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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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Aus Dichtung und Wahrheit über Shakespeares Toben

Gewicht, wenn wir Shakespeares Sonette ins Auge fassen, Kis suAg,roa sonnsts
g-wor^se Iris xriviits 1risnä8, wie sie schon 1598 ein litterarischer Zeitgenosse
genannt hat. Wenn auch das Maß selbsterlebter Empfindungen, die den So¬
netten zu Grunde zu liegen scheinen, nicht ohne weiteres klar ist, so sind diese
doch Dichtungen, in denen der Dichter von sich selbst spricht, sich an bestimmte
Personen wendet; sie klingen entschieden persönlich, und der Wunsch, hinter
dieses Persönliche zu kommen, ist daher wohl mehr als müßige Neugier, denn
erst wenn dies wirklich gelänge, würde ein intimeres Verständnis dieser Dich¬
tungen möglich sein. Es ist deshalb begreiflich, daß eine Hypothese, die die
Persönlichkeit des in den Sonetten besungnen schönen Freundes und die der
darin verherrlichten und geschmähten Geliebten mit geschichtlich bekannten
Persönlichkeiten identifizierte, großes Aufsehen und eine lebhafte, noch nicht
zur Ruhe gekommne Kontroverse hervorgerufen hat. Thomas Tyler hat,
nachdem er schon vorher in der ^os-äsen^ und in einer Vorrede zur Faksimilc-
ausgabe der Sonette seine Ansichten kurz vorgetragen hatte, im Jahre 1890 in
einem Buches eine solche Hypothese aufgestellt und mit interessanten Belegen zu
erhärten versucht. Danach soll der schöne Freund mit William Herbert, späteren
Carl of Pembroke. die Geliebte mit Mrs. Mary Fitton, UM ok Ilouour
der Königin Elisabeth, identisch sein. Diese Annahme stützt sich wesentlich auf
folgende Kombinationen.

Die Widmung der Sonette durch den ersten Herausgeber im Jahre 1609,
T. T. (d. i. Thomas Thorpe) an einen Mr. W. H. hatte bisher zu den
abenteuerlichsten Deutungen Anlaß gegeben. Es empfiehlt sich wohl, ihren
Wortlaut näher zu betrachten:


10 . IM. (MllN . LLKMILL . 0? .
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Ur. V. >I. .>>,>. . t!.VA'!X1^x.
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1.1.

Dies ließe sich etwa folgendermaßen übersetzen: Dem, der diese folgenden Sonette
allein erzeugt (veranlaßt, hervorgerufen) hat, Herrn W. H., alles Glück und




LKg.Kssxoars's gonnsts. Ccliteä ^led Rolof Ava Juli-ocluotjoii, MowÄS l^lor,
N. ^. I,onäon, vaviä Mit, 1390.
Es sei hier erinnert, daß der Titel MrS, (Mistreß) im Sprachgebrauche des sechzehnten
bis achtzehnten Jahrhunderts nicht wie heute "Frau," sondern "Fräulein" bedeutete.
Aus Dichtung und Wahrheit über Shakespeares Toben

Gewicht, wenn wir Shakespeares Sonette ins Auge fassen, Kis suAg,roa sonnsts
g-wor^se Iris xriviits 1risnä8, wie sie schon 1598 ein litterarischer Zeitgenosse
genannt hat. Wenn auch das Maß selbsterlebter Empfindungen, die den So¬
netten zu Grunde zu liegen scheinen, nicht ohne weiteres klar ist, so sind diese
doch Dichtungen, in denen der Dichter von sich selbst spricht, sich an bestimmte
Personen wendet; sie klingen entschieden persönlich, und der Wunsch, hinter
dieses Persönliche zu kommen, ist daher wohl mehr als müßige Neugier, denn
erst wenn dies wirklich gelänge, würde ein intimeres Verständnis dieser Dich¬
tungen möglich sein. Es ist deshalb begreiflich, daß eine Hypothese, die die
Persönlichkeit des in den Sonetten besungnen schönen Freundes und die der
darin verherrlichten und geschmähten Geliebten mit geschichtlich bekannten
Persönlichkeiten identifizierte, großes Aufsehen und eine lebhafte, noch nicht
zur Ruhe gekommne Kontroverse hervorgerufen hat. Thomas Tyler hat,
nachdem er schon vorher in der ^os-äsen^ und in einer Vorrede zur Faksimilc-
ausgabe der Sonette seine Ansichten kurz vorgetragen hatte, im Jahre 1890 in
einem Buches eine solche Hypothese aufgestellt und mit interessanten Belegen zu
erhärten versucht. Danach soll der schöne Freund mit William Herbert, späteren
Carl of Pembroke. die Geliebte mit Mrs. Mary Fitton, UM ok Ilouour
der Königin Elisabeth, identisch sein. Diese Annahme stützt sich wesentlich auf
folgende Kombinationen.

Die Widmung der Sonette durch den ersten Herausgeber im Jahre 1609,
T. T. (d. i. Thomas Thorpe) an einen Mr. W. H. hatte bisher zu den
abenteuerlichsten Deutungen Anlaß gegeben. Es empfiehlt sich wohl, ihren
Wortlaut näher zu betrachten:


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1.1.

Dies ließe sich etwa folgendermaßen übersetzen: Dem, der diese folgenden Sonette
allein erzeugt (veranlaßt, hervorgerufen) hat, Herrn W. H., alles Glück und




LKg.Kssxoars's gonnsts. Ccliteä ^led Rolof Ava Juli-ocluotjoii, MowÄS l^lor,
N. ^. I,onäon, vaviä Mit, 1390.
Es sei hier erinnert, daß der Titel MrS, (Mistreß) im Sprachgebrauche des sechzehnten
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[0030] Aus Dichtung und Wahrheit über Shakespeares Toben Gewicht, wenn wir Shakespeares Sonette ins Auge fassen, Kis suAg,roa sonnsts g-wor^se Iris xriviits 1risnä8, wie sie schon 1598 ein litterarischer Zeitgenosse genannt hat. Wenn auch das Maß selbsterlebter Empfindungen, die den So¬ netten zu Grunde zu liegen scheinen, nicht ohne weiteres klar ist, so sind diese doch Dichtungen, in denen der Dichter von sich selbst spricht, sich an bestimmte Personen wendet; sie klingen entschieden persönlich, und der Wunsch, hinter dieses Persönliche zu kommen, ist daher wohl mehr als müßige Neugier, denn erst wenn dies wirklich gelänge, würde ein intimeres Verständnis dieser Dich¬ tungen möglich sein. Es ist deshalb begreiflich, daß eine Hypothese, die die Persönlichkeit des in den Sonetten besungnen schönen Freundes und die der darin verherrlichten und geschmähten Geliebten mit geschichtlich bekannten Persönlichkeiten identifizierte, großes Aufsehen und eine lebhafte, noch nicht zur Ruhe gekommne Kontroverse hervorgerufen hat. Thomas Tyler hat, nachdem er schon vorher in der ^os-äsen^ und in einer Vorrede zur Faksimilc- ausgabe der Sonette seine Ansichten kurz vorgetragen hatte, im Jahre 1890 in einem Buches eine solche Hypothese aufgestellt und mit interessanten Belegen zu erhärten versucht. Danach soll der schöne Freund mit William Herbert, späteren Carl of Pembroke. die Geliebte mit Mrs. Mary Fitton, UM ok Ilouour der Königin Elisabeth, identisch sein. Diese Annahme stützt sich wesentlich auf folgende Kombinationen. Die Widmung der Sonette durch den ersten Herausgeber im Jahre 1609, T. T. (d. i. Thomas Thorpe) an einen Mr. W. H. hatte bisher zu den abenteuerlichsten Deutungen Anlaß gegeben. Es empfiehlt sich wohl, ihren Wortlaut näher zu betrachten: 10 . IM. (MllN . LLKMILL . 0? . MLW. . LOMIM . Ur. V. >I. .>>,>. . t!.VA'!X1^x. , rü^l , ZMRMIIZZ . ?»0AIWV. LI. 0VL,. LVW-llVIM . ?0K1. U >8U1"M . . VDI^-VILIM« . ^VVMrVRIM . M . WrMk. ?0ML. 1.1. Dies ließe sich etwa folgendermaßen übersetzen: Dem, der diese folgenden Sonette allein erzeugt (veranlaßt, hervorgerufen) hat, Herrn W. H., alles Glück und LKg.Kssxoars's gonnsts. Ccliteä ^led Rolof Ava Juli-ocluotjoii, MowÄS l^lor, N. ^. I,onäon, vaviä Mit, 1390. Es sei hier erinnert, daß der Titel MrS, (Mistreß) im Sprachgebrauche des sechzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts nicht wie heute „Frau," sondern „Fräulein" bedeutete.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/30>, abgerufen am 15.01.2025.