Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Aufteilung Afrikas Ostrande; am Westrande die äquatorialen Gebirgsmassen (Ruwenzori, Mfum- Die andre topographische Erscheinung, die durch die meridioualen Risse Das ganze geologische Gebilde, das eben geschildert worden ist, nennt Die innere Geschichte Afrikas hat sich deshalb auch ganz natürlich in diesem Die Aufteilung Afrikas Ostrande; am Westrande die äquatorialen Gebirgsmassen (Ruwenzori, Mfum- Die andre topographische Erscheinung, die durch die meridioualen Risse Das ganze geologische Gebilde, das eben geschildert worden ist, nennt Die innere Geschichte Afrikas hat sich deshalb auch ganz natürlich in diesem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231468"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Afrikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_950" prev="#ID_949"> Ostrande; am Westrande die äquatorialen Gebirgsmassen (Ruwenzori, Mfum-<lb/> birv), die Küstengebirge im Westen des Tangcmyika, die Wasserscheiden zwischen<lb/> Kongo und Sambesi. Diese vulkanischen Gebirgsmassen sind an sich schon<lb/> durch ihre geologische Zusammensetzung für Kulturentwicklung prädestiniert,<lb/> durch ihre Erhebung über das Niveau des afrikanischen Plateaus wird ihnen<lb/> aber noch das zu teil, was dem übrigen Afrika fehlt, nämlich Feuchtigkeit; an<lb/> den Gebirgen (ähnlich wie am Südabhang des Himalaya) fangen sich die<lb/> Zenithalregen (periodische, den Zenithstünden der zwischen den Wendekreisen hin-<lb/> uud hergehenden ^geozentrisch gesprochen^ Sonne folgende und von den Passaten<lb/> ins Land getriebne Regen); ferner haben diese Gebirgslandschaften Steiguugs-<lb/> regen, hervorgebracht durch die verschiednen Wärmeverhältuisse am Fuße und<lb/> am Gipfel der Gebirge. Aus diesen Gründen sind die Gebirgslandschaften in<lb/> Ostafrika fruchtbar.</p><lb/> <p xml:id="ID_951"> Die andre topographische Erscheinung, die durch die meridioualen Risse<lb/> hervorgebracht ist, sind Senken, grubenartige Vertiefungen. Sie liegen in den<lb/> Bruchlinien entweder als humusreiche Thäler oder als langgestreckte Seen,<lb/> umrankt von den erwähnten Eruptionsmassen, die ihnen ihre überflüssige<lb/> Feuchtigkeit abgeben und sie auch fruchtbar machen. Durch eine solche Senkung<lb/> hat sich der Nil seinen Weg gesucht, andre werden durch eine Anzahl Seen<lb/> bezeichnet (Albert Nyanza, L. Albert, Edward, L. Tangcmyika, Nyassa im<lb/> Westen; Rudolf, Baringo, Naiwaschasee im Osten). Durch die Gebirge ist<lb/> ferner das afrikanische Plateau in eine Anzahl von Schollen geteilt, die frucht¬<lb/> bar sind, wenn sie Feuchtigkeit haben, oder unfruchtbar und salzhaltig, wenn<lb/> sie trocken sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_952"> Das ganze geologische Gebilde, das eben geschildert worden ist, nennt<lb/> man den ostafrikanischen Graben. In ihm findet sich jetzt schon die höchste<lb/> Kultur und die dichteste Bevölkerung Afrikas, weil die Vorbedingungen dafür<lb/> vorhanden sind. Agrikultur und Bergbau verheißen aber in Zukunft mensch¬<lb/> lichem Fleiße im Gebiete des ostafrikanischen Grabens noch reichern Gewinn,<lb/> wem, die weiße Nasse auch hier ihre rastlose Thätigkeit in vollem Umfange<lb/> aufgenommen haben wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_953" next="#ID_954"> Die innere Geschichte Afrikas hat sich deshalb auch ganz natürlich in diesem<lb/> ostafrikanischen Graben abgespielt. Das Nilthal barg das älteste Kulturvolk<lb/> der Welt, und die Völkerschiebuugen, die in Afrika so lebhaft und andauernd ge¬<lb/> wesen sind, wie kaum in einem andern Kontinent, folgten dem Verlaufe des<lb/> ostafrikanischen Grabens. Erst die zweite Hälfte unsers Jahrhunderts brachte<lb/> Europa die Kenntnis von Jnnerafrika. Aber die ägyptischen Völker — und<lb/> von ihnen kam die Kunde auf Herodot und Ptolemäus — haben sich schon<lb/> im grauen Altertume eine eingehende Kenntnis von Jnnerafrika schaffen müssen.<lb/> Denn ihr Wohl und Wehe hängt von dem Verhalten der Nilquellen ab.<lb/> Die Länder im Quellgebiet des Nil und noch weiter südlich sind in der Neu-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0298]
Die Aufteilung Afrikas
Ostrande; am Westrande die äquatorialen Gebirgsmassen (Ruwenzori, Mfum-
birv), die Küstengebirge im Westen des Tangcmyika, die Wasserscheiden zwischen
Kongo und Sambesi. Diese vulkanischen Gebirgsmassen sind an sich schon
durch ihre geologische Zusammensetzung für Kulturentwicklung prädestiniert,
durch ihre Erhebung über das Niveau des afrikanischen Plateaus wird ihnen
aber noch das zu teil, was dem übrigen Afrika fehlt, nämlich Feuchtigkeit; an
den Gebirgen (ähnlich wie am Südabhang des Himalaya) fangen sich die
Zenithalregen (periodische, den Zenithstünden der zwischen den Wendekreisen hin-
uud hergehenden ^geozentrisch gesprochen^ Sonne folgende und von den Passaten
ins Land getriebne Regen); ferner haben diese Gebirgslandschaften Steiguugs-
regen, hervorgebracht durch die verschiednen Wärmeverhältuisse am Fuße und
am Gipfel der Gebirge. Aus diesen Gründen sind die Gebirgslandschaften in
Ostafrika fruchtbar.
Die andre topographische Erscheinung, die durch die meridioualen Risse
hervorgebracht ist, sind Senken, grubenartige Vertiefungen. Sie liegen in den
Bruchlinien entweder als humusreiche Thäler oder als langgestreckte Seen,
umrankt von den erwähnten Eruptionsmassen, die ihnen ihre überflüssige
Feuchtigkeit abgeben und sie auch fruchtbar machen. Durch eine solche Senkung
hat sich der Nil seinen Weg gesucht, andre werden durch eine Anzahl Seen
bezeichnet (Albert Nyanza, L. Albert, Edward, L. Tangcmyika, Nyassa im
Westen; Rudolf, Baringo, Naiwaschasee im Osten). Durch die Gebirge ist
ferner das afrikanische Plateau in eine Anzahl von Schollen geteilt, die frucht¬
bar sind, wenn sie Feuchtigkeit haben, oder unfruchtbar und salzhaltig, wenn
sie trocken sind.
Das ganze geologische Gebilde, das eben geschildert worden ist, nennt
man den ostafrikanischen Graben. In ihm findet sich jetzt schon die höchste
Kultur und die dichteste Bevölkerung Afrikas, weil die Vorbedingungen dafür
vorhanden sind. Agrikultur und Bergbau verheißen aber in Zukunft mensch¬
lichem Fleiße im Gebiete des ostafrikanischen Grabens noch reichern Gewinn,
wem, die weiße Nasse auch hier ihre rastlose Thätigkeit in vollem Umfange
aufgenommen haben wird.
Die innere Geschichte Afrikas hat sich deshalb auch ganz natürlich in diesem
ostafrikanischen Graben abgespielt. Das Nilthal barg das älteste Kulturvolk
der Welt, und die Völkerschiebuugen, die in Afrika so lebhaft und andauernd ge¬
wesen sind, wie kaum in einem andern Kontinent, folgten dem Verlaufe des
ostafrikanischen Grabens. Erst die zweite Hälfte unsers Jahrhunderts brachte
Europa die Kenntnis von Jnnerafrika. Aber die ägyptischen Völker — und
von ihnen kam die Kunde auf Herodot und Ptolemäus — haben sich schon
im grauen Altertume eine eingehende Kenntnis von Jnnerafrika schaffen müssen.
Denn ihr Wohl und Wehe hängt von dem Verhalten der Nilquellen ab.
Die Länder im Quellgebiet des Nil und noch weiter südlich sind in der Neu-
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