er eigen¬<lb/> willig in den Wind. Es war eine Stimmung in ihm, wie er sie Mephisto-<lb/> Pheles in seinem „Faust" aussprechen läßt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_73" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1522" prev="#ID_1521"> Kurzum: das einzige, was seine Angehörigen von ihm erlangen konnten, war<lb/> das Versprechen, in Heidelberg oder Würzburg den unvollendet gebliebner<lb/> Kursus der Medizin durch eine Prüfung zu einem geregelten Abschlüsse zu<lb/> bringen und so seine Zukunft wenigstens etwas sicher zu stellen. Leider aber<lb/> blieb es bei diesem Versprechen, wie wir noch sehen werden, obgleich er ver-<lb/> schiedne Anläufe nahm, sein verpfändetes Wort einzulösen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1523"> Von Gmunden gings über Salzburg und München nach Karlsruhe. Von<lb/> hier aus schrieb er an seinen Schwager Schurz am 22. Juli 1831 einen<lb/> längern Brief, worin es am Schlusse heißt: „Gestern hab ich von hier aus<lb/> an Gustav Schwab nach Stuttgart geschrieben und ihm zwei Gedichte über¬<lb/> schickt mit der Bitte, solche ins Morgenblatt einzurücken. Das eine von mir:<lb/> Der Gefangne, das andre von Schleifer: An den Schmerz (ein treffliches<lb/> Gedicht, nicht wahr?). Ob Schwab diese Gedichte aufnehmen werde, ob er<lb/> nach der ersten Probe vielleicht Lust habe, mehreres von mir aufzunehmen?<lb/> Das muß er mir bald schreiben; und ist nur erst ein Verkehr mit dem Manne<lb/> angeknüpft, so will ich ihn auch mit dir bekannt machen." Und auf sein medi¬<lb/> zinisches Studium hinweisend fügt er die Worte bei: „Morgen geh ich nach<lb/> Heidelberg. Vielleicht hab ich mein Ziel vor einem, vielleicht in einem Jahre<lb/> erreicht. Ich will schon arbeiten, daß ich wieder zu euch komme."</p><lb/> <p xml:id="ID_1524"> Der hier erwähnte erste Brief Lenans an Schwab, der die Bekanntschaft<lb/> zwischen diesen beiden Dichtern vermittelte, ist bisher noch nicht veröffentlicht.*)<lb/> Er ist geschrieben in Karlsruhe am 21. Juli 1831 und lautet:</p><lb/> <note type="salute"> Euer Wohlgeboren!</note><lb/> <p xml:id="ID_1525"> Ich nehme mir die Ehre, beiliegende zwei Gedichte mit der Bitte zu über¬<lb/> senden, selbe, wenn sie Ihren Beifall finden, in Ihre geschätzte Zeitschrift auf¬<lb/> nehmen zu wollen. Das „An den Schmerz" ist von einem Manne, der ungenannt<lb/> zu bleiben wünscht.</p><lb/> <note xml:id="FID_198" place="foot"> ") Mitgeteilt ist er in den als „Handschrift" gedruckten Blattern: „Zur Erinnerung an<lb/> Gustav Schwab I7!)2, 1802." Diese Festschrift nebst den später in dieser Arbeit mitgeteilten<lb/> bisher ungedruckten Briefen Lenens an Gustav Schwab sind mir von den Nachkommen Schwabs<lb/> zur Verfügung gestellt worden. Bruchstücke aus einigen hier vollständig abgedruckten Briefen<lb/> Lermus an Schwab finden sich in: „Gustav Schwab. Sein Leben und Wirken geschildert von<lb/> Karl Klttvfel" (Leipzig, 18S8).</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0461]
Nikolaus Lenau und Gustav Schwab
Schlusse hätte bringen können. Eindringliche Warnungen seiner Freunde (nament¬
lich Schleifers), liebevolle Ermahnungen seiner Verwandten schlug er eigen¬
willig in den Wind. Es war eine Stimmung in ihm, wie er sie Mephisto-
Pheles in seinem „Faust" aussprechen läßt:
Kurzum: das einzige, was seine Angehörigen von ihm erlangen konnten, war
das Versprechen, in Heidelberg oder Würzburg den unvollendet gebliebner
Kursus der Medizin durch eine Prüfung zu einem geregelten Abschlüsse zu
bringen und so seine Zukunft wenigstens etwas sicher zu stellen. Leider aber
blieb es bei diesem Versprechen, wie wir noch sehen werden, obgleich er ver-
schiedne Anläufe nahm, sein verpfändetes Wort einzulösen.
Von Gmunden gings über Salzburg und München nach Karlsruhe. Von
hier aus schrieb er an seinen Schwager Schurz am 22. Juli 1831 einen
längern Brief, worin es am Schlusse heißt: „Gestern hab ich von hier aus
an Gustav Schwab nach Stuttgart geschrieben und ihm zwei Gedichte über¬
schickt mit der Bitte, solche ins Morgenblatt einzurücken. Das eine von mir:
Der Gefangne, das andre von Schleifer: An den Schmerz (ein treffliches
Gedicht, nicht wahr?). Ob Schwab diese Gedichte aufnehmen werde, ob er
nach der ersten Probe vielleicht Lust habe, mehreres von mir aufzunehmen?
Das muß er mir bald schreiben; und ist nur erst ein Verkehr mit dem Manne
angeknüpft, so will ich ihn auch mit dir bekannt machen." Und auf sein medi¬
zinisches Studium hinweisend fügt er die Worte bei: „Morgen geh ich nach
Heidelberg. Vielleicht hab ich mein Ziel vor einem, vielleicht in einem Jahre
erreicht. Ich will schon arbeiten, daß ich wieder zu euch komme."
Der hier erwähnte erste Brief Lenans an Schwab, der die Bekanntschaft
zwischen diesen beiden Dichtern vermittelte, ist bisher noch nicht veröffentlicht.*)
Er ist geschrieben in Karlsruhe am 21. Juli 1831 und lautet:
Euer Wohlgeboren!
Ich nehme mir die Ehre, beiliegende zwei Gedichte mit der Bitte zu über¬
senden, selbe, wenn sie Ihren Beifall finden, in Ihre geschätzte Zeitschrift auf¬
nehmen zu wollen. Das „An den Schmerz" ist von einem Manne, der ungenannt
zu bleiben wünscht.
") Mitgeteilt ist er in den als „Handschrift" gedruckten Blattern: „Zur Erinnerung an
Gustav Schwab I7!)2, 1802." Diese Festschrift nebst den später in dieser Arbeit mitgeteilten
bisher ungedruckten Briefen Lenens an Gustav Schwab sind mir von den Nachkommen Schwabs
zur Verfügung gestellt worden. Bruchstücke aus einigen hier vollständig abgedruckten Briefen
Lermus an Schwab finden sich in: „Gustav Schwab. Sein Leben und Wirken geschildert von
Karl Klttvfel" (Leipzig, 18S8).
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