Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Russen und Engländer in Zentralasien als wichtige Straßenknotenpunkte auch jetzt noch ihre Bedeutung, wenngleich Noch viel dringender ist die Frage des Baus einer Eisenbahn vom Mac-Gregor empfiehlt in seiner umfangreichen, einen glühenden Haß gegen Grenzlwten 111 1839 51
Russen und Engländer in Zentralasien als wichtige Straßenknotenpunkte auch jetzt noch ihre Bedeutung, wenngleich Noch viel dringender ist die Frage des Baus einer Eisenbahn vom Mac-Gregor empfiehlt in seiner umfangreichen, einen glühenden Haß gegen Grenzlwten 111 1839 51
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0409" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231579"/> <fw type="header" place="top"> Russen und Engländer in Zentralasien</fw><lb/> <p xml:id="ID_1333" prev="#ID_1332"> als wichtige Straßenknotenpunkte auch jetzt noch ihre Bedeutung, wenngleich<lb/> die Besitzergreifung Herats durch uns wohl nicht gleich allgemeinen Aufruhr<lb/> in Indien zur Folge haben wird, wie seiner Zeit Stoljetow annahm. Als<lb/> Teilunteruehmuug könnte sich die Besetzung des persischen Sseistan empfehlen,<lb/> um den Hilmendfluß und die linke Flanke der Engländer zu umgehn; haben<lb/> wir auf diese Weise die Linie des genannten Flusses gewonnen, so können wir<lb/> uns beim Vordringen nach Beludschistan und Indien darauf stützen. Wie<lb/> schon erwähnt, wir haben mehr als ein halbes Jahrhundert auf unsre Fest¬<lb/> setzung in Turkestan, d. h. auf den Ausbau eines Waffenplatzes für Neben¬<lb/> operationen verwandt, dem? der Hauptangriff auf Indien muß doch von Persien<lb/> aus angesetzt werden. Darum muß nunmehr unser Hauptaugenmerk auf Persien<lb/> gerichtet sein; sind wir auch dort schon in einer günstigen politischen Situation,<lb/> so ist diese doch noch nicht gefestigt genug für die Losung der Frage des Kriegs¬<lb/> zugs nach Indien. Unser Einfluß in Teheran ist ja der vorherrschende, doch<lb/> arbeiten in Persien, vornehmlich im Süden und Südosten des Landes weit<lb/> mehr Agenten in englischem als in russischem Solde. Es ist unbedingtes Er¬<lb/> fordernis für uns, zwischen Meschhed und Rühret-abat in Sseistan eine An¬<lb/> zahl neue Agenten zu gewinnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1334"> Noch viel dringender ist die Frage des Baus einer Eisenbahn vom<lb/> Kaspischen Meer zum Indischen Ozean durch Persien hindurch. Die Lösung<lb/> dieser Frage muß baldigst erfolgen, da sich die Engländer in Südarabien und<lb/> im Persischen Golf immer mehr festsetzen, und die Deutschen eine Eisenbahn<lb/> vom Mittelländischen Meere nach dem Persischen Golf planen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1335" next="#ID_1336"> Mac-Gregor empfiehlt in seiner umfangreichen, einen glühenden Haß gegen<lb/> Rußland atmenden Arbeit außer rein strategischen und lokalen Maßnahmen zur<lb/> Sperrung der Zugänge nach Indien aufs angelegentlichste ein Bündnis Eng¬<lb/> lands mit einigen kontinentalen Mächten, vornehmlich mit Deutschland. Ein<lb/> Teil seiner Vorschläge, die Besetzung von Tschitral, Gilghit, Konshut, die<lb/> Vermehrung der Agenten in Persien, endlich die Befestigung des britannischen<lb/> Einflusses in Südarabien ist schon ausgeführt worden. Was Deutschland<lb/> anlangt, so ist ja bekannt, wie die englische Presse mit Deutschland geliebüugelt<lb/> hat, wir dürfen uns auch nicht verhehlen, daß seit der Reise des Kaisers<lb/> Wilhelm nach Palästina der Plan des Baus einer deutschen Eisenbahn vom<lb/> Mittelländischen Meere nach Baghdad-Vasra und El-Kuwelt sehr wohl in die<lb/> Wirklichkeit übersetzt werden kann. Dann aber sind wir auf dem Streifen,<lb/> auf dem wir zum Ozean vordringen möchten, wie in einem Schraubstock und<lb/> werden uns auf lange hinaus die Ausführung der uns durch die Vorsehung<lb/> zugewiesenen bedeutsamen politischen und ökonomischen Aufgaben in diesem Teil<lb/> Asiens und die Erwerbung einer unsrer politischen Bedeutung entsprechenden<lb/> Station am Indischen Ozean versagen müssen. Und dabei harrt das einst so<lb/> blühende Persien, das jetzt wirtschaftlich danieder liegt, ebenso wie die sttd-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzlwten 111 1839 51</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0409]
Russen und Engländer in Zentralasien
als wichtige Straßenknotenpunkte auch jetzt noch ihre Bedeutung, wenngleich
die Besitzergreifung Herats durch uns wohl nicht gleich allgemeinen Aufruhr
in Indien zur Folge haben wird, wie seiner Zeit Stoljetow annahm. Als
Teilunteruehmuug könnte sich die Besetzung des persischen Sseistan empfehlen,
um den Hilmendfluß und die linke Flanke der Engländer zu umgehn; haben
wir auf diese Weise die Linie des genannten Flusses gewonnen, so können wir
uns beim Vordringen nach Beludschistan und Indien darauf stützen. Wie
schon erwähnt, wir haben mehr als ein halbes Jahrhundert auf unsre Fest¬
setzung in Turkestan, d. h. auf den Ausbau eines Waffenplatzes für Neben¬
operationen verwandt, dem? der Hauptangriff auf Indien muß doch von Persien
aus angesetzt werden. Darum muß nunmehr unser Hauptaugenmerk auf Persien
gerichtet sein; sind wir auch dort schon in einer günstigen politischen Situation,
so ist diese doch noch nicht gefestigt genug für die Losung der Frage des Kriegs¬
zugs nach Indien. Unser Einfluß in Teheran ist ja der vorherrschende, doch
arbeiten in Persien, vornehmlich im Süden und Südosten des Landes weit
mehr Agenten in englischem als in russischem Solde. Es ist unbedingtes Er¬
fordernis für uns, zwischen Meschhed und Rühret-abat in Sseistan eine An¬
zahl neue Agenten zu gewinnen.
Noch viel dringender ist die Frage des Baus einer Eisenbahn vom
Kaspischen Meer zum Indischen Ozean durch Persien hindurch. Die Lösung
dieser Frage muß baldigst erfolgen, da sich die Engländer in Südarabien und
im Persischen Golf immer mehr festsetzen, und die Deutschen eine Eisenbahn
vom Mittelländischen Meere nach dem Persischen Golf planen.
Mac-Gregor empfiehlt in seiner umfangreichen, einen glühenden Haß gegen
Rußland atmenden Arbeit außer rein strategischen und lokalen Maßnahmen zur
Sperrung der Zugänge nach Indien aufs angelegentlichste ein Bündnis Eng¬
lands mit einigen kontinentalen Mächten, vornehmlich mit Deutschland. Ein
Teil seiner Vorschläge, die Besetzung von Tschitral, Gilghit, Konshut, die
Vermehrung der Agenten in Persien, endlich die Befestigung des britannischen
Einflusses in Südarabien ist schon ausgeführt worden. Was Deutschland
anlangt, so ist ja bekannt, wie die englische Presse mit Deutschland geliebüugelt
hat, wir dürfen uns auch nicht verhehlen, daß seit der Reise des Kaisers
Wilhelm nach Palästina der Plan des Baus einer deutschen Eisenbahn vom
Mittelländischen Meere nach Baghdad-Vasra und El-Kuwelt sehr wohl in die
Wirklichkeit übersetzt werden kann. Dann aber sind wir auf dem Streifen,
auf dem wir zum Ozean vordringen möchten, wie in einem Schraubstock und
werden uns auf lange hinaus die Ausführung der uns durch die Vorsehung
zugewiesenen bedeutsamen politischen und ökonomischen Aufgaben in diesem Teil
Asiens und die Erwerbung einer unsrer politischen Bedeutung entsprechenden
Station am Indischen Ozean versagen müssen. Und dabei harrt das einst so
blühende Persien, das jetzt wirtschaftlich danieder liegt, ebenso wie die sttd-
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