Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Dcis deutsche AonigsdraMa Vaterliebe Hufe -- die Bürgerhufen scheinen ursprünglich nicht mehr als zwanzig (Fortsetzung folgt) Das deutsche Königsdrama le religiösen und politische" Bewegungen der vierziger Jahre Grenzboten III 1899 34
Dcis deutsche AonigsdraMa Vaterliebe Hufe — die Bürgerhufen scheinen ursprünglich nicht mehr als zwanzig (Fortsetzung folgt) Das deutsche Königsdrama le religiösen und politische» Bewegungen der vierziger Jahre Grenzboten III 1899 34
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Dcis deutsche AonigsdraMa
Vaterliebe Hufe — die Bürgerhufen scheinen ursprünglich nicht mehr als zwanzig
Morgen enthalten zu haben — zu teilen hatte und im Besitzerwerb auf Un¬
kosten der Gemeinde nicht geschickt genug war. Mit ihrem Cineinnatus, der
von seiner Hände Arbeit auf einem winzigen Gütchen gelebt haben und zwei¬
mal nackt vom Pfluge geholt worden sein soll, um das Baterland als Diktator
zu retten, haben sich die Römer bis in die Kaiserzeit hinein gebrüstet, und er
soll beidemal gejammert haben, nun werde er nach der Ernte nichts zu essen
haben, da er sein Feld brach liegen lassen müsse. Auch den Menenius Agrippa,
den man sich wie Shakespeare gern als gemütlichen Bonvivant mit einem an¬
sehnlichen Bauche denkt, läßt die historische Sage blutarm sterben. Den
Fabricius läßt Dionys zu Pyrrhus sagen, er habe nur ein ganz kleines
Gütchen und außer dessen Ertrag keine Eiuncchmen, weder von ausgeliehenem
Gelde noch von Sklavenarbeit. Andrerseits gab es unter den Plebejern Leute
von Vermögen. Aber da die Patrizier von Haus aus Vollhufuer waren, die
Verfügung über den Staatsacker hatten und bei Streitigkeiten Recht sprachen,
die Plebejer der Mehrzahl nach von Haus aus arm waren und den Zugang
zur Neichtmnsquelle verschlossen fanden, so begann der Grundbesitz gar bald
sich in den Händen der Privilegierten anzuhäufen.
(Fortsetzung folgt)
Das deutsche Königsdrama
le religiösen und politische» Bewegungen der vierziger Jahre
hatten den höher Gebildeten unter den Deutschen mit besondrer
Deutlichkeit zum Bewußtsein gebracht, durch welche breite Kluft
das geistige Leben der großen Volksmassen geschieden war von
der Gedankenwelt der Schicht, die ihr Wissen und ihre Einsicht
vom Unterricht der Hochschulen herleitet. Deshalb zeigte sich im darauffolgenden
Jahrzehnt bei einer Reihe trefflicher Gelehrten der lebhafte Drang, an der
Herzensfreude über die Fortschritte der neu erwachten Naturstudien auch weitere
Kreise von Lernbegieriger teilnehmen zu lassen. Es erwuchs eine reiche, ja
überreiche, der Popularisierung der Naturwissenschaften gewidmete Litteratur.
Wie nicht zu verwundern ist, übertrieb der Eifer für die an sich gute und
löbliche Sache doch ganz gewaltig die Bedeutung und Tragweite der neu cr-
rungnen Erkenntnis. Ein seichter Materialismus glaubte in der einfachen
Verneinung des Geistes die Formel gefunden zu haben, womit sich alle Rätsel,
Grenzboten III 1899 34
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