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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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Deutsche Kinderlieder und Ainderspiele

Häuschen Vereinigt sieht und ihre fröhlichen Gesänge erklingen hört; da läßt
sich erkennen, daß Herz und Gemüt erfrischt, Körper und Geist gestärkt wird
für die Lasten des kommenden Tages. Nach alledem erscheinen die erörterten
Vorzüge von so großer volkswirtschaftlicher und sittlicher Bedeutung, daß es
wohl der Mühe wert ist, diese Frage näher zu prüfen und die angeregte
Wohlfahrtseinrichtung durch den Staat in die geeigneten Wege zu leiten.




Deutsche Kinderlieder und Kinderspiele

MSsix' Imeer deutschen Kinderliedern könnten etwa auch die hübschen Dich¬
tungen Fr. Gnlis, Rudolf Lvwensteins u. a. gemeint sein, oder was
von Rückert in diese Art fällt. Aber so hoch wollen sich die folgenden
Betrachtungen nicht versteigen, sondern sich mit volkstümlichen Liedern,
Reimen und Svielllerseu abgeben, deren Verfasser in keiner Litteratur-
geschichte verzeichnet stehn. Dafür haben diese Erzeugnisse den Vor¬
zug, jedermann bekannt zu sein. Wem wären denn Kinderverschen fremd, wie

oder

oder

Und wer gerade diese zufällig nicht kennt, dem fallen doch andre dabei ein, und
liebliche, sonnenhelle Erinnerung kann einem mit diesen Klängen in der Seele auf¬
steigen, aus eigner Kindheit oder ans den Stunden, wo wir mit Kindern spielten.
Von solchen Reimen also wird in folgendem die Rede sein.

Unendlich groß ist die Zahl derer, die im Volk umlaufen, groß auch die Menge
der gedruckten Sammlungen, seit durch die Lebensarbeit der Brüder Grimm
Sinn Und Verständnis der Gebildeten für die lebendigen Schätze volkstümlicher
Überlieferung aufgeschlossen worden ist. Die reichhaltigste unter allen diesen, zu¬
gleich die zugänglichste, stammt von dem bekannten Sagenforscher und Dichter
Simrock^); sie liegt gegenwärtig in der dritten, sehr bereicherten Ausgabe vor



') Das deutsche Kinderbuch. Altherkömmliche Renne, Lieder usw. für Kinder gesammelt
von Karl Simrock. Basel, Benno Schwabe, Verlagsbuchhandlung. Gedruckt in diesem Jahr.
Deutsche Kinderlieder und Ainderspiele

Häuschen Vereinigt sieht und ihre fröhlichen Gesänge erklingen hört; da läßt
sich erkennen, daß Herz und Gemüt erfrischt, Körper und Geist gestärkt wird
für die Lasten des kommenden Tages. Nach alledem erscheinen die erörterten
Vorzüge von so großer volkswirtschaftlicher und sittlicher Bedeutung, daß es
wohl der Mühe wert ist, diese Frage näher zu prüfen und die angeregte
Wohlfahrtseinrichtung durch den Staat in die geeigneten Wege zu leiten.




Deutsche Kinderlieder und Kinderspiele

MSsix' Imeer deutschen Kinderliedern könnten etwa auch die hübschen Dich¬
tungen Fr. Gnlis, Rudolf Lvwensteins u. a. gemeint sein, oder was
von Rückert in diese Art fällt. Aber so hoch wollen sich die folgenden
Betrachtungen nicht versteigen, sondern sich mit volkstümlichen Liedern,
Reimen und Svielllerseu abgeben, deren Verfasser in keiner Litteratur-
geschichte verzeichnet stehn. Dafür haben diese Erzeugnisse den Vor¬
zug, jedermann bekannt zu sein. Wem wären denn Kinderverschen fremd, wie

oder

oder

Und wer gerade diese zufällig nicht kennt, dem fallen doch andre dabei ein, und
liebliche, sonnenhelle Erinnerung kann einem mit diesen Klängen in der Seele auf¬
steigen, aus eigner Kindheit oder ans den Stunden, wo wir mit Kindern spielten.
Von solchen Reimen also wird in folgendem die Rede sein.

Unendlich groß ist die Zahl derer, die im Volk umlaufen, groß auch die Menge
der gedruckten Sammlungen, seit durch die Lebensarbeit der Brüder Grimm
Sinn Und Verständnis der Gebildeten für die lebendigen Schätze volkstümlicher
Überlieferung aufgeschlossen worden ist. Die reichhaltigste unter allen diesen, zu¬
gleich die zugänglichste, stammt von dem bekannten Sagenforscher und Dichter
Simrock^); sie liegt gegenwärtig in der dritten, sehr bereicherten Ausgabe vor



') Das deutsche Kinderbuch. Altherkömmliche Renne, Lieder usw. für Kinder gesammelt
von Karl Simrock. Basel, Benno Schwabe, Verlagsbuchhandlung. Gedruckt in diesem Jahr.
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[0330] Deutsche Kinderlieder und Ainderspiele Häuschen Vereinigt sieht und ihre fröhlichen Gesänge erklingen hört; da läßt sich erkennen, daß Herz und Gemüt erfrischt, Körper und Geist gestärkt wird für die Lasten des kommenden Tages. Nach alledem erscheinen die erörterten Vorzüge von so großer volkswirtschaftlicher und sittlicher Bedeutung, daß es wohl der Mühe wert ist, diese Frage näher zu prüfen und die angeregte Wohlfahrtseinrichtung durch den Staat in die geeigneten Wege zu leiten. Deutsche Kinderlieder und Kinderspiele MSsix' Imeer deutschen Kinderliedern könnten etwa auch die hübschen Dich¬ tungen Fr. Gnlis, Rudolf Lvwensteins u. a. gemeint sein, oder was von Rückert in diese Art fällt. Aber so hoch wollen sich die folgenden Betrachtungen nicht versteigen, sondern sich mit volkstümlichen Liedern, Reimen und Svielllerseu abgeben, deren Verfasser in keiner Litteratur- geschichte verzeichnet stehn. Dafür haben diese Erzeugnisse den Vor¬ zug, jedermann bekannt zu sein. Wem wären denn Kinderverschen fremd, wie oder oder Und wer gerade diese zufällig nicht kennt, dem fallen doch andre dabei ein, und liebliche, sonnenhelle Erinnerung kann einem mit diesen Klängen in der Seele auf¬ steigen, aus eigner Kindheit oder ans den Stunden, wo wir mit Kindern spielten. Von solchen Reimen also wird in folgendem die Rede sein. Unendlich groß ist die Zahl derer, die im Volk umlaufen, groß auch die Menge der gedruckten Sammlungen, seit durch die Lebensarbeit der Brüder Grimm Sinn Und Verständnis der Gebildeten für die lebendigen Schätze volkstümlicher Überlieferung aufgeschlossen worden ist. Die reichhaltigste unter allen diesen, zu¬ gleich die zugänglichste, stammt von dem bekannten Sagenforscher und Dichter Simrock^); sie liegt gegenwärtig in der dritten, sehr bereicherten Ausgabe vor ') Das deutsche Kinderbuch. Altherkömmliche Renne, Lieder usw. für Kinder gesammelt von Karl Simrock. Basel, Benno Schwabe, Verlagsbuchhandlung. Gedruckt in diesem Jahr.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/330>, abgerufen am 15.01.2025.